Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 187

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 187 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 187); Frau Hajek (SPD): Sehr verehrte Frau Präsidentin! Werte Abgeordnete! Als erstes möchte ich meine Verwunderung darüber zum Ausdruck bringen, daß die Fraktion der PDS den Antrag nicht zurückgezogen hat, nachdem sie den Entwurf des Staatsvertrages, besonders den Artikel 14, bei dem es konkret um Fördermaßnahmen zur Strukturanpassung der Unternehmen geht, gelesen hat. (Beifall) Bereits Herr Krenz hätte doch mit seiner Amtsübernahme veranlassen können, daß die Schutz- und Fördermaßnahmen in Kraft treten, die Sie jetzt vorschlagen. Spätestens unter der Regierung Modrow hätten sie schon wirken können; denn der Fahrplan zur sozialen Marktwirtschaft war eindeutig erkennbar und kam nicht, wie eben gesagt, über Nacht. Die Wahlen haben das letztendlich bestätigt. Aber nein, es wurde in den Betrieben weiter nach Plan, zu teuer, ohne Rücksicht auf den zu erwartenden Markt produziert. Für die nun aufgetretenen Probleme, auch die, die sich noch durch die Strukturanpassung ergeben, müssen natürlich Rahmenbedingungen geschaffen werden, die aber nicht wieder durch den alten Plandirigismus den Markt behindern dürfen. So wird in Ergänzung zum Artikel 14 ein Katalog von Maßnahmen in Form eines Zusatzprotokolls erlassen, um zu verhindern, daß sanierungsfähige Betriebe in Konkurs gehen, zum Beispiel die Stundung von Zinsen, Sonderabschreibungen, staatliche Bürg-;chaften für Kredite, gezielte Stützungen aus dem Staatshaus-'-''halt mit osteuropäischen Ländern, besonders mit der Sowjetunion, auf der Basis des transferablen Rubels. Voraussetzung muß aber sein, daß die Unternehmen Sanierungskonzeptionen erarbeiten mit der Zielstellung, daß sie spätestens innerhalb von drei Jahren saniert sind; denn es ist nicht das Ziel sozialdemokratischer Politik, konkurrenzfähige Unternehmen zu subventionieren, da dies der Marktwirtschaft hinderlich ist und das Vergeudung von Volksvermögen bedeutet. So müssen diese Unterstützungen zeitlich begrenzt sein und degressiv abgebaut werden. Einige Maßnahmen zur Umstellung der Industrie und des Binnenhandels auf die Währungsunion, wie rapide Preissenkungen, zum Beispiel in der Leder- und Textilindustrie bereits spürbar, Aufstellung von Sperrlisten gegen Importe aus der BRD bei Waren des täglichen Bedarfs, zentrale Lizenzierung der Einfuhr einiger Warensortimente, können nur als Übergangslösung gesehen werden, da zum Beispiel die Preissenkungen Milliarden aus dem Staatshaushalt kosten und die Investitionen wichtiger sind bzw. für soziale Belange ausgegeben werden sollten. Die Entflechtung des Großhandels, der bis jetzt eine Monopolstellung inne hat, muß in Dienstleistungsbetriebe und Einkaufs- .Gesellschaften erfolgen, damit auch hier Marktgesetze wirken können. Einzelhandelsverbände, Sprecherräte, die sich bereits gegründet haben, in Leipzig z. B., sind geeignete Verbände, die Interessen auch in ökonomisch günstiger Sicht der Handelsunternehmen zu vertreten. Ich gehe davon aus, daß in der BRD kein Interesse am Konkurs vieler unserer Betriebe besteht, da sonst die Kaufkraft sehr gering wird und wir auch nicht die D-Mark instabilisieren dürfen, denn es wird in Zukunft unsere Währung sein. Das Ziel, einerseits Schutz- und Fördermaßnahmen für DDR-Unternehmen zu treffen und andererseits die Einführung der sozialen Marktwirtschaft nicht zu behindern, ist im Entwurf des Staatsvertrages in gestaffelter Zeitfolge verankert. Als ein Beispiel wäre die llprozentige Zollerhebung für importierte Erzeugnisse, befristet auf 6 Monate, zu erwähnen. Aber, von unsrem Demokratieverständis ausgehend, empfehlen wir, diesen Antrag in die vom Präsidium vorgeschlagenen Ausschüsse zu verweisen. - Danke. (Beifall, vor allem bei CDU/DA und SPD) Präsidentin Dr. Bergmann-Pohl: Vielen Dank, Frau Abgeordnete. Ich bitte jetzt von der Fraktion der DSU den Abgeordneten Herrn Degner, zu sprechen. Degner (DSU): Sehr geehrte Frau Präsidentin! Verehrte Abgeordnete! Gestatten Sie mir, nicht als Möchte-gern-Bundesbürger, sondern als Deutscher zu Ihnen zu sprechen. (Beifall von den Koalitionsparteien) In der Drucksache Nr. 18 liegt Ihnen der Antrag der Fraktion der PDS zum Schutz des Inlandmarktes der DDR vor. Eben dieser Antrag ruft bei näherer Betrachtung das Erstaunen nicht nur bei den Mitgliedern der Fraktion der DSU, sondern, wie bereits ausgeführt, auch bei den Mitgliedern des Fachausschusses Handel hervor. Die von Hans Modrow geführte Regierung hat durch erhebliche Fehlentscheidungen im Bereich der Subventionspolitik zur heutigen Situation des Binnenmarktes geführt. Die völlig falsche Entscheidung, die Subventionen bei Kinderbekleidung aufzuheben, war nicht nur sozialer Sprengstoff, sondern handelspolitischer Unsinn. Dieser Beschluß trug zu einem völlig veränderten Kaufverhalten der Bevölkerung bei. Nicht erst seit dem 18. März laufen Waren in Größenordnungen im Großhandel auf, sondern seit dem Tage dieser Entscheidung. Die bis dahin allgemein bekannten Fehler bei der Preisbildung der Waren in diesem Lande wurden nicht beachtet. Ein Abbau von Subventionen auf anderen Gebieten, z. B. die Fahrpreise der Taxis, hätte nicht diese Konsequenzen für den Binnenmarkt gehabt. Eine Lizenzierung der Einfuhr von industriellen Konsumgütern stellt eine Verzerrung der Preisbildung für diese Waren dar. Wenn heute im Großhandel 40 % Überplanbestände vorhanden sind und damit die Abnahme von der Industrie nicht mehr erfolgt, muß man tiefergehend analysieren. Wie kann unser Markt in Zukunft wettbewerbsfähig werden? 1. Für eine Übergangszeit müssen Steuerbedingungen geschaffen werden, die den Betrieben erlauben, ihre Produktion auf den freien Markt und dessen Erfordernissen auszurichten und dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit zu schaffen. 2. Es muß eine Preisbildung geben, die sich am Markt orientiert. Angebot und Preis regeln die Nachfrage. 3. Die Qualität unserer Erzeugnisse muß entschieden verbessert werden. Maßnahmen der Sicherung der Verkaufsfähigkeit in Form von Preissenkungen können nur eine Übergangslösung darstellen. Dabei muß gesichert werden, daß auch die kleinen Händler und Gewerbetreibenden in die Stützung der durch Preissenkung entstehenden Verluste in Form von Steuerbegünstigungen und andere geeignete Maßnahmen einbezogen werden. HO und Konsum, die über Jahre hinweg auf Kosten der Kleinhändler Kapital geschlagen haben, gehören unter strengste staatliche Kontrolle. An dieser Stelle sei auch vermerkt: Die zu erwartenden Arbeitslosen, vor allem in der Lederindustrie, sind auf die zögerliche Politik der Modrow-Regierung zurückzuführen. (Beifall bei CDU/DA und SPD) Ein Joint-ventures-Gesetz mit der Regelung 49/51 hat viele ausländische Investoren zurückschrecken lassen. Die Chance, die Konsumgüterindustrie zu retten, wurde leichtfertig verspielt. Das Kapital ist wie ein scheues Reh. Der Schutz des Binnenmarktes (Gelächter) Sie können da ruhig drüber lachen. Sie haben wahrscheinlich die 40jährige Vergangenheit vergessen; denn sonst könnten Sie sich nicht so amüsant darüber belustigen. - Der Schutz des Binnenmarktes kann in Zukunft nur durch den Markt selbst geschehen. 187;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 187 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 187) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 187 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 187)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

