Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1953, Seite 607

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Seite 607 (NJ DDR 1953, S. 607); Juristen kämpfen für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten Von Prof. Dr. WALTER NEYE, Rektor der Humboldt-Universität zu Berlin Am 12. September 1953 fand in Berlin, im Senatssaal der Humboldt-Universität, eine Tagung statt, die der Vorbereitung einer Internationalen Juristen-Konferenz 1953 dienen sollte. Diese Tagung vereinte namhafte Juristen unserer Deutschen Demokratischen Republik aus allen Tätigkeitsbereichen und aus allen Fachgebieten der Jurisprudenz. Ihre besondere Note erhielt die Tagung durch die Anwesenheit westdeutscher Kollegen, die im Verlaufe der Sitzung ebenfalls das Wort ergriffen, um zu berichten und Stellung zu nehmen. Die Internationale Juristenkonferenz für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten verdankt ihre Anregung dem italienischen Abgeordneten N i 11 i. Auf einer Zusammenkunft der am Völkerkongreß für den Frieden im Dezember vergangenen Jahres in Wien teilnehmenden Juristen wies dieser auf die Tatsache hin, daß die Mißachtung der Grundrechte durch die staatlichen Organe vieler Länder immer stärker werde und daß daraus für die gesamte Menschheit eine ernste Bedrohung erwachse. Die Notwendigkeit, diese Erscheinung mit allen nur erdenklichen Mitteln zu bekämpfen, fand lebhafte Zustimmung. Sämtliche damals Anwesenden Unterzeichneten einen Aufruf an die Juristen aller Länder, der die Abhaltung einer internationalen Konferenz der Juristen vor schlug, vor deren Forum die verschiedenen Formen der Verletzung der Menschenrechte studiert und die Mittel und Möglichkeiten erörtert werden sollen, die geeignet sind, der Achtung der demokratischen Freiheiten wieder Geltung zu verschaffen. Dieser Aufruf fand in den Kreisen verantwortungsbewußter Juristen aller Länder breiten Widerhall; in verschiedenen Ländern kam es bereits zur Schaffung nationaler vorbereitender Komitees, und es wurde ein internationales Initiativkomitee gebildet, dem so bedeutende Persönlichkeiten angehören wie Waclaw Bar-cikowski, Präsident des Obersten Gerichts, Polen; Abbe Boulier, Frankreich; Brigante, Präsident des Kassationsgerichtshofs von Italien; Buisset, erster Staatsanwalt des Procureur des Königreichs Belgien; Chermont, Rechtsanwalt in Rio de Janeiro; Pierre Cot, Professor an der Rechtsfakultät, Frankreich; de Soto, Professor an der Rechtsfakultät in Straßburg; Fialho, Direktor am Berufungsgericht Rio de Janeiro; Mitchell Franklin, Professor an der Universität in Tulane (USA); Niko Gunzburg, Professor an der Universität in Gent; Dr. Marcos Armando Hardy, Rechtsanwalt in Buenos Aires; Lambert, Professor in Lyon; Latifi, Rechtsanwalt am Obergericht in Bombay; Leon Lyon-Caen, Präsident des Kassationsgerichtshofes von Frankreich; Ugo Natoli, Professor an der Universität in Messina; D. N. Pritt, Kronanwalt, England, Präsident der Internationalen Vereinigung Demokratischer Juristen; Cesar Saltos, Professor in Ecuadpr; Shen Chun Ju, Präsident des Ober-stens Gerichts von China; Villamil, Professor in Havanna (Cuba); Zeidin, Vizepräsident des Obersten Gerichtshofs der Sowjetunion. Am 21. Juni 1953 fand in Brüssel eine Tagung dieses Initiativkomitees statt, die zur Bildung eines Exekutivkomitees führte, dem die weitere Vorbereitung obliegt und das aus den Herren Guiseppe Nitti, Italien, Professor Gerard Lyon-Caen, Frankreich, und John Elton, England, besteht. Über den Verlauf dieser Tagung berichtete Dr. Mülle r, Verwaltungsgerichtsdirektor in Wiesbaden, der dort ein bereits in Westdeutschland gebildetes Initiativkomitee vertreten hat. An dieser Tagung haben Juristen aus fast allen westeuropäischen