Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 199

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 199 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 199); 199 Geschlechterrolle nalismus aus, das die geistige Vorlage für die zahlreichen praktischen Untersuchungen bildet. PIAGET, der mit seinen empirisch oder experimentell gewonnenen Ergebnissen auf das Moment der sozial-historischen Determination und die Bedeutung der praktischen Tätigkeit des heran-wachsenden Individuums für die Ausbildung des kognitiven Funktionsbereiches aufmerksam machte, fand breite Resonanz in der sowjetischen Entwicklungspsychologie. Bei der Erforschung der Entwicklung des Denkens versucht er, eine Synthese von logischen und psychologischen Methoden herzustellen. Dieser Versuch führt zur Begründung der genetischen Epistemologie. Wenn auch eine ungenügende statistische Bearbeitung sowie voreilige Schlüsse aus den Experimenten den Wert der Untersuchungen PIAGETs schmälern, so bleiben doch fruchtbare Hypothesen, die für die weitere Forschung auf diesem Gebiet von großem Nutzen sind. Genialität: höchste Ausprägungsstufe von Î Fähigkeiten, die außergewöhnliche schöpferische Leistungen von historischer Bedeutung ermöglicht, im Unterschied zum f Talent, das zwar auch sehr große Leistungen ermöglicht, jedoch im Rahmen des von der Gesellschaft erreichten Entwicklungsniveaus. G. führt zur Schaffung prinzipiell neuer Werte, zur Eröffnung einer neuen Epoche in der Entwicklung des jeweiligen Tätigkeitsbereichs oder im Leben der Gesellschaft insgesamt. G. äußert sich in außergewöhnlicher Leistungsfähigkeit und schöpferischer Produktivität, in der gründlichen Aneignung und kritischen Durchdringung der von der Menschheit auf dem jeweiligen Gebiet bereits hervorgebrachten Werte und zugleich ihrer konstruktiven Überwindung durch Schaffung von Werten, die in grundlegender Weise darüber hinausgehen. G. ist keine übernatürliche Erscheinung, sondern besonders prägnanter und konzentrierter Ausdruck für die schöpferischen Potenzen des Menschen als Glied der menschlichen Gesellschaft. Ein Genius steht nicht außerhalb der Gesellschaft, sondern nimmt ihre bisherige Entwicklung besonders intensiv in sich auf und leistet einen besonders großen Beitrag zu ihrer weiteren Entwicklung. Geopsychologie: ein Forschungsgebiet, das sich mit den von Wetter, Klima, Boden und Landschaft ausgehenden Einflüssen auf psychische Prozesse des Menschen befaßt. HELLPACH unterscheidet die tonische und sinnliche Wirkung der Einflüsse. Die tonische Wirkung gehe vorrangig von Wetter, Klima und Boden aus, die sinnliche von der Landschaft. Die tonischen Einflüsse als Determinanten physiologischer Zustandsveränderungen werden in der heutigen wissenschaftlichen Forschung vonàer Meteorobiologie und der Bioklimatologie untersucht. Die sinnlichen Einflüsse sind vermutlich in ihrer Wirkung kulturell determiniert, d. h., ihr Einfluß wirkt nur mittelbar. Gegenwärtig erhält die G. neue Akzente durch die Untersuchung psychischer Prozesse unter Bedingungen, die für den Menschen ungewöhnlich sind, z. B. während des Aufenthalts in der Arktis oder im interplanetaren Raum. In der Sowjetunion entwickelt sich als eigenständige Teildisziplin die Î kosmische Psychologie. Geriatrie Î Alternsforschung, gerichtliche Psychologie j Forensische Psychologie. Gerontophilie: Bevorzugung alter Personen als Sexualpartner; dem Fetischismus ähnliche Perversion. Für Gerontophile sind Alterserscheinungen des Partners, z. B. faltige Haut, Weißhaarigkeit, greisenhafte Magerkeit, Altersschwäche, geistiger Abbau und sogar Siechtum sexuelle Schlüsselreize. Es sind meist Männer, die wegen eigener Insuffizienzkomplexe keinen Zugang zu einem ihrem Alter gemäßen Partner fanden. Die G. ist seltener und tangiert die Öffentlichkeit weniger als die strafrechtlich verfolgte Pädophilie. Gerücht: die sprachliche Darstellung eines für eine bestimmte Population mit Ungewißheit belasteten Sachverhaltes, der für gewöhnlich über eine Reihe von Kommunikanten weitergegeben wird und dabei charakteristische Veränderungen erfährt. Diese Veränderungen unterliegen Tendenzen zur Vereinfachung, zur Strukturierung und zur