Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1961, Seite 459

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 459 (NJ DDR 1961, S. 459); Diesen Gedanken steht eine Ausnahmeregelung, wonach bei Verbrechen gegen den Frieden und gegen den Staat sowie bei Mord die strafrechtliche Verantwortlichkeit bereits mit 14 Jahren beginnen soll, -nicht entgegen. Allerdings schlagen wir für diejenigen 14- und 15jährigen, die solche schweren Verbrechen begehen, eine obligatorische psychiatrische Begutachtung vor. Derart gesellschaftsgefährliche Verbrechen von 14- oder 15jährigen Tätern weisen verdächtig auf eine pathologische Entwicklung hm. Für spezielle Jugendstrafkammern! Wir haben oben dargelegt, wie vielschichtig die Ursachen der Jugendstraftaten manchmal sind. iEs handelt sich eben nicht nur um die gesamtgesellschaftliche Situation, sondern um die spezielle Reaktion des einzelnen Jugendlichen hierauf. Die Reaktion des einzelnen wird her wesentlich abhängig sein von seiner .Persönlichkeit sowie von den übrigen auf ihn einwir-kenden Faktoren, seinem häuslichen Milieu, evtl, durchgemachten Krankheiten usw. Wir haben gesagt, daß die Beurteilung der Zurechnungsfähigkeit jugendlicher Täter :für den Richter und manchmal sogar für den Sachverständigen schwierig ist. Es soll zugegeben werden, daß aus vielen Gründen ■die generelle Untersuchung aller Jugendlichen nicht möglich ist auch personell den Jugendpsychiatem nicht , so daß es bei der bisherigen Übung bleiben muß, nur dann, wenn sich schwerwiegende Verdachtsmomente bereits bei der Vernehmung oder in der Verhandlung ergeben, den Jugendlichen als unzurechnungsfähig zu erklären oder eine Begutachtung zu veranlassen. Tatsächlich hat die Erfahrung gezeigt, daß .einige Jugendrichter, bedingt durch ihre große Erfahrung auf diesem Gebiet und ihr psychiatrisches Interesse, sich einen ausgezeichneten Blick angeeignet haben, diejenigen Jugendlichen mit einer gewissen Sicherheit herauszufinden, die tatsächlich auf Grund ihrer Entwicklung unzurechnungsfähig sind. Nur der Erfahrung unserer Jugendrichter "verdanken wir es, daß hinsichtlich der Zurechnungsfähigkeit und der Anwendung geeigneter Maßnahmen zur Resozialisierung in den meisten Fällen richtig entschieden wurde. Gegen die Vorschläge zur Abschaffung der speziellen Jugendstrafkammem müssen wir schwerste Bedenken anmelden, und zwar aus vielen Gründen: Wir erleben es immer wieder, daß ein wesentlicher Unterschied besteht zwischen Verhandlungen gegen Jugendliche, die Richter durchführen, die sieh auf Jugendverfahren spezialisiert haben, und solchen vor den allgemeinen Strafkammern. Die Tatsache, daß von unseren Jugendlichen, die alle unter ähnlichen oder fast gleichen gesellschaftlichen Verhältnissen aufwachsen, nur ein relativ sehr .geringer Teil straffällig wird* muß doch zu der Frage führen, welche besonderen Bedingungen in diesen Fällen zusätzlich bestanden, daß die Straffälligkeit anftrat. Diese zusätzlichen Bedingungen sind aber unserer Auffassung nach in den meisten Fällen anders geartet als beim Erwachsenen. Sie können vom Richter der allgemeinen Strafkammer nicht annähernd so weit erkannt werden, daß er auch nur die Notwendigkeit einer Begutachtung sieht. Ein Jugendrichter bedarf, wie auch Göllnitz1* meint, ent-wicklungsbiologischer, jngendpsyehologischer, pädagogischer und psychopathologischer Kenntnisse, um die besonderen Verhältnisse des Jugendlichen und seine Probleme würdigen zu können. Auch wirken sich die Erkrankungen bzw. Störungen des Zentralnervensystems, die unter-§ 51 StGB fallen, beim Jugendlichen in grundsätzlich anderer Art aus als beim Erwachsenen. *8 Göllnitz, Gedanken und Wünsche für eine Neuordnung des Jugendgerichtsgesetzes, in: Psychiatrie, Neurologie und medizinische Psychologie 19lfo S. 392. Dem künftigen Richter wird die Arbeit zusätzlich noch dadurch erschwert, daß bis auf die forensische Medizin alle medizinischen Vorlesungen auch die forensische Psychiatrie und die Gerichtspsyehologie aus dem Vorlesungsplan der juristischen Fakultäten neuerdings gestrichen worden sind. In einer Zeit, in der die Beurteilung der Täterpersönlichkeit und der- Lebensumstände dem Juristen zur besonderen Aufgabe gemacht wird, wirkt das zumindestens unverständlich. Auch der überfüllte Studienplan der Juristen kann hierfür keine Entschuldigung ein. Wir befinden uns in völliger ''Übereinstimmung mit sämtlichen psychiatrischen Begutachtern, mit denen 'wir hierüber diskutierten, und mit dem Vorstand der DDR-Gesellschaft für Psychiatrie, wenn wir folgendes erklären: Wir können ■nicht erkennen, wie derjenige Richter, der sich mit Erwachsenen und mit Jugendlichen gleichzeitig zu beschäftigen hat und dem 016 entsprechende Ausbildung im Studium fehlt, die Zurechnungsfähigkeit eines Jugendlichen im neuen Strafrecht auch nur ■einigermaßen sicher wird beurteilen können. Gerade entgegengesetzt zu der Entwicklung bei uns verläuft anscheinend die Entwicklung in der Sowjetunion. Aleix e.je w und Srnbr ne w schreiben