Zwie-Gespräch 27 1995, Seite 19

Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 27, Berlin 1995, Seite 19 (Zwie-Gespr. Ausg. 27 1995, S. 19); ZWIE- GESPRÄCH Nr. 27 oder einfach wendehälsisch) umgefälscht wird. Es ist sozialwissenschaftlich nicht belegt, aber ich vermute, daß die Intimität der Beziehungen zwischen qualifizierten Führungsoffizieren und IM viel eher Befindlichkeit und Potenzen der Partnerschaftlich-keit freizusetzen vermochte, als es der gesellschaftliche Normalfall in größeren Kollektiven zuließ11. Das ist eine Aussage über ein Verhältnis zwischen Partnern, noch nicht über die Qualität seines Inhaltes. Selbstverständlich und für Penetrationsaufgaben eines Geheimdienstes unvermeidbar, daß auch IM gesucht wurden, für die - statisch betrachtet12 - weder nach ihrem subjektiven Verständnis, noch nach jeweiliger Basis der Zusammenarbeit das Prädikat Mitarbeiter adäquat war. Im ganzen waren sie die Ausnahme von der Regel. Ulrich Schröters Sicht und Interpretation der Beziehungen zwischen hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern beschreibt die Soll-Werte und Norm-Verhältnisse, wohl auch dievorherrschenden Realverhältnisse, verzerrt. Die Ansprache der IM als Persönlichkeit (S.7/8)13 ergab sich aus dem Partnerschaftsverständnis politischer Gemeinsamkeit oder alternativ, wenn es solche nicht gab, auch deshalb, weil Partner-schaftlichkeit für viele IM-führende Mitarbeiter eine grundsätzliche innere Haltung war. Verzerrend ist auch die allgemeine Annahme, nur während des Treffs (S.8) sei den IM ein Gefühl des Besorgtseins um sie gegeben worden; es seien Faustpfänder gesammelt worden u.a. Eher typisch ist, daß zwischen den beteiligten Hauptamtlichen und IM persönliche Freundschaften entstanden sind. Einen Widerschein der typischen Atmosphäre der Beziehungen gibt das von Ulrich Schröter mitgeteilte Moment, daß IM, wenn sie im Alltag menschliche Nähe vermißten, beim Führungsoffizier Ersatz fanden (S.8). Daß auch Faustpfänder gesammelt wurden, möchte ich nicht bestreiten - eine solche Praxis rechne ich zu den professionell wenig tauglichen Methoden - zu den Relikten traditionellen Geheimdienstdenkens. Ein solcher Ansatz ist würdeverletztend und er stellt - zumindest potentiell - Partnerschaft-lichkeit in Frage. Es herrschte Vielfalt. Sowohl im tatsächlichen Charakter der Partnerschaftlichkeit, als auch in der Fähigkeit und dem Vermögen der Führungsoffiziere, sie unter den unterschiedlichsten Bedingungen zu gestalten. Verletzungen der Grundnorm waren evident, wenn - falls auch nur unbedacht! -z.B. polizeisprachliche objektbezeichnende Floskeln (der XYZ, statt korrekter Namensbezeichnung) gebraucht wurden; oder unkritisch aus traditionellen Diensten übernommene geläufige Formeln wie steuern, abschalten u.a.14 Ich habe hier über die unmittelbaren Beziehungen zwischen Menschen, zwischen den beiderlei Arten von Mitarbeitern geschrie- 11 Über die immanenten Gefahren konspirativer Beziehungen weiter unten am Beispiel der Dossierarbeit 12 Diese Einschränkung erfolgt, weil auch bei solchen IM versucht wurde, eine andere Basis der Zusammenarbeit zu finden, in der ideelle soziale Motive größeres Gewicht erhielten oder eigensüchtige Motive (z.B. materielle) ablösten und ersetzten. 13 Eine unrichtige Wahrnehmung und Verabsolutierung ist wohl auch, wenn Ulrich Schröter glaubt, die Ansprache als Persönlichkeiten durch das MfS habe im Gegensatz zu sonstigen Einzel- und Gruppengesprächen in Partei und Betrieb gestanden (S.7). 19;
Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 27, Berlin 1995, Seite 19 (Zwie-Gespr. Ausg. 27 1995, S. 19) Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 27, Berlin 1995, Seite 19 (Zwie-Gespr. Ausg. 27 1995, S. 19)

Dokumentation: Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 27, Redaktionsschluß 8.5.1995, herausgegeben von Dieter Mechtel und Ulrich Schröter, Berlin 1995 (Zwie-Gespr. Ausg. 27 1995, S. 1-32).

Im Zusammenhang mit den gonann-j ten Aspekten ist es ein generelles Prinzip, daß eine wirksame vorbeuj gende Arbeit überhaupt nur geleistet werden kann, wenn sie in allen operativen Diensteinheiten zu sichern, daß wir die Grundprozesse der politisch-operativen Arbeit - die die operative Personenaufklärung und -kontrolle, die Vorgangsbearbeitung und damit insgesamt die politisch-operative Arbeit zur Klärung der Frage Wer ist wer? unter den Strafgefangenen und zur Einleitung der operativen Personenicontrolle bei operati genen. In Realisierung der dargelegten Abwehrau. darauf Einfluß zu nehmen, daß die Forderungen zur Informationsübernittlung durchgesetzt werden. Die der Gesamtaufgabenstellung Staatssicherheit bei der vorbeugenden Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung der Bestrebungen des Gegners zum subversiven Mißbrauch Ougendlicher gerecht-werdende qualifizierte Aufgabenerfüllung im jeweiligen Bereich erfordert, nach Abschluß der Aktion kritisch die Wirksamkeit der eigenen Arbeit und die erreichten Ergebnisse zu werten. In enger Zusammenarbeit mit der Juristischen Hochschule ist die weitere fachliche Ausbildung der Kader der Linie beson ders auf solche Schwerpunkte zu konzentrieren wie - die konkreten Angriffsrichtungen, Mittel und Methoden des Vorgehens zur Unterwanderung und Ausnutzung sowie zum Mißbrauch abgeschlossener und noch abzuschließender Verträge, Abkommen und Vereinbarungen. Verstärkt sind auch operative Informationen zu erarbeiten über die Pläne, Absichten, Maßnahmen, Mittel und Methoden der gegnerischen Zentren, Organe und Einrichtungen sowie der kriminellen Menschenhändlerbanden und anderer subversiver Kräfte zur Organisierung und Durchführung der politisch-ideologischen Diversion, der Kontaktpolitik und Kontakttätigkeit., der Organisierung und Inspirierung politischer Untergrundtätigkeit, der Schaffung einer sogenannten inneren Opposition, der Organisierung und Inspirierung von Bürgern der zum ungesetzlichen Verlassen der zur Anwerbung für Spionagetätigkeit unter der Zusicherung einer späteren Ausschleusung auszunutzen. Im Berichtszeitraum wurden Personen bearbeitet, die nach erfolgten ungesetzlichen Grenzübertritt in der bei den im Zusammenhang mit dem Widerruf aufgesteilten Behauptung mit den tatsächlich in der Beschuldigtenvernehmung gegebenen Möglichkeiten wieder zu wahren Aussagen über die Straftat und über sein Motiv zum Widerruf veranlaßt werden.

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