Neue Justiz, Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft 1960, Seite 702

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Seite 702 (NJ DDR 1960, S. 702); Universität war, der streitbare Theologe und Philosoph Schleiermacher, die Mediziner Hufeland und Reil. Das Programm der jungen Universität und der hohe wissenschaftliche Rang ihrer Gründer machten sie schnell zu einem geistigen Zentrum Deutschlands. Die bedeutendsten deutschen Gelehrten jener Zeit sahen es deshalb als eine hohe Ehre an, einen Ruf an die Berliner Universität zu erhalten. Unter den Professoren aus den ersten vier Jahrzehnten finden wir die Sprach- und Literaturforscher August und Wilhelm Schlegel, Jakob und Wilhelm Grimm, den Rechtsgelehrten Eduard Gans und den größten deutschen bürgerlichen Philosophen, den Nachfolger Fichtes auf dem Lehrstuhl für Philosophie, Georg Wilhelm Friedrich Hegel und viele andere. Diese Fülle hervorragender Lehrer machte die Berliner Universität auch zu einem Magneten für die akademische Jugend Deutschlands. Unter den Studenten dieser Zeit finden wir Heinrich Heine, Theodor Körner, Ludwig Feuerbach und schließlich Karl Marx, der von 1836 bis 1841 an der Berliner Universität studierte, und Friedrich Engels, der 1841 als Hospitant eine Reihe von Vorlesungen besuchte. Getreu dem Gründungsgedanken stand die Universität vom ersten Tag ihrer Existenz an mitten in den Kämpfen der damaligen Zeit. Zu Hunderten strömten die Studenten und auch viele Professoren in die Armee, als das .Volk zum Kampf gegen die napoleonischen Unterdrücker aufstand. Der Rektor der Universität, J. G. Fichte, rief den Studenten zu: „Nicht für die Fürsten, sondern für unsere Freiheit kämpfen wir.“ Napoleon wurde geschlagen, aber der herrschenden Klasse gelang es, das Volk um die Früchte seines Sieges zu betrügen und die Herrschaft des Feudal-Absolutis-mus zu festigen. Der Geist der Freiheit und der Demokratie jedoch war nicht mehr aus den Mauern der Universität zu verbannen. In den studentischen Burschen-schäften organisierten sich die oppositionellen Studenten. In dieser Bewegung spielten* die Studenten der Berliner Universität eine führende Rolle. Der Geist der Revolution lebte unter ihnen weiter, auch als mit den Karlsbader Beschlüssen die Verfolgung der Burschenschaften einsetzte und die Reaktion alle Kraft aufwendete, den gesellschaftlichen Fortschritt zu unterdrücken. Im politischen Kampf und in der wissenschaftlichen Arbeit wurden die Waffen für die revolutionäre Auseinandersetzung von 1848 geschmiedet. Friedrich Engels charakterisiert im „Tagebuch eines Hospitanten“ die Bedeutung der Berliner Universität: „Es ist der Ruhm der Berliner Universität, daß keine so sehr wie sie in der Gedankembewegung der Zeit steht und sich so zur Arena der geistigen Kämpfe gemacht hat. Wie viele andere Universitäten, Bonn, Jena, Gießen, Greifswald, ja selbst Leipzig, Breslau und Heidelberg, haben sich diesen Kämpfen entzogen und sind in jene gelehrte Apathie versunken, die von jeher das Unglück der deutschen Wissenschaft war! Berlin dagegen zählt Vertreter aller Richtungen unter seinen akademischen Lehrern und macht dadurch eine lebendige Polemik möglich, die dem Studierenden eine leichte, klare Übersicht über die Tendenz der Gegenwart verschafft.“ Auch im Sturmjahr der Revolution von 1848 bewährte sich die Berliner Universität und blieb ihrem Auftrag treu. Uber 100 Studenten beteiligten sich gemeinsam mit den Arbeitern Berlins an den Barrikadenkämpfen. Aber die Bourgeoisie verriet ihre eigene Revolution, weil sie die aufstrebende Arbeiterklasse mehr fürchtete als den preußischen militaristischen Staat und die Herrschaft der Junker. Der revolutionäre Student Gustav Adolph Schlöffel, der bereits in der Arbeiterklasse die entscheidende Kraft in der gesellschaftlichen Entwicklung erkannt hatte, und viele andere wurden von der Universität verwiesen, vor Gericht gestellt und zu langjährigen Freiheitsstrafen verurteilt. Die Niederlage der Revolution wirkte sich auch auf die Universität aus. Wurde in den ersten Jahrzehnten ihrer Existenz ihr Ruhm gleichermaßen durch hervorragende Leistungen in den Gesellschaftswissenschaften und in den Naturwissenschaften begründet, so verlagerte sich in der Folge das Gewicht immer mehr auf die Naturwissenschaften. Zwar gab es auch in den philologischen Disziplinen und in der Quellenkunde hervorragende Einzelleistungen, aber für die Entwicklung und Lehre der wirklich wissenschaftlichen Theorie von der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft war an der Universität kein Platz mehr. Die Entwicklung dieser Wissenschaftszweige erfolgte vielmehr in der sich herausbildenden Arbeiterklasse durch den Marxismus, während an der Universität die Philosophie, die Rechtswissenschaft, die ökonomischen Wissenschaften und die Geschichtswissenschaft immer mehr erstarrten und zur Verteidigung der bestehenden Verhältnisse herab-gerwürdigt wurden. Anders lagen die Dinge auf naturwissenschaftlichem Gebiet. Die Entwicklung der kapitalistischen Produktionsverhältnisse und das machtvolle Wachstum der Produktivkräfte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts forderten und förderten eine großartige Entfaltung der modernen Naturwissenschaften, deren Ergebnisse eine entscheidende Grundlage für den Aufschwung von Technik und Industrie waren. Wie groß der Anteil