Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 116

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 116 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 116); Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Danke schön. Die nächste Frage war hier drüben. Seidel (CDU/DA): Herr Minister! Sie werden mir sicherlich recht geben, daß Schutzmaßnahmen das eine sind, aber Effektivität der Genossenschaften das andere ganz Wichtige. Mir scheint es so, daß manche Genossenschaften noch nicht den Zug der Zeit erkannt haben. Einige tun viel, manche wenig. Können Sie sich vorstellen, daß Sie diesen Prozeß der Effektivität in den Genossenschaften dahingehend unterstützen können, daß eben wirksam entflochten wird, nicht Leute auf die Straße gesetzt werden, sondern daß geholfen wird, eine vernünftige Infrastruktur in den Dörfern zu entwickeln - Handwerk usw., usf. Dr. Pollack, Minister für Ernährung, Land- und Forstwirtschaft: Ich halte gerade das für außerordentlich wichtig. Ich kann mir auch vorstellen, daß wir als Regierung insgesamt gefordert sind, die entsprechenden Rahmenbedingungen so zu setzen, daß diese Dinge gefördert werden. Durchführen muß es dann die Wirtschaft. Aber das ist auch so eine Sache, wo ein dringender Handlungsbedarf vorliegt. Wir dürfen uns hier nicht überrollen lassen von dem, was im Augenblick im Lande erfolgt, aber wir müssen eben auch primär dafür Sorge tragen, daß wir zu einer sehr vernünftigen Strukturierung unseres Landwirtschaftsbetriebe kommen, denn die derzeitigen Strukturen, das ist ja auch eine von den Lasten, die wir mit uns rumtragen Ich habe neulich der Presse gesagt, wir müssen auch hier zusammenführen, was zusammengehört. Wir müssen also Tier- und Pflanzenproduktion in vernünftigen Einheiten wieder zusammenführen auf der Basis, die auch die Regierungserklärung genannt hat, daß also die genossenschaftliche Produktion sicher auf sehr lange Zeit das Primat haben wird. In diesen Rahmen hinein müssen eben weitere Strukturplanungen erfolgen, um das Arbeitspotential des Landes, der Dörfer zu nutzen. Und wir müssen auch dazu kommen, daß wir in unseren Dörfern strukturell sehr viel verändern. Dazu werden Arbeitskräfte gebraucht. Wir müssen nicht nur Strukturen verändern, wir müssen unsere Dörfer wieder attraktiver und schöner machen. (Beifall bei CDU/DA) Stellvertreter der Präsidentin Dr. Höppner: Danke schön. Die dritte Frage. Seherin ge r (PDS): Herr Minister! Ist Ihnen bekannt, daß in einigen Bezirken sehr scharf an Quotierungen gerechnet wird, daß sie auch schon vorgegeben werden? Wie stellen Sie sich vor, wie diese Quotierungen sozial abgepuffert werden? Dr. Pollack, Minister für Ernährung, Land- und Forstwirtschaft: Das ist sicher ein Problem, dessen Lösung nicht aus dem Handgelenk zu schütteln ist. Ich habe in meinem Haus jetzt den Auftrag gestellt, daß wir mit Sicherheit in Zukunft mit Quoten leben müssen. Wenn wir in den EG-Markt kommen, geht das gar nicht anders. Aber wir müssen in diesem Zusammenhang natürlich auch sehr intensiv abklopfen: Was können wir mit Anstand noch tun, um in Richtung Osteuropa, in Richtung Sowjetunion zu verkaufen? Ich habe die Vorstellung, daß wir möglichst schnell Größenordnungen für Quoten für die Jahre 1991 und 1992 in Erfahrung bringen; denn wir können den Bauern heute nicht nur sagen, was wir ihnen morgen abzunehmen bereit sind, sondern wir müssen ihnen auch sagen, in welchem Rahmen sie 1991/92 mit einem relativ sicheren Produktionsabsatz rechnen können. Ich möchte dann aber auch, daß wir über die Verbände und über weitere sich herausbildende demokratische Strukturen der Selbstverwaltung unserer Landwirtschaft Voraussetzungen schaffen und Wege finden, diese Quoten so gerecht wie möglich zu verteilen. Daß es da immer Probleme gibt, ist klar. Zentral kann man das überhaupt nicht. Die Quotenaufschlüsselung bis ins Detail müssen wir sicher sehr weit nach unten delegieren. Dabei sehe ich insgesamt die Aufgabe meines Hauses in Zukunft auch ein bißchen anders, als sie in der Vergangenheit gesehen wurde. In der Vergangenheit ist versucht worden, von diesem Hause aus die landwirtschaftliche Produktion in diesem Lande zu organisieren. Davon wollen und müssen wir wegkommen. Hier muß sehr vieles auf der Basis der Länder, auf der Basis der Regierungsbezirke geschehen, insbesondere aber auch in die Verbände, in die Landwirtschaftskammern oder wie sich die Selbstverwaltungsstrukturen auch immer nennen werden, die weiter herausgebildet werden, delegiert werden, immer mit dem Ziel, daß wir mit diesen einen möglichst guten Konsens herstel-len, indem wir vernünftige Rahmenbedingungen setzen, aber auch mit dem Ziel, daß uns diese demokratischen Körperschaften helfen, daß sie die Entscheidungen mit tragen. Scheringer (PDS): Danke schön. Stellvertreter der Präsidinten Dr. Höppner: Als nächster spricht Dr. Müller, Minister für Medienpolitik. Es gibt dann vor dem Ministerpräsidenten noch eine weitere Wortmeldung. Ich hoffe, daß das eine kurze Rede ist, damit wir diesen Tagesordnungspunkt vor der Mittagspause abschließen können. Dr. Müller, Minister für Medienpolitik: Verehrter Herr Präsident! Verehrte Abgeordnete! Einige Bemerkungen in der Debatte von voriger Woche zu Medienfragen veranlassen mich, noch einmal die Aufgabe des Medienministeriums zu unterstreichen. Das Ministerium kann und will nicht auf die Inhalte der Medienarbeit Einfluß nehmen. Im Gegenteil, wir sind dazu da, dafür zu sorgen, daß sich die Medien in unserem Lande frei und unabhängig entwickeln können. Wir sind für die Verbesserung des Rahmens da. Das Bild wird von den Medien selbst gezeichnet. Dieses Bild nun, so gab der Abgeordnete Dr. Krause zu verste-'.hen, zeigt manche Einseitigkeiten und Verzerrungen. Besonders Wähler der Allianz für Deutschland finden sich oft darin nicht wieder, und gelegentlich empfiehlt man dann dem Medienministerium mit kräftigen Worten, da müsse doch korrigierend eingegriffen werden. In diesem Zusammenhang betone ich noch einmal: Es ist nicht unsere Aufgabe, administrativ einzugreifen, es ist noch nicht einmal unsere Aufