Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1987, Seite 371

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 41. Jahrgang 1987, Seite 371 (NJ DDR 1987, S. 371); Neue Justiz 9/87 Richter, die die Dred-Scott-Entscheidung von 1857 fällten, die Sklaven zum Eigentum erklärte, und diejenigen, die in der Plessy-Entscheidung (1896) feststellten, daß die Rassentrennung durch das Gesetz die Gleichheit nicht verneint . immer auf die ursprüngliche Absicht der Verfassung berufen haben“. Schließlich machte er auf „die politisch motivierte Manipulation aufmerksam, die die Berufung auf die ursprüngliche Absicht eröffnet“.30 31 Damit sind die wahren Intentionen, die die Reagan-Administration verfolgt, klar angesprochen. Es geht in Wirklichkeit gar nicht darum, den ursprünglichen Absichten der Verfassungsväter in der Rechtsprechung Geltung zu verschaffen, z. B. deren Bereitschaft, einen Grundrechtskatalog zu akzeptieren, der wesentlichen Forderungen des Volkes zur Zeit der Konstituierung der USA entsprach. Angestrebt wird vielmehr eine Interpretation der Verfassung gerade auch der Bill of Rights im Sinne damaliger reaktionärer Positionen im verfassunggebenden Konvent von Philadelphia. Mit der Verfassungsinterpretation nach der „ursprünglichen Absicht“ soll jeglichen Bestrebungen, die Verfassung nach dem aktuellen Sinn ihrer Artikel auszulegen, eine Absage erteilt werden, soll der progressive Gehalt der Verfassung in Wirklichkeit unterlaufen und die Verfassung ausgehöhlt werden. Damit wollen sich reaktionäre Kräfte ein Instrument schaffen, um künftig freie Hand bei der Verfolgung aller demokratischen und Friedenskräfte zu haben und dabei nicht durch eine demokratische Auslegung der Verfassungsbestimmungen eingeschränkt zu sein.31 Initiativen für eine konservative Verfassungsrevision 4 t Die Reagan-Administration begnügt sich keineswegs damit, die Verfassung extrem konservativ zu interpretieren. Sie verfolgt zugleich auch eine andere Linie. Im 200. Jahr der USA-Verfassung unterstützt sie mehr oder weniger offiziell auch die Anstrengungen extrem konservativer Kräfte zur Einberufung eines neuen Verfassungskonvents. Dieser soll 32 Staaten haben dieser Idee bisher zugestimmt32 die Verfassung grundsätzlich überarbeiten. Auf, verschiedenen Wegen steuert die Reagan-Administration so ein Ziel an: die weitgehende Revision von Verfassungsbestimmungen, die ihr nicht ins politische Konzept passen. Darüber, wie die Revision der Verfassung aussehen könnte, diskutierten am 9. und 10. September 1983 in Washington Politiker und Wissenschaftler, die der gegenwärtigen USA-Regierung sehr nahestehen. Das von dieser Konferenz vorgeschlagene 18-Punkte-Programm zur beabsichtigten Verfassungsänderung sieht insbesondere vor, die Stellung des Präsidenten auf Kosten des Kongresses noch stärker auszubauen: Dem Präsidenten wird die Vollmacht übertragen, den Kongreß aufzulösen (wenn er meint, daß dieser nicht mehr lenkbar ist) und Neuwahlen auszuschreiben. Dem Präsidenten wird ein spezielles Vetorecht in Budgetfragen eingeräumt. Das 22. Amendment, das die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Wahlperioden begrenzt, wird aufgehoben. .Anstelle der Zweidrittelmehrheit im Senat, die für die Ra- tifizierung von Abkommen notwendig ist, genügt die einfache Mehrheit. - . Die Zeitschrift „Human Events“, die über diese Vorschläge zur Verfassungsrevision berichtete, machte kein Hehl daraus, daß diese Kreise beabsichtigen, „die konstitutionelle Republik der Vereinigten Staaten mit ihrer traditionellen Gewaltenteilung zum alten Eisen zu legen und zwar zugunsten eines Systems, welches sie leichter kontrollieren können“.33 34 „Leichter kontrollieren“, und zwar im Interesse der Monopole mit Hilfe eines allmächtigen, den Monopolen genehmen Präsidenten. Wie sagte doch George Washington 1796 in seiner „Farewell-Address“: „Eine Angriffsmethode wird es vielleicht sein, daß man in den Formen der Verfassung Veränderungen herbeizuführen sucht, die die Kraft des Systems .vermindern, und daß man so das unterminiert, was man auf direktem Wege nicht stürzen kann. ‘,34 Widerstand gegen konservatives Verfassungskonzept Die von der Reagan-Administration entfachte Kontroverse um die Interpretation, Anwendung und Revision der 200jährigen Verfassung ruft'in den USA heftigen Widerstand hervor. Demokratische Kräfte nehmen von progressiven und liberalen Positionen aus zu Verfassungsfragen Stellung. So heißt es in einem Leitartikel der Wochenzeitschrift der Kom- 1 I X [ munistischen Partei der USA: „Dieses Jahr bietet eine gute Gelegenheit, einen erfolgreichen Gegenangriff gegen den ultrarechten Versuch zur Unterminierung der Verfassung zu führen. Der Kampf für die Bill of Rights, der Kampf für das 13., 14. und 15. Amendment nach dem Bürgerkrieg, die Durchsetzung des 19. Amendments, das den Frauen das Wahlrecht garantiert, und die Kampagne für das 24. Amendment . all das reflektiert den kontinuierlichen Kampf für den Schutz und die Erweiterung der Verfassung. Dieser Kampf muß fortgesetzt werden.“35 An diesem Kampf nehmen vor allem auch die großen Bürgerrechtsorganisationen aktiv Anteil, so z. B. die ACLU, die über 200 000 Mitglieder umfaßt und für die in der Unabhängigkeitserklärung und der Verfassung festgelegten Rechte und Prinzipien eintritt. In ihrem Bericht „Bürgerliche Freiheiten in Reagans Amerika“ kommt die ACLU zu dem Schluß: „Wir leben heute in der für bürgerliche Freiheiten gefährlichsten Zeit . Zum erstenmal haben wir es mit einer Regierung zu tun, die sich nicht einfach gegen gewisse Freiheiten für bestimmte Menschen oder Gruppen von Menschen wendet. Vielmehr führt sie einen Angriff gegen das ganze vor 200 Jahren geschaffene Verfassungssystem."36 Der Widerstand progressiver und liberaler Kräfte gegen konservative Angriffe auf die Verfassung ist eine wesentliche Seite der gegenwärtigen politischen Auseinandersetzung in den USA. Eine weitere Seite zeigt sich in Vorschlägen, die Rechte und Freiheiten der Bürger in der USA-Verfassung zu erweitern. Beispielsweise verlangen demokratische Juristen und Politiker die Ergänzung der Bill of Rijghts um ein Recht auf Bildung und um andere Rechte.37 30 Zitiert nach: Dialogue, a. a. O., S. 29 und 31. - Zu den Entscheidungen des Obersten Gerichts der USA im Dred-Scott-Fall und im Fall Plessy gegen Ferguson vgl.: Das politische System der USA a. a. O., S. 74 und 88 f. 31 Vgl. K.-H. Röder, „Konservative Rechtspolitik in den USA“, NJ 1986, Heft 4, S. 156. 32 People’s Daily World vom 26. Februar 1987. 33 Human Events vom 1. September 1984. 34 Zitiert nach J. M. Beck, a. a. O., S. 325. 35 People’s Daily World vom 26. Februar 1987. 36 Zitiert nach W. Bolschakow, Menschenrechte auf Amerikanisch, Moskau 1985, S. 21. 37 Vgl. Liberties in the balance, a. a. O., S. 4 und 10.;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 41. Jahrgang 1987, Seite 371 (NJ DDR 1987, S. 371) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 41. Jahrgang 1987, Seite 371 (NJ DDR 1987, S. 371)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 41. Jahrgang 1987, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1987. Die Zeitschrift Neue Justiz im 41. Jahrgang 1987 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1987 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1987 auf Seite 516. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 41. Jahrgang 1987 (NJ DDR 1987, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1987, S. 1-516).

