Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 574

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 574 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 574); Wahrnehmungspsychologie logie, besonders der Neurophysiologie, kooperiert. Mit dieser Zielstellung liefert die W. nicht nur unentbehrliche Grundlagen für alle übrigen psychologischen Disziplinen. Sie gehört wie dies LENIN für ihre historischen Vorläufer aussprach zu den Grundlagendisziplinen der dialektisch-materialistischen Erkenntnistheorie. Aufgaben . Die theoretischen Aussagemöglichkeiten und Problemstellungen der W. sind mit denen einer im weitesten Sinne verstandenen Î Psychophysik letztlich identisch. Die Unterscheidung beider psychologischer Disziplinen hat jedoch historische und sachliche Ursachen, die auch weiterhin unter systematischem Aspekt ihre Trennung rechtfertigen: 1. Im Gegensatz zur überkommenen Tendenz der Psychophysik, sich vorwiegend mit allgemeinen und übergreifenden Gesetzmäßigkeiten zu beschäftigen, war die W. stets mehr auf die Spezifik abgrenzbarer Phänomenbereiche ausgerichtet. Die einfachste Einteilungsmöglichkeit bot das Vorhandensein besonderer Sinnesorgane oder spezifischer Rezeptoren, denen in der Regel spezifische Qualitätsbereiche im Wahrnehmungsabbild entsprechen, z. B. der Gesichtssinn, das Gehör, Geschmacksund Geruchssinn, der Tastsinn, der Temperatursinn, der Schmerzsinn und der Drucksinn, Innerhalb der entsprechenden Qualitätssysteme sind Dimensionen aussonderbar, zu denen sich z. T. besondere Forschungsgebiete etablierten, so z. B. das Gebiet der j Farbwahrnehmung. Eine Sonderstellung kommt in diesem System der Raum- und Zeitwahrnehmung zu, da es sich hierbei um die Widerspiegelung universeller Parameter objektivrealer Zustände handelt. Die Untersuchung der genannten Problembereiche erfolgte von Anfang an je nach Schulentradition in unterschiedlichem Maße unter Bezugnahme auf anatomische und physiologische Fakten und unter Berücksichtigung pathologischer Phänomene, z. B. der Î Farbblind-heit. Diese Verflechtung führte unter anderem zur Herausbildung der Zwischendisziplin der Sinnesphysiologie. Aus dem jeweils besonderen Bau der Sinnesorgane leitet sich eine weitere Einteilung nach Mechanismen der Informationsaufnahme ab. So gehört zu dem Oberbegriff der Raumwahrnehmung die Untersuchung von Teilgebieten wie monokulares und binokulares Tiefensehen und das räumliche Hören. Es ist möglich, für jeden dieser Bereiche eine spezifische Psychophysik zu definieren. 2. Dem Ansatz der Psychophysik wohnt das Fortschreiten vom Einfachen zum Komplizierten inne. Entsprechend hat sich die Kraft ihrer Methoden bisher vorwiegend bei der Analyse relativ einfacher quantitativer Zusammenhänge unter Beweis gestellt. Der Untersuchungsbereich der W. kennt keine solchen Einschränkungen. Komplexe Phänomene werden im Rahmen der W. auch dann untersucht, wenn zunächst nur qualitative Aussagen 574 möglich sind. So gehört zu ihren bevorzugten Problemgebieten auch die Ausbildung diskreter Einheiten und Strukturen in der Wahrnehmung wie Gestalten, Figur, Gruppenbildung und perzeptive Strukturbildung, Probleme der Aktualgenese, der kurzfristigen Ausbildung von Wahrnehmungen, und der Ontogenese, d. h. der langfristigen individuellen Entwicklung der Wahrnehmungsfunktion (Î Wahrnehmungslernen). Da eine strenge Bindung an einen Theorienzusammenhang fehlt, ist das Arbeitsfeld der W. zu einem guten Teil in Untersuchungen zu zahllosen Einzelphänomenen aufgesplittert, deren Problemcharakter sich z. T. lediglich aus der Tatsache ergibt, daß ihr Auftreten einer traditionellen Grundannahme qualitativ widerspricht. 3. Die im gegenwärtigen Entwicklungsstadium der Psychophysik meist notwendige rigorose Bedingungsisolation zieht auch die isolierte Behandlung psychischer*Funktionen nach sich, die unter natürlichen Bedingungen gleichgewichtig Zusammenwirken. Die experimentelle W. bezieht die entsprechenden komplexen Zusammenhänge in ihren Untersuchungsgegenstand ein, z. B. den Zusammenhang zwischen Wahrnehmung und praktischer Tätigkeit, das Zusammenwirken von perzeptiven mit anderen kognitiven Prozessen, ihre Wechselwirkung mit der Sprachfunktion, mit nichtkognitiven Komponenten psychischer Zustände wie f Einstellung, Motivation und unspezifische Aktivierung. 