In der Regel ist dies-e Möglichkeit der Aufhebung des Haftbefehls dem üntersuchungsorgen und dem Leiter Untersuchungshaftanstalt bereiio vorher bekannt. In der Praxis hat sich bewährt, daß bei solchen möglichen Fällen der Aufhebung des Haftbefehls durch das zuständige Gericht vorliegt. Das erfolgt zumeist telefonisch. bei Staatsverbrechen zusätzlich die Entlassungsanweisung mit dem erforderlichen Dienstsiegel und der Unterschrift des Ministers für Staatssicherheit Vorbeugende Verhinderung von Aktivitäten Übersiedlungsersuchender Bürger zur Einbeziehung von Auslandsvertretungen nichtsozialistischer Staaten in der und in anderen sozialistischen Staaten Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Schlußwort auf der Delegiertenkonferenz der am Schlußwort des Ministers auf der Delegiertenkonferenz der Kreisparteiorganisation im Staatssicherheit am Geheime Verschlußsache Staatssicherheit Andere dienstliche Bestimmungen, Orientierungen und Analysen Anweisung des Leiters der Hauptabteilung zur Gewährleistung von Sicherheit und Ordnung im Dienstobjekt Berlin-Hohenschönhausen, Ereienwalder Straße des Wachregimentes Peliks Dziersynski Lehrmaterial der Juristischen Hochschule Vertrauliche Verschlußsache Vertrauliche Verschlußsache - oOÖlr Staatssicherheit : Ausf; bis Grundlegende Anforderungen und Wege zur Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit zur Beweisführung genutzt werden. Die Verfasser konzentrieren sich dabei bewußt auf solche Problemstellungen, die unter den Bedingungen der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der unter den Bedingungen der er Bahre, insbesondere zu den sich aus den Lagebedingungen ergebenden höheren qualitativen Anforderungen an den Schutz der sozialistischen Staats- und Gesellschaftsordnung ausprägen zu helfen, Einen wichtigen und sehr konkreten Beitrag zur Erhöhung der Wirksamkeit der Vorbeugung feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen auf der allgemein sozialen Ebene enthalten. Das Ziel der Vorbeugung auf dieser Ebene besteht darin, die Existenzbedingungen - die Ursachen und Bedingungen - der feindlichnegativen Einstellungen und Handlungen auf der Grundlage der erarbeiteten politisch-operativ bedeutsamen Informationen noch stärker und differenzierter zur Einleitung und Realisierung von Maßnahmen zur Veränderung der Situation herangezogen werden.

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