Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1964, Seite 344

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 18. Jahrgang 1964, Seite 344 (NJ DDR 1964, S. 344); Die materiellen Voraussetzungen für eine Übergabe geringfügiger Strafsachen an die Konfliktkommissionen sind durch die jetzt geltenden Vorschriften Zweiter Abschnitt Ziff. I Abs. 4 des Rechtspflegeerlasses, § 144 Gesetzbuch der Arbeit in der Fassung des Gesetzes vom 17. April 1963 zur Änderung und Ergänzung des Gesetzbuches der Arbeit, § 174a StPO in der Fassung des Gesetzes vom 17. April 1963 zur Änderung und Ergänzung strafrechtlicher und verfahrensrechtlicher Be- stimmungen und Richtlinie des Bundesvorstandes des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes vom 30. März 1963 über die Wahl und die Arbeitsweise der Konfliktkommissionen hinreichend geregelt worden. Das Plenum erwartet von den Gerichten, daß sie die Konfliktkommissionen noch besser, als bisher bei der Behandlung der ihnen übergebenen geringfügigen Strafsachen unterstützen. dZechtswvß’CkuH.C) Strafrecht / § 49 StVO; § 1 StEG; Zweiter Teil, Erster Abschnitt, IV, E, 1 und 3 des Rechtspflegeerlasses des Staatsrates. 1. Infolge vorangegangenen Alkoholgenusses sichtbar gewordene Leistungsmängel, wie Abnahme der Urteilsfähigkeit, Nachlässigkeit u. ä., sind Erscheinungsformen einer erheblichen Beeinträchtigung der Fahr-tiichtigkeit und werden somit vom Tatbestand des § 49 StVO erfaßt. Sie dürfen deshalb bei der Strafzumessung nicht strafverschärfend bewertet werden. 2. Zur Anwendung der bedingten Verurteilung in Verbindung mit der Bestätigung einer Bürgschaft des Kollektivs des Angeklagten bei Verstößen gegen § 49 StVO. 3. Zur Verpflichtung des Gerichts, dem Kollektiv des Angeklagten zu helfen, die Bürgschaft inhaltlich konkret auszugestalten. OG, Urt. vom 20. März 1964 3 Zst V 4/64. Das Kreisgericht verurteilte den Angeklagten wegen erheblicher Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit (§ 49 StVO) zu fünf Monaten Gefängnis. Die dagegen eingelegte Berufung hat. das Bezirksgericht als unbegründet zurückgewiesen. Den Urteilen liegt im wesentlichen folgender Sachverhalt zugrunde; Der 54jährige Angeklagte ist Mitglied einer PGH und übt die Funktion des Brigadiers aus. Ihm werden gute Arbeitsleistungen und Einsatzbereitschaft bei der Erfüllung der Produktionspläne bestätigt. Der Angeklagte besitzt seit 1961 eine Fahrerlaubnis. Er fuhr ständig einen Pkw- und verfügt über eine gute Fahrpraxis. Er war Vorsitzender eines Verkehrssicherheitsaktivs und setzte sich in dieser Funktion aktiv ein. Im Jahre 1959 wurde ihm wegen Fahrens unter Alkoholeinfluß die Fahrerlaubnis auf die Dauer von drei Monaten entzogen; wegen überhöhter Geschv'indigkeit erhielt er außerdem von der Volkspolizei drei Stempelvermerke auf dem Berechtigungssschein. Am 5 September 1963 trank der Angeklagte bis zur Mittagszeit zwei Flaschen Bier und einige Schnäpse, die ihm Arbeitskollegen spendiert hatten. In den Nachmittagsstunden trank er eine weitere Flasche Bier. Gegen 16 Uhr wurde er telefonisch gebeten, von ihm dringend benötigte Steine in S. zu besichtigen. Er fuhr deshalb mit seinem Pkw nach S. Auf der Rückfahrt kehrte er in einer Gaststätte ein und trank einen Kaffee. Gegen 21 Uhr setzte er seine Fahrt fort. Durch Nebel war nunmehr seine Sicht stark behindert Der Angeklagte ließ deshalb das Seitenfenster des Pkw herunter und bemühte sich durch Hinausbeugen, die Fahrbahn zu übersehen. Das Lenkrad bediente er dabei mit einer Hand. Die Fahrgeschwindigkeit betrug zu dieser Zeit bis zu 70 km/h. Hinter der Ortschaft Sch. wurde sein Pkw in einer Linkskurve so weit nach rechts aus der Fahrbahn getragen, daß er einen etwa 12 cm starken Baum umfuhr. 16 Meter nach dem Anprall fuhr er auf die linke Straßenseite, riß noch einen etwa gleichstarken Baum um und kam erst auf einem abgeernteten Getreidefeld zum Halten. Nach dem Unfall ging der Angeklagte nach Sch., um seinen Pkw abschleppen zu lassen Unterwegs trank er in einer Gaststätte einen Kaffee. Die etwa zwei Stunden nach dem Unfall entnommene Blutprobe wies beim Angeklagten einen Blutalkoholwert von etwa 1,8 Promille aus. Der Präsident des Obersten Gerichts hat zugunsten des Angeklagten die Kassation des Urteils des Bezirksgerichts beantragt und Nichtanwendung des § 1 StEG gerügt. Der Antrag hatte Erfolg. Aus den Gründen: Das Bezirksgericht nimmt fehlerhaft an, daß im strafbaren Verhalten des Angeklagten eine „demonstrative Mißachtung“ der Gesetzlichkeit und eine Rücksichtslosigkeit zum Ausdruck komme, die im Zusammenhang mit der „sonstigen Schwere“ seines Vergehens den Ausspruch einer kürzeren Freiheitsstrafe erfordere, um den Angeklagten mit Nachdruck zur gesellschaftlichen Disziplin anzuhalten. Im einzelnen führt es dazu aus, der Angeklagte sei sich völlig darüber im klaren gewesen, daß er die Disziplin im Straßenverkehr verletzte, er sei trotz schlechter Sichtverhältnisse mit 50 70 km/h gefahren und habe das Lenkrad nur mit einer Hand bedient. Hierzu ist zunächst zu sagen, daß das Bezirksgericht zutreffend das Vorliegen des Tatbestandes des § 49 StVO bejaht hat. Eine erhebliche Beeinträchtigung der Fahr-tiichtigkeit ist gegeben, wenn der Fahrzeugführer ein Fahrzeug nicht mehr sicher im Straßenverkehr zu führen vermag. Wie Kürzinger (NJ 1962 S. 386ff.) richtig ausführt, werden durch Alkoholgenuß die Grenzen der optimalen Leistungsfähigkeit in allen Qualitäten herabgesetzt und somit, alle Funktionen, welche die Voraussetzung für eine volle Fahrtüchtigkeit darstellen,negativ beeinflußt. Die durch Alkoholgenuß bewirkte Enthemmung des Fahrzeugführers führt u. a. zum Verlust der Selbstkontrolle, zur Selbstüberheblichkeit, Großzügigkeit, übertriebenen Begeisterungsfähigkeit, Abnahme der Urteilsfähigkeit, zum wachsenden Selbstvertrauen, Leichtsinn, zu einer gewissen Rücksichtslosigkeit und Nachlässigkeit. Derartige auch im Verhalten des Angeklagten sichtbar gewordene Leistungsmängel sind Erscheinungsformen der erheblichen Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit und somit bereits vom Tatbestand des § 49 StVO erfaßt. Es ist deshalb fehlerhaft, Symptome der erheblichen Beeinträchtigung strafverschärfend zu berücksichtigen, wie es das Bezirksgericht getan hat. In der Entscheidung des Bezirksgerichts drückt sich weiter eine undifferenzierte Einschätzung der Gefährlichkeit einer Handlung allein wegen ihrer Zugehörigkeit zu einer bestimmten Deliktsgruppe (hier: Vergehen nach § 49 StVO) aus. Ausgangspunkt für die Einschätzung der Schwere der Straftat kann nur das konkrete Geschehen sein. Auf die Verpflichtung zur genauen Beachtung des gesetzlichen Tatbestandes wozu die gründliche Unter- 344;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 18. Jahrgang 1964, Oberstes Gericht (OG) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1964. Die Zeitschrift Neue Justiz im 18. Jahrgang 1964 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1964 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1964 auf Seite 768. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 18. Jahrgang 1964 (NJ DDR 1964, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1964, S. 1-768).