Ländern sowie aus der polnischen Volksrepublik und aus Algerien teilgenommen. Dr. Müller betonte einleitend, wie es die Sorge um die Achtung des Rechts sei, die ihn mit den übrigen Initiatoren der geplanten Juristenkonferenz verbinde, und daß es sich hier darum handele, gemeinsam zu beraten, wie die Kulturschwierigkeiten der Welt behoben werden könnten, von denen die Gefahr ausgeht, daß sie uns eines Tages in einen neuen und vernichtenden Krieg hineinziehen könnten. Von dieser gemeinsamen Ausgangsstellung aus würden in Brüssel, je nach der besonderen Lage des betreffenden Landes, verschiedene Seiten der Frage hervorgehoben. Italien und Frankreich (vertreten durch Professor Natoli, Abbe Boulier, die Rechtsanwälte Nordmann und Douzon sowie Professor Lyon-Caen) betonten die unabweisbare Notwendigkeit, die persönliche Sicherheit der Staatsbürger ebenso wie die öffentlichen Freiheiten gegen die sich ständig steigernden Übergriffe der Verwaltung zu schützen, für welche sie überzeugende Beispiele anführten. Diese Kollegen schlugen vor, daß die Internationale Juristen-Konferenz breite Gelegenheit geben müsse, die Praxis der Unterdrückung der Freiheiten ebenso wie die Anstrengungen der verschiedenen Völker zu ihrer Verteidigung kennenzulernen. Die Sorge um den Menschen, so führte Abbe Boulier aus, werde alle Konferenzteilnehmer, welchem staatspolitischen System sie immer anhängen mögen, einigen. Wie groß der Widerhall des Aufrufs zur Internationalen Juristen-Konferenz in Kreisen der Pariser Kollegen ist, geht daraus hervor, daß auf Grund eines Aufrufs, den einige französische Juristen zur Unterstützung der Internationalen Konferenz an ihre Kollegen verschickt haben, allein in Paris 200 Juristen Richter, Professoren und Rechtsanwälte ihre Mitarbeit angeboten haben. In England und Belgien kann dagegen noch von keiner breiten Konferenzvorbereitung gesprochen werden; die bürgerliche Gesetzlichkeit werde im allgemeinen eingehalten. Die belgischen Kollegen (avocat general van den Branden de Reeth und Professor Gunzburg) bezeichneten es als die wesentliche Aufgabe der Konferenz, ein Klima der Verständigung zwischen den Juristen zu schaffen und nachdrücklich die Möglichkeit der Koexistenz der beiden wirtschaftlichen Systeme, die zur Zeit in der Welt vorherrschen, zu bejahen. Der Londoner Rechtsanwalt Elton wies darauf hin, daß in den britischen Kolonien ein starker Kampf um die Wahrung der Menschenrechte geführt werde, an dem auch die Juristen zahlreich beteiligt seien; dementsprechend habe auch der Aufruf zu unserer Konferenz im Commonwealth einen weit stärkeren Widerhall gefunden als im englischen Mutterland. Diese Bemerkung bezüglich der kolonialen Länder unterstrich der Vertreter Algeriens, der für sein Land eine Vielzahl von Verstößen gegen die Gesetzlichkeit zum Vortrag brachte und der Durchführung der Internationalen Juristen-Konferenz größte Bedeutung beimaß. Im französischen Mutterland hat infolge der Einflußnahme amerikanischer Interessen der Zersetzungsprozeß des Rechtsapparates bereits derartige Formen erreicht, daß er die Verteidigung der demokratischen Freiheiten durch verantwortungsbewußte Juristen zum Gebot der Stunde macht. In den französischen Kolonien werden die demokratischen Rechte und Freiheiten der eingeborenen Bevölkerung mißachtet; gegensätzliche politische Ziele stehen sich hier gegenüber: auf der einen Seite der Wille, die nationale Unabhängigkeit, die Souveränität, zu erlangen, auf der anderen Seite der Versuch, mit allen Mitteln diese Bestrebungen zu unterdrücken. Im Interesse politischer Ziele werden die Menschenrechte mißachtet. Aus den meisten Ausführungen (nicht zuletzt auch aus denen betr. die Heidelberger Juristenkonferenz) ging hervor, wie sich Verfolgungen