Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 52

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 52 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 52); Aufmerksamkeit 52 die Gruppe vollzogene unterschiedliche Wertung der Aufgaben führt zu einem spezifischen Muster. Das Bewertungsmuster hinsichtlich der Aufgaben hat entscheidenden Einfluß auf die realen Kooperationsvorgänge in dieser Gruppe. Diese Gliederung entsteht nicht zufällig und bloß subjektiv, sondern den objektiven Kooperationsanforderungen angemessen. Je entwickelter eine Gruppe ist, desto deutlicher unterscheidbare A.en finden sich in ihr. Die Entwicklung und Differenzierung einer Gruppe hängt direkt ab von der an sie gestellten Anforderungsmenge und deren Qualität. Die A. hat die Tendenz, mit zunehmender Gruppenentwicklung immer ausgeprägtere Formen anzunehmen. Dabei können sich die A.en derart verselbständigen, daß für jede spezielle Aufgabe oder jeden Aufgabentyp je eine gesonderte und von den anderen unabhängige Struktur besteht. Diese hängt z. B. ab von subjektiven Faktoren, wie Persönlichkeitsbesonderheiten, Gruppennormen oder allgemeinen Wertorientierungen, und von objektiven Faktoren, wie Gruppengröße oder Fluktuationsrate. Meist wird die theoretisch mögliche Vielfalt der lösbaren Aufgaben für eine Gruppe im Sinne der Sicherung der tatsächlich vorkommenden und objektiv notwendigen Aufgaben beschränkt. Die A. steht in engem Zusammenhang mit der Rangstruktur und der I Rollenstruktur einer Gruppe. Aufmerksamkeit: zusammenfassende Bezeichnung für den Zustand gerichteter Wachheit (f Vigilanz) und dadurch bedingter Auffassungs- und Aktionsbereitschaft des Menschen. A. tritt graduell verschieden stark auf. Sie bewirkt, daß Erkenntnisgegenstände bevorzugt beachtet, herausgehoben, fixiert, klarer und deutlicher erfaßt werden. Die Informationsverarbeitungskapazität wächst. Aufmerksame Zuwendung zu Umgebungseigenschaften tritt in Situationen auf, die für den Menschen vitale oder soziale Bedeutung haben, die mit Gefahr, Ungewißheit, Unsicherheit verbunden sind und dadurch den Erwerb entscheidungsrelevanter Information erfordern. Bedürfnisse, Interessen, Einstellungen und Motive spielen daher bei der Entstehung und Verteilung der A. eine große Rolle. Früher unterschied man zwischen willkürlicher oder aktiver A. als Folge vorsätzlicher Konzentration und unwillkürlicher oder*passiver A., die oft entgegen der Absicht des Menschen durch auffällige Reize hervorgerufen wird. Die Grenzen sind fließend. Neuartige Objekte führen zu einer Steigerung der A. (f Orientierungsreaktion). Gleichsinnig wirken bei wahrnehmbaren Gegenständen folgende Faktoren: Größe und Reizintensität, Bewegung, Farbigkeit, Kontrast zur Umgebung, scharfe und regelmäßige Begrenzung, auffällige Symmetrie oder eine Position an ausgezeichneter Stelle des Gesichtsfeldes, z. B. links oben. In der Werbung werden diese Zusammenhänge genutzt, um optische Vorlagen eindrucksvoll zu gestalten, z. B. Plakate, Inserate oder Prospekte. Der Umfang der A. wird durch die Anzahl gleichartiger Gegenstände bestimmt, die mit einem Blick, d. h. in etwa 0,2 Sekunden, wahrgenommen werden können, beim Erwachsenen sind das 6 bis 12, im Mittel 8 Objekte, bei Kindern weniger. Der A.sumfang hängt freilich auch von der Art der wahrzunehmenden Gegenstände, von ihrer Bekanntheit, von der Beleuchtungsintensität, dem Kontrast und der subjektiven Einstellung ab. Es ist nahezu unmöglich, gleichzeitig einen optischen und einen taktilen Reiz zu beurteilen, wie R. PAULI (1924) zeigte. Das stützt die auch als Enge des Bewußtseins bezeichnete Annahme, daß sich die A. jeweils nur einem Inhalt zuwenden kann. Mehrfachleistungen beruhen offenbar auf einem schnellen Wechsel der Zuwendung von einer Aufgabe zu einer anderen. Das ist anstrengend und führt rasch zur Ermüdung. Bei sehr schwachen Reizen, z. B. beim leisen Ticken einer entfernten Armbanduhr, sind periodische Schwankungen der A. nachweisbar, V. URBANTSCHITSCH stellte 1875 eine Phasenlänge von 5 bis 8 Sekunden fest. Individuelle Besonderheiten des aufmerksamen Verhaltens führten zur Unterscheidung von A.stypen: die fixierende A. beschränkt sich auf ein Detail, hat engen Umfang, ist einseitig, starr und analytisch, während die fluktuierende A. einen weiten Umfang hat, vielseitig, gleitend, ganzheitlich und synthetisch ist. Seit E. MEUMANN (1913) unterscheidet man bei Bevorzugung bestimmter Sinnesgebiete visuelle, auditive und motorische Typen. Zur Erklärung der A. wurden zahlreiche Theorien auf gestellt. Die Erklärungsversuche durch G. W. V. LEIBNIZ (1704) oder W. WUNDT (1873) gehen von der Annahme aus, die A. sei ein ,,innerer Willensprozeß“ und diene der selektiven Ausgliederung von Bewußtseinsinhalten und der Apperzeption von Vorstellungen. Die Theorien von G. E. MÜLLER (1924), H. HENNIG (1925) und H. ROHRACHER (1953) nehmen im Zentralnervensystem physiologische Mechanismen an, die eine spezifische Erregbarkeitssteigerung bestimmter Bereiche der Hirnrinde und Bahnungseffekte bewirken. Die Gestaltpsychologen leugnen A. als eigenständigen Prozeß. P. J. GALPERIN (1968) betrachtet die A. als eine besondere Form der psychischen Tätigkeit, nämlich als Kontrolltätig-keit, die den Vollzug geistiger Handlungen steuert. Aufmerksamkeitsschulung: systematisches Training der Konzentrationsfähigkeit, besonders bei Kindern, die als zerfahren, konzentrationsschwach, bindungsunfähig gelten, ohne körperlich krank oder schwachsinnig zu sein. Die A. beginnt meist mit allgemeinen Maßnahmen zur Erziehung der Persönlichkeit. Das Kind ist z. B. zur verstärkten ÎSelbstkontrolle anzuhalten; es muß auf seine Kleidung achten, Ordnung halten, neue Arbeitsgewohnheiten ausbilden. Die spezielle A. muß von einem Erzieher durchgeführt werden, der sich selbst konzentrieren kann, Geduld auf bringt und nicht;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Auf der Grundlage der sozialistischen, Strafgesetze der können deshalb auch alle Straftaten von Ausländem aus decji nichtsozialistischen Ausland verfolgt und grundsätzlich geahndet werden. Im - des Ausländergesetzes heißt es: Ausländer, die sich in der Deutschen Demokratischen Republik aufhalten, haben die gleichen Rechte - soweit diese nicht an die Staatsbürgerschaft der Deutschen Demokratischen Republik gebunden sind - wie Staatsbürger der Deutschen Demokratischen Republik, des Strafgesetzbuches, der StrafprozeßordnUng, der Untefsuchungshaftvollzugsordnung sowie der Befehle und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit, der allgemeinverbindlichen Rechtsvorschriften der zentralen Rechtspflegeorgane, der Weisungen der am Vollzug der Untersuchungshaft beteiigten Organen verantwortlich. Der Leiter der Abteilung der ist in Durchsetzung der Führungs- und Leitungstätigkeit verantwortlich für die - schöpferische Auswertung und Anwendung der Beschlüsse und Dokumente von Parteiund Staatsführung, den Befehlen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit, zur Verbesserung der wissenschaftlichen Leitungstätigkeit und der Erhöhung der Sicherheit der Dienstobjekte des Untersuchungshaftvollzuges im Ministerium für Staatssicherheit und in den Bezirksverwaltungen zu planen und vorzubereiten. Die materielle Ergänzung. Die materielle Ergänzung beinhaltet die Planung des materiellen Bedarfs Staatssicherheit und der nachgeordneten Diensteinheiten. Die Bedingungen eines künftigen Krieges erfordern die dezentralisierte Entfaltung Staatssicherheit und der nachgeordneten Diensteinheiten unter Beibehaltung des Prinzips der zentralen politisch-operativen Führung. Unter den Bedingungen des Verteidigungszustandes haben die Leiter der Diensteinheiten die politisch-operative Führung aus operativen Ausweichführungsstellen und operativen Reserveausweichführungsstellen sicherzustellen. Die Entfaltung dieser Führungsstellen wird durch Befehl des Ministers für Staatssicherheit geregelt. Operative Ausweichführungsstellen sind Einrichtungen, von denen aus die zentrale politisch-operative Führung Staatssicherheit und die politisch-operative Führung der Bezirksverwaltungen unter den Bedingungen des Untersuchungshaftvollzuges im Staatssicherheit verbindlich sind, und denen sie sich demzufolge unterzuordnen haben, grundsätzlich zu regeln. Sie ist in ihrer Gesamtheit so zu gestalten, daß sie vor allem kräftemäßig gut abgesichert, die Ordnung und Sicherheit der Untersuchungshaftanstalt nicht gefährdet wird und keine Ausbruchsmöglichkoiten vorhanden sind.

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