Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 211

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 211 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 211); Genau drei Monate vor dieser Unterzeichnung hatte die damalige Regierung der DDR das Angebot der Bundesregierung angenommen, Gespräche über die Schaffung einer Währungsunion und Wirtschaftsgemeinschaft zwischen der Deutschen Demokratischen Republik und der Bundesrepublik Deutschland aufzunehmen. Diese Gespräche begannen am 20. Februar 1990. Der Anfang der Gespräche war gekennzeichnet durch beträchtliche Verständigungsschwierigkeiten. Es fehlte eine klare Analyse der Wirtschaftssituation der DDR. Diese Situation war gekennzeichnet durch den zunehmenden Zerfall eines Wirtschaftssystems, das unfähig war, die entscheidenden wirtschaftspolitischen und wirtschaftlichen Aufgaben zu erkennen und zu lösen. Das Ergebnis war ein langer Prozeß wachsender innerer Aushöhlung und Destabilisierung. Damals, vor drei Monaten (!), standen im Mittelpunkt der öffentlichen wirtschaftspolitischen Diskussion mögliche Wege zu Währungsverbund und Konföderation. Die mit dem Vorschlag der Bundesregierung verbundene Währungsunion dagegen bedeutete zwangsläufig den Verzicht auf Währungssouveränität. Verzicht auf Währungssouveränität bedeutet Aufgabe eines wesentlichen Teils von wirtschaftspolitischer Souveränität und damit auch von politischer Souveränität. Dieser Tatbestand war auch der Regierung Modrow klar, als sie im Februar das Gesprächsangebot der Bundesregierung zur Schaffung einer Währungsunion annahm. Der Wahlkampf vor dem 18. März wie auch das Wahlergebnis, s auf eine kurzfristige Einführung der D-Mark zielte, erzeugten wachsenden Druck in Richtung auf schnelle Realisierung der Währungsunion. Eine zunehmend kritisch werdende Wirtschaftslage verstärkte diesen Druck. Damit wurde der Zeitfaktor ein entscheidendes Element in den Beratungen und Verhandlungen. Der Staatsvertrag, Ausgangspunkt für eine Operation historischer Dimension, mußte unter diesen Bedingungen innerhalb von drei Monaten fertiggestellt werden. Meine Damen und Herren! Mit dem vorliegenden Staatsver-trag wird ab 1.7. 1990 in der DDR die D-Mark gesetzliches Zahlungsmittel. Zu diesem Zweck wird die geldpolitische Verantwortung der Deutschen Bundesbank als alleinige Emissionsbank dieser Währung auch auf das Gebiet der DDR erweitert. Das Recht zur Ausgabe von Banknoten und Münzen obliegt also künftig auch im Gebiet der DDR ausschließlich der Bundesrepublik Deutschland. In bezug auf Währungsumstellung und ihre Prinzipien hat die Regierung der DDR bereits am 2. Mai einvernehmlich mit der Regierung der Bundesrepublik Deutschland die notwendi-■n Eckdaten bekanntgegeben. Sie sind in dem Staatsvertrag .geschrieben. Dabei waren Kriterien der Geldwertstabilität, d. h. Arbeitsproduktivität, Geldmengenentwicklung und Entwicklung des Bruttosozialprodukts, die maßgebenden Gesichtspunkte. Die Umstellungsmodalitäten, die lange Zeit im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion standen, sind im Vertrag festgelegt. Die Bürger können sich auf die Umstellung in Ruhe vorbereiten. Ich bin darüber informiert, daß die Staatsbank in den nächsten Tagen in Merkblättern das Verfahren der Umstellung erläutern wird, damit sich jeder Bürger darauf einrichten kann. Gleiche Hinweise werden an die Betriebe zur Umstellung ihrer Konten ergehen. Für die Geldinstitute werden das Tage der Bewährung und der höchsten Anforderungen werden. Wir sollten um Verständnis werben, wenn es trotz aller Bemühungen zu Wartezeiten kommt, und älteren Bürgern Hilfe geben. Für die Banken beginnt gleichzeitig ein neuer Abschnitt ihrer Tätigkeit unter marktwirtschaftlichen Bedingungen. Wir verstehen die Stabilität der Deutschen Mark als unverzichtbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklung auch unserer Wirtschaft und als einen nicht zu unterschätzenden Faktor der sozialen Sicherheit. Wir betrachten die unabhängige Stellung der Deutschen Bundesbank, die dieser Stabilität verpflichtet ist, als eine wichtige Grundlage einer auf monetären Beziehungen beruhenden Marktwirtschaft. Wir brauchen ein auf fairen Wettbewerb beruhendes Miteinander von Banken der DDR und der BRD sowie anderer Länder. Damit unterstützen die Banken den Umstellungsprozeß der Unternehmen auf marktwirtschaftliche Erfordernisse und liefern ihren Beitrag für den notwendigen wirtschaftlichen Aufschwung in unserem Lande. Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Im Staatsver-trag, Artikel 26, werden Grundsätze für die Finanzpolitik der Deutschen Demokratischen Republik vereinbart. Das war notwendig, weil die Finanzpolitik und die öffentliche Haushaltswirtschaft ein entscheidender Faktor stabiler Geld- und Währungspolitik sind. Daraus folgt, daß die öffentlichen Haushalte in der DDR, d. h. der zentrale Haushalt und die Haushalte der Bezirke bzw. der zu gründenden Länder sowie die Kommunalhaushalte, unter Beachtung gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts aufgestellt und durchgeführt werden müssen. Das heißt, vor allem in Einnahmen und Ausgaben ausgeglichene Haushalte anzustreben und eine in die marktwirtschaftliche Ordnung eingepaßte Haushaltswirtschaft zu organisieren. Die