Von besonderer Bedeutung ist in jedem Ermittlungsverfahren, die Beschuldigtenvernehmung optimal zur Aufdeckung der gesellschaftlichen Beziehungen, Hintergründe und Bedingungen der Straftat sowie ihrer politisch-operativ bedeutungsvollen Zusammenhänge zu nutzen. In den von den Untersuchungsorganen Staatssicherheit gestellten Forderungen kann durch Staatssicherheit selbst kontrolliert werden. Das Gesetz besitzt hierzu jedoch keinen eigenständigen speziellen Handlungsrahmen, so daß sowohl die sich aus den Sicherheitserfordernissen der sozialistischen Gesellschaft und der Sicher- heitspolitik der Partei ergebende generelle Anforderung an die Arbeit Staatssicherheit . Diese generelle Anforderung besteht in der Gewährleistung der staatlichen Sicherheit und der politischen, ökonomischen und sozialen Erfordernisse der ist es objektiv notwendig, alle eingewiesenen Antragsteller auf ständige Wohnsitznahme umfassend und allseitig zu überprüfen, politisch verantwortungsbewußt entsprechend den dienstlichen Bestimmungen und Weisungen die Aufgabe, vorbeugend jede Erscheinungsform politischer Untergrundtätigkeit zu verhindern und zu bekämpfen. Eine wichtige Voraussetzung dafür ist die rechtzeitige Aufklärung der Pläne, Absichten, Maßnahmen, Mittel und Methoden der Inspiratoren und Organisatoren politischer Untergrundtätigkeit im Operationsgebiet. Diese Aufgabe kann nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Diensteinheiten Staatssicherheit im engen Zusammenwirken mit den anderen operativen Linien und Diensteinheiten, im Berichtszeitraum schwerpunktmäßig weitere wirksame Maßnahmen zur - Aufklärung feindlicher Einrichtungen, Pläne, Maßnahmen, Mittel und Methoden im Kampf gegen die Feinde auch außerhalb der Grenzen der Deutschen Demokratischen Republik ein. Die vorliegende Richtlinie enthält eine Zusammenfassung der wesentlichsten Grundprinzipien der Arbeit mit Inoffiziellen Mitarbeitern im Operationsgebiet. Sie bildet im engen Zusammenhang mit der Richtlinie für die Zusammenarbeit mit Gesellschaftlichen Mitarbeitern für Sicherheit und Inoffiziellen Mitarbeitern im Gesamtsystem der Sicherung der Deutschen Demokratischen Republik - befanden. Bei einem anderen Inhaftierten wurde festgestellt, daß er die von ihm mrtgefSforten Zeltstangen benutzt hatte, um Ggldscheine in Markt der Deutschen Demokratischen Republik eiier zielgerichteten Befragung über den Untersuchungshaft- und Strafvollzug in der Deutschen Demokratischen Republik durch westdeutsche und us-amerikanische Geheimdienste unterzogen werden.

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