zu diesem Problem: „Die Vervollkommnung des Kampfes gegen Verbrechen Minderjähriger fordert auch eine qualifiziertere Verhandlung der gerichtlichen Verfahren; deshalb stellen die sowjetischen Rechtswissen-schaffler die Schaffung won speziellen Jugendkammern in den Vordergrund:“1® Wir sehen nicht ein, warum die Entwicklung die in der -Sowjetunion von gemeinsamen Strafkammern zu speziellen Jugendstrafkammem zu laufen scheint, bei uns in umgekehrter Richtung gehen und damit -nach unserer Auffassung einen erheblichen Rückschritt bringen soll. Die Zusammenarbeit zwischen Gesetzgeber und Rechtsprechung einerseits sowie den medizinischen Instanzen andererseits ist in den letzten Jahren häufig nicht so eng gewesen, wie es wünschenswert wäre. Wir .glauben, daß die in der jüngsten Vergangenheit zu spürende Abwendung des Interesses unserer Juristen von psychiatrischen und psychologischen Fragen, für die die Abschaffung der entsprechenden Vorlesungen nur ein Symptom zu sein scheint, besonders in unserer Zeit nicht glücklich istj-in der der Jurist seinen früher eingegrenzten Wirkungskreis verläßt, um nicht das einzelne Verbrechen zu bestrafen, sondern eine wirksame Verbrechensverhütung zu betreiben. Hierfür wäre unserer Ansicht nach eine wirkliche, echte Zusammenarbeit notwendig. Diese setzt aber eine wenigstens annähernde Kenntnis der Probleme und Arbeitsweisen der Mitarbeiter im viel enger zu gestaltenden Kollektiv voraus. 19 Alexejew/Smimow, Die Grundlagen für die Strafgesetzgebung der UdSSR und der Unionsrepubliken und einige Prägen der weiteren Entwicklung des sowjetischen Strafrechts, NJ.1960 S. 487. Hinweis für unsere Autoren! Um den Arbeitsablauf in der Redaktion zu vereinfachen, bitten wir Sie, künftig Ihre Manuskripte in zwei Exemplaren einzureichen. Die Manuskripte sollen einseitig und anderthalbzeilig beschrieben und mit einem Redigierrand von 7 cm versehen sein. Wir bitten auch, vor Einreichung des Manuskripts die Zitate sorgfältig zu prüfen. Die Redaktion 45 9;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 459 (NJ DDR 1961, S. 459) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Seite 459 (NJ DDR 1961, S. 459)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 15. Jahrgang 1961, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1961. Die Zeitschrift Neue Justiz im 15. Jahrgang 1961 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1961 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1961 auf Seite 864. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 15. Jahrgang 1961 (NJ DDR 1961, Nr. 1-24 v. 5.Jan.-Dez. 1961, S. 1-864).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedingungen ergebende Notwendigkeit der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zu gewährleisten. Der Einsatz der operativen Kräfte, Mittel und Methoden der Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zur Vorbeugung. Zur weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Vorbeugung und Bekämpfung feindlich-negativer Handlungen durch Staatssicherheit und die gesamte sozialistische Gesellschaft ist es daher unabdingbar, in die realen Wirkungszusam menhänge der Ursachen und Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen zu leiten und zu organisieren. Die Partei ist rechtzeitiger und umfassender über sich bildende Schwerpunkte von Ursachen und Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen als soziales und bis zu einem gewissen Grade auch als Einzelphänomen. Selbst im Einzelfall verlangt die Aufdeckung und Zurückdrängung, Neutralisierung Beseitigung der Ursachen und Bedingungen für das Zustandekommen derartiger Handlungen einzudringen. Die kriminologische Analyse des Zustandekommens feindlichnegativer Handlungen, ihrer Angriffsrichtungen, Erscheinungsformen. Begehungoweisen, der dabei angewandten Mittel und Methoden sowie die vom politischen System und der kapitalistischen Produktionsund Lebensweise ausgehenden spontan-anarchischen Wirkungen. Im Zusammenhang mit der Beantwortung der Frage nach den sozialen Ursachen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen geführt; werden. Die in der gesellschaftlichen Front Zusammenzuschließenden Kräf- müssen sicherheitspolitisch befähigt werden, aktiver das Entstehen solcher Faktoren zu bekämpfen, die zu Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen frühzeitig zu erkennen und unwirksam zu machen, Aus diesen Gründen ist es als eine ständige Aufgabe anzusehen, eins systematische Analyse der rategischen Lage des Imperialismus und der ihr entsprechenden aggressiven revanchistischen Politik des westdeutschen staatsmonopolistischen Kapitalismus und der daraus resultierenden raffinierteren feindlichen Tätigkeit der Geheimdienste und anderer Organisationen gegen die Deutsche Demokratische Republik und andere sozialistische Staaten oder gegen die Volksbewegung für Frieden und Demokratie in den kapitalistischen Ländern und demokratischen Nationalstaaten darstellen.

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