der Berliner Universität gerade an der Entwicklung der modernen Naturwissenschaften war, zeigt sich daran, daß 26 Naturwissenschaftler mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurden. Zu den größten Gelehrten unseres Zeitalters zählen die lange Jahre an der Berliner Universität tätig gewesenen Physiker Max Planck und Albert Einstein. Ihre Entdeckungen und Erkenntnisse leiteten eine Revolution auf naturwissenschaftlichem Gebiet ein. So glanzvoll die Leistungen der großen Naturwissenschaftler waren, so zutiefst widerspruchsvoll war die Verwertung und Ausnutzung ihrer Erkenntnisse. Die auf der Grundlage der Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften entwickelten Produktivkräfte führten zu einer immer umfassenderen Vergesellschaftung der Arbeit. Unter den Bedingungen des Kapitalismus bedeutet das aber, daß der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der Produktion und dem privaten Charakter der Aneignung sich immer mehr verschärft und ins Unerträgliche gesteigert wird. Das humanistische Grundanliegen der Wissenschaftler, mit ihrer Arbeit dem Fortschritt der menschlichen Gesellschaft zu dienen, den Reichtum und den Wohlstand des Volkes zu mehren, geriet immer mehr in Widerspruch zu den ökonomischen und politischen Verhältnissen im imperialistischen Deutschland. Forschungs- ergebnisse, die der Menschheit dienen sollten, wurden durch die Macht des Kapitals in ihr Gegenteil verkehrt. Immer hemmender wirkte sich in der Folge der Imperialismus auch für die Entwicklung der Naturwissenschaften aus. Da die imperialistische Wirklichkeit dem humanistischen Streben der Wissenschaftler zutiefst widerspricht, setzte die herrschende Klasse alles in Bewegung, um den Wissenschaftler von der Politik zu isolieren, um ihm einzureden, Wissenschaft habe nichts mit Politik zu tun. Aber wo endet beispielsweise bei der Atomphysik die Wissenschaft, und wo beginnt die Politik? Sicherlich trugen diese Bestrebungen der herrschenden Klasse ihre Früchte, und doch gelang es ihr zu keiner Zeit, das humanistische Bekenntnis der besten Wissenschaftler zu unterdrücken. Nach der Niederlage des deutschen Imperialismus im ersten Weltkrieg gelang es der imperialistischen 702;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Seite 702 (NJ DDR 1960, S. 702) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Seite 702 (NJ DDR 1960, S. 702)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für Recht und Rechtswissenschaft [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 14. Jahrgang 1960, Ministerium der Justiz (MdJ), Oberstes Gericht (OG) und Generalstaatsanwalt (GStA) der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Deutscher Zentralverlag, Berlin 1960. Die Zeitschrift Neue Justiz im 14. Jahrgang 1960 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 am 5. Januar 1960 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 vom 20. Dezember 1960 auf Seite 844. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 14. Jahrgang 1960 (NJ DDR 1960, Nr. 1-24 v. 5.1.-20.14.1960, S. 1-844).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind und bei der weiteren Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft. Die höheren Sicherheits-erfordernisse sowie die veränderten politischen und politisch-operativen Lagebedingungen stellen höhere Anforderungen an die Leitungstätigkeit in der Linie. Die weitere Qualifizierung und Vervollkommnung der Tätigkeit der Leiter aller Ebenen ist eine grundlegende Voraussetzung für die Realisierung des erforderlichen Leistungsanstieges in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit ist wichtiger Bestandteil der Gewährleistung der Rechtssicherheit und darüber hinaus eine wesentliche Grundlage für die Weiterentwicklung und Qualifizierung der Untersuchungsmethoden. Unter Beachtung der konkreten politisch-operativen Lage im Verantwortungsbereich sowie der Möglichkeiten und Fähigkeiten der und festzulegen, in welchen konkreten Einsatzrichtungen der jeweilige einzusetzen ist. Die Intensivierung des Einsatzes der und insbesondere durch die Anwendung von operativen Legenden und Kombinationen sowie anderer operativer Mittel und Methoden; die Ausnutzung und Erweiterung der spezifischen Möglichkeiten der Sicherheitsbeauftragten, Offiziere im besonderen Einsatz eingeschaltet werden und gegebenenfalls selbst aktiv mit-wirken können. Es können aber auch solche Personen einbezogen werden, die aufgrund ihrer beruflichen gesellschaftlichen Stellung und Funktion in der Lage sind, den Organen Staatssicherheit besonders wertvolle Angaben über deren Spionageund andere illegale, antidemokratische Tätigkeit zu beschaffen. Unter !Informatoren sind Personen zu verstehen, die zur nichtöffentliehen Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Motiven getragen wird. Aus den hauptsächlich bestimmenden Motiven ergeben sich folgende Werbungsarten: Die Werbung auf der Grundlage positiver gesellschaftlicher Überzeugungen ist auf den bei den Kandidaten bereits vorhandenen weltanschaulichen, moralischen und politischen Überzeugungen aufzubauen und daraus die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheit zu entwickeln. Sind bereits beim Kandidaten derartige Überzeugungen vorhanden, wirken sie als Handlungsantrieb für die Zusammenarbeit und deren Realisierung.

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