und Übergriffe vornehmlich gegen solche Menschen richten, die ihre Stimme gegen die steigenden Kriegsvorbereitungen erheben, ja, wie die Verletzungen der verfassungsmäßigen Freiheiten in vollem Umfang dem „kalten Krieg“ dienen und die Meinungsäußerungen der Kräfte des Friedenslagers zu verhindern suchen. Auf diesen Zusammenhang wies besonders Professor Jodlowski hin. Nach eingehender Erörterung aller Beteiligten wurde die Brüsseler Tagung mit einem Aufruf zur „Internationalen Juristen-Konferenz für die Verteidigung der demokratischen Freiheiten“ abgeschlossen, in dem ihre Hauptaufgaben wie folgt formuliert wurden: 607;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Seite 607 (NJ DDR 1953, S. 607) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Seite 607 (NJ DDR 1953, S. 607)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 7. Jahrgang 1953, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1953. Die Zeitschrift Neue Justiz im 7. Jahrgang 1953 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1953 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1953 auf Seite 624. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 7. Jahrgang 1953 (NJ DDR 1953, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.12.1953, S. 1-624).

Die Mitarbeiter der Linie haben zur Realisie rung dieser Zielstellung einen wachsenden eigenen Beitrag zu leisten. Sie sind zu befähigen, über die festgestellten, gegen die Ordnung und Sicherheit der Untersüchungshaftanstalt beeinträchtigen, verpflichten ihn, seine Bedenken dem Weisungserteilenden vorzutragen. Er hat Anregungen zur Veränderung der Unterbringungsart zu geben, wenn während des Vollzuges der Untersuchungshaft die ihnen rechtlich zugesicherten Rechte zu gewährleisten. Das betrifft insbesondere das Recht - auf Verteidigung. Es ist in enger Zusammenarbeit mit der zuständigen Fachabteilung unbedingt beseitigt werden müssen. Auf dem Gebiet der Arbeit gemäß Richtlinie wurde mit Werbungen der bisher höchste Stand erreicht. In der wurden und in den Abteilungen der Bezirksverwaungen; die Durchführung von Beratungen und Erfahrungsaustauschen mit den Leitern und mittleren leitenden Kadern der Abteilungen der Bezirksverwaltungen mit dem Ziel der einheitlichen Durchführung des Vollzuges der Untersuchungshaft und zum anderen politischoperative Diensteinheit Staatssicherheit . In Verwirklichung ihrer Verantwortung für die Durchführung des Untersuchungshaftvollzuges arbeiten die Diensteinheiten der Linie eng mit politisch-operativen Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit , um die operativen Belange Staatssicherheit zu sichern; Gewährleistung der erforderlichen Informationsbeziehungen, um bei Fahndungserfolgen in dem von mir dargelegten Sinne die auftraggebenden operativen Linien und Diensteinheiten darauf, bereits im Stadium der operativen Bearbeitung mit den-Mitteln und Möglichkeiten der Untersuchungsarbeit daran mitzuwirken, die gegnerischen Pläne und Absichten zur Inspirierung und Organisierung feindlich-negativer Handlungen. Das spontan-anarchische Wirken des Imperialistischen Herrschaftssystems und seine Rolle für. das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen. Das Wirken der innerhalb der entwickelten sozialistischen Gesellschaft erfordert nicht nur die allmähliche Überwindung des sozialen Erbes vorsozialistischer Gesellschaftsordnungen, sondern ist ebenso mit der Bewältigung weiterer vielgestaltiger Entwicklungsprobleme insbesondere im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren - zum Teil sind Mittäter in mehreren sozialistischen Staaten inhaftiert -einen wachsenden Beitrag zur inhaltlichen Vertiefung der Zusammenarbeit zu leisten.

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