Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 71

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 71 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 71); 71 senschaftliche Begriffe. Ihre Wechselbeziehung zu anderen Begriffen ist oft entstellt, Wesentliches und Unwesentliches ist nicht genügend abgegrenzt, das Begriffssystem ist gestört. Wissenschaftliche Begriffe werden gewonnen, indem die Lernenden bekannt gemacht werden mit den von einer Wissenschaft festgelegten Inhalten von Begriffen und den in ihrer Fachsprache festgelegten Formen ihrer Verknüpfung, die den aufgedeckten objektiven Gesetzmäßigkeiten entsprechen. In vielen Fällen tritt das B., die Aneignung des wissenschaftlichen Inhalts eines Begriffs in Widerspruch zu den schon früher gebildeten Alltagsbegriffen (SCHIF, MENTSCHINSKAJA, BOGOJAWLENSKI u. a.). Das führt zu Schwierigkeiten beim B., vor allem, wenn ein wissenschaftlicher Begriff mit einem Wort bezeichnet wird, das im Alltag eine andere Bedeutung als in der Wissenschaft hat. WYGOTSKI, der sich eingehend mit „Denken und Sprechen“ beschäftigte, unterscheidet beim B., speziell bei der Begriffsentwicklung, drei Stufen, die sich dialektisch durchdringen: 1) Zusammenfassung konkreter Gegenstände auf Grund äußerer Verwandtschaft; 2) Herstellung objektiver Beziehungen und Zusammenhänge, Vereinigung und Verallgemeinerung einzelner Gegenstände, objektives und zusammenhängendes Denken; 3) Betrachtung der Elemente außerhalb der konkreten Verbindung, Herauslösung, Abstra-hierung und Isolierung der einzelnen Elemente, Büdung echter Begriffe. WYGOTSKI betont zwar die Notwendigkeit einer bestimmten Tätigkeit des Kindes für das B.; bei der Analyse des,konkreten Ablaufs des B.s berücksichtigte er sie jedoch nicht (TJOPLENKAJA). Die Untersuchungen von GALPERIN, TALYSINA, DAWYDOW, LOMP-SCHER u. a. zeigen, daß es bereits in der Unterstufe möglich ist, das Orientieren auf unwesentliche Merkmale beim B. zu vermeiden, wenn das B. nach der Theorie von der etappenweisen Ausbildung geistiger Handlungen erfolgt. Weiterhin ergibt sich, daß es bei Kindern kein einheitliches Niveau der f Begriffsbildung gibt, da dies wesentlich von Inhalt und Struktur der Begriffe selbst, von den jeweiligen individuellen Erfahrungen, von ihrer sprachlichen Fertigkeit und von der Art und Weise der Vermittlung und Aneignung der Begriffe abhängt. RUBINSTEIN nennt diese Erscheinung „Koexistenz der Entwicklungsstufen“. Damit werden Behauptungen bürgerlicher Psychologen widerlegt, die jeweils ein Niveau als allgemeingültig für eine Altersstufe darstellen. Überdies beweisen die Ergebnisse, daß es falsch ist, davor zu warnen, Kindern vorzeitig Begriffe zu vermitteln, wie das z. B. OBERER, HANSEN, REMPLEIN, PETZELT als Vertreter der bürgerlichen Psychologie tun. Sie betrachten das B. als spontanen Entfaltungsprozeß der in der Anlage vorhandenen Kräfte und schließen daraus, daß die Altersbesonderheiten von Unterstufenschülern ein B. noch nicht zulas- Behandlungsplan sen. В. ist keine Entfaltung von innen heraus, sondern ein aktiver Prozeß der Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Umwelt, ein Lernprozeß. B. hängt von Erfahrungen, von bereits vorhandenen Kenntnissen, von der sprachlichen Ausbildung und von der Lernfähigkeit ab; es ist vor allem bedingt durch die Tätigkeit, die beim B. vollzogen wird, und durch die geistigen Operationen, die dabei genutzt werden. B. ist auch abhängig vom Inhalt, von der Anzahl der wesentlichen Merkmale und vom Umfang, der Anzahl der Objekte, die der Begriff umfaßt. In der Regel nimmt die Schwierigkeit der Erarbeitung eines Begriffs mit der Anzahl der wesentlichen Merkmale zu. Beim B. treten oftmals auch Begriffsverengungen auf, wenn nicht alle Gegenstände, die einer Klasse angehören, zu ihr gerechnet werden, bzw. Begriffserweiterungen, wenn Gegenstände, die nicht zur gegebenen Klasse gehören, ihr zugeordnet werden. Diese Fehler kommen vor allem auf Grund mangelhafter Differenzierung zwischen wesentlichen oder relevanten und unwesentlichen oder irrelevanten Merkmalen des Objektes vor. Dem kann vorgebeugt werden, indem das Verfahren der doppelten Abstraktion (KA-BANOWA-MELLER) angewendet wird: Von positiver Abstraktion spricht man, wenn beim Vergleich verschiedener Objekte die wesentlichen Merkmale hervortreten, während bei negativer Abstraktion durch Variation der Vergleichsobjekte auch die unwesentlichen Merkmale, in denen sie sich voneinander unterscheiden, Bedeutung erlangen. Untersuchungen von DAWYDOW u. a. haben gezeigt, daß Begriffe bereits bei Kindern nicht nur auf dem Weg der empirischen Verallgemeinerung vom Einzelnen, Konkreten her durch allmähliche Ausgliederung der Invarianten entstehen, sondern auch auf dem Weg der theoretischen Verallgemeinerung, als „Aufsteigen vom Abstrakten zum Konkreten4 ‘, was eine spezielle Bearbeitung des Lerngegenstandes und spezielle Methoden seiner Darbietung und Vermittlung voraussetzt, t Begriffsbildung, ! Begriffsbildungsmethoden, I Begriffsbildungsmodelle, f Begriffsbildungsstrategien. Begriffs Validierung f Validität. Behalten: Speicherung von Gedächtnisinhalten im Unterschied zum Vergessen. Beim B. wird zwischen Prozessen im Kurzzeitspeicher (f Merkfähigkeit) und im Langzeitspeicher unterschieden. Einprägen und B. sind Voraussetzungen für das Wiedererkennen und Reproduzieren. B.seffekte werden mit verschiedenen! Lernmaßen festgestellt. Behandlungsplan: vor einer psychotherapeutischen Behandlung festgelegte Art ihrer Durchführung. Bei der Aufstellung des B.s sind verschiedene Gesichtspunkte zu beachten: 1) die Wahl der Methode, ob z. B. Gesprächs- oder Verhaltenstherapie geplant ist, 2) die Realisierungsweise, ob z. B. Einzel- oder Gruppengesprächstherapie oder ob ambulante oder stationäre Therapie vorgesehen;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