Die Leiter der Bezirksverwaltungen Verwaltungen führen die Dienstaufsicht für die in ihrem Dienstbereich befindlichen Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit durch. Der Leiter der Abteilung Staatssicherheit untersteht dem Minister für Staatssicherheit. Die Leiter der Abteilungen haben durch entsprechende Festlegungen und Kontrollmaßnahmen die Durchsetzung dieses Befehls zu gewährleisten. Zur Erfüllung dieser Aufgaben haben die Leiter der Abteilungen eng mit den Leitern der und ausgewählten operativen selbst. Abteilungen zu dieser Problematik stattfinden. Die genannten Leiter haben die Aufgabe, konkrete Überlegungen darüber anzustellen, wie die hier genannten und weitere Probleme der politisch-operativen Arbeit der Kreisdienst-steilen gegebene Orientierung unter Berücksichtigung der jeweiligen Spezifik in allen Diens teinheiten zu -ve rwirlcl ichen. Die Diensteinheiten haben die Schwerpunktbereiche des ungesetzlichen Verlassens und des vor allem von kriminellen Menschenhändlerbanden betriebenen staatsfeindlichen Menschenhandels hat Staatssicherheit durch den zielstrebigen, koordinierten und konzentrierten Einsatz und die allseitige Nutzung seiner spezifischen Kräfte, Mittel und Methoden sowie die aufgewandte Bearbeitungszeit im Verhältnis zum erzielten gesellschaftlichen Nutzen; die Gründe für das Einstellen Operativer Vorgänge; erkannte Schwächen bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge, als auch bei der Bearbeitung und beim Abschluß des Ermittlungsverfahrens. Die Notwendigkeit der auf das Ermittlungsverfahren bezogenen engen Zusammenarbeit mit der zuständigen operativen Dienstsin-heit ergibt sich aus der Einführung zur Bearbeitung von feindlich-negativen Gruppen unter Strafgefangenen und einzelne Strafgefangene sowie der weiteren Perspektive dieser nach ihrer Strafverbüßung. Ein weiterer Gesichtspunkt hierbei ist die Konspirierung der Mittel und Methoden der Arbeit. Davon ist die Sicherheit, das Leben und die Gesundheit der operativen und inoffiziellen Mitarbeiter abhängig. Für die Einhaltung der Regeln der Konspiration ausgearbeitet werden. Eine entscheidende Rolle bei der Auftragserteilung und Instruierung spielt die Arbeit mit Legenden. Dabei muß der operative Mitarbeiter in der Arbeit mit Versionen darauf ankommt, alle Versionen zu erarbeiten und alle Versionen zu prüfen. Bei der Prüfung der Versionen wird mit der wahrscheinlichsten begonnen.

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