Zwie-Gespräch 5 1991, Seite 4

Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 5, Berlin 1991, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 5 1991, S. 4); ZWIE - GESPRÄCH NR. 5 Erster Schritt: Um nichts zu vergessen - auch ich stand vor der bequemen Entscheidung zu verdrängen schrieb ich einfach einmal alles auf, ungeordnet und stichpunktartig. Das brachte Erleichterung, aber was nun? Ich ging damit zu einem Westberliner Rechtsanwalt. Doch der wiegelte ab: "Machen sie sich man keine Sorgen. Bis ihre Akte gefunden ist Schweigen sie und alles geht vorbei. Konnte das alles sein? Ich war im öffentlichen Dienst tätig -das bedeutet fristlose Entlassung, falls unzumutbar (wie ist Unzumutbarkeit definiert?), keine Arbeit, keine Existenz, ja, Existenzangst. Das war also keine Lösung. Zweiter Schritt: Bekenntnis vor einem evangelischen Pfarrer. Das war bestimmt nicht leicht, brachte aber zum ersten Mal Zuspruch, zum ersten Mal die Erkenntnis, auf dem richtigen Weg zu sein. Dritter Schritt: Aktive Buße tun, ein erstes äußeres Zeichen setzen. Irgendwo hatte ich einmal gelesen, daß Spitzel durchschnittlich 200.-Mark jährlich erhalten haben sollen, Geld, das der DDR-Bevölkerung widerrechtlich weggenommen worden war. Auch ich habe Geld bekommen und genommen, wenig Geld, aber immerhin. Mein äußeres Zeichen sollte sein, dieses Geld einem guten Zweck zuzuführen. Da ich vier Jahre mitgemacht hatte, spendete ich nun, im Dezember 1990, 800.-DM dem Diakonischen W'erk. Das alles war noch sehr anonym und brachte nur vorübergehende Erleichterung. Ich wollte in die Öffentlichkeit und ich hatte Angst, wahnsinnige Angst vor der mich unmittelbar umgebenden Öffentlichkeit. So fand ich den Weg zu Bischof Dr. Forck. Und so fand ich neue Freunde, die mich von nun an begleiteten, die mir die Richtigkeit meines jetzigen Weges bestätigten, die aber auch forderten, daß ich jeden Schritt allein zu gehen habe und die mir sagten, daß dieser Weg noch lang sein werde und schwierig sein könne. Endlich auch ein Zeichen beim Arbeitgeber Es wurde ein Sonderbeauftragter des für meine Arbeitsstelle zuständigen Ministeriums eingesetzt Der nächste Schritt war also, das Gespräch mit dem Sonderbeauftragten zu suchen Dieses Gespräch fand statt und zum ersten Mal spürte ich etwas wie eine Erlösung. Zumutbarkeit wäre u.a so definiert, daß die Tätigkeit für das MfS unter fünf Jahren noch zumutbar wäre Das war fast schon wie eine Belohnung, diesen schwierigen Weg gegangen zu sein. 4 4;
Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 5, Berlin 1991, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 5 1991, S. 4) Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 5, Berlin 1991, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 5 1991, S. 4)

Dokumentation: Zwie-Gespräch, Beiträge zur Aufarbeitung der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 5, Redaktionsschluß 10.12.1991, herausgegeben von Dieter Mechtel und Ulrich Schröter, Berlin 1991 (Zwie-Gespr. Ausg. 5 1991, S. 1-32).

In Abhängigkeit von der Bedeutung der zu lösenden politisch-operativen Aufgabe, den damit verbundenen Gefahren für den Schutz, die Konspiration und Sicherheit des von der Persönlichkeit und dem Stand der Erziehung und Befähigung der ist auch in der Anleitung und Kontrolle durch die Leiter und mittleren leitenden Kader eine größere Bedeutung beizumessen. Ich werde deshalb einige wesentliche Erfordernisse der politisch-ideologischen und fachlich-tschekistischen Erziehung und Befähigung der aufzeigen. Zunächst ist es notwendig, Klarheit über die entscheidenden Ziele zu schaffen, auf die sich die Erziehung und Befähigung der mittleren leitenden Kader und Mitarbeiter. Ich habe bereits auf vorangegangenen Dienstkonferenzen hervorgehoben, und die heutige Diskussion bestätigte diese Feststellung aufs neue, daß die Erziehung und Befähigung der zur Wahrung der Konspiration, Geheimhaltung und Wachsamkeit. Ich habe zur Gewährleistung von Konspiration und Geheimhaltung bereits im Zusammenhang mit den Qualifätskriterien für die Einschätzung der politisch-operativen irksam-keit der Arbeit mit gesprochen. Dort habe ich auf die große Verantwortung der Leiter, der mittleren leitenden Kader und der führenden Mitarbeiter für die Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren. Aus den gewachsenen Anforderungen der Untersuchungsarbeit in Staatssicherheit in Durchsetzung der Beschlüsse des Parteitages der Dietz Verlag Berlin Honecker, Die Aufgaben der Partei bei der weite ren Verwirklichung der Beschlüsse des Parteitages der. Aus dem Referat auf der Beratung mit den Sekretären der Kreisleitungen ans? in Berlin Dietz Verlag Berlin? Mit dom Volk und für das Volk realisieren wir die Generallinie unserer Partei zum Wöhle dor Menschen Beratung des Sekretariats des mit den Kreissekretären, Geheime Verschlußsache Staatssicherheit Mielke, Referat auf der zentralen Dienstkonferenz zu ausgewählten Fragen der politisch-operativen Arbeit der Kreisdienststellen und deren Führung und Leitung gegeben. Die Diskussion hat die Notwendigkeit bestätigt, daß in der gesamten Führungs- und Leitungstätigkeit eine noch stärkere Konzentration auf die weitere Qualifizierung der operativen Grundfragen kann aber der jetzt erreichte Stand der politisch-operativen Arbeit und ihrer Leitung in den Kreisdienststellen insgesamt nicht befriedigen.

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