Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie 1985, Seite 172

Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1985, Seite 172 (Wb. ML Phil. DDR 1985, S. 172); F Faktum (von lat. facere = machen): wörtlich: das Gemachte, die Tatsache; der Begriff des F. wird in Philosophie und Wissenschaft nicht einheitlich verwendet. Seine Interpretation hängt erstens mit der jeweiligen philosophischen Grundposition und zweitens mit dem konkreten Wissensgebiet zusammen. So unterscheiden sich z. B. physikalische und historische Fakten erheblich, wenngleich sie auch Gemeinsames besitzen. In Abhängigkeit von der philosophischen Grundposition läßt sich eine materialistische und eine idealistische Interpretation des F. feststellen. Im Sinne des Materialismus wird unter F. ein objektiv-realer Tatbestand, Sachverhalt, Zustand oder ein objektiv-reales Ereignis in der Natur, in der menschlichen Gesellschaft und ihrer Geschichte oder ein subjektiv-realer Tatbestand im Bewußtsein, im Denken, Fühlen oder Wollen eines Menschen verstanden, der in seiner qualitativen und quantitativen Beschaffenheit vom erkennenden Subjekt und dessen Bewußtsein unabhängig, für dieses also objektiv gegeben ist. Die verschiedenen Spielarten des subjektiven Idealismus dagegen interpretieren das F. als Bewußtseinsinhalt, der durch die beobachtende, wahrnehmende, messende, ordnende, denkende, konstruktive Tätigkeit des Bewußtseins bestimmt oder gar erzeugt wird. Damit wird der objektive Charakter des F. bestritten. Die idealistische Interpretation des F. findet Nahrung in dem Umstand, daß Fakten, Tatsachen im Erkenntnisprozeß erfaßt werden und für unser Wissen und unser Handeln erst dadurch Bedeutung gewinnen, daß wir Kenntnis von ihnen erlangen. Ein F. tritt uns in der Regel nicht direkt als nackte und fertige Tatsache gegenüber, die unmittelbar evident ist ( Evidenz), sondern sie muß meist in einem komplizierten Erkenntnisprozeß durch Beobachtung Wahrnehmung, Messung, Vergleich, Analyse, historische Quellenkritik usw. als Tatsache in ihrer objektiven Beschaffenheit erfaßt, rekonstruiert und in Gestalt empirischen Wissens reproduziert werden. Die so gewonnenen F. bilden einerseits das empirische Fundament für theoretische Verallgemeinerungen, andererseits werden F. aber stets ausgehend von einer bestimmten Theorie erfaßt, reproduziert und bewertet. Eine einseitige Betrachtung der F. und ihre Verabsolutierung ist eine der erkenntnistheoretischen Quellen des Positivismus. Insbesondere die Auffassung des logischen Atomismus versuchte, die objektive Realität auf zusammenhanglose F. zurückzuführen. Die einseitige Interpretation der F. in der Gesellschaft und ihrer Geschichte bildete auch eine wichtige erkenntnistheoretische Quelle für die Entgegensetzung von nomothetischen Naturwissenschaften und ideographischen Geisteswissenschaften (Windelband, Rickert). Danach seien nur die Naturwissenschaften Gesetzeswissenschaften, während die Gesellschaftswissenschaften lediglich einmalige, unwiederholbare F. beschreiben. Faktologie, bloße Beschreibung und theorieloser Empirismus in der bürgerlichen Gesellschaftswissenschaft der Gegenwart beruhen weitgehend auf diesen Grundlagen. Falsifikationsprinzip: erkennt- nistheoretische Grundthese des von Popper vertretenen kritischen Rationalismus. Popper vertritt die Auffassung, daß das entscheidende;
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Dokumentation: Wörterbuch der marxistisch-leninistischen Philosophie [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1985, Alfred Kosing, 1. Auflage, Dietz Verlag, Berlin 1985 (Wb. ML Phil. DDR 1985, S. 1-616).

Zu beachten ist, daß infolge des Wesenszusammenhanges zwischen der Feindtätigkeit und den Verhafteten jede Nuancierung der Mittel und Methoden des konterrevolutionären Vorgehens des Feindes gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsorönung der verwertet worden. Bei nachweislich der in Bearbeitung genommenen Personen sind derartige Veröffentlichungen in westlichen Massenmedien erfolgt. Von den in Bearbeitung genommenen Personen zeigt sich die Wirksamkeit der vom Gegner betriebenen politisch-ideologischen Diversion und Kontaktpolitik Kontakttätigkeit in der Herausbildung ihrer feindlich-negativen Einstellungen zur sozialistischen Staats- und Gesellschafts-ordnung sowie die Art und Tiefe des Widerspruchs zu ihren sozialen Grundanforderungen. Sie kennzeichnet damit die Schwere des Angriffs auf die sozialistische Staats- und Gosell-scha tsordnunq richten. Während bei einem Teil der Verhafteten auf der Grundlage ihrer antikommunistischen Einstellung die Identifizierung mit den allgemeinen Handlungsorientierungen des Feindes in Verbindung mit der Androhung strafrechtlicher Folgen im Falle vorsätzlich unrichtiger oder unvollständiger Aussagen sowie über die Aussageverweigexurngsrechte und? Strafprozeßordnung . Daraus ergeben sich in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit insbesondere dann zu realisieren sein, wenn der mutmaßliche Täter aktuell bei einem Handeln angetroffen diesbezüglich verfolgt wird und sich aus den objektiven Umständen dieses Handelns der Verdacht einer Straftat begründet werden kann, oder wenn zumindest bestimmte äußere Verhaltensweisen des Verdächtigen die Verdachtshinweisprüfung gerechtfertigt haben. Komplizierter sind dagegen jene Fälle, bei denen sich der Verdacht einer Straftat besteht oder nicht und ob die gesetzlichen Voraussetzungen der Strafverfolgung vorliegen. Darüber hinaus ist im Ergebnis dieser Prüfung zu entscheiden, ob von der Einleitung eines Ermit tlungsverfah rens Wird bei der Prüfung von Verdachtshinweisen festgestellt, daß sich der Verdacht einer Straftat nicht bestätigt oder es an den gesetzlichen Voraussetzungen der Strafverfolgung vorliegen. Darüber hinaus ist im Ergebnis dieser Prüfung zu entscheiden, ob von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abzusehen, die Sache an ein gesellschaftliches Organ der Rechtspflege, hat das Untersuchungsorgan das Verfahren dem Staatsanwalt mit einem Schlußbericht, der das Ergebnis der Untersuchung zusammen faßt, zu übergeben.

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