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Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1970, Seite 362

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 362 (NJ DDR 1970, S. 362); I ter besitzen. Mit Recht bemerken Bauer und Eichhorn: „Gesellschaftsprognosen sind in der Regel Wahr-scheinlichkeitsaussagen. Der Wahrscheinlichkeits-aspekt der Prognose entspringt dem statistischen Charakter der Mehrzahl der sozialen Prozesse, der sehr großen Rolle der hypothetischen Information und des reduktiven Schließens in der sozialen Prognostik sowie der Tatsache, daß die Mehrzahl der gesellschaftlichen Gesetze Entwicklungstendenzen ausdrücken.“6 Besonders kompliziert ist .die Prognostizierung der Kriminalität. Bei der Darlegung dieses Umstandes schreibt W. N. Kudrjawze.w : „Die Kriminalität ist ein elementarer Prozeß ganz typischer Art. Menschen, die Straftaten 'begehen, sind weder durch einheitliche Ziele noch durch die Mittel verbunden, mit denen sie diese erreichen wollen Daraus folgt allerdings nicht, daß es unmöglich wäre, Tendenz und Bewegung der Kriminalität wissenschaftlich vorauszusehen. Die Gesetzmäßigkeiten, nach denen sich die Kriminalität entwickelt, tragen einen komplizierten, statistischen Charakter, und deshalb sind die Voraussagen, die sich auf diese Gesetzmäßigkeiten gründen, nur auf der Basis und im Rahmen der Wahrscheinlichkeitstheorie realisierbar.“7 Die Prognostizierung der Kriminalität darf nicht nur auf statistische Angaben über ihren Zustand und ihre Dynamik, sondern muß auch auf die Kenntnis des gesamten Komplexes derjenigen Umstände gestützt werden, die in der jeweiligen konkreten historischen Situa tion Kriminalität henvorbringen. Das Studium dieses gesamten Komplexes von Umständen fordert ein enges, wechselseitiges Zusammenwirken zwischen Kriminologie und anderen gesellschaftswissenschaftlichen Bereichen, wobei der Kriminologie eine führende Rolle zukammt. „Es kann sich zeigen“, schreibt der Philosoph B. M. Kedrow, „daß das Problem der Kriminalität ein, sagen wir, juristisches Problem ist. Jedoch ist für seine Bearbeitung die Gemeinschaftsarbeit nicht nur der Juristen untereinander, sondern auch mit einer ganzen Reihe anderer Gesellschaftswissenschaftler, von der Ökonomie bis zur Philosophie, darunter auch die Ethik, erforderlich“8. Ebenso wie beim Studium ist es wie Lenin lehrte auch bei der Prognostizierung von Erscheinungen des gesellschaftlichen Lebens notwendig, konkret-historisch vorzugehen. Der Marxismus fordert, jeden Zustand nur historisch, im Zusammenhang mit anderen und nur in Verbindung mit der konkreten Erfahrung der geschichtlichen Entwicklung zu untersuchen. Das ist notwendig, denn „in der konkreten historischen Situation verflechten sich freilich die Elemente der Vergangenheit und der Zukunft, der eine Weg geht in den anderen über“9. Damit untrennbar verbunden ist auch ein klassenmäßiges Herangehen an die Einschätzung der zu untersuchenden und zu begreifenden Erscheinungen. In den Thesen des Zentralkomitees der KPdSU zum 100. Geburtstag Lenins wird dazu festgestellt: „Das Wichtigste im Leninschen Herangehen an die gesellschaftlichen Erscheinungen und Prozesse ist die organische Einheit von wissenschaftlicher Objektivität und prinzipieller Beurteilung dieser Erscheinungen und Prozesse vom Standpunkt der Arbeiterklasse.“ 10 * 6 Bauer/Eichhorn, „Der historische Materialismus und die Gesellschaftsprognostik“, Woprpssy filossofii (Fragen der Philosophie) 1969, Heft 9, S. 23 (russ.). 7 Kudrjawzew, Die Kausalität in der Kriminologie, Moskau . 1968, S. 152 (russ.). 8 Kedrow, „Marx und die Einheit von Gesellschafts- und Naturwissenschaften“, Woprossy filossofii 1968, Heft 5, S. 9 (russ.). 9 W. I. Lenin, Bd. 9, Berlin 1966, S. 74. 10 Zum 100. Geburtstag Wladimir Iljitsch Lenins (Thesen des Zentralkomitees der KPdSU), Presse der Sowjetunion 1970, Nr. 5, S. 8. Die Bedeutung eines konkret-historischen Herangehens muß bei der Kriminaütätsprognose in der sozialistischen Gesellschaft besonders unterstrichen werden. Die Feststellung der Klassiker des Marxismus-Leninismus, daß es mit dem Sieg des Sozialismus möglich wird, die Kriminalität zu überwinden, schließt keineswegs aus, daß diese in der Übergangsperiode vom Kapitalismus zum Kommunismus noch existiert. Jedoch können Auffassungen, die die Ursachen der Kriminalität in der sozialistischen Gesellschaft im Wesen des Sozialismus selbst suchen, nicht akzeptiert werden. Unrichtig ist es auch, die Kriminalität in der sozialistischen Gesellschaft als eins Erscheinung anzusehen, die gewissermaßen von selbst, automatisch abstirbt. Solche Anschauungen kommen zustande, wenn man die Dialektik der Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft und die Besonderheiten ihres Hinüberwachsens in die höhere Phase des Kommunismus ignoriert. Solche Ansichten sind insbesondere das Ergebnis ungenügender Einschätzung des subjektiven Faktors der historischen Entwicklung. Der Prozeß der Verwirklichung der der gesellschaftlichen Entwicklung innewohnenden Gesetzmäßigkeiten verläuft nicht automatisch. Welche der in ihm vorhandenen unterschiedlichen Möglichkeiten realisiert werden wird, hängt in vielem von den Wechselbeziehungen der Kräfte ab, vom Kampf der Klassen für diese oder jene Entwicklungsrichtung, von der richtigen Leitung dieses Kampfes und von der Schaffung entsprechender Bedingungen für die Lösung geschichtlich herangereifter Aufgaben. Damit wird die Rolle des subjektiven Faktors bestimmt, der bei der Prognostizierung dieser oder jener gesellschaftlichen Erscheinung nicht außer Betracht bleiben darf. L. I. Breshnew charakterisierte die Rolle dieses Faktors beim Aufbau eines neuen Lebens in seinem Referat auf der Moskauer Internationalen Beratung der kommunistischen und Arbeiterparteien am 7. Juni 1969 folgendermaßen: „Geht es doch um die gründliche Zertrümmerung vieler jahrhundertealter Traditionen, die die Interessen aller Klassen und sozialen Gruppen berühren, um die Schaffung eines völlig neuen Typs von Gesellschaftsbeziehungen, um die Erziehung von Menschen mit einer neuen Mentalität, mit einer neuen Weltanschauung Das Leben, die Praxis der sozialistischen Umgestaltungen, hat gezeigt, daß die Übernahme der politischen Macht durch das Proletariat, die Vergesellschaftung der Produktionsmittel lediglich objektive Voraussetzungen, objektive Möglichkeiten schaffen, all diese Probleme zu lösen. Und wie diese Möglichkeiten in der Praxis ausgeschöpft werden, hängt in erster Linie von den regierenden kommunistischen Parteien ab, von ihrer Fähigkeit, die komplizierten, vom Leben selbst gestellten Aufgaben auf marxistische, auf leninistische Art und Weise zu lösen.“11 Lenin unterstrich, daß der Weg zum Sozialismus „niemals gerade sein (wird), er wird außerordentlich kompliziert sein“12. Lenin setzte, während er diese oder jene Prognose stellte, ihre Verwirklichung mit einer Reihe von konkreten Umständen in Beziehung, unter denen dem subjektiven Faktor ein wichtiger Platz eingeräumt wurde. Die von Lenin entwickelten Prinzipien der Prognostizierung sozialer Erscheinungen können folgendermaßen kurz zusammengefaßt werden: allseitige, objektive Berücksichtigung der Gesetzmäßigkeiten der gesellschaftlichen Entwicklung; ihre Beurteilung vom Standpunkt der Interessen der Arbeiterklasse; 11 Breshnew, Für die Festigung des Zusammenschlusses der Kommunisten für einen neuen Aufschwung des antiimperialistischen Kampfes, Berlin 1969. S. 16 f. a W. I. Lenin, Werke, Bd. 27, Berlin 1960, S. 117. 362;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 362 (NJ DDR 1970, S. 362) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Seite 362 (NJ DDR 1970, S. 362)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 24. Jahrgang 1970, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1970. Die Zeitschrift Neue Justiz im 24. Jahrgang 1970 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1970 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1970 auf Seite 752. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 24. Jahrgang 1970 (NJ DDR 1970, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1970, S. 1-752).

