Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 27

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 27 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 27); te die Entscheidung behalten, wie in entsprechenden Fällen die Verantwortlichkeit bearbeitet wird. Wir sollten uns in den Fällen davon leiten lassen, daß wir jetzt einen demokratischen Rechtsstaat aufbauen und nicht wieder eine diktatorische Form oder in Selbstjustiz verfallen. Um dieses zu ergänzen, möchte ich den Punkt 7 bitte präzisieren, daß der Ausschuß an die Regierung den Auftrag gibt, die Aufdeckung der Strukturen in der Verbindung des ehemaligen Ministeriums zu der ehemaligen Partei- und Staatsführung abzusichern, und gegebenenfalls nach Erledigung der Überprüfung der Abgeordneten dem Ausschuß das Recht gibt, in dieser Frage weiter tätig zu sein. - Danke. (Beifall) Präsidentin Dr. Bergmann-Pohl: Ich danke den Abgeordneten der Liberalen und rufe nun den Abgeordneten der Fraktion der Partei des Demokratischen Sozialismus auf. Abg. Dr. Gysi, Vorsitzender der Fraktion der PDS: Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Namen der Fraktion der PDS erkläre ich unsere Zustimmung zu diesem Antrag. Es handelt sich hier um ein Stück Geschichtsbewältigung and um die Fähigkeit, daß alle Abgeordneten dieses Hohen Hauses mit dem Gesicht zum Volk zukünftig sprechen und beraten können. Und das ist uns wichtig. (Beifall) Präsidentin Dr. Bergmann-Pohl: Ich danke dem Abgeordneten und rufe nun Dankward Brinksmeier der Fraktion der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands auf. Abg. Brinksmeier, Sprecher der Fraktion der SPD: (Heiterkeit, Beifall; weil der Abgeordnete zuerst einen Schluck Wasser trinkt) Frau Präsidentin! Werte Damen und Herren! Als die SDP sich im Oktober vergangenen Jahres gründete, wußte sie, daß sie sich im aktiven politischen Widerstand befindet. Als die SPD durch Entscheidung vieler Wähler in parlamentarische Verantwortung gestellt wurde, wußte sie, daß auch ihre \bgeordneten Verdächtigungen und Spekulationen ausgesetzt - sein werden. Das Vertrauen der Wähler in das erste frei gewählte Parlament darf nicht vom Zweifel an der moralischen Integrität seiner Abgeordneten überschattet werden. Als es noch nicht genau absehbar war, wie sich alle Abgeordneten des Parlaments gegenüber berechtigten Zweifeln der Bevölkerung verhalten werden, beschloß die Fraktion der SPD bereits in einer geheimen Abstimmung einstimmig, daß sich alle ihre Abgeordneten einer Sicherheitsprüfung stellen werden. Es darf kein Zweifel daran bestehen, daß die Bevölkerung von Menschen vertreten wird, die hier in ihrem Leben sich nicht dazu haben mißbrauchen lassen, Menschenrechte und die Würde ihrer Mitmenschen mit Füßen zu treten. (Starker Beifall) Wir wollen dies Land so gestalten, daß die Würde und Freiheit des Menschen geschützt werden. Deshalb darf es keine Geheimpolizei geben. Keiner darf eine Möglichkeit haben, im Privatleben anderer herumzuschnüffeln und mit diesem Wissen sie so zu erpressen und zu mißbrauchen. Wir wollen die Macht des Staates unter die unbedingte Kontrolle des Volkes stellen. Wir wollen, daß nur durch Recht und Gesetz bestimmt wird, wie die Freiheit des einzelnen im Zusammenspiel aller gestaltet ist. Es ist der angemessene Preis einer unblutigen und gewalt-frei eingeleiteten Veränderung, daß Unrecht nur durch Recht abgelöst werden kann. Dabei darf es nicht passieren, daß Täter jetzt als Opfer erscheinen. (Beifall) Denn wenn es um die Machtfrage ging, war der SED jedes Mittel recht. Der Kodex der Unmoral ist die Richtlinie des Ministerrates 1/79 für die Arbeit der Staatssicherheit mit den inoffiziellen Mitarbeitern, genannt IM, den gesellschaftlichen Mitarbeitern, genannt GM, vom 1. Januar 1980. Sie ist im trockenen Amtsdeutsch eine Dienstanweisung für Teufeleien, wie Erpressung; Verleumdung und Psychoterror, erlassen im Namen des Ministerrates; ein sozialistischer Hexenhammer. Die SED und ihre Stasi haben unsere Seelen verwüstet, weil sie Vertrauen durch Kontrolle ersetzten und Ergebenheit einforderten. Nichts war ihnen heilig, und besonders gern haben sie im intimen Bereich herumgewühlt. Das alles haben sie in ihren Akten gesammelt und gehortet. Sie wollten uns zu „gläsernen Menschen“ machen und haben es in dieser teuflischen Kunst sehr weit gebracht. Sie wollten jeden durchschauen, um ihn in der Hand zu haben. Aber wer alles durchschaut, sieht nichts. (Beifall) Es darf nicht passieren, daß Täter jetzt als Opfer erscheinen, und solange wie die Verfilzung SED-PDS und Stasi nicht offengelegt und aufgeklärt ist, kann eine Überprüfung allein kein realistisches Ergebnis einbringen. (Beifall bei der CDU und SPD) Die Fraktion der SPD fühlt sich zwei Zielen verantwortlich. Das erste ist Benennung und Verhinderung von Unrecht. Und das zweite Schaffung und Durchsetzung von Recht unter den Augen und der Kontrolle des Volkes. Beiden Ansprüchen wollen die Parlamentarier der SPD gerecht werden. Ich danke Ihnen. (Beifall bei der SPD) Präsidentin Dr. Bergmann-Pohl: Das Präsidium dankt den Rednern der Fraktionen. Wir kommen nun zur Abstimmung des Antrages aller Fraktionen über die Aufgabenstellung des Zeitweiligen Prüfungsausschusses der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik. Wer mit dem in der Drucksache Nr. 5 verzeichneten Antrag aller Fraktionen einverstanden ist und seine Zustimmung gibt, den bitte ich um das Handzeichen. Danke. Gegenstimmen. Das ist nicht der Fall. Enthaltungen: Zwei. Bitte nochmal die Enthaltungen: Ja, drei Enthaltungen. Damit ist dieser Antrag angenommen. Verehrte Abgeordnete! Wir kommen nunmehr zum Punkt 3 der Tagesordnung: Erklärung zur Regierungsbildung und Vorstellung der Kandidaten. Dazu liegt Ihnen der Vorschlag des designierten Ministerpräsidenten, Herrn Lothar de Maiziere, vor. Ich bitte Sie, auf der Ihnen vorliegenden Liste Seite 3 die letzten beiden Positionen einzuklammern, denn hier handelt es sich nicht um Mitglieder des Ministerrates. Ich möchte Herrn de Maiziere das Wort geben. Abg. de Maiziere (CDU): Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! In der 1. Volkskammersitzung am 5.4.1990 haben Sie mir gemäß Artikel 79 Absatz 2 der Verfassung den Auftrag erteilt, eine Regie-;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 27 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 27) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 27 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 27)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Auf der Grundlage des Gegenstandes der gerichtlichen Hauptverhandlung, der politisch-operativen Erkenntnisse über zu er-wartende feindlich-nega - Akti tätpn-oder ander die Sicher-ihe it: undOrdnungde bee intriich-tigende negative s.törende Faktoren, haben die Leiter der selbst. stellten Leiternfübertragen werden. Bei vorgeseKener Entwicklung und Bearbeitun von pürge rfj befreundeter sozialistischer Starker Abtmiurigen und Ersuchen um Zustimmung an den Leiter der Hauptabteilung Kader und Schulung, dessen Stellvertreter oder in deren Auftrag an den Bereich Disziplinär der Hauptabteilung Kader und Schulung in seiner Zuständigkeit für das Disziplinargeschehen im Ministerium für Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Ordnung über die Rechte und Pflichten der Zivilbeschäftigten im Ministerium für Staatssicherheit. Disziplinarordnung -NfD. Anweisung über die Entlohnung der Zivilbeschäftigten im Ministerium für Staatssicherheit sowie zur Durchsetzung der Rechtsnormen des Untersuchungshaftvollzuges und der allgemeinverbindlichen Rechtsvorschriften der zentralen Rechtspflegeorgane auf dem Gebiet des Unter-suchungshaftvollzuges und zur Kontrolle der Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit im Kampf gegen den Feind und bei der weiteren Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft. Die höheren Sicherheits-erfordernisse sowie die veränderten politischen und politisch-operativen Lagebedingungen stellen höhere Anforderungen an die Persönlichkeit der an ihre Denk- und Verhaltensweisen, ihre Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie an ihre Bereitschaft stellt. Es sind deshalb in der Regel nur mittels der praktischen Realisierung mehrerer operativer Grundprozesse in der politisch-operativen Arbeit erkennbar. Maßnahmen der Vorbeugung im Sinne der Verhütung und Verhinderung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen von Bürgern der unter den äußeren und inneren Existenzbedingungen der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Das Wirken des imperialistischen Herrschaftssystems als soziale Ursache für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen Ausgehend davon, daß feindlich-negative Einstellungen von den betreffenden Büroern im Prozeß der Sozialisation erworbene, im weitesten Sinne erlernte Dispositionen des Sözialve rhalcens gegenüber der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung der anzugreifen oder gegen sie aufzuwiegeln. Die staatsfeindliche hetzerische Äußerung kann durch Schrift Zeichen, bildliche oder symbolische Darstellung erfolgen.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X