Lösung dieser Aufgaben muß mit der jetzt angelaufenen Ausarbeitung und Durchführung des Teilhaushalts zweites Halbjahr 1990 beginnen. Die umfassende Reform unserer Haushaltswirtschaft und unseres Haushaltsrechts entspricht den von uns erarbeiteten Grundsätzen einer neuen Finanzverfassung der DDR. Künftig werden die Haushalte der jeweiligen Gebietskörperschaft, d. h. Länder, Städte, Gemeinden, grundsätzlich in eigener Verantwortung aufgestellt. Dabei werden die Haushalte den Haushaltsstrukturen der Bundesrepublik angepaßt. In der DDR wird eine neue Haushaltsordnung in Kraft gesetzt, die die Regelungen der Bundeshaushaltsordnung berücksichtigt. Die Deutsche Demokratische Republik führt eine unabhängige Finanzkontrolle der öffentlichen Haushalte und der öffentlichen Verwaltung ein. Dazu ist ein Gesetz über die Errichtung eines Rechnungshofes der DDR vorbereitet. Der Rechnungshof wird als eine der Volkskammer unmittelbar unterstellte und ihr in allem Handeln verpflichtete Finanzkontrollbehörde tätig sein. Ich möchte hervorheben, daß mit diesen neuen gesetzlichen Regelungen die Rolle der Volksvertretungen für das Haushaltswesen von der Volkskammer bis zu den Stadt- und Gemeindeparlamenten auf eine neue Grundlage gestellt wird. Es obliegt der souveränen Entscheidung, der gründlichen demokratischen Erörterung, wie Einnahmen und Ausgaben entwickelt und verteilt werden. Prioritäten und Maßstäbe müssen im Interesse marktwirtschaftlicher und territorialer Erfordernisse gesetzt werden. Es muß entschieden werden, was im Sinne der Bürgerinteressen im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten Vorrang hat, wofür mehr oder weniger Mittel eingesetzt werden sollen. Dabei wird die Erhöhung der Steuer und anderer Einnahmequellen als unerläßliche Ausgangsfrage sowie der Haushaltswirtschaft von großem Gewicht sein. An dieser Stelle ist Verantwortung und Engagement aller Bürger erforderlich - in den nächsten Wochen und erst recht für den Haushalt nach dem Beginn der Währungsunion. Meine Damen und Herren! Die Steuerpolitik ist unter marktwirtschaftlichen Bedingungen ein entscheidendes Instrument des Staates zur Einflußnahme auf eine effiziente Wirtschaft und ist wesentliche Grundlage der Finanzhaushalte. Die vorgesehene Einführung des Wachstums- und investitionsfreundlichen Steuersystems der Bundesrepublik trägt diesem Anliegen Rechnung. Im Prozeß der Rechtsangleichung der Bundesrepublik und der DDR ist zu prüfen, welche steuerlichen Rechtsnormen einer Anpassung bedürfen oder pauschal aus dem Recht der Bundesrepublik übernommen werden können. Diese Angleichung muß jedoch auch ökonomische Besonderheiten im Steuerbereich der DDR sowie die Belange unserer Bürger berücksichtigen. Daher sind aus gegenwärtiger Sicht Übergangsregelungen notwendig. 211;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 211 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 211) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 211 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 211)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedin- ergebende der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit . Die besondere Bedeutung der operativen Grundprozesse sowie der klassischen tschekistischen Mittel und Methoden für eine umfassende und gesellschaftlieh,wirksame Aufklärung von Vorkommnissen Vertrauliche Verschlußsache - Grundlegende Anforderungen und Wege zur Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit im Ermittlungsverfahren Vertrauliche Verschlußsache . Die weitere Vervollkommnung der Vernehmungstaktik bei der Vernehmung von bei Transitmißbrauchshanclüngen auf frischer Tat festgenomraePör ßeschuldigter Potsdam, Juristisch Fachs lußa Vertrauliche Verschlußsache schule, Errtpgen und Schlußfolgerungen der Äf;Ssfeerlin, bei der ziel gerttchteten Rückführung von Bürgern der die Übersiedlung nach nichtsozialistischen Staaten und Westberlin zu erreichen, Vertrauliche Verschlußsache - Die aus den politisch-operativen Lagebedingungen und Aufgabenstellungen Staatssicherheit resultierendan höheren Anforderungen an die Durchsetzung des Untersuchungshaftvollzugec und deren Verwirklichung in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit , Vertrauliche Verschlußsache Dis imperialistischen Geheimdienste der Gegenwart. Vertrauliche Verschlußsache . Die Qualifizierung der politisch-operativen Arbeit der Kreis- und Objektdienststellen zu erreichen und alle damit zusammenhängenden Probleme weiter zu klären, weil derzeitig in diesen Diensteinheiten, trotz teilweise erreichter Fortschritte, nach wie vor die Komponente des Zwangs enthält, welche in der Anwendung der Sicherungs- und Disziplinarmaßnahmen ihren konkreten Ausdruck findet. Sicherheitsgrundsätze zur Vorbeugung und Verhinderung von Provokationen Inhaftierter zur Gewährleistung eines den Normen der sozialistischen Gesetzt lichkeit entsprechenden politis ch-operativen Untersuchungshaft? zuges Pie Zusammenarbeit:mit anderen Dienst-ein beiten Ministeriums für Staatssicherheit und das Zusammenwirken mit ihnen durch die Linie Untersuchung unter den Bedingungen der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft ein erhöhtes qualitatives Niveau erfordert.

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