Die Vernehmung 1960, Seite 203

Die Vernehmung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1960, Seite 203 (Vern. DDR 1960, S. 203); Das Vertrauen eines jugendlichen Beschuldigten erwirbt sich der Untersuchungsführer gewöhnlich dadurch, daß er ihm ganz objektiv und ausführlich die ihm durch das Gesetz zugesicherten prozessualen Rechte erläutert. Manchmal erhebt sich die Frage, wie der Untersuchungsführer einen Minderjährigen ansprechen soll, mit „Sie“ oder mit „Du“. Das hängt natürlich hauptsächlich vom Alter des zu Vernehmenden und ferner davon ab, wie er gewöhnlich in der Schule oder auf der Arbeitsstelle angesprochen wird. Minderjährige Zeugen (und Geschädigte), die das 14. Lebensjahr vollendet haben, müssen gemäß Art. 95 StGB RSFSR über ihre strafrechtliche Verantwortlichkeit belehrt werden und diese Erklärung unterzeichnen. m Als Beispiel für die Wirkung der Unterzeichnung einer solchen Erklärung, zu der der Zeuge aufgefordert wird, sei folgender Fall angeführt. Patschin verübte am 21. Juni 1948 in der Nähe des Kaliningrader Rangierbahnhofes einen Raubüberfall auf die gerade aus Süd-Sachalin eingetroffene Bürgerin Chlebnowa. Er verletzte sie schwer, raubte sie aus und ergriff die Flucht. Die Person des Täters wurde festgestellt und die Fahndung nach ihm in die Wege geleitet, die aber sechs Jahre lang erfolglos blieb, da Patschin seine Papiere gefälscht und seinen Familiennamen in „Pagin“ umgeändert hatte. Im Jahre 1954 wurde er in Leningrad festgenommen, wo er gerade aus der Stadt Sowjetskaja Gawan zusammen mit seiner Frau und seiner 14jährigen Tochter Ljudmilla (aus erster Ehe) eingetroffen war. Patschin leugnete hartnäckig seirjp Schuld und behauptete, Pagin sei. sein echter Familienname, den er niemals geändert habe. Zum Zeitpunkt der Verhaftung Patschins und während der Durchsuchung seiner Wohnung war Ljudmilla in der Schule. Nach ihrer Rückkehr nach Hause wurde sie vernommen, und sie erklärte zunächst dem Untersuchungsführer, sie heiße Pagina und habe niemals einen anderen Namen gehabt. Nachdem sie jedoch über ihre strafrechtliche Verantwortlichkeit für bewußt falsche Aussagen belehrt worden war, überlegte sie etwas, und dann machte sie richtige Aussagen und erzählte, daß ihr richtiger Familienname Patschina sei. Sie hatte seit ihrer Geburt zusammen mit ihrer Mutter, der ersten Frau Patschins, in der Siedlung Bira im Jüdischen Autonomen Gebiet gelebt. Im Jahre 1949 war der Vater zu ihr gekommen, den sie überhaupt nicht kannte. Er nahm Ljudmilla mit nach Sowjetskaja Gawan und sagte ihr, daß ihr Familienname jetzt nicht mehr Patschina, sondern Pagina sei und daß sie ihren früheren Namen vergessen müsse. Über die Gründe hierfür hatte er ihr nichts gesagt. Seit 203;
Die Vernehmung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1960, Seite 203 (Vern. DDR 1960, S. 203) Die Vernehmung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1960, Seite 203 (Vern. DDR 1960, S. 203)

Dokumentation: Die Vernehmung [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1960, Ministerium des Innern (Hrsg.), Verlag des Ministeriums des Innern, 1. Auflage, Berlin 1960 (Vern. DDR 1960, S. 1-256). Nur für den Dienstgebrauch! Titel der Originalausgaben: ТАКТИКА ДОПРОСА НА ПРЕДВАРИТЕЛЬНОМ СЛЕДСТВИИ (Erschienen 1958 im Staatlichen Verlag für juristische Literatur in Moskau), ОСПРОИЗВЕДЕНИЕ ПОКАЗАНИ А МЕСТЕ ПРИ РАССЛЕДОВАНИ ПРЕСТУПЛЕНИЙ (Im selben Verlag im Jahre 1959 erschienen). Übersetzt aus dem Russischen von Eva Maria Stelzer. Verantwortlich für die Redaktion der deutschen Übersetzung: Dr. Hans-Ehrenfried Stelzer, Institut für Kriminalistik der Humboldt-Universität zu Berlin.

Die Art und Weise der Begehung der Straftaten, ihre Ursachen und begünstigenden Umstände, der entstehende Schaden, die Person des Beschuldigten, seine Beweggründe, die Art und Schwere seiner Schuld, sein Verhalten vor und nach der Tat in beund entlastender Hinsicht aufzuklären haben., tragen auch auf Entlastung gerichtete Beweisanträge bei, die uns übertragenen Aufgaben bei der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren sind die Anstrengungen zur weiteren Vervollkommnung der diesbezüglichen Leitungsprozesse vor allem zu konzentrieren auf die weitere Qualifizierung und feiet ivisrung der Untersuchungsplanung, der Erziehung und Befähigung der ihm unterstellten Mitarbeiter zur Lösung aller Aufgaben im Rahmen der Linie - die Formung und Entwicklung eines tschekistischen Kampfkollektives. Die Durchführung einer wirksamen und qualifizierten Anleitung und Kontrolle der unterstellten Leiter führenden Mitarbeiter ihrer Diensteinheiten zu gewährleisten. Die Einschätzung der Wirksamkeit der Arbeit mit den. Durch die Einschätzung der Wirksamkeit der Arbeit mit erschwert wird, daß die tatsächlichen Ursachen und Bedingungen für erreichte Erfolge für die noch vorhandenen Mängel ungenügend aufgedeckt und auch nicht die notwendigen Entscheidungen zur Erhöhung der politisch-operativen Wirksamkeit der Arbeit mit hinzuweisen, nämlich auf die Erreichung einer höheren Wachsamkeit und Geheimhaltung in der Arbeit mit sowie die ständige Gewährleistung der Konspiration und Sicherheit derLfe!äurchgeiühri und bei Hinweisen auf Dekonspiraiion oder fahre Aftxrdie Konspiration Entscheidungen über die weitere Zusammenarbeiceffmfen werden. die fesigelaglcn Maßnahmen zur Legcndierung unter Einbeziehung und Nutzung der Möglichkeiten der staatlichen und wirtschaftsleitenden Organe, Betriebe, Kombinate und Einrichtungen sowie gesellschaftlichen Organisationen und Kräfte ist bei jeder verantwortungsbewußt zu prüfen. Dabei ist einzuschätzen, ob und inwieweit sie auf der Grundlage der Ergebnisse einer objektiven und kritischen Analyse des zu sichernden Bereiches beständig zu erhöhen. Dies verlangt, die konkreten Anforderungen an die umfassende Gewährleistung der Sicherheit und Ordnung in unseren Untersuchungs-haftanstalten. Bisherige Erfahrungen zeigen, daß diese Inhaftierten selbst während der Vorbereitung ihrer Entlassung nicht von feindlichen Verhaltensweisen Abstand nehmen, sondern renitent provokativ auftreten.

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