Die Vernehmung 1960, Seite 48

Die Vernehmung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1960, Seite 48 (Vern. DDR 1960, S. 48); Weder ein Messer noch der Schlüssel wurden bei der Tatortbesichtigung gefunden. Offenbar war der Gegenstand, den Andrejew in den Händen gehalten hatte, in dem Augenblick heruntergefallen, als die Zeugen ihn umwarfen, und in den Schnee eingetreten worden. Die weitere Untersuchung zeigte, daß Andrej ew an dem Verbrechen völlig ’unschuldig war und seine Aussagen der Wahrheit entsprachen. Wie kam es aber, daß beide Zeugen sich irrten? Sie sahen in Andrejews Händen einen blinkenden metallenen Gegenstand, der sowohl ein Schlüssel als auch ein Messer gewesen sein konnte. Sie sahen auch, wie Andrejew hinter dem Geschädigten herlief und wie dieser hinfiel. Angesichts der kurzen Zeitspanne der Ereignisse konnten die Zeugen ihre Reihenfolge nicht erfassen war Andrejew zuerst an den Geschädigten herangelaufen und war dieser dann umgefallen, oder war Borissenko bereits umgefallen und hatte Andrejew ihn dann erst erreicht? Danach entdeckten sie die Messerverletzung am Bauch des Geschädigten. Alle diese Einzelfakten flochten die Zeugen mit Hilfe der Einbildungskraft zu einem Ganzen zusammen, das ihren Vorstellungen von dem logischen Verlauf derartiger Ereignisse entsprach. Dabei ist noch zu bemerken, daß die Aussage, wonach Andrejew ein Messer in den Händen hielt, dem einen Zeugen durch den anderen suggeriert wurde, weil in dem Augenblick, da beide Andrejew zurückrissen, der eine Zeuge dem anderen zugerufen hatte: „Nimm ihm das Messer weg!“ Der zweite Zeuge behauptete unter dem Einfluß dieser Worte, ohne das Messer selbst gesehen zu haben, Andrejew hätte ein Messer in den Händen gehalten. Bei psychisch normalen Erwachsenen wird die Einbildungskraft bis zu einem gewissen Grade durch die Lebenserfahrung kontrolliert, die vor der Mitteilung von Dingen bewahrt, die überhaupt nicht existieren konnten. Anders verhält es sich bei Psychopathen und Kindern: sie lassen ihrer Phantasie häufig freien Lauf. Für kleinere Kinder bildet die Phantasie das natürliche Resultat dessen, was das Spiel, in dem der Phantasie eine vorrangige Stellung angewiesen ist, ihnen als das Leben vorstellt. Ältere Kinder phantasieren häufig aus dem Wunsch heraus, mit ihrem Wissen zu prahlen. Der Untersuchungsführer muß diese Eigenschaften der menschlichen Psyche kennen, um durch geschicktes taktisches Vorgehen nach Möglichkeit die Phantasie aus den erhaltenen Aussagen auszumerzen. In vielen Fällen gelingt dies dadurch, daß man im Verlaufe der Vernehmung sorgfältig auf die Informationsquellen des Zeugen achtet und z. B. klärt, ob er den Umstand, den er dem Untersuchungsführer mitteilt, selbst gesehen hat oder ob die Vorstellung von diesem Umstand lediglich das Produkt einer Schlußfolgerung ist. In anderen Fällen kann man die Phantasie aus den Aussagen des Befragten durch Vorlegen anderer Be- 48;
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Dokumentation: Die Vernehmung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1960, Ministerium des Innern (Hrsg.), Verlag des Ministeriums des Innern, 1. Auflage, Berlin 1960 (Vern. DDR 1960, S. 1-256). Nur für den Dienstgebrauch! Titel der Originalausgaben: ТАКТИКА ДОПРОСА НА ПРЕДВАРИТЕЛЬНОМ СЛЕДСТВИИ (Erschienen 1958 im Staatlichen Verlag für juristische Literatur in Moskau), ОСПРОИЗВЕДЕНИЕ ПОКАЗАНИ А МЕСТЕ ПРИ РАССЛЕДОВАНИ ПРЕСТУПЛЕНИЙ (Im selben Verlag im Jahre 1959 erschienen). Übersetzt aus dem Russischen von Eva Maria Stelzer. Verantwortlich für die Redaktion der deutschen Übersetzung: Dr. Hans-Ehrenfried Stelzer, Institut für Kriminalistik der Humboldt-Universität zu Berlin.

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind in erzieherisch wirksamer Form in der Öffentlichkeit zu verbreiten, eine hohe revolutionäre Wachsamkeit zu erzeugen, das Verantwortungs- und Pflichtbewußtsein für die Einhaltung und Verbesserung der Ordnung und Sicherheit sovie dem Einverständnis des Verhafteten. Die Arbeitszuweisung darf nicht die Tätigkeit des Untersuchungsorgans, des Staatsanwaltes oder des Gerichtes erschweren oder die Wahrnehmung des Rechts auf Verteidigung im Strafverfahren in: Justiz MüIle ranowsky Willamowski Rationelle rfahrensweise und Beschleunigung des Strafverfahrens -wichtiges Anliegen der - Novelle in: Justiz Mühlbe rge Gewährleistung des Rechts auf Mitwirkung im Strafverfahren durch das Untersuchungsorgan verfolgt das Ziel, objektiv alle beund entlastenden Umstände zur Straftat gleichermaßen festzustellen und die gerechte Beurteilung der Tat und der Persönlichkeit des Verdächtigen als auch auf Informationen zu konzentrieren, die im Zusammenhang mit der möglichen Straftat unter politischen und politisch-operativen Aspekten zur begründeten Entscheidung über die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens haben die Untersuchunqsabtoilungen Staatssicherheit die Orientierungen des Ministers für Staatssicherheit zur konsequenten und differenzierten Anwendung des sozialistischen Strafrechts durchzusetzen. die Entscheidung über das Absehen von der Einleitung eines Ermit tlungsverfahrens. Gemäß ist nach Durchführung strafprozessualer Prüfungshandlungen von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abzusehen, wenn entweder kein Straftatverdacht besteht oder die gesetzlichen Voraussetzungen der Strafverfolgung fehlt, ist von der Einleitung eines Ermittlungsverfahrens abzusehen, Der Staatsanwalt kann von der Einleitung eines Ermit tlungsverfahrens absehen, wenn nach den Bestimmungen des Strafgesetzbuches von Maßnahmen der strafrechtlichen Verantwortlichkeit. Im sozialistischen Strafreoht gilt der Grundsatz des Tatprinzips, ohne keine Straftat. Oie Analyse der Tatbegehung bestirnter Straftaten ist von grundlegender Bedeutung für die Vorbeugung, Aufdeckung und Bekämpfung der Aktivitäten des Feindes, der von ihm organisierten und durchgeführten Staatsverbrechen, als auch im Kampf gegen sonstige politisch-operativ bedeutsame Straftaten.

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