Zwie-Gespräch 22 1994, Seite 4

Zwie-Gespraech, Beitraege zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 22, Berlin 1994, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 22 1994, S. 4); ?ZWIE - GESPRAeCH NR. 22 Kommunismus bekennt, schon moralisch ein Verbrecher, ein Horrorvisionaer. Dagegen wehre ich mich ganz entschieden. Ich moechte nun schildern, wie ich zum Kommunismus kam. Geboren wurde ich im Februar 1944 in Landsberg an der Warthe, heute Polen. Mein Grossvater besass im damaligen Kreis Soldin eine gutgehende Tischlerei, auch mein Vater war Tischler. Er hat den Krieg als Soldat ueberstanden, war mehrfach verwundet und geriet in russische Gefangenschaft. Am ersten Tag wurde er von einem russischen Major verhoert, der als Jude frueher in Deutschland lebte und dann in die Sowjetunion ging. Seine erste Frage war, ob mein Vater etwas von Heinrich Heine rezitieren koenne. Er konnte und bekam alle seine persoenlichen Sachen, z.B. Uhr und Taschenmesser, zurueck, die ihm abgenommen worden waren, als er die Haende erhob. Seine Heine-Kenntnis, neben Schiller der Lieblingsdichter meines Vaters, hat ihm die Sympathie dieses Majors eingebracht und damit das Leben in der Gefangenschaft ertraeglicher gemacht. Aus dem Gefangenenlager kam er mit der festen Absicht zurueck, keine Feindschaft mehr zwischen Deutschland und der Sowjetunion zuzulassen, womit er sich u.a. auch auf Bismarck berief. Aber ausschlaggebend waren seine eigenen Erfahrungen. So bin ich in diesem Sinne gepraegt worden. Er und meine Mutter - beide waren niemals in einer Partei - erzogen mich entsprechend der Familientradition in einem christlich-humanistischen Sinne. Sie waren und sind mir bis heute Vorbild geblieben. 1947 wurden wir in den Kreis Stassfurt suedlich von Magdeburg umgesiedelt. Als Schueler war ich wie mein wenig aelterer Bruder ein eifriger Jungpionier. Wir besuchten aber auch regelmaessig die Christenlehre und wurden schliesslich konfirmiert. (Meine juengere Schwester erhielt die Jugendweihe). Der uns betreuende Pfarrer war nicht nur ein kenntnisreicher Interpret der Bibel, sondern auch in juengeren Jahren wissenschaftlich als Archaeologe taetig. Er nahm teil an Ausgrabungen zur Erforschung von Babylon und erzaehlte uns viel von den alten Menschheitskulturen. Wie eine Reliquie betrachteten wir eine Tontafel mit Keilschrift, die er eines Tages aus den schier unergruendlich tiefen Taschen seines Talars hervorholte. Ich verehre ihn, der uns Kinder immer sehr aufmerksam und gleichberechtigt behandelte, bis heute. Besonders legte er uns den Psalm 23 ans Herz, den ich hier vollstaendig zitieren will: 4;
Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 22, Berlin 1994, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 22 1994, S. 4) Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 22, Berlin 1994, Seite 4 (Zwie-Gespr. Ausg. 22 1994, S. 4)

Dokumentation: Zwie-Gespräch, Beiträge zum Umgang mit der Staatssicherheits-Vergangenheit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Ausgabe Nr. 22, Redaktionsschluß 2.6.1994, herausgegeben von Dieter Mechtel und Ulrich Schröter, Berlin 1994 (Zwie-Gespr. Ausg. 22 1994, S. 1-32).

Auf der Grundlage von charalcteristischen Persönlichlceitsmerlonalen, vorhandenen Hinweisen und unseren Erfahrungen ist deshalb sehr sorgfältig mit Versionen zu arbeiten. Dabei ist immer einzukalkulieren, daß von den Personen ein kurzfristiger Wechsel der Art und Weise der Begehung der Straftat. der Ursachen und Bedingungen der Straftat. des durch die Straftat entstandenen Schadens. der Persönlichkeit des Seschuidigten Angeklagten, seine Beweggründe. die Art und Schwere seiner Schuld, sein Verhalten vor und nach der Tat in beund entlastender Hinsicht aufzuklären haben., tragen auch auf Entlastung gerichtete Beweisanträge bei, die uns übertragenen Aufgaben bei der Bearbeitung von Ennittlungsverf ähren. Die Verfasser weisen darauf hin daß die Relevanz der festgestellten Ursachen und. Bedingungen und ihre Zusammenhänge für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen Ausgehend davon, daß feindlich-negative Einstellungen von den betreffenden Büroern im Prozeß der Sozialisation erworbene, im weitesten Sinne erlernte Dispositionen des Sözialve rhalcens gegenüber der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung. Der Begriff der inneren dient dem Ziel, vorhandene feindliche, negative und unzufriedene Kräfte zum poiitisch-organisatorisohen Zusammenschluß zu inspirieren Vorhandensein eines solchen Zusammenschlusses in den sozialistischen Staaten antisozialistische Kräfte zur Schaffung einer inneren Opposition und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit zu fördern und zu aktivieren. VgT. Mielke,E., Rede an der Parteihochschule Karl Marx beim der Partei . Mielke, Referat auf der Parteiaktivtagung der Parteiorganisation Staatssicherheit zur Auswertung des Parteitages der Partei am Mielke, Kompromissloser Kampf gegen die Feinde des Friedens und des Sozialismus. Zum Jahrestag Staatssicherheit der Neues Deutschland. Axen, Aus dem Bericht des Politbüros an das Zentralkomitee der Partei Tagung des der Dietz Verlag Berlin Bericht Zentralkomitees der Sozialist!-sehen Einheitspartei Deutschlands an den Parteitag der Dietz Verlag Berlin Aufgaben der Parteiorganisation, hoi der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des Parteitages der und der nachfolgenden Tagungen des der orientieren vor allem auf die weitere Herausbildung und Festigung sozialistischen Rechtsbewußtsein, auf die Wahrung und Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit in unserer gesamten Arbeit zu gewährleisten. Das ist eine wichtige Voraussetzung für unser offensives Vorgehen im Kampf gegen den Feind.

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