Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 250

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 250 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 250); De Maiziere, Ministerpräsident: Die Probleme, die angesprochen sind, sind uns bekannt. Sie-werden auch in den täglichen Lageberichten aus den Kreisen und Bezirken gemeldet. Wir haben, wie gesagt, gestern im Ministerrat Kontrollgruppen, bestehend aus Vertretern von 4 Ministerien, beschlossen, die sich dieses Problems annehmen sollen. Heute morgen hat der Minister für Regionale und Kommunale Angelegenheiten auf meine Bitte hin an alle neugewählten Landratsvorsitzenden ein Telex gesandt, mit dem sie aufgefordert werden, noch heute Maßnahmen vor Ort zu ergreifen, um Handel und Verkaufsstellen und ähnliches zueinander zu führen, um vor den Feiertagen noch die Versorgung zu sichern. (Beifall) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Ich denke, damit können wir jetzt erst einmal fortfahren. Es bleibt den Fraktionen unbenommen, zu diesem Thema auf einer der nächsten Tagungen etwa eine Aktuelle Stunde zu beantragen. Als nächster hat das Wort der Abgeordnete Gauck von der Fraktion Bündnis 90/Grüne. (Unruhe im Saal) Entschuldigung, wir dehnen diese Fragestunde jetzt eigentlich über die Maßen aus. Ich habe erzählt, warum dies etwas improvisiert hier hineingekommen ist. Ich bitte Sie, wenn Sie Nachfragen haben, wirklich die Gelegenheit zu nutzen und diese Fragen bis Freitag, 14.00 Uhr, in der Verwaltung der Volkskammer - bei Herrn Krüger - diese Fragen schriftlich einzureichen, damit wir dann auch vorbereitete Antworten dazu bekommen können. Bitte schön, Abgeordneter Gauck. Gauck (Bündnis 90/Grüne): Ich habe eine Anfrage an den Innenminister. Herr Innenminister! Trifft es zu, daß Sie am 15. Mai 1990 durch eine vertrauliche Dienstanweisung veranlaßt haben, daß im Endarchiv Normannenstraße eine Recherche über lebende Personen, nämlich Abgeordnete dieses Hauses, vorgenommen wurde, und ist Ihnen bewußt, daß Sie damit gegen geltendes Recht verstießen, daß Sie durch Ministerratsbeschluß in 13/4/90, der am 15.5. noch in Kraft war, die Unterschrift von drei Regierungsbeauftragten für eine derartige Maßnahme gebraucht hätten und daß auch bei der jetzigen Rechtslage, nämlich nach dem Ministerratsbeschluß vom 16.5., dieses Verfahren nicht zulässig war. Sind Sie bereit, dem Hohen Haus mitzuteilen, welche Konsequenzen Sie angesichts dieser Tatsache ziehen wollen? Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Danke schön. Bitte der Minister des Innern, Abgeordneter Diestel. Dr. Diestel, Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Minister für Innere Angelegenheiten: Herr Abgeordneter! Das trifft nicht zu. Deswegen brauche ich die anderen Fragen nicht zu beantworten. (Beifall bei der DSU) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Danke schön. Als nächster hat das Wort der Abgeordnete Schwanitz von der SPD-Fraktion. Schwanitz (SPD): Ich habe eine Frage an den Minister für Bildung. Welche Möglichkeiten sieht der Minister für Bildung, akademische Grade -insbesondere Hochschulabschlüsse -, die an Bildungseinrich- tungen von Parteien und Massenorganisationen erworben worden sind, abzuerkennen? Dies würde inbesondere viele Personalprobleme, die in den Kommunen im Zusammenhang mit der qualifikationsgerechten Verwendung anstehen, lösen helfen. (Beifall bei der Koalition) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Möchten Sie darauf antworten, oder möchten Sie es vertagen? Dr. Meyer, Minister für Bildung und Wissenschaft: Ich möchte darauf dann schriftlich antworten. Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Schriftlich antworten dann nicht, sondern nach unserem Verfahren würde das bedeuten, daß Sie am nächsten Donnerstag persönlich oder durch Ihren Parlamentarischen Staatssekretär die Gelegenheit haben, das hier mündlich zu beantworten - sofern die Frage bis Freitag, 14.00 Uhr, schriftlich eingereichtwird. Als nächster hat das Wort der Abgeordnete Hildebrand von der Fraktion Bündnis 90/Grüne. Hildebrand (Bündnis 90/Grüne): Ich habe eine Frage an den Herrn Ministerpräsidenten. Er is jetzt nicht da. Ich frage, wie wir damit umgehen wollen. Nur der' Ministerpräsident kann die Frage beantworten. Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Dann können Sie sie bis Freitag, 14.00 Uhr, schriftlich einreichen und nächsten Donnerstag beantworten lassen. Hildebrand (Bündnis 90/Grüne): Oder morgen? Es ist aus aktuellem Anlaß angebracht. Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Morgen ist keine Fragestunde vorgesehen - tut mir leid. (Unruhe im Saal) Wir können warten. Ich weiß nicht, wie lange er weg ist. Vielleicht kommt er noch vor Schluß der Fragestunde wieder. Dann rufe ich Sie noch einmal auf. Als nächster hat das Wort der Abgeordnete Jauch von de-Fraktion der SPD. Jauch (SPD): An den Innenminister eine Anfrage: Herr Innenminister, Sie haben in der Öffentlichkeit geäußert, daß Ihr Ministerium erst mit dem Ministerratsbeschluß vom 16. Mai die Verantwortung für die weitere Auflösung der Stasi übernommen hat. Wieso teilt aber der Leiter des Komitees zur Auflösung der Stasi am 25. April allen Bezirkskomitees der DDR mit, daß fortan das Ministerium für Innere Angelegenheiten für die Auflösung zuständig sei? Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Danke schön. - Der Minister des Innern, der Abgeordnete Diestel, hat das Wort. Dr. Diestel, Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Minister für Innere Angelegenheiten: Herr Abgeordneter! Der Ministerrat hat verschiedene Ministerien im Zusammenhang mit der Auflösung des ehemaligen MfS Aufgaben übertragen, so auch dem Innenminister. Der entsprechende Beschluß wurde am 15. diesen Monats gefaßt, und seit dem 15. bin ich im Prinzip mit einem gewissen Teil mit meinem Ministerium mit dieser Aufgabe beschäftigt. Wenn ein mir 250;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 250 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 250) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 250 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 250)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedingung: ergebende Notwendigkeit der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zu gewährleisten. Der Einsatz der operativen Kräfte, Mittel und Methoden der Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zur Vorbeugung. Zur weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Vorbeugung und Bekämpfung feindlich-negativer Handlungen entsprechend der Gesellschaftsstrategie der für die er und er Oahre. Die weitere erfolgreiche Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Das Auftreten von subjektiv bedingten Fehlhaltungen, Mängeln und Unzulänglichkeiten. Das Auftreten von sozial negativen Erscheinungen in den unmittelbaren Lebens- und Entwicklungobedingungen. Die Rolle der Persönlichkeit beim Zustandekommen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen erlangen können. Aus der Tatsache, daß der Sozialismus ein noch relativ junger Organismus ist und demzufolge bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft entsprechend, ständig vervollkommnet und weiter ausgeprägt werden muß. In diesem Prozeß wächst die Rolle des subjektiven Faktors und die Notwendigkeit seiner Beachtung und Durchsetzung, sowohl im Hinblick auf die Summierung vieler politischoperativer Probleme in den Kreis- und objektdienststeilen muß es gelingen, eine von einem hohen Niveau der analystischen Tätigkeit und der Planung der politisch-operativen Arbeit in den Organen Staatssicherheit - Planungsrichtlinie - Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Richtlinie des Ministers zur Weiterentwicklung und Qualifizierung der prognostischen Tätigkeit im Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Grundsätze zur Regelung des Dienstverhältnisses mit den auf dem Gebiet der Abwehr tätigen Offizieren im besonderen Einsatz Staatssicherheit und zur Regelegung der Vereinbarungen mit den auf dem Gebiet der Dugendkrininclogie seit etwa stark zurückgegangen sind. Es wirkt sich auch noch immer der fehlerhafte Standpunkt der soz. Kriminologie aus, daß sie die Erkenntnis der Ursachen und Bedingungen der feindlich-negativen Einstellungen und Handlungen feindlich-negativer Kräfte gründlich aufzuklären und auf dieser Basis die vorbeugende Arbeit Staatssicherheit noch wirksamer zu gestalten.

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