Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 853

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 853 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 853); Hier ist zwar einschränkend gesagt, daß das nur vorbereitenden Maßnahmen dienen soll, aber ich frage mich: Wenn es keinen privaten Rundfunk geben soll, warum braucht man dann vorbereitende Maßnahmen? Also das kann ich jedenfalls aus dem Gesetzestext so, wie Sie das interpretieren, Herr Müller, nicht entnehmen. (Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Ihre Zeit ist vorbei.) Meine Zeit ist vorbei. (Beifall, vor allem bei CDU/DA und DSU) (Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Ich betone ausdrücklich: Ihre Redezeit!) Ich glaube nicht, daß meine Zeit vorbei ist. Ich darf vielleicht nur noch den dringenden Handlungsbedarf benennen, wo wir ihn sehen. Das eine ist, was ich schon angeführt habe, die Gesetzgebungskommission; das zweite ist unbedingt die Besetzung der Intendanten von Rundfunk und Fernsehen. Es kann nicht angehen, daß sich - wie hier in dem heute veröffentlichten Brief der Arbeitsgruppe Kultur des Landesverbandes Berlin der CDU - Leute anbieten, daß sie Leute als Intendanten Vorschlägen, die bisher beim DDR-Fernsehen schon immer unter bevorzugten Bedingungen gearbeitet haben. Ich frage mich, wie das ~ nun kommt, daß sie zu CDU-Kadern werden. Sollen die jetzt /Transmissionsriemen der CDU werden? (Vereinzelt Beifall) Ich betone, daß es dringenden Handlungsbedarf gibt in den Fragen des Jugendschutzes, da wäre noch vieles dazu zu sagen, und in den Fragen des Pressevertriebs. Ich mag nicht hinnehmen, Herr Medienminister Müller, daß meine „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ und meine „Welt“ immer mit ein oder zwei Tagen Verspätung ankommen. Vielen Dank. Respekt und Anerkennung. Die Mehrheit der Bürger unseres Landes schätzt die gründliche und umfassende Information. (Heiterkeit, Protestrufe) Wer könnte besser als diese den spezifischen Informationsund Bildungsbedürfnissen unserer Menschen, die ohne Zweifel vorhanden sind - ob manche es wahrhaben wollen oder nicht -gerecht werden! (Unruhe; Zurufe: aufhören!) Die jüngst veröffentlichten Meinungsumfragen sprechen hier eine deutliche Sprache, und das darf nicht einfach ignoriert werden. Wenn es um die Zukunft der DDR-Medien geht, reicht es meines Erachtens nicht aus, lediglich ökonomische Aspekte in Betracht zu ziehen. Es kann auch nicht darum gehen, ein Schutzgehege für sie zu errichten. Im Gegenteil, sie müssen sich im Wettbewerb beweisen. Damit sie das können, müssen sie aber eine Chance dazu erhalten. Offensichtlich gibt es aber einflußreiche Kräfte, die es auf diesen Wettbewerb gar nicht erst ankommen lassen wollen. Wie anders soll man es sich sonst erklären, daß immer nur Rundfunk- und Fernsehsender der Noch-DDR zur Disposition stehen, aber bisher nicht in einem einzigen Fall ein Sender der Bundesrepublik oder Westberlins seinen Betrieb einstellen soll? (Beifall bei der PDS) Geradezu typisch ist in dieser Hinsicht die Entscheidung der Berliner Stadtparlamente von dieser Woche zu den hier befindlichen Sendern. Zählen die Interessen der Mitarbeiter des Berliner Rundfunks und der Antenne Brandenburg etwa weniger als die ihrer Kollegen beim SFB? Wer hat eigentlich die Bewohner des künftigen Landes Brandenburg befragt, ob ihre Rundfunkgebühren in Zukunft der Antenne Brandenburg oder dem SFB als Landessender zufließen sollen? (Zurufe von CDU/DA: Das mit dem Transmissionsriemen ist eine Beleidigung!) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Als nächster spricht für die Fraktion der DBD/DFD der Abgeordnete Marusch. Marusch für die Fraktion DBD/DFD: Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Soviel Kritik wie meine Vorredner habe ich nicht. Die Bauern sind nicht so sachkompetent. Trotzdem, meine ich, haben wir doch unseren Standpunkt. Und ich meine, auch von den Farben sind ja noch einige übriggeblieben. Die sind in der Landwirtschaft anders als zur Erntezeit. Pluralismus, Demokratie und Meinungsvielfalt gehören seit Jahr und Tag zu den Aushängeschildern der westlichen Gesellschaft und ihrer Medien. Nicht zufällig besaßen solche Forderungen auch einen sehr hohen Stellenwert beim gesellschaftlichen Umbruch in unserem Lande. Wer sich heute unsere Medienlandschaft ansieht, wird bestätigen müssen, daß in dieser Hinsicht die DDR keinen Vergleich mehr zu scheuen braucht. Die Mitarbeiter des Rundfunks, des Fernsehens, der Zeitungen und Zeitschriften unseres Landes haben in den zurückliegenden Monaten eindrucksvoll gezeigt, zu welchen Leistungen sie fähig sind, wenn sie vom Diktat einer Propaganda- und Zensurabteilung unseeligen Andenkens befreit sind. (Gelächter und Unmutsäußerungen bei den Koalitionsparteien) Es ist nach unserer Auffassung nicht übertrieben zu sagen, daß die Medien unseres Landes, zwar im einzelnen differenziert, einen wesentlichen Beitrag zu den gravierenden Veränderungen in der DDR geleistet haben. Dafür, meine ich, gebührt ihnen Die bestimmende Frage, verehrte Abgeordnete, bei allen medienpolitischen Entscheidungen müßte nach unserer Auffassung doch darin bestehen: Brauchen die Menschen in diesem Teil Deutschlands Rundfunk- und Fernsehsender, die sich ihrer spezifischen Fragen und Probleme annehmen, oder nicht? Ich meine, sie werden ganz dringend gebraucht. Es geht aber keineswegs um die künstliche Pflege und Erhaltung einer umstrittenen DDR-Identität, es geht aber um die einfühlsame Begleitung der Menschen dieses Landes in das vereinte Deutschland. Die Sicht auf dieses Problem ist nach meiner Erkenntnis in den Medien Ost- und Westdeutschlands durchaus unterschiedlich. Das kann auch gar nicht anders sein, sind doch auch die Ausgangspositionen sehr differenziert. Das Aufeinanderzugehen und das gegenseitige Verständnis der Menschen im Osten und Westen Deutschlands ist mit der Herstellung der staatlichen Einheit bei weitem nicht abgeschlossen. Es wird gewiß noch seine Zeit brauchen, bis die Menschen in beiden Teilen auf der gleichen Wellenlänge liegen. Das betrifft die Bauern ebenso wie die Frauen, die Künstler ebenso wie die Wissenschaftler, die Kinder ebenso wie die Rentner. Hier ist eine Aufgabe von wahrhaft nationalem Rang zu erfüllen. Dazu, verehrte Abgeordnete, werden Medien gebraucht, die mit den Hoffnungen und Sorgen der Menschen vertraut sind, die sich in sie hineindenken können, die ihnen bei der Suche nach den richtigen Antworten und Lösungswegen zur Seite stehen. Wer könnte das besser als jemand, der unmittelbar mit ihnen lebt und arbeitet, Sorgen und Nöte kennt! Ein rigoroser Kahlschlag insbesondere unter den elektronischen Medien unseres Landes ist dabei gewiß wenig hilfreich. Wir haben auch Zweifel, ob diese Aufgabe jetzt schon in vollem Umfang von Landesanstalten wahrgenommen werden kann, wenngleich das für die Zukunft sicherlich der richtige Weg ist. Zumindest für eine Übergangszeit sollten aus diesen Erwägungen der Deutsche Fernsehfunk und auch überregionale 853;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 853 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 853) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 853 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 853)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Auf der Grundlage der Verordnung können gegen Personen, die vorsätzlich oder fahrlässig Berichterstattungen veranlassen oder durchführon und nicht für eine solche Tätigkeit befugt waren, Ordnungsstrafen von, bis, ausgesprochen werden. In diesem Zusammenhang ist immer davon auszugehen, daß ein Handeln, sei in mündlicher oder schriftlicher Form, welches den Boden des Eingabengesetzes nicht verläßt, im Regelfall keine schädigenden Auswirkungen für die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung der oder gegen verbündete Staaten gerichtete Angriffe zu propagieren; dem demonstrativen Ablehnen von gesellschaftlichen Normen und Positionen sowie Maßnahmen des sozialistischen Staates und seiner Organe und der Bekundung einer Solidarisierung mit gesellschaftsschädlichen Verhaltensweisen oder antisozialistischen Aktivitäten bereits vom Gegner zu subversiven Zwecken mißbrauchter Ougendlicher. Die im Rahmen dieser Vorgehensweise angewandten Mittel und Methoden sowie die vom politischen System und der kapitalistischen Produktionsund Lebensweise ausgehenden spontan-anarchischen Wirkungen. Im Zusammenhang mit der Beantwortung der Frage nach den sozialen Ursachen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen; das rechtzeitige Erkennen und Unwirksammachen der inneren Bedingungen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen, insbesondere die rechtzeitige Feststellung subjektiv verur-V sachter Fehler, Mängel, Mißstände und Unzulänglichkeiten, die feindlich-negative Einstellungen und Handlungen die statistische Gesamtheit aller feindlich-negativen Einstellungen und Handlungen dar, die in der gesamten Gesellschaft die Bedeutung einer gesellschaftlich relevanten Erscheinung haben. Als Einzelphänomen bezeichnen feindlich-negative Einstellungen und Handlungen Ausgewählte spezifische Aufgaben Staatssicherheit auf sozialen Ebene der Vorbeugung feindlich-nega und Handlungen der allgemein tiver Cinsteilun-. Das Staatssicherheit trägt auf beiden Hauptebenen der Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen in Rahnen der politisch-operativen Tätigkeit Staatssicherheit Theoretische und praktische Grundlagen der weiteren Vervollkommnung der Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen und der ihnen zugrunde liegenden Ursachen und ßedin- qunqen. Im Abschnitt der vorliegenden Arbeit wurde das Grundanliegen der Vorbeugung im Zusammenhang von sozialistischer Gesellschaftsentwicklung und Vorbeugung dargestellt.

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