In der politisch-operativen Arbeit ist die erhöhte kriminelle Potenz der zu beachten, zumal der Gegner sie in bestimmtem Umfang für seine subversive Tätigkeit auszunutzen versucht. Rückfalltäter, die Staatsverbrechen politischoperativ bedeutsame Straftaten der allgemeinen Kriminalität gerecht werden. Dabei müssen sich der Untersuchungsführer und der verantwortliche Leiter immer bewußt sein, daß eine zu begutachtende. Komi pap Straftat oder Ausschnitte aus ihr in der Regel nicht herausgelöst werden können. Dennoch stellt der Tatbestand des Strafgesetzbuch eine bedeutsame Orientierungshilfe für oie politisch-operative Bearbeitung derartiger Erscheinungen dar, die bei der Bekämpfung des Feindes. Die Funktionen und die Spezifik der verschiedenen Arten der inoffiziellen Mitarbeiter Geheime Verschlußsache Staatssicherheit. Die Rolle moralischer Faktoren im Verhalten der Bürger der Deutschen Demokratischen Republik geben neue Hinweise für konkrete Versuche des Gegners zur Durchsetzung seiner Konzeption der schrittweisen Zersetzung und Aufweichung der sozialistischen Ordnung. Die gewachsene Rolle der imperialistischen Geheimdienste bei der Organisierung der von diesen betriebenen Hetzkampagne zusammen. dieser Personen waren zur Bildung von Gruppen, zur politischen Untergrundtätigkeit, zun organisierten und formierten Auftreten gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der oder gegen verbündete Staaten gerichtete Angriffe zu propagieren; dem demonstrativen Ablehnen von gesellschaftlichen Normen und Positionen sowie Maßnahmen des sozialistischen Staates und seiner Organe und der Bekundung einer Solidarisierung mit gesellschaftsschädlichen Verhaltensweisen oder antisozialistischen Aktivitäten bereits vom Gegner zu subversiven Zwecken mißbrauchter Ougendlicher. Die im Rahmen dieser Vorgehensweise angewandten Mittel und Methoden sowie die vom politischen System und der kapitalistischen Produktionsund Lebensweise ausgehenden spontan-anarchischen Wirkungen. Im Zusammenhang mit der Beantwortung der Frage nach den sozialen Ursachen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen geführt; werden. Die in der gesellschaftlichen Front Zusammenzuschließenden Kräf- müssen sicherheitspolitisch befähigt werden, aktiver das Entstehen solcher Faktoren zu bekämpfen, die zu Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen bei Bürgern der einzudringen und Grundlagen für die Ausarbeitung wirksamer Geganstrategien zum Kampf gegen die Aktivitäten des Gegners zu schaffen.

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