Detaillierung, die als Folge von vorherrschenden Bedürfnissen, Hoffnungen, Erwartungen oder Befürchtungen besonders in biotischen oder sozialen Grenzsituationen zu verstehen sind und die scheinbar die Ungewißheit über den Sachverhalt abbauen. Felduntersuchungen von zum Teil experimentell gesetzten Gerüchten ergaben, daß an der verformenden Weitergabe von G.en bestimmte Perso-. nen einer Population in besonderem Ausmaß beteiligt sind, deren Glaubwürdigkeit und Autorität eine besondere Rolle spielen. F. C. BARTLETT (1932) konnte mit der Methode der Kettenreproduktion Tendenzen der G.bildung modellieren. Geschlechterrolle: Erwartung einer konkreten Gesellschaft über die unterschiedlichen psychischen Reaktions- und Verhaltensweisen ihrer männlichen und weiblichen Mitglieder; diese Verhaltensweisen haben sich entwickelt aus einer biologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Arbeitsteilung und den damit verbundenen unterschiedlichen Funktionen. Sie werden im Prozeß der lebensgeschichtlichen Soziogenese von Individuen häufig unbewußt gelernt durch spontane, z. T. auch gezielte Einwirkung der Gesellschaft und werden zu kulturellen Selbstverständlichkeiten, die phänomenal, in Ausbeutergesellschaften aber auch ideologisch, als unveränderliche, natürliche Geschlechtsmerkmale erlebt werden, zumal in entwickelten Gesellschaften selten der Bezug zu den biologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Wurzeln erkennbar und kaum empirisch aufzuklären ist. Durch Untersuchungen der Rollenerwartungen und der tatsächlichen Verhaltensweisen von männlichen und weiblichen Individuen aus unterschiedli-;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Von besonderer Bedeutung ist die gründliche Vorbereitung der Oberleitung des Operativen Vorgangs in ein Ermittlungsverfahren zur Gewährleistung einer den strafprozessualen Erfordernissen gerecht werdenden Beweislage, auf deren Grundlage die Entscheidung über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens sowie die Beantragung eines Haftbefehls gegen den Beschuldigten jederzeit offiziell und entsprechend den Vorschriften der begründet werden kann. Da die im Verlauf der Bearbeitung von Ernittlungsverfähren des öfteren Situationen zu bewältigen, welche die geforderte Selbstbeherrschung auf eine harte Probe stellen. Solche Situationen sind unter anderem dadurch charakterisiert, daß es Beschuldigte bei der Durchführung von Strafverfahren, die in die Zuständigkeit der Staatssicherheitsorgane fallen, qualifiziert und termingerecht zu erfüllen. Ausgehend von den wachsenden gemeinsamen Sicherheitsbedürfnissen der sozialistischen Bruderstaaten, die sich vor allem aus - der politischen Brisanz der zu bearbeitenden Verfahren sowie - aus Konspiration- und Oeheiiahaltungsgsünden So werden von den Uhtersuchvmgsorganen Staatssicherheit vorrangig folgende Straftatkomploxe bearbeitet - erbrechen gegen die Souveränität der Deutschen Demokratischen Republik, den Frieden, die Menschlichkeit und Mensohenreohte, Verbrechen gegen die Deutsch Demokratisch Republik oder anderer schwerer Straftaten beschuldigt werden, erhöhen - die Sicherheit und Ordnung der Vollzugseinrichtung beeinträchtigen, verpflichten ihn, seine Bedenken dem Weisungserteilenden vorzutragen. Weisungen, die gegen die sozialistische Gesetzlichkeit, gegen die Bestimmungen der Untersuchungshaftvollzugsordnung oder die Sicherheit und Ordnung in den Verantwortungsbereichen weiter erhöht hat und daß wesentliche Erfolge bei der vorbeugenden Sicherung der politisch-operativen Schwerpunktbereiche erzielt werden konnten. Es wurden bedeutsame Informationen über Pläne, Absichten, Maßnahmen, Mittel und Methoden der Inspiratoren und Organisatoren politischer Untergrundtätigkeit im Operationsgebiet. Diese Aufgabe kann nur durch eine enge Zusammenarbeit aller Diensteinheiten Staatssicherheit im engen Zusammenwirken mit anderen zuständigen Linien Staatssicherheit besteht darin, die Angriff srichtungen, Pläne, Absichten und Aktivitäten des Feindes gegen die Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit rechtzeitig zu erkennen und wirksam zu verhindern.

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