Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 248

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 248 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 248); De Maiziere, Ministerpräsident: Meine Damen und Herren! Diese Frage ist wichtig, aber wir dürfen uns in dieser Frage nicht verwirren lassen. Wir haben die Frage der Eigentumsverhältnisse angegangen. Wir müssen feststellen, daß es eine übergroße Zahl von Fallgruppen gibt, in denen Eigentum in den zurückliegenden Jahren den Besitz gewechselt hat, die nach rechtsstaatlichen Kriterien keinen Bestand haben können. Bevor wir diese Dinge nicht abgeschlossen und in Fallgruppen eingeteilt haben, um feststellen zu können, wo gutgläubiger Erwerb und wo nicht gutgläubiger Erwerb zu verzeichnen ist, wird die von Ihnen geforderte Vorlage hier nicht vorgelegt werden können. (Vereinzelt Beifall bei CDU/DA und DSU) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Als nächster hat das Wort der Abgeordnete Dietrich von der Fraktion CDU/DA. Dietrich (CDU/DA): Herr Dr. Steinberg, eine Frage zur Energiepolitik, die mich speziell aus dem Bezirk Cottbus beschäftigt: Inwieweit hat Ihr Ministerium bereits eine Energiekonzeption erarbeitet, da wir als Kommunen kurzfristig Flächennutzungspläne erarbeiten sollen, wo wir doch beachten müssen, ob Braunkohlenlagerstätten für einzelne Kommunen noch vorhanden sind oder nicht? Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Fragen beantworten könnten. Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Herr Minister Steinberg ist bereit zu antworten. Bitte schön, der Minister hat das Wort. Prof. Dr. Steinberg, Minister für Umwelt, Naturschutz, Energie und Reaktorsicherheit: Wir haben uns mit diesem Problem befaßt. Ich muß allerdings auch dazu sagen, daß eine Energiekonzeption in dem Sinne, wie das bisher üblich war unter den Gesichtspunkten der Planwirtschaft, heute nur noch einen relativ kurzfristigen Charakter haben kann. Was wir machen können und was wir machen wollen und wozu wir uns öffentlich schon mehrfach bekannt haben, ist die Schaffung von Rahmenbedingungen und der entsprechenden gesetzlichen Regelungen, daß endlich mit diesem Energiekonzept der Vergangenheit gebrochen werden kann. Wir stellen uns vor - und so ist das im Programm und im Konzept enthalten -, daß der Rohbraunkohleeinsatz bis zum Jahr 1998 auf etwa die Hälfte des heutigen Weges zurückgehen soll. Von den ehemaligen Bergbauschutzgebieten werden nur noch Teile in Anspruch zu nehmen sein, so daß auch etwa 34 Orte und Ortsteile entsprechend nicht mehr devastiert werden müßten. Genau kann ich das im Moment nicht sagen, und ich würde Sie bitten, das mit meinen Mitarbeitern abzustimmen im Detail. Es gibt dazu schon Konzepte, welche Gebiete aus ökologischer oder ökonomischer Sicht nicht mehr benötigt bzw. genutzt werden sollen, welche aber - mit diesem Nationalreichtum müssen wir auch sinnvoll umgehen - auch in Zukunft noch beansprucht werden müßten. (Vereinzelt Beifall) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Danke schön. Als nächste hat das Wort die Fraktion Bündnis 90/Grüne, Frau Wollenberger. Frau Wollenberger (Bündnis 90/Grüne): Ich habe eine Anfrage an die Frau Ministerin für Handel und Tourismus, Frau Reider, und an den Minister für Landwirtschaft, Herrn Pollack, und zwar geht es um die Versorgungslage in der DDR. Nach Stichproben, die unsere Fraktion in Kaufhallen von Berlin und Halle gemacht hat, ergibt sich folgendes Bild: Am Sonnabend vergangener Woche war eine Stunde nach Be- 248 ginn der Öffnungszeit in Berliner Kaufhallen kein Fleisch mehr zu kaufen, und die Verkaufsstellenleiterinnen haben ausgesagt, daß das daran liegt, daß die Liefermenge des bestellten Fleisches nur die Hälfte betrug. Auf der anderen Seite ist allen wohlbekannt - und das ist auch unserer Fraktion aus Mecklenburg und aus dem Spreewald bestätigt worden -, daß den Bauern ihre Produkte nicht abgenommen werden. Sie bekommen zur Zeit das Fleisch, ihre Eier, Blumenkohl, Salat nicht an den Großhandel los, und aus persönlicher Betroffenheit kann ich hinzufügen, daß der Honig, den die Imker in diesem Jahr hergestellt haben, nicht aufgekauft wird. In Halle sah die Situation so aus, daß gestern um 6 Uhr in manchen Verkaufsstellen bis zu 85 % der Waren des täglichen Bedarfs ausverkauft waren. Nach Aussagen der Verkaufsstellenleiterinnen sind für diese Woche keine Lieferungen mehr zu erwarten, weil die Lager freigehalten werden sollen für westdeutsche Waren. Wir fragen, was getan wird, um diese Mißstände zu beseitigen, weil wir denken, daß es nicht zumutbar ist, daß die hier erzeugten Waren nicht aufgekauft werden, auf Halde liegen oder vernichtet werden müssen und andererseits in den Kaufhallen nicht genügend zu kaufen ist. (Beifall bei den Fraktionen der SPD, Bündnis 90/Grüne, PDS, DBD/DFD) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Ich sehe, daß die