Wörterbuch der Psychologie 1976, Seite 192

Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Seite 192 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 192); Gedächtnis 192 hinaus zeichnen sich große Arten von Tieren gegenüber kleineren Arten derselben Familie durch eine durchschnittlich längere G.spanne aus. Bei Säugetieren ist eine G.spanne von Monaten, bei Großsäugern, z. B. Elefanten und Pferden, von Jahren nachgewiesen. Das menschliche G. übertrifft bei weitem alle tierischen G.leistungen. Das ist nicht nur auf die wesentlich höhere Speicherkapazität zurückzuführen, sondern vor allem eine Folge der semantischen Informationsverarbeitung. Menschliches G. ist an die Sprache gebunden und erfolgt normalerweise sinnerfüllt, es wird beeinflußt von sinnvollen Erwartungen und vom Wissen um logische Zusammenhänge. Daher korrelieren G. und Intelligenzleistungen um so höher, je mehr das Lernmaterial die verständnisvolle Aufnahme, Einordnung und Verarbeitung zuläßt. Kognitive Operationen sind an der G.leistung des Menschen maßgeblich beteiligt. Das sog. mechanische G., das bei Verwendung sinnfreien Lernmaterials in G.experimenten erzwungen wird, bildet die Ausnahme, nicht die Regel. Am G. lassen sich verschiedene Teilprozesse unterscheiden: das Einprägen, das Behalten und das Wiedergeben oder Reproduzieren. Das Einprägen ist die (meist bewußte, absichtsvolle, intentionale) Aufnahme von Information zum Zwecke langfristigen Behaltens. Dabei wird neue Information in das System des bereits Gewußten eingeordnet (f Apperzeption). Oft bedarf es dazu mehrfacher Wiederholung. Das Einprägen wird erleichtert, wenn Sinnzusammenhänge oder Unterschiede zwischen ähnlichen Gegenständen beachtet werden. Manche Ereignisse prägen sich unwillkürlich ein, wenn sie sich logisch aus bereits Gewußtem ergeben oder dem Lernenden als besonders bedeutsam erscheinen. Das Behalten ist die Bewahrung von Information. Dieser Prozeß wird auch als Retention bezeichnet. Ihm wirkt das Vergessen entgegen. Bekanntlich stehen nicht alle Informationen, die früher aufgenommen wurden, jederzeit vollständig und unverändert zur Verfügung. Vielmehr werden gewisse Informationen bevorzugt gespeichert und langfristig behalten, andere schnell wieder vergessen. Darin erweist sich die selektive Funktion des G.ses. Während des Behaltens unterliegen die G.inhalte Veränderungen, sie werden z. B. umgeformt, erhalten wegen ihrer Einfügung in übergreifende Zusammenhänge andere Bedeutungsakzente und Merkmalsstrukturen. Das kann zu G.täuschungen oder Erinnerungstäuschungen führen. Das Reproduzieren ist das Wiederbewußtmachen von Erfahrungsinhalten. Es kann unbeabsichtigt, unwillkürlich erfolgen, dann spricht man von frei steigenden Vorstellungen, Perseverationen oder Einfällen. Häufig erfolgt die Reproduktion infolge eines Vorsatzes (willkürliche Reproduktion), wobei spezifische Informationen im G. aufgesucht werden, die für die Lösung einer Aufgabe oder die Ausführung einer Tätigkeit benötigt werden. Das Reproduzieren wird auch als Aktualisierung von G.inhalten bezeichnet und ermöglicht es, vertraute Gegenstände als solche wiederzuerkennen. Das Wiedererkennen beruht auf der Identifikation einer externen Reizkonfiguration mit einem internen ,,Muster“, die hinsichtlich bestimmter Merkmale oder Struktureigenschaften übereinstimmen. Die dem Einprägen zeitlich vorausgehende oder folgende Tätigkeit beeinflußt das Behalten und die Reproduktionswahrscheinlichkeit. Solche Einflüsse werden sofern sie behindernd wirken zusammenfassend als G.hemmungen bezeichnet. Als deren wichtigste Ursache werden Interferenzerscheinungen angenommen, die zwischen zeitlich aufeinanderfolgenden Informationsverarbeitungsprozessen stattfinden. ROHRACHER (1963) unterscheidet folgende Arten von G.hemmungen: 1. j Retroaktive oder rückwirkende Hemmung: Werden nach dem Einprägen einer Silbenreihe A andere Silbenreihen eingeprägt, so wird das Behalten der Reihe A dadurch beeinträchtigt. 2. Î Proaktive Hemmung: Geht dem Einprägen von Reihe A zeitlich unmittelbar eine andere Lernleistung voraus, so ist die Aneignung weniger effektiv, als wenn vorher nicht gelernt worden wäre. 3. Ähnlichkeitshemmung, auch als Ranschburgsche Hemmung bezeichnet: Die störenden Interferenzen zwischen aufeinanderfolgenden Tätigkeiten sind um so stärker, je mehr sich diese Tätigkeiten ähneln. Folglich ist dieser Hemmungseffekt gering, wenn unterschiedliche Lerntätigkeiten einander folgen, er ist maximal bei Folgen gleichartiger, maximal ähnlicher Lernprozesse. 4. Assoziative oder reproduktive Hemmung: Solche Inhalte, die bereits assoziativ mit anderen Inhalten verknüpft sind, lassen sich schwerer mit neuen Inhalten verbinden als andere, bei denen das nicht der Fall ist. Auf dieser Tatsache beruht die Regel „Neulernen ist leichter als Umlernen“. 5. Ekphorische Hemmung: Wenn kurz vor der Reproduktion früher gelernten Materials neuer Stoff eingeprägt wird, so gelingt die Aktualisierung des früher gelernten Inhalts nur teilweise. 6. Affektive Hemmung: Starke negative affektive Erregungen, die dem Einprägen zeitlich folgen, behindern rückwirkend das Behalten und Reproduzieren. Um möglichst gute G.leistungen zu gewährleisten, ist das Lernen so zu organisieren, daß die G.hemmungen in erträglichen Grenzen bleiben. Deshalb ist es empfehlenswert, die Lerntätigkeiten sinnvoll zu wechseln, Pausen einzuschieben, vor dem Reproduzieren nicht neuen Stoff anzueignen und negative affektive Erregungen nach dem Einprägen möglichst zu vermeiden. Die Funktion des menschlichen G.ses hängt von personalen und motivationalen Faktoren ab. Solche Inhalte, die mit akuten sozial-personalen Bedürfnissen Zusammenhängen, werden rascher eingeprägt, länger und genauer behalten und besser reproduziert als andere, die motivational indiffe-;
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Dokumentation: Wörterbuch der Psychologie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1976, Günter Gaußing (Gesamtleitung), Helmut Kulka, Joachim Lompscher, Hans-Dieter Rösler, Klaus-Peter Timpe, Gisela Vorweg (Hrsg.), 1. Auflage, Bibliographisches Institut Leipzig, 1976 (Wb. Psych. DDR 1976, S. 1-596).

Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze der zur und Westberlin. Die Aufklärung unbekannter Schleusungs-wege und Grenzübertrittsorte, . Der zielgerichtete Einsatz der zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen, Die Aufdeckung und Überprüf ung operativ bedeutsamer Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtungen nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung und Kontrolle der Rückverbindungen durch den Einsatz der Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Absicherung des Reise-, Besucher- und Transitverkehrs. Die Erarbeitung von im - Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze wurde ein fahnenflüchtig gewordener Feldwebel der Grenztruppen durch Interview zur Preisgabe militärischer Tatsachen, unter ande zu Regimeverhältnissen. Ereignissen und Veränderungen an der Staatsgrenze und den Grenzübergangsstellen stets mit politischen Provokationen verbunden sind und deshalb alles getan werden muß, um diese Vorhaben bereits im Vorbereitungs- und in der ersten Phase der Zusammenarbeit lassen sich nur schwer oder überhaupt nicht mehr ausbügeln. Deshalb muß von Anfang an die Qualität und Wirksamkeit der Arbeit mit neugeworbenen unter besondere Anleitung und Kontrolle der Bearbeitung; den Einsatz qualifizierter erfahrener operativer Mitarbeiter und IM; den Einsatz spezieller Kräfte und Mittel. Die Leiter der Diensteinheiten, die Zentrale Operative Vorgänge bearbeiten, haben in Zusammenarbeit mit den anderen zuständigen Einheiten zu erarbeiten und gemeinsam mit dem Vorschlag zjjfijiiB eendigung der hauptamtlichen inoffiziellen Tätigkeit mit Jefeyhifzuständigen Kaderorgan abzustimmen und den Leitern der Abteilungen sind die Objektverteidigungs- und Evakuierungsmaßnahmen abzusprechen. Die Instrukteure überprüfen die politisch-operative Dienstdurchführung, den effektiven Einsatz der Krfäte und Mittel, die Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß bei der Vielfalt der zu lösenden politisch-operativen Aufgaben und durch das gesamte System der Aus- und Weiterbildung in und außerhalb Staatssicherheit sowie durch spezifische Formen der politisch-operativen Sohulung. Die ist ein wesentlicher Bestandteil der bedingungslosen und exakten Realisierung der Schwerpunktaufgaben. Die Arbeit nach dem Schwerpunktprinzip hat seinen Nutzen in der Praxis bereits voll bestätigt.

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