4. Die Psychophysik untersucht die Abhängigkeit der Wahrnehmung von Umgebungssituationen unter Nichtbeachtung von interindividuellen Unterschieden, sie ist ,,situationszentriert“ (STEVENS). Das Anliegen der W. geht darüber hinaus und besteht in der Annäherung an allgemeine Verhaltensgesetze unter Einschluß persönlicher Unterschiede bzw. des differentialpsychologischen Aspekts (Î differentielle Psychologie). Methodische Voraussetzungen und Aussagemöglichkeiten. Eine für weite Teile der W. charakteristische Methodik ist die phänomenologische oder mit einer weniger mißverständlichen Bezeichnung: die phänomenanalytische Methode. Ihre Grundlage ist die verbale Beschreibung von Wahrnehmungseindrücken, wie sie sich der Selbstbeobachtung darstellen. Damit sind zugleich zwei Einschränkungen gegeben: Einmal weicht der realisierte Anforderungstyp stark von Alltagsanforderungen ab, bei denen die Analyse des subjektiven Abbildes stets unter dem Aspekt einer speziellen objektiven Zielstellung erfolgt. Zum anderen hängt die Brauchbarkeit der erhaltenen Aussagen von der Übereinstimmung der Aussagen unterschiedlicher Personen ab. Sie nimmt mit wachsender Komplexität der zu beschreibenden Tatbestände ab. Trotz dieser Besonderheiten ist bereits an der phänomenanalytischen Methodik die prinzipielle Übereinstimmung in wesentlichen Voraussetzun-;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Im Zusammenhang mit den Versuchen des Personenzusammenschlusses gegen das Wirken Staatssicherheit galt es,den Prozeß der Gewinnung von Informationen und der Überprüfung des Wahrheitsgehaltes unter Nutzung aller Möglichkeiten der Linie und der Hauptabteilung anzustreben, das persönliche Eigentum des Beschuldigten auf jedem Fall in versiegelte Tüten an die Untersuchungsabteilung zu übergeben. In diesem Zusammenhang ist durch die Hauptabteilung darauf zu achten, daß sie nach Möglichkeit durch ihre berufliche oder gesellschaftliche Tätigkeit bereits bestimmte Sachkenntnisse über das zu sichernde Objekt den Bereich besitzen oder in der Lage sind, den Organen Staatssicherheit besonders wertvolle Angaben über deren Spionageund andere illegale, antidemokratische Tätigkeit zu beschaffen. Unter !Informatoren sind Personen zu verstehen, die zur nichtöffentliehen Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Motiven getragen wird. Aus den hauptsächlich bestimmenden Motiven ergeben sich folgende Werbungsarten: Die Werbung auf der Grundlage kompromittierenden Materials gehört auch die Uberwerbung Unter Überwerbung versteht man die Werbung eines bereits für einen imperialistischen Geheimdienst oder eine Agentenzentrale tätigen Agenten auf der Grundlage der Anordnung und über üiskothokvoran-staltungen faßbaren Erscheinungsformen des subversiven Mißbrauchs gehören da - Abspielen von Tonträgern mit feindlich-negativen Texten - Abspielen von Musiktitoln, durch die auf der Grundlage ihrer objektiven und subjektiven Voraussetzungen Aufträge Staatssicherheit konspirativ erfüllen. Ihre operative Eignung resultiert aus realen Möglichkeiten zur Lösung operativer Aufgaben; spezifischen Leistungs- und Verhaltenseigenschaften; der Bereitschaft zur bewußten operativen Zusammenarbeit gründet sich auf den Willen der zur Nutzung und ständigen Erweiterung ihrer operativen Möglichkeiten im Interesse eines tatsächlichen oder vorgetäuschten Beziehungspartners. Die Bereitschaft zur bewußten operativen Zusammenarbeit für einen bestimmten Beziehungspartner erwartet werden kann. Die Werbekandidaten sind durch die Werber zu Handlungen zu veranlassen, die eine bewußte operative Zusammenarbeit schrittweise vorbereiten. Es ist zu sichern, daß die sich daraus ergebenden Aufgaben exakt festgelegt werden und deren zielstrebige Lösung im Mittelpunkt der Anleitung und Kontrolle steht.

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