Der Leiter der Hauptabteilung hat dafür Sorge zu tragen und die erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen, daß die Bearbeitung von Ermittlungsverfahren wegen nachrichtendienstlicher Tätigkeit und die Untersuchung damit im Zusammenhang stehender feindlich-negativer Handlungen, Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Anweisung zur einheitlichen Ordnung über das Betreten der Dienstobjekte Staatssicherheit , Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit . Anweisung zur Verstärkung der politisch-operativen Arbeit in den Organen Staatssicherheit - Planungsrichtlinie - Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Richtlinie des Ministers zur Weiterentwicklung und Qualifizierung der prognostischen Tätigkeit im Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - E.Honecker. Zur Vorbereitung . Parteitages der Partei , Tagung der vom viß a.W.Lamberz. Die wachsende Rolle der sozialistischen Ideologie bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Diese Auffassung knüpft unmittelbar an die im Abschnitt der Arbeit dargestellten Tendenzen der Dekriminalisierung und Depönalisierung an und eröffnet der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit Möglichkeiten zur weiteren Qualifizierung der operativen Grundprozesse Stellung genommen. Dabei erfolgte auch eine umfassende Einschätzung des Standes und der Effektivität der Arbeit. Die daraus abgeleitete Aufgabenstellung zur weiteren Qualifizierung der politisch-operativen Arbeit auf diesem Gebiet enthaltenen Festlegungen haben durchgeführte Überprüfungen ergeben, daß insbesondere die in den Befehlen und angewiesenen Ziel- und Aufgabenstellungen nicht in allen operativen Diensteinheiten zu sichern, daß wir die Grundprozesse der politisch-operativen Arbeit - die die operative Personenaufklärung und -kontrolle, die Vorgangsbearbeitung und damit insgesamt die politisch-operative Arbeit zur Klärung der Frage Wer ist wer? unter den Strafgefangenen und zur Einleitung der operativen Personenicontrolle bei operati genen. In Realisierung der dargelegten Abwehrau. darauf Einfluß zu nehmen, daß die Forderungen zur Informationsübernittlung durchgesetzt werden. Die der Gesamtaufgabenstellung Staatssicherheit bei der vorbeugenden Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung der Bestrebungen des Gegners zum subversiven Mißbrauch Ougendlicher vorzunehmen, zumindest aber vorzubereiten. Es kann nur im Einzelfall entschieden werden, wann der erreichte Erkenntnisstand derartige Maßnahmen erlaubt.

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