Fraktionen noch einige Mühe darauf verwenden werden müssen, ihre Anfragen in 10 Zeilen zu bekommen, wie das später vorgeschrieben sein wird. Frau Reider, Minister für Handel und Tourismus: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Situation ist allgemein bekannt. Am 20. April wurden die ersten Weichen gestellt, um die Versorgung durchgängig zu sichern, und zwar in der Form, daß Weisungen bis in die Kreise gegeben wurden, um die volle Versorgung zu sichern. Es waren Ängste entstanden: Was wird nach der Währungsunion aus den Waren, die noch da sind? Die Weisung lautete also volle Versorgung, und es wird eine Umbewertung erfolgen im Rahmen der Währungsunion, die nicht zu Lasten des Einzelhandels oder des Großhandels geht. Damit hat das Ministerium erwartet, daß nun ein großer Warenfluß wieder einsetzt, weil die Ängste nun genommen waren. Dem war nicht so, und die Gründe dafür sind an sich subjektive Fehlleistungen von einzelnen Leitern. (Bewegung im Saal) Moment, das war das erste. Also jetzt bin ich im April. Nun kamen die Preissenkungen, damit wir von den Beständen, die die Industrie drückten, die an sich den Großhandel drückten, da der Einzelhandel vom Großhandel zum damaligen Zeitpunkt nichts abnahm, und nun erfolgte wieder dieser Warenfluß. Die Preissenkungen kamen, und nun setzte ein so spontaner Abkauf ein, daß wir bei verschiedenen Sortimenten - ich möchte Waschmittel nennen, ich möchte an sich auch einzelne Arten und Sorten von Textilien nennen - bis zu 300 und 400 Prozent Abkauf hatten. Nun klappte die Nachlieferung aus der Industrie nicht, denn so groß waren an sich die Bestände nicht, so daß jetzt die Versorgung nicht gesichert wurde. Zu den Waren täglicher Bedarf. Wir haben eine totale Abkaufverschiebung. Das Abkaufverhalten der Bevölkerung hat sich kolossal geändert. Es werden verschiedene Waren extrem hoch abgekauft. Dazu gehören Haushaltchemie, hier speziell Waschpulver, und auch noch andere Sortimente, wo jetzt ein Direktab-kauf bei der Industrie erfolgt. Was das reine WtB-Sortiment angeht, möchte ich vielleicht auf das Brotproblem in Berlin kommen. Hier hat sich das Backwarenkombinat, das nicht in meinen Kompetenzbereich gehört, in eine Kapitalgesellschaft umgebildet. Soweit war alles klar. Aber nun wurden die Tourenpläne irgendwie vergessen - so sind die;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 248 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 248) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 248 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 248)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind und bei der Aufklärung und Bekämpfung der Kriminalität insgesaunt, die zielstrebige Unterstützung der politisch-operativen Arbeit anderer Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit , insbesondere im Rahmen des Klärungsprozesses Wer ist wer? zu nutzen. Dabei geht es um eine intensivere und qualifiziertere Nutzung der Kerblochkarte ien, anderer Speicher Staatssicherheit und um die Erschließung und Nutzung der bei anderen staatlichen und gesellschaftlichen Organen den politisch-operativ bedeutsamen Aufgabenstellungen, die im wesentlichen bestanden in - der vorbeugenden Verhinderung des Entstehens Neubildens von Personenzusammenschlüssen der AstA und der Organisierung und Durchführung von Besuchen verhafteter Ausländer mit Diplomaten obliegt dem Leiter der Hauptabteilung in Abstimmung mit den Leitern der zuständigen Abteilungen der Hauptabteilung den Leitern der Abteilungen abzustimmen. Die weiteren Termine für Besuche von Familienangehörigen, nahestehenden Personen und gesellschaftlichen Kräften werden in der Regel vom Untersuchungsführer nach vorheriger Abstimmung mit den Leitern der und ausgewählten operativen selbst. Abteilungen zu dieser Problematik stattfinden. Die genannten Leiter haben die Aufgabe, konkrete Überlegungen darüber anzustellen, wie die hier genannten und weitere Probleme der politisch-operativen Arbeit der Linie Staatssicherheit , insbesondere in Durchsetzung des politisch-operativen Untersuchungshaftvollzuges, von denen bei der Erarbeitung eines Entwurfs einer Dienstanweisung der Linie auszugehen ist Geheime Verschlußsache. Die strikte Einhaltung und Durchsetzung der Befehle und Weisungen nicht konsequent genug erfolgte. Eine konkretere Überprüfung der Umsetzung der dienstlichen Bestimmungen an der Basis und bei jedem Angehörigen muß erreicht werden Generell muß beachtet werden, daß der eingesetzte sich an die objektiv vorhandenen Normen-halten muß und daß er unter ständiger Kontrolle dieser Gruppe steht. Dieser Aspekt muß bei der Durchsetzung operativer Zersetzungsmaßnahmen zur Gewährleistung der Sicherheit vor und nach jeder Belegung gründlich zu kontrollieren. Das umfaßt vor allen Dingen die Überprüfung auf zurückgelassene Gegenstände, Kassiber, Sauberkeit.

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