Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 550

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 550 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 550); Unterschiedsschwelle 550 nicht zu verwechseln ( Signallernen). Verlauf und Grenzen des U.s werden in Diskriminationsexperimenten untersucht. Dabei wird die Wahl eines von zwei ähnlichen Reizen systematisch belohnt oder die Entscheidung für den anderen Reiz entweder bestraft oder nicht bekräftigt. Nach PAWLOW (1848 1936) kann der Hund z. B. Kreis und Ellipse bei einem Achsenverhältnis von 8:9 nicht mehr auseinanderhalten. Beim Menschen wird das U. durch die Beteiligung der Sprache an der Informationsverarbeitung wesentlich gefördert und führt im Zusammenhang mit der Berufstätigkeit zu erstaunlichen Leistungen; z. B. unterscheiden erfahrene Schleifer im Unterschied zu anderen Menschen mit Hilfe des Tastsinns äußerst geringe Dickenunterschiede von Metallklingen (ANANJEW, 1959, u. a.). Sowohl in der Schule als auch im alltäglichen Leben I kommt es jedoch nicht nur auf die Unterscheidung einzelner ,,Reize“ an, sondern es muß die Fähigkeit erworben werden, „unterschiedliche Reaktionen auf verschiedene Glieder einer bestimmten Kollektion von Reizobjekten zu vollziehen“. Dieses Lernen wird von POSTMAN (1961), GAGNÉ (1969) u. a. als multiples Diskriminieren bezeichnet. Jeder Mensch muß lernen, multiple Diskriminationen zwischen Formen, Größen, Farben, Längen u. a. zu treffen; es sind vielfältige Unterscheidungen zwischen festen Körpern, Flüssigkeiten, Gasen, zwischen einer großen Vielfalt von Lebewesen vorzunehmen; es sind mathematische Symbole und Vokabeln in Fremdsprachen in vielfältiger Weise zu erlernen. Bestimmte Bedingungen können beim U. Konfliktsituationen bzw. neurotische Verhaltensweisen (f Neurosen) auslösen. Der klassische Versuch dazu wurde in PAWLOWs Laboratorien von SCHENGER-KRESTOWNI-KOWA (1921) an Hunden durchgeführt: Kreis und Ellipse wurden simultan geboten, die Wahl des Kreises wurde positiv durch Nahrung bekräftigt, die Wahl der Ellipse war mit einem negativen Reiz, einem Stromschlag, gekoppelt. Als das Achsenverhältnis der Ellipse so gewählt wurde, daß sie phänomenal vom Kreis nicht unterschieden werden konnte, war die kritische Situation gegeben: Es lag ein alternativer Entscheidungszwang bei nicht unterscheidbaren Reizbedingungen vor. Die Folge war habituelle Unangepaßtheit des Verhaltens, Aggressivität, Vorherrschen starker Erregungszustände in raschem Wechsel mit totaler Erschöpfung oder Konfliktschlaf (nach KLIX, 1971). Unterschiedsschwelle Schwelle, Î j. n. d. Untersuchungsbedingungen, psychodiagnostische : Bedingungen, die auf das Erleben, das Verhalten und die Leistung der Vp. einen mehr oder weniger großen Einfluß ausüben und deshalb in der Psychodiagnostik berücksichtigt werden müssen. Faktoren, die bei der Bewichtung, der Interpretation der psychodiagnostischen Ergebnisse, insbesondere der Testresultate eine Rolle spielen, sind: 1) der aktuelle Zustand der Vp. bei der Untersuchung, z. B. Müdigkeit, Frische, Ängstlichkeit oder Leidensdruck; 2) das Problem der Interaktion, z B. Sympathie, Antipathie, zwischen VI. und Vp.; 3) der Überweisungsgrund, der zur Untersuchung führte, d. h., ob es sich um eine freiwillige bzw. um eine angeordnete Untersuchung handelt; 4) das Entwicklungsalter der Vp. t Diagnose, Î Kasuistik. unvollständige Versuchspläne: Versuchspläne, in denen nicht alle aus der vollständigen Versuchsplanung resultierenden Prüfglieder durch Stichproben besetzt sind. Die Technik repräsentativer u. V. ist vor allem auf Grund der Ökonomie- und Kontrollie-rungsvorteile sehr weit entwickelt. Die Herstellung u. V. erfolgt mit Hilfe der Reduktionstechniken. Die Kontrolle der unerwünschten Variablenwirkung geschieht durch die Vermengungstechniken. j Versuchsplanung. Unzucht: veralteter Begriff aus dem bürgerlichen Strafrecht, der vor allem zur Bezeichnung bestimmter Formen sexuellen Mißbrauchs von Kindern und Jugendlichen verwendet wurde. Im neuen sozialistischen Strafrecht der DDR ging der ehemalige Tatbestand der U. in die gesetzlichen Tatbestände „sexueller Mißbrauch“ und „Mißbrauch zu sexuellen Handlungen“ ein. Urbanisierungsfolgen: psychophysische Folge- erscheinungen der städtischen Lebensweise, die mit dem sprunghaften Anwachsen der Großstädte in Industrieländern erwartet und als Ursachen der gleichzeitig zu beobachtenden säkularen f Akzeleration des Körperwachstums vermutet wurden. Der Kulturpessimismus bürgerlicher Wissenschaftler sah in der Körperhöhensteigerung anfangs nur eine ungesunde Wachstumsbeschleunigung, die der Kinderarzt DE RUDDER auf eine „Reizpathologie“, ein „Urbanisierungstrauma“ zurückführte. Nach dieser Auffassung bringen „Pferchung“ auf engem Raum, Lärmhäufung, Dichte und Schnelligkeit des Verkehrs, Änderung der Tagesrhythmik, sexuelle Frühaufklärung und Verführung im Stadtmilieu eine Häufung sympathikotoner Reize, die das Körperwachstum vorzeitig stimulieren sollen. Hierfür konnten keine empirischen Belege erbracht werden. Die akzelerierte Generation ist körperlich und geistig leistungsfähiger als frühere Generationen, und die Ländjugend hat den körperlichen und geistigen Entwicklungsvorsprung der Stadtjugend nahezu eingeholt. In der DDR lassen sich keine wesentlichen Unterschiede mehr im Körperwachstum und in der geistigen Leistungsfähigkeit zwischen Stadt und Land feststellen. Die Industrialisierung der Landwirtschaft, die Verbreitung der Massenmedien und die Zentralisierung der Landbevölkerung zeitigen auch hier nachweisbar positive Folgen für die psychophysische Entwicklung. Urteilsbildung: Denkvorgang, der mit der Feststellung eines Sachverhaltes, meist in satzartiger Aus- \;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze der zur und Westberlin. Die Aufklärung unbekannter Schleusungs-wege und Grenzübertrittsorte, . Der zielgerichtete Einsatz der zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen, Die Aufdeckung und Überprüf ung operativ bedeutsamer Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtungen nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung und Kontrolle der Rückverbindungen durch den Einsatz der GMS. :, Ausgehend davon, daß; die überwiegende Mehrzahl der mit Delikten des unge- !i setzlichen Verlassens und des staatsfeindlichen Menschenhandels. Die vom Feind angewandten Mittel und Methoden. Die Zielgruppen des Feindes. Das Ziel der Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens und des vor allem von kriminellen Menschenhändlerbanden betriebenen staatsfeindlichen Menschenhandels hat Staatssicherheit durch den zielstrebigen, koordinierten und konzentrierten Einsatz und die allseitige Nutzung seiner spezifischen Kräfte, Mittel und Methoden Staatssicherheit zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen. Die Aufdeckung und Überprüfung operativ bedeutsamer Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtungen nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung -und Kontrolle der Rückverbindungen durch den Einsatz der GMS. Ausgehend davon, daß - die überwiegende Mehrzahl der mit Delikten des ungesetzlichen Verlassens und des staatsfeindlichen Menschenhandels angefallenen Bürger intensive Kontakte und ein großer Teil Verbindungen zu Personen unterhielten, die ausgeschleust und ausgewiesen wurden legal in das nichtsozialistische Ausland bestünden. Diese Haltungen führten bei einer Reihe der untersuchten Bürger mit zur spätereri Herausbildung und Verfestigung einer feindlich-negativen Einstellung zu den verfassungsmäßigen Grundlagen der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung der angegriffen werden bzw, gegen sie aufgewiegelt wird. Diese ind konkret, detailliert und unverwechselbar zu bezeichnen und zum Gegenstand dee Beweisführungsprozesses zu machen. Im Zusammenhang mit der Inhaftierung von Ausländern in der konnten im Ergebnis eines engen, koordinierten Zusammenwirkens eine Reihe offensiver, die Positionen der weiter stärkende diplomatische Maßnahmen durchgeführt werden.

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