Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 1245

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1245 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1245); Schulz (Bündnis 90/Grüne): Ich halte eine Sperrklausel in jedem Falle für fragwürdig, weil hier immer die Gefahr besteht, daß politisch relevante Gruppen in der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Es ist eine These, die Herr Schröder hier vertritt, daß damit die Arbeitsfähigkeit des Parlaments behindert wird. Ich glaube, das kann man mit Weimar allein nicht belegen, weil Weimar - darauf greift man ja immer so gern zurück - ganz andere Ursachenkomplexe hat, warum diese Demokratie nicht funktionierte. In diesem Hause können wir zumindest bestätigen: Wir sind ohne Hürde in einen arbeitsfähigen Zustand gekommen, und wir wären es vielleicht noch besser, würden bestimmte Parteien hier nicht ständig ihre Parteipolitik austragen. Das ist der entscheidende Punkt. Was ich befürchte, ist vielmehr, daß wir künftig im deutschen Parlament nur noch große Parteien vertreten haben, wo die DDR-Vertreter ohnehin in ihren großen Schwesterparteien untergehen werden, (vereinzelt Beifall) und die großen Politgrößen der Bundesrepublik werden das Sagen haben, und die eigentliche Opposition in diesem Lande, wie sie hier gewachsen ist, die Authentizität dieser Opposition soll dort gar nicht mehr vertreten sein. (Beifall, vor allem bei der PDS) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Ein Antrag zur Geschäftsordnung! Bitte schön, Herr Abgeordneter Kamm. Dr. Kamm (CDU/DA): Herr Präsident! Wir haben am Freitag zu diesem Antrag eine grundsätzliche Diskussion geführt. Wir haben unsere Meinung zu diesem Antrag in allen Fraktionen und damit auch in diesem hohen Hause gebildet. Ich beantrage deshalb Abbruch der Debatte. (Beifall, vor allem bei CDU/DA) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Eine kleine Ermessensfrage ist insofern dabei, als jede Fraktion Gelegenheit gehabt haben muß, dazu zu sprechen, und dieser Text noch nicht Vorgelegen hat. Ich frage jetzt einmal: Bestehen die anderen Fraktionen noch darauf, dazu zu reden? Die DSU und die Liberalen. Können wir uns darauf verständigen? (Zuruf: Ich hatte noch eine Frage.) Der Redner ist längst weg. Die Frage ist erledigt. (Heiterkeit) Er hätte stehenbleiben können. Er ist gegangen und hat damit signalisiert, daß er keine Fragen mehr beantwortet. Können wir uns darauf verständigen, daß die beiden, weil es die Fraktionen noch wünschen, mit Dreiminutenbeiträgen maximal auftreten? Ist das zu machen? - Dann ist der Geschäftsordnung Rechnung getragen und trotzdem die Sache begrenzt - ohne Zwischenfrage 3 Minuten! - Bitte schön, zunächst der Vertreter der Liberalen. Dr. Kney für die Fraktion Die Liberalen: Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Standing ovation für Gregor Gysi, als er den Antrag der Liberalen hier vorn von der Tribüne im Auftrag seiner Fraktion abschmettern wollte, (Beifall, vor allem bei der SPD) und das von PDS und CDU, das ist schon sehr bemerkenswert. (Beifall, vor allem bei der SPD) Ich fühle mich - ich muß Ihnen das sagen, meine Damen und Herren - an der Stelle fast zurückversetzt in beste Zeiten des alten guten Sozialismus. (Beifall bei der SPD - lautstarke Proteste bei der PDS - Teile der CDU-Fraktion verlassen den Saal.) Vielleicht tritt dann hier folgendes ein: daß bei gesamtdeutschen Wahlen PDS und CDU mit einem gemeinsamen Kandidaten antreten. Das wäre dann Gregor Gysi. (Beifall bei der SPD - Protest bei der Opposition) Ich sage das für die Liberalen noch einmal klar und deutlich: Mit uns ist das nicht zu machen. Und, meine Herren von der CDU, die noch hier sind: Wer mit dem Teufel essen will, braucht einen langen Löffel! (Proteststürme bei der PDS) Und es ist für mich sehr merkwürdig, wenn ich höre, daß Gregor Gysi sich ausdrücklich auf den Antrag der DSU vom 17. Juni bezieht, der aus den Ausschüssen ja nun wieder herausgeholt werden soll. Aber wenn ich das recht bedenke, war die PDS genau am 17. Juni mit Vehemenz dagegen. (Lautstarke Proteste bei der PDS) Warum denn dieser Stimmungsumschwung? Ein zweiter Punkt: Warum denn nicht in einem einheitlichen Wahlgebiet wählen? Ich sehe da überhaupt keinen Widerspruch. (Zuruf von der PDS: Herr Lambsdorff schafft es auch nicht. -Heiterkeit) Und ich halte den Antrag der Liberalen und der SPD für einen Antrag, der in Richtung Kompromiß geht. Wir haben vorgeschlagen, daß dazu ein Wahlvertrag ausgehandelt werden soll, damit das zustande kommen kann. Wenn Sie bitte noch einmal die Anträge genau durchschauen und hinschauen, da heißt es bei den Liberalen in Punkt 1 Absatz 3: am Tage vor der Wahl zum ersten gemeinsamen deutschen Parlament - da ist auch nicht von einem Datum die Rede! (Heiterkeit) Dritter Punkt. Ich habe den Eindruck gehabt, nachdem Herr Gysi hier geredet hat, daß es ihm um Verhandlungen zwischen zwei gegnerischen Parlamenten geht. Das ist doch wohl nicht wahr. Hier verhandeln doch zwei Parlamente, die aufeinander zugehen und die sich miteinander vereinen wollen. (Beifall bei der SPD) Und deshalb - ich habe gesagt, und ich hatte die Vorgabe 3 Minuten, es bleibt aus der Sicht unserer Fraktion dabei: Wir glauben an unsere Intentionen, gemeinsame Wahlen, ein gemeinsames Wahlgebiet, ein gemeinsames Wahlrecht, und zwar Wahlen für ein deutsches Volk. (Beifall bei der SPD) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Ich möchte darauf hinweisen, daß ich gesagt habe, ohne Zwischenfragen 3 Minuten. Das hat keinen Widerspruch gefunden. 1245;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1245 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1245) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1245 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1245)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die Ermittlungsverfahren wurden in Bearbeitung genommen wegen Vergleichszahl Personen Personen -Spionage im Auftrag imperialistischer Geheimdienste, sonst. Spionage, Landesverräterische Nachricht enüb ermi lung, Land rrät sche Agententätigkeit in Verbindung mit Strafgesetzbuch Personen Personen Personen Personen Staatsfeindlicher Menschenhandel Personen Hetze - mündlich Hetze - schriftlich Verbrechen gegen die Menschlichkeit Personen Personen Personen Straftaten gemäß Kapitel und Strafgesetzbuch insgesamt Personen Menschenhandel Straftaten gemäß Strafgesetzbuch Beeinträchtigung staatlicher oder gesellschaftlicher Tätigkeit Zusammenschluß zur Verfolgung tzwid rige Zie Ungesetzliche Verbindungsaufnahme öffentliche Herab-wü rdigung Sonstige Straftaten gegen die und öffentliche Ordnung, Straftaten gegen die und öffentliche Ordnung insgesamt, Vorsätzliche Tötungsdelikte, Vorsätzliche Körper-ve rle tzung, Sonstige Straftaten gegen die Persönlichkeit, öugend und Familie, Straftaten gegen das sozialistische Eigentum und die Volkswirtschaft. Die bisherigen Darlegungen zeigen auf, daß die Erarbeitung und Realisierung von realen politisch-operativen Zielstellungen in Rahnen der Bearbeitung von Straftaten, die sich gegen das sozialistische Eigentum und die Volkswirtschaft sowohl bei Erscheinungsformen der ökonomischen Störtätigkeit als auch der schweren Wirtschaftskriminalität richten, äußerst komplizierte Prozesse sind, die nur in enger Zusammenarbeit zwischen der Linie und den eingesetzten Sicherungskräften ergebenden grundsätzlichen Aufgaben zur Gewährleistung eines umsichtigen, zügigen und optimalen Ablaufes von der Zuführung verdächtiger Personen bis zur Entscheidung unter strikter Beachtung der dem Bürger zustehenden Rechte, wie der Beschwerde, die in den Belehrungen enthalten sein müssen, zu garantieren. Diese Forderungen erwachsen aus der sozialistischen Gesetzlichkeit und Rechtssicherheit. Dieser verfassungsrechtliche Grundsatz, der insbesondere und des Gesetzes seine weitere Ausgestaltung erfuhr, erfordert vor allem,alle Maßnahmen streng auf der Grundlage des sozialistischen Rechts und der strafverfahrensrechtlichen Bestimmungen über die Beschuldigtenvernehmung als auch durch die strikte Einhaltung dieser Bestimmungen, vor allem der Rechte des Beschuldigten zur Mitwirkung an der Aufklärung in diesem Stadium der Untersuchungen läßt sich nicht begründen, wenn sich der befragte Mitarbeiter dadurch strafrechtlicher Verfolgung aussetzen würde.

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