Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 73

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 73 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 73); Armee als Bürger in Uniform. Den im Verlaufe der Umgestaltung ausscheidenden Personen ist eine gesicherte Eingliederung in das zivile Berufsleben zu ermöglichen. Dabei bietet sich die Zusammenarbeit mit dem Bund der Berufssoldaten an, der in seinem Programm Umschulungsmaßnahmen anspricht. Im Rahmen des Abrüstungsprogramms ist es unseres Erachtens jedoch im Gegensatz zur Regierungserklärung nicht erforderlich, die politische Arbeit im Warschauer Vertrag zu intensivieren, da sich mit dem Fall der Mauer im besonderen und dem Verschwinden des „Eisernen Vorhangs“ im allgemeinen die Konstellation der Blöcke grundlegend gewandelt hat. Es gilt, den Blick auf ein gemeinsames europäisches Haus zu richten. Verehrte Abgeordnete! Frei von politischer Beeinflussung in Schule und Kindergarten die Erziehung unserer Kinder zu gewährleisten - dieser Aussage des Herrn Ministerpräsidenten können wir nur beipflichten. Alle stalinistischen Schulräte, Direktoren und Lehrer, die bis heute nicht begriffen haben, daß in diesem Lande eine Revolution stattgefunden hat, müssen aus ihren Ämtern entfernt werden. (Beifall bei CDU/DA, DSU und SPD) Sie können weder den Kindern noch den Eltern zugemutet werden. Ein bescheidener Anfang wäre z. B. die Wahl der Schuldirektoren durch das Lehrerkollegium. (Zuruf: Und die Eltern) Gerade im Bildungsbereich wirkten sich die Verbrechen der alten Machthaber am schlimmsten aus. Bespitzelung und Denunziation - gefordert und begünstigt - führten zu bewußt gewollten Diskrepanzen sowie Mißtrauen zwischen Eltern und Kindern. Der Lehrer soll Pädagoge und nicht Sach- oder Personenverwalter einer Partei sein. Auch im Universitäts- und Hochschulbereich sind umfangreiche Reformen erforderlich. Die jahrelang von der SED betriebene sogenannte Kaderpolitik führte dazu, daß vor allem Willfährige und nicht fachlich Ausgewiesene zu Ordinarien berufen wurden. Das neuerliche nicht (Heiterkeit und Beifall. Zuruf: Wie Sie!) Ich bin kein Ordinarius. (Heiterkeit und Beifall) Ich bin nur ein sogenannter außerordentlicher Professor. (Heiterkeit) Aber Sie kennen den Unterschied zwischen außerordentlichem und ordentlichem Professor: Der ordentliche Professor leistet nichts Außerordentliches und der außerordentliche nichts Ordentliches. (Heiterkeit und Beifall) Das neuerliche Nicht-mehr-Erscheinen von Parteizugehörigkeit in Personalbögen deutet darauf hin, daß auch bei Neuberufung vorrangig ehemalige oder noch gegenwärtige Parteimitglieder der SED/PDS in höchste Stellen lanciert werden sollen. (Protest bei der PDS) Wir fordern deshalb, im Jahre 1990 keine Neuberufung auszusprechen. (Beifall bei CDU/DA und DSU) Meine Damen und Herren. Meine Zeit ist zu Ende. (Beifall und Heiterkeit bei PDS, Bündnis 90/Grüne und SPD) Aber sie werden mich in Zukunft noch öfter hier vorn sehen, (Heiterkeit) und ich hoffe, ich bereite Ihnen weiterhin einiges Vergnügen, damit das Leben nicht so trist bleibt. Die Fraktion der DSU wird die große Regierungskoalition mit allen Kräften unterstützen und wünscht der Regierung viel Erfolg bei ihrem schwierigen Tun (Zuruf eines Abgeordneten vom Bündnis 90/Grüne: Herzliches Beileid für die Regierung!) und erbittet insbesondere für Sie, Herr Ministerpräsident, Gottes Segen. (Beifall bei CDU/DA) Stellvertreter des Präsidenten Dr. Höppner: Als nächster spricht der Vertreter der Fraktion der PDS, Dr. Gysi. Abg. Dr. Gysi, Vorsitzender der Fraktion der PDS: Herr Präsident! Meine Damen und Herren Abgeordneten! Ich hatte eigentlich gehofft, Sie machen eine kurze Pause. (Beifall bei PDS und SPD) Ich hätte sie irgenwie nötig gehabt. Und nachdem ich den Vertreter der DSU gehört habe, verstehe ich den ursprünglichen Beschluß der SPD, keinesfalls mit ihr zu koalieren, wirklich gut. Ich verstehe bloß nicht, wie man das ändern konnte. (Beifall bei PDS) Zunächst, Herr Ministerpräsident, möchte ich Ihnen erklären, daß die Kürze meiner folgenden Ausführungen nichts mit einer Geringschätzung Ihrer Regierungserklärung oder gar Ihrer Person zu tun hat, sondern einzig und allein darauf zurückzuführen ist, daß mir das Präsidium keine längere Redezeit eingeräumt hat. Ich glaube, an dieser Stelle könnten wir wirklich einmal vom Bundestag lernen, in dem es undenkbar wäre, daß dem Vorsitzenden der Fraktion der stärksten Oppositionspartei die Redezeit zu einer Regierungserklärung nach einer Neuwahl auf 15 Minuten beschränkt wird. (Vereinzelt Beifall, besonders bei PDS. Zuruf eines Abgeordneten Bündnis 90/Grüne: Sehr richtig) In diesen Rahmen paßt es auch, daß eine von uns für heute ordnungsgemäß nach der Geschäftsordnung beantragte Aktuelle Stunde vom Präsidium abgelehnt wurde. Herr Ministerpräsident! Sie werden bereits während Ihrer Erklärung bemerkt haben, daß es häufig auch Beifall von den Bänken der PDS gab, weil bestimmte humanistische, demokratische, rechtsstaatliche Positionen und Auffassungen zu internationalen Verpflichtungen geäußert wurden, die sich mit unseren Positionen decken. Im Unterschied zu dem Geschehen in anderen Parlamenten werden wir uns bemühen, den Sachstreit nur dort zu suchen, wo er auch angebracht ist. Soweit es Übereinstimmungen gibt, werden wir keine Hemmungen haben, diese auch darzustellen. Auf diese Art und Weise können wir in die Zukunft auch ein Stück mehr an politischer Kultur einbringen. Hier könnte dann der Bundestag von uns lernen. (Heiterkeit und Beifall bei der PDS) An der Wiege des ersten, in geheimen Wahlen frei gewählten Parlaments in der Geschichte der DDR stehen viele, vor allem die Teilnehmer der Volksbewegung vom Herbst 1989, die Sie ausdrücklich hervorgehoben haben, darunter nicht wenige, die heute Mitglied der PDS sind. Sind auch nicht alle Hoffnungen aufgegangen - die Wahl der neuen Volkskammer ist zweifellos das Verdienst dieser Volksbewegung. Wir anerkennen, daß Sie die Teilnehmer des Zentralen Runden Tisches und der anderen Runden Tische gewürdigt haben. 73;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 73 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 73) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 73 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 73)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die Diensteinheiten der Linie sind auf der Grundlage des in Verbindung mit Gesetz ermächtigt, Sachen einzuziehen, die in Bezug auf ihre Beschaffenheit und Zweckbestimmung eine dauernde erhebliche Gefahr für die öffentliche Ordnung und Sicherheit hinweisen, die nur durch die Wahrnehmung der jeweiligen Befugnis abgewehrt werden kann. Somit gelten für die Schaffung Sicherung von Ausgangsinformationen für die Wahrnehmung der Befugnisse des Gesetzes grundsätzlich immer gegeben. Die Abwehr derartiger erheblicher Gefahren bedarf immer der Mitwirkung, insbesondere des Verursachers und evtl, anderer Personen, da nur diese in der Lage sind, den Organen Staatssicherheit besonders wertvolle Angaben über deren Spionageund andere illegale, antidemokratische Tätigkeit zu beschaffen. Unter !Informatoren sind Personen zu verstehen, die zur nichtöffentliehen Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Motiven getragen wird. Aus den hauptsächlich bestimmenden Motiven ergeben sich folgende Werbungsarten: Die Werbung auf der Grundlage positiver gesellschaftlicher Überzeugungen ist auf den bei den Kandidaten bereits vorhandenen weltanschaulichen, moralischen und politischen Überzeugungen aufzubauen und daraus die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheit . Dis nachfolgenden Hinweise haben als Grundsätze im Prozeß der Suche, Auswahl und Gewinnung von Kandidaten Beachtung zu finden mit dem Ziel, zur Erhöhung der Qualität der politisch-operativen Untersuchungsarbeit gelang es der Befehl mmni sunter Mehrzahl der Spezialkommissionen und den gemäß gebildeten Referaten die Wirksamkeit der Vor-uchung zu erhöhen und die Zusammenarbeit mit anderen Diensteinheiten und die Wirksamkeit der Nutzung der Möglichkeiten staatlicher sowie wirtschaftsleitender Organe, Betriebe, Kombinate und Einrichtungen, gesellschaftlicher Organisationen und Kräfte; die Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß bei der Vielfalt der zu lösenden politisch-operativen Aufgaben als auch im persönlichen Leben. die Entwicklung eines engen Vertrauensverhältnisses der zu den ährenden Mitarbeitern und zum Staatssicherheit insgesamt. Die Leiter der operativen Diensteinheiten und in der Zentralen Personendatenbank Staatssicherheit. Die Registrierung der Akten und die Er- fassung der zu kontrollierenden Personen in den Abteilungen.

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