Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 576

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 576 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 576); Wahrnehinungstäuschungen 576 genschaften ( Figur, f Bezugssystem). 4) Ermittlung und Darstellung komplexer Beziehungen und Erkennungsleistungen. Bei ihrer Untersuchung können methodologisch drei wesentliche Analyseziele unterschieden werden: a) die Isolierung invarianter Instanzen, z. B. sinnesspezifischer Instanzen des unmittelbaren Gedächtnisses, b) die Analyse aufgabenabhängiger funktioneller Teilsysteme und ihrer Ausbildung, z. B. die Analyse der Funktion operativer Abbilder, c) die Analyse von Gesetzmäßigkeiten, die auf allen Ebenen der perzeptiven Informationsverarbeitung gelten (I Bezugssystemtheorie). Historisch-theoretische Dichotomien und ihre Aufhebung. Die Entwicklung der W., die in längeren historischen Abschnitten die Fragestellungen der gesamten Psychologie wesentlich bestimmt hat, ist durch das Auftreten zum Teil philosophisch motivierter, gegensätzlicher Richtungen des theoretischen Herangehens gekennzeichnet. Sie sind im wesentlichen durch die Gegensatzpaare Empirismus Nativismus, Elementarismus Ganzheitsansatz und f Funktionalismus I Strukturalismus charakterisierbar. Um ihre jeweilige historische Erscheinungsweise und relative historische Berechtigung zu verstehen, sollte nicht so sehr von den vordergründig schon aus den Namen erkennbaren, einzelnen definierenden Bestimmungen, als vielmehr von den Zusammenhängen zwischen den Gegensatzpaaren ausgegangen werden. Dabei zeigt sich, daß historisch weiter zurückliegende Theorieansätze, die dem Empirismus zuzuordnen sind (z. B. LOTZE, V. HELMHOLTZ), in der Regel auch Züge des Elementarismus und Funktionalismus aufweisen. Entsprechendes gilt für klassische Vertreter nativi-stischer Positionen (HERING) in bezug auf Ganzheitsansatz und Strukturalismus. Tendenzmäßig lassen sich derartige Zusammenhänge auch bei moderneren Richtungen der W. nachweisen. Die Ursache für diese Erscheinung muß in grundsätzlichen methodologischen Möglichkeiten und den konkreten Beschränkungen ihrer historischen Ausformung gesucht werden (f Strukturalismus, I Funktionalismus). Unter kybernetisch-systemanalytischem Gesichtspunkt entsprechen diesen Möglichkeiten zielbezogene und terminale Systembeschreibungen. Mit dieser Erkenntnis und der Einsicht in die Einheit beider Beschreibungsformen ist die Überwindung der historischen Dichotomien theoretisch begründbar. Praktisch, und in speziellen Ansätzen auch theoretisch, ist eine Aufhebung der Gegensätze durch die sowjetische Psychologie und einzelne Autoren anderer Länder (besonders GIBSON, V. HOLST) bereits vor geraumer Zeit gelungen. Wahrnehmungstäuschungen: verschiedene Arten von Abweichungen zwischen Wahrnehmungen und Zuständen der objektiven Realität als Vergleichsnorm. W. liegen vor, wenn a) für Wahrnehmungs- objekte oder für die einem Objekt subjektiv zugeschriebenen Eigenschaften keine objektive Entsprechung besteht und wenn b) quantitative Abweichungen zwischen subjektiver und objektiver Ausprägung einander im abbildtheoretischen Sinne entsprechender Größen bestehen. In dieser Definitionsform handelt es sich noch um keine theoretisch einheitlich zu behandelnde Klasse von Erscheinungen, da sie z. B. f Halluzinationen einschließt. Wahrnehmungstheoretisch von Interesse sind vor allem solche Erscheinungen, deren Auftreten und Ausprägung gesetzmäßig an die jeweilige aktuelle Umgebungssituation gebunden sind. W. haben, indem sich in ihnen Spezifik und Grenzen der sinnlichen Erkenntnis manifestieren, grundsätzliche erkenntnistheoretische Bedeutsamkeit. Ihre Untersuchung ist auch von nicht geringem praktischem Interesse, da sie Ursache zahlreicher Beobachtungsfehler u. a. bei physikalisch-technischen Meßverfahren, bei mikroskopischen und astronomischen Beobachtungen sind. Täuschungen, z. B. auf Grund mangelnder Sehkonstanz (I Konstanzphänomene), können auch zur Ursache von Verkehrsunfällen werden. Die große Bedeutung von W. für die Wahrnehmungspsychologie ergibt sich aus der Tatsache, daß sie neben indirekten Kennzeichen wie Erkennungszeit und Sicherheit die einzigen sich direkt aus phänomenalen Abbildeigenschaften ergebenden Hinweise über Aufbau und Ablauf von Wahrnehmungsvorgängen sind. Dies dürfte auch ein Grund für die zentrale Stellung von W. in der Geschichte der wissenschaftlichen Psychologie sein. Exemplarischer Gegenstand experimenteller Untersuchungen und theoretischer Ansätze waren bisher Täuschungen der Raum- und Figurwahrnehmung, vor allem geometrisch-optische Täuschungen. Wahrscheinlichkeitslernen: Lernart, bei der die objektive Wahrscheinlichkeit von Ereignissen in stochastischen Folgen subjektiv abgeschätzt wird; zuerst 1939 von E. BRUNSWIK und L. G. HUMPHREYS beschrieben, gründlich untersucht im Zusammenhang mit probabilistischen Lerntheorien, z. B. von W. K. ESTES (1954), von R. R. BUSH und F. MOSTELLER (1955) und von S. SIEGEL (1959). Das W. wird in Voraussageex-perimenten nach folgendem Muster untersucht: In der einfachsten Form muß die Vp. in jedem Durchgang Voraussagen, welches von zwei Ereignissen Ei als nächstes eintreten wird. Die Folge aller Ereignisse E, ist stochastisch, die als objektive Wahrscheinlichkeit p(E,) angesehene relative Häufigkeit h(E,-) der Alternativereignisse wird jedoch vom VI. festgelegt, z. B. h(Ej) = 0,2 und h(E2) = 0,8. Geprüft wird, ob sich allmählich der mittlere Anteil der auf jede Reizart Е,- entfallenden Voraussagen ihrer Wahrscheinlichkeit p(E,) angleicht. Diese als Theorem der Wahrscheinlichkeitsangleichung bezeichnete Erwartung läßt sich meist bestätigen. Der Verlauf der Lernkurve hängt;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedin- ergebende der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit , um die operativen Belange Staatssicherheit zu sichern; Gewährleistung der erforderlichen Informationsbeziehungen, um bei Fahndungserfolgen in dem von mir dargelegten Sinne die auftraggebenden operativen Linien und Diensteinheiten felgende Hauptaufgaben im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren entsprechend den gewachsenen Anforcerungen der Dahre zu lösen, wofür die ständige Gewährleistung von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit und die Hauptvvege ihrer Verwirklichung in Zusammenhang mit der Dearbeitung von Ermittlungsverfahren. Die Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren. Aus den gewachsenen Anforderungen der Untersuchungsarbeit in Staatssicherheit in Durchsetzung der Beschlüsse des Parteitages der ergeben sich höhere Anforderungen an die Qualität der politisch-operativen Arbeit. Ein Grunderfordernis bei allen politisöK-ioperativen Prozessen und Maßnahmen besteht darin, daß das Grundprinzip der tschekistischen Tätigkeit, die Gewährleistung der Einheit von Parteirungen die Durchführung jeder Vernehnung eines Beschuldigten. Die Gesetzlichkeit des Vorgehens des Untersuchungsführers beinhaltet die Ausrichtung der Beschuldigtenvernehmung auf die Feststellung der Wahrheit und schließt die Gewährleistung und Wahrung der Rechte des Beschuldigten ein. Keine dieser Faktoren dürfen voneinander isoliert und vom Prinzip der Wahrung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit ist in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit auch deshalb von besonderer Bedeutung weil die Feststellung wahrer Untersuchungsergebnisse zur Straftat zu ihren Ursachen und Bedingungen sowie der Persönlichkeit des schuldigten in den von der Linie Untersuchung bearbeiteten Ermitt iungsverfa nren - dem Hauptfeld der Tätigkeit der Linie - als Voraussetzung für die Entscheidung über die strafrechtliche Verantwortlichkeit. Die Beweisführung zur Begründung der gerichtlichen Entscheidung muß unwiderlegbar sein. In Zweifel ist zugunsten des Beschuldigten Angeklagten zu entscheiden.

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