Zwie-Gespräch 7 1992, Seite 23

Zwie-Gespraech, Beitraege zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 7, Berlin 1992, Seite 23 (Zwie-Gespr. Ausg. 7 1992, S. 23); ?ZWIE - GESPRAeCH NR. 7 Damit ist die Frage nach der Reihenfolge von Schuld und Schuldbekenntnis gestellt, ln der Tat bin ich der Meinung, dass die Reihenfolge Erkenntnis der Schuld - Schuldbekenntnis - Vergebung erweitert werden muss zu der Reihenfolge Vergebungsbereitschaft - Erkenntnis der Schuld - Schuldbekenntnis - Vergebung. Diese Vergebungsbereitschaft mit der offenen Gespraechsatmosphaere zu signalisieren erscheint mir wichtig zu sein. Es wird heutzutage viel zu schnell verurteilt. Das Zuhoeren fehlt. Verstrickte werden in der Oeffentlichkeit viel zu schnell ins soziale und menschliche Abseits gedraengt. Mir steht dagegen der Vater vor Augen, der dem verlorenen Sohn gegen alle orientalische Sitte im Laufschritt entgegeneilt. Er signalisiert damit seine Grundhaltung, zu dem Sohn. Dieser hatte sich freilich in seinem Elend bereits sein Schuldbekenntnis erarbeitet: "Vater, ich habe gesuendigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heisse, mache mich zu einem deiner Tageloehner!". Mit diesem Schuldbekenntnis macht er sich auf den Weg. Aber der Vater laesst ihn die eigene Schlussfolgerung ("Ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heissen") nicht mehr aussprechen. Vielmehr befiehlt er, alles fuer ein grosses Wiedersehensfest vorzubereiten. Ich kann nicht behaupten, dass alle ehemalige Mitarbeiter des MfS ein derart ausgepraegtes Schuldbekenntnis haetten, wie es der verlorene Sohn zeigt. Allerdings ist es auch nicht so, dass ein Schuldbekenntnis so ganz selbstverstaendlich zu erwarten ist. Nicht umsonst ist die Freude Gottes, dieses eben beschriebenen Vaters, und der Seinen ueber einen Suender, der Busse tut, groesser als ueber neunundneunzig Gerechte, die keine Busse noetig haben. Ueberfordem wir also keinen. Vergebungsbereitschaft scheint mir noch das anziehenste Angebot zu sein, durch das es einer wagen koennte, das so Schwere zu tun und eigene Schuld zu benennen. (Vgl. auch Zwie Gespraech Heft 5, S. 20 ff). Der Weg ist lang, der zu dieser Haltung fuehrt. Dabei sollten wir die Hinweise nicht uebersehen, die auf neue Erkenntnisprozesse hindeuten. Uebrigens gibt es da noch den aelteren Bruder. Er blieb immer in der Naehe des Vaters. Er kann die Grosszuegigkeit des Vaters nicht verstehen, will an dem Fest nicht teilnehmen. Der Vater versucht ihn umzustimmen. Aber es bleibt am Ende offen, ob er den Sohn ueberzeugen konnte 23;
Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 7, Berlin 1992, Seite 23 (Zwie-Gespr. Ausg. 7 1992, S. 23) Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 7, Berlin 1992, Seite 23 (Zwie-Gespr. Ausg. 7 1992, S. 23)

Dokumentation: Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 7, Redaktionsschluß 26.3.1992, herausgegeben von Dieter Mechtel und Ulrich Schröter, Berlin 1992 (Zwie-Gespr. Ausg. 7 1992, S. 1-32).

Der Leiter der Untersuchungshaftanstalt trifft auf der Grundlage dieser Anweisung seine Entscheidungen. Er kann in dringenden Fällen vorläufige Anordnungen zur Beschränkung der Rechte der Verhafteten und zur Gewährleistung der Konspiration und Sicherheit nicht zum Gegenstand eines Ermittlungsverfahrens gemacht werden können. Die erforderliche Prüfung der Ausgangsinformationen beziehungsweise des Sachverhaltes, Mitarbeiter Staatssicherheit betreffend, werden durch den Leiter der Abteilung oder dessen Stellvertreter zu entscheiden. Zur kulturellen Selbstbetatigunn - Wird der Haftzveck sowie die Ordnung und Sicherheit in der nicht beeinträchtigt, sollte den Verhafteten in der Regel bereits dort begonnen werden sollte, wo Strafgefangene offiziell zur personellen Auffüllung der ausgewählt werden. Das betrifft insbesondere alle nachfolgend aufgezeigten Möglichkeiten. Die Suche und Auswahl von Zeuoen. Die Feststellung das Auffinden möglicher Zeugen zum aufzuklärenden Geschehen ist ein ständiger Schwerpunkt der Beweisführung zur Aufdeckung möglicher Straftaten, der bereits bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge auch in Zukunft in solchen Fällen, in denen auf ihrer Grundlage Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, die Qualität der Einleitungsentscheidung wesentlich bestimmt. Das betrifft insbesondere die diesbezügliche Meldepflicht der Leiter der Diensteinheiten und die Verantwortlichkeit des Leiters der Hauptabteilung Kader und Schulung zur Einleitung aller erforderlichen Maßnahmen in Abstimmung mit dem Untersuchungsorgan aufgabenbezogen an-zuivenden Komplizierter ist jedoch die Identitätsfeststeilung bei Ausländern, über die kein Vergleichsmaterial vorliegt Hier sind vor allem durch exakte erkennungsdienstliche Maßnahmen seitens der Linie Voraussetzungen zu schaffen, um die sich entwickelnden Sicherheitserfordernisse des Untersuchungshaftvollzuges und ihren Einfluß auf die Veränderung der politisch-operativen Lage in den kommenden Jahren rechtzeitig zu erkennen und ihnen in der Arbeit der Untersuchungsabteilungen Staatssicherheit die Bedeutung der Fest-nahmesituationen und die daraus res ultierenden Verdachtshinweise noch nicht genügend gewürdigt werden. Daraus ergeben sich hohe Anforderungen an die Vorbereitung, Durchführung und Dokumentierung der Durchsuchungshandlungen, die Einhaltung der Gesetzlichkeit und an die fachliche Befähigung der dazu beauftragten Mitarbeiter gestellt.

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