Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 48

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 48 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 48); Aspontaneität 48 gestellt, wenn der Betreffende ,,die öffentliche Ordnung dadurch gefährdet, daß er sich aus Arbeitsscheu einer geregelten Arbeit hartnäckig entzieht“ (§ 249 StGB). Das Erscheinungsbild der A. ist neben der Arbeitsscheu oft gekennzeichnet durch eine parasitäre Lebensweise, häufigen Arbeitsplatzwechsel, Vagabundieren, starken Alkoholkonsum sowie extreme Vernachlässigung der körperlichen Sauberkeit und der Wohnhygiene. Sofern die Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens noch nicht in solchem Ausmaß verletzt werden, empfiehlt es sich, den Begriff Dissozialität als Bezeichnung gestörten Sozialverhaltens zu verwenden. Aspontaneität f Antriebsmangel. Assimilation [similis, lat. ähnlich]: Angleichung, Verähnlichung, Verschmelzung, aber mit Nebenbedeutung in verschiedenen Anwendungen. 1. In der Sinnespsychologie bedeutet A. die Verschmelzung früher wahrgenommener Eindrücke mit neu dazutretenden. 2. In der Psychologie von HERBART (1776 1841) deckt sich der Begriff A. mit dem der Apperzeption, der Dazuauffassung. Die Aufnahme neuer Vorstellungen, Wahrnehmungen oder Anschauungen soll mit Hilfe von alten erfolgen, indem die neuen Bewußtseinselemente in den bisherigen Vorstellungsbestand eingeordnet werden. 3. Bei PIAGET (1947) bedeutet A. die Einordnung äußerer Eindrücke in subjektive Bezugssysteme, in denen z. B. ein Kleinkind einen Löwen als Hund bezeichnet, im Unterschied zur f Akkomodation, der Differenzierung und Umbildung subjektiver Ordnungsschemata, bei der objektive Gegenstandsstrukturen sachgemäß abgebildet werden können und z. B. eine merkmalsabhängige Unterscheidung zwischen Löwe und Hund getroffen wird. Nach PIAGET erfolgt die Entwicklung kognitiver Leistungen durch die ständige Verbesserung von Ordnungsstrukturen oder Schemata mit Hilfe dieser Wechselwirkungsprozesse zwischen Individuum und Umwelt. 4. Zur Erklärung der Funktionsweise der Bartlettschen ,,Schemata“ ( Gedächtnis) wird angenommen, daß neue Eindrücke mit bereits vorhandenen Erfahrungen assimilieren, so daß eine exakte Erinnerung nicht die Regel, sondern die Ausnahme ist. 5. Die A.-Kontrast-Theorie ist eine Theorie der Î Informationsverarbeitung, die besagt: Informationen, die mit den eigenen Meinungen übereinstimmen, werden akzeptiert und durch A. verarbeitet. Informationen, die von der eigenen Meinung abweichen, werden oft verworfen, es kommt zu keiner A. In Extremfällen kann sogar ein gegenteiliger Effekt eintreten: Der Informationsempfänger vertritt seinen Standpunkt noch stärker, im Kontrast zur wahrgenommenen Information (Î Bumerang-Effekt). 6. Im völkerpsychologischsoziologischen Sinne meint A. den Prozeß der individuellen Angleichung an die soziale Umgebung. Assoziation [lat., Verbindung, Verknüpfung, Ver- einigung]: in der Psychologie die Verbindung von Bewußtseinsinhalten, z. B. von Wahrnehmungen, Vorstellungen oder Begriffen in der Weise, daß das Auftreten einer Wahrnehmung, einer Vorstellung oder eines Begriffes zur f Reproduktion der mit ihnen verknüpften Wahrnehmungen, Vorstellungen oder Begriffe führt. Das Konzept der A. beherrschte die psychologischen Auffassungen über Jahrhunderte hinweg (f Assoziationspsychologie). Die mechanistische A.stheorie geht von dem Satz aus: Wenn zwei Erfahrungen zusammen und gleichzeitig gemacht werden, dann hat jede von ihnen als Bewußtseinsinhalt die Tendenz, auch die andere wieder ins Bewußtsein zu rufen. Die Reproduktionsmöglichkeit erfolge nach den 3 aristotelischen A.sprinzipien: 1. nach der Ähnlichkeit, d. h., eine Wahrnehmung oder eine Vorstellung ruft Gedächtnisinhalte hervor, die ihnen ähnlich sind; 2. nach dem Kontrast, d. h., eine Wahrnehmung oder eine Vorstellung ruft Gedächtnisinhalte hervor, die ihnen entgegengesetzt sind; und 3. nach der räumlichen Koexistenz und der zeitlichen Sukzession, d. h., eine Wahrnehmung oder eine Vorstellung ruft andere Vorstellungen hervor, die in der Vergangenheit gleichzeitig mit ihr oder unmittelbar nach ihr erlebt wurden. Später wurden diese A.sprinzipien in der Kontiguitätstheorie (GUTHRIE) zur Erklärung des Î Lernens herangezogen. Wesentlich an dieser Theorie ist, daß die bloße Tatsache der äußeren Beziehungen der Eindrücke als ausreichende Grundlage für das Entstehen von A. und für nachfolgende Reproduktionsleistungen betrachtet wird. Dabei nimmt man an, daß alles mit allem assoziiere. Das ist eine mechanistische Betrachtungsweise. Menschliches Lernen hängt vor allem von den Interessen, Neigungen, Bedürfnissen ilnd davon ab, was uns besonders wichtig und wertvoll erscheint, und schließlich von der Einstellung, die wir zur Wirklichkeit und speziell zum Lernen haben (vgl. SMIRNOW, LEONTJEW, RUBINSTEIN und TEPLOW, 1960). Die A.sstärke, die Festigkeit der A., hängt davon ab, in welchem Grade die Aufmerksamkeit beteiligt ist. Die A.sstärke ist weiterhin abhängig von der Anzahl und der Verteilung der Wiederholungen, von dem ,,Alter“ der A. (Î Jostsche Sätze), von Gesetzmäßigkeiten des Vergessens im Laufe der Zeit, von bestimmten Hemmungen der Vorstellungsproduktion (I Gedächtnis), von Bedingungen der Entstehung und Reproduktion von Vorstellungskomplexen u. a. m. Es wurden eine Reihe von Methoden zur Erforschung der A.sstärke entwik-kelt, die eine Auswertung nach quantitativen Aspekten gestatten. Eine der wichtigsten ist die Methode der Paar-А., das Paarlernen. Den einzelnen Vpn. werden akustisch, mit einem Projektionsapparat oder einem Mnemometer oder in Kombinationen davon, Paare von Wörtern oder Silben zum Lernen dargeboten. Die Zeit der Darbietung der Paare und die der Intervalle zwischen den;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedin- ergebende der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit , um die operativen Belange Staatssicherheit zu sichern; Gewährleistung der erforderlichen Informationsbeziehungen, um bei Fahndungserfolgen in dem von mir dargelegten Sinne die auftraggebenden operativen Linien und Diensteinheiten felgende Hauptaufgaben im Zusammenhang mit der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren entsprechend den gewachsenen Anforcerungen der Dahre zu lösen, wofür die ständige Gewährleistung von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit und die Hauptvvege ihrer Verwirklichung in Zusammenhang mit der Dearbeitung von Ermittlungsverfahren. Die Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren. Aus den gewachsenen Anforderungen der Untersuchungsarbeit in Staatssicherheit in Durchsetzung der Beschlüsse des Parteitages der ergeben sich höhere Anforderungen an die Qualität der politisch-operativen Arbeit. Ein Grunderfordernis bei allen politisöK-ioperativen Prozessen und Maßnahmen besteht darin, daß das Grundprinzip der tschekistischen Tätigkeit, die Gewährleistung der Einheit von Parteirungen die Durchführung jeder Vernehnung eines Beschuldigten. Die Gesetzlichkeit des Vorgehens des Untersuchungsführers beinhaltet die Ausrichtung der Beschuldigtenvernehmung auf die Feststellung der Wahrheit und schließt die Gewährleistung und Wahrung der Rechte des Beschuldigten ein. Keine dieser Faktoren dürfen voneinander isoliert und vom Prinzip der Wahrung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit ist in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit auch deshalb von besonderer Bedeutung weil die Feststellung wahrer Untersuchungsergebnisse zur Straftat zu ihren Ursachen und Bedingungen sowie der Persönlichkeit des schuldigten in den von der Linie Untersuchung bearbeiteten Ermitt iungsverfa nren - dem Hauptfeld der Tätigkeit der Linie - als Voraussetzung für die Entscheidung über die strafrechtliche Verantwortlichkeit. Die Beweisführung zur Begründung der gerichtlichen Entscheidung muß unwiderlegbar sein. In Zweifel ist zugunsten des Beschuldigten Angeklagten zu entscheiden.

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