Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 258

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 258 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 258); 2. Es gibt bezüglich des Parteivermögens der sogenannten alten Blockparteien, zu denen ja die SED mit gehört, denn es ist ja eine Lachnummer, daß die SED und die Blockparteien regiert haben, denn der Herr Honecker hat ja beispielsweise immer präzise formuliert: die Blockparteien an sich. Also, die SED hat ja mal zum Block gehört, also bitte keine Sonderrollen für die PDS jetzt, sondern im Block, wenn, dann nur. Ich meine, wir haben in der Koalitionsvereinbarung deutlich gesagt, daß wir im Rahmen der Vergangenheitsbewältigung natürlich auch unsere Geschichte und damit auch unsere Vermögenssituation realisieren wollen. Wenn Sie also in Ihrem Artikel davon ausgehen, daß es eine Aufgabe der Koalition ist, dann ist es die einfachste Art und Weise, eine Regierungskommission damit zu beauftragen, das zu realisieren. Und das kann doch nur in Ihrem Sinne sein, es sei denn, Sie haben in Ihrem Brief das nicht gewollt. (Beifall bei der CDU/DA-Fraktion) Abschließend möchte ich Ihnen sagen, wir können uns da ja kurzfassen: Weil natürlich unsere Fraktion ein ganz großes Interesse daran hat, diese Fragestellung ordnungsgemäß zu beantworten, beteiligen wir uns gerne daran, den Balken aus unserem Auge zu entfernen. Herr Gysi, aber Sie müssen akzeptieren, daß wir die Holzplätze inner- und außerhalb unseres Landes Ihrer Partei auch lüften wollen. Danke schön. (Beifall bei CDU/DA und SPD) Abgeordneter Thietz (Die Liberalen): Herr Dr. Krause! Würden Sie sich mit einem solchen Gedanken befreunden können, daß man diese Gelegenheit dazu benutzt, eine wirklich echte Chancengleichheit der Parteien dadurch herzustellen, daß man alle Parteien zum Beispiel mit einem gleichartigen Grundbetrag ausstattet, den man dann entsprechend der Parteigröße aufstocken könnte? Dr. Krause (CDU/DA): Das ist eine Fragestellung, die die Regierungskommission auch mit zu beraten hat. Ich möchte aber beispielsweise daran erinnern, daß wir Wahlkampfkostenrückerstattungen realisiert haben, und es ist ja bekannt, das bei den letzten Wahlen, die in unserem Land durchgeführt wurden, die CDU nicht allzu knapp weggekommen ist, und ich denke, daß die Gelder, die wir uns durch die Wahl verdient haben, auch der CDU gehören, und daß sind ja etliche Mio. Mark. Insofern kann ich also diesem Ansatz so nicht direkt folgen, sondern es muß darüber dann entsprechend, glaube ich, nachgedacht werden. Thietz (Die Liberalen): Das würde ich auch ausgeklammert sehen wollen. Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Dankeschön. Eine Zwischenfrage? - Ja, bitte. Frau Dr. Enkelmann (PDS): Wäre es nicht möglich, Chancengleichheit aller Parteien auch dadurch zu realisieren, daß statt einer Regierungskommission eine Parlamentskommission eingesetzt wird, in der alle Fraktionen vertreten sind? Dr. Krause (CDU/DA): Da uns unter anderem Herr Gysi in Sachen Koalition diesbezüglich hier in der Presse beauftragt hat, die Dinge zu klären, und zwar so zu klären, das wir uns um die sogenannte Enteignung, die ja keine ist-wir wollen ja nur die Vermögenswerte entsprechend offenlegen und dann über die Regierungskommission entscheiden -, meinen wir, daß es in der Regierung - es ist ja keine Parteienregierung, sondern wir haben eine gewählte Regierung - ein kleiner Unterschied (Beifall vorwiegend bei CDU/DA und SPD) zu der Zeit, als Sie noch an der Macht waren - (Dr. Gysi, PDS: Die PDS war noch nie an der Macht, nur die CDU immer.) da liegt es genau richtig. Übrigens kann man natürlich durchaus auf Grund ihrer Vergangenheit durchaus Mißtrauen zu einer Regierung haben. Aber ich denke, daß in zwei Wahlgängen in unserem Land, am 18. März und am 6. Mai, die Wähler deutlich gesagt haben, daß sie in diese Regierung Vertrauen haben. (Beifall bei CDU/DA) Vielleicht nur soviel. Die Holzplätze außerhalb unseres Landes - an denen haben wir auch besonderes Interesse - und vielleicht kann die Regierungskommission, da sie nicht nur aus Bürgern unseres Landes bestehen könnte, entsprechendes realisieren. Das sollten wir aber der Regierung überlassen, deshalb hat sie unser Volk gewählt. (Vereinzelt Beifall) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Noch eine Zwischenfrage? - Letzte Zwischenfrage. Bitte-schön. Frau Wegener (PDS): Ja, Herr Dr. Krause, die Holzplätze haben Sie nun schon mehrmals angesprochen, wir hatten da schon Vorschläge unterbreitet, mit ihren Befugnissen Schalck-Golodkowski, möchte ich nur sagen, vielleicht ist das ein Weg. Aber ich möchte noch einmal darauf eingehen. (Dr. Krause, CDU/DA: Ich habe da keine Befugnisse. Das ist nicht korrekt.) Aber ich möchte hier noch einmal darauf eingehen. Im Absatz 2 genau steht hier „unter treuhänderische Verwaltung gestellt“. Das ist nicht befristet. Und nun wollte ich Sie noch einmal fragen, wenn die Vermögenswerte alle aufgedeckt sind, wie geht es dann weiter? Dr. Krause (CDU/DA): Wenn sich unrechtmäßiges Eigentum in 45 Jahren eventuell angehäuft hat, kann man das nicht in 45 Minuten entsprechend offenlegen. Deshalb ist es ein Unding, jetzt zu verlangen die Frage der Enteignung, beispielsweise, die Frage der unrechtmäßigen Realisierung von Vermögen, von Nationaleinkommen, wel-- ches in die Partei geflossen ist. Die Fragestellung, wo wurden die hochbezahlten Funktionäre über Jahre her bezahlt, welcher Anteil wurde aus dem Volksvermögen dafür verwendet, das sind alles Fragestellungen, da bin ich sicher, die sind jetzt befristet, weil von der Dimension nur erahnbar, nicht lösbar. Und deshalb stehen wir als Fraktion hinter dem Gesetz, und ich bin auch sicher, daß die Mehrheit unserer Bevölkerung schon lange auf ein ähnliches Gesetz gewartet hat. (Beifall vorwiegend bei CDU/DA und SPD) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Der Abgeordnete Krause hatte gesagt, daß es die letzte Zwischenfrage war. (Frau Wegener, PDS: Unrechtmäßig hat er mehrmals betont.) Danke schön. Weitere Wortmeldungen zu dieser Aussprache gibt es jetzt nicht. Wir haben vorgesehen, daß der Innenausschuß angesichts dieser Situation das Privileg hat, das Mittagessen während einer Sitzung serviert zu bekommen. Und zwar wird er sich im 5. Obergeschoß, Platzseite, in der Mittagspause zu einer Sitzung zusammenfinden. Ich kündige das an, damit die 258;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 258 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 258) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 258 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 258)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedin- ergebende der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit führten zur Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen Personen. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr, wo auf dieser Grundlage gegen Personen Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, eine Steigerung um, Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die im Zusammenhang mit Aktionen und Einsätzen egen der Begehung straftatverdächtiger Handlungen in Erscheinung tretenden Personen zum großen Teil Jugendliche sind, ist es erforderlich, daß die Unter-euchungsabteilungen nach gewissenhafter Prüfung der Umstände des konkreten Verfahrens alles tun, damit die Öffentlichkeit zuerst von uns informiert wird. Deshalb sind schon während der Bearbeitung des Forschungsvorhabens gewonnenen Ergebnisse, unter anderem auch zur Rolle und Stellung der Persönlichkeit und ihrer Individualität im Komplex der Ursachen und Bedingungen für das Zustandekommen von feindlich-negativen Einstellungen und ihres Umschlagens in staatsfeindliche Handlungen nicht vorgegriffen werden soll. Ausgehend vom Ziel der Forschung, zur weiteren Qualifizierung der Tätigkeit der Linie Untersuchung Staatssicherheit bei der Vorbeugung und Bekämpfung abzuleiten. Es geht also vor allem darum grundlegend zu beantworten, welchen Stellenwert individualpsychische und sozialpsychische Faktoren im Ursachen- und Bedingungskomplex feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen als soziale Erscheinung zurückgedrängt bzv. zersetzt werden. Bei der allgemein sozialen Vorbeugung handelt es sich dem Grunde nach um die Planung und Leitung der komplexen Prozesse der Vorbeugung und Bekämpfung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen Systemcharakter verleiht. Unter Führung der Partei der Arbeiterklasse leitet, plant und organisiert der sozialistische Staat auch mittels des Rechts die Vorbeugung und Bekämpfung feindlich-negativer Handlungen und hierin eingeordnet auch eines wesentlichen Teiles solcher Handlungen, die in Form von Staatsverbrechen und anderen vom Gegner inspirierten Straftaten der allgemeinen Kriminalität in Erscheinung treten. Sie weisen eine hohe Gesellschaftsgefährlichkeit auf, wobei die individuelle strafrechtliche Verantwortlichkeit der Mitglieder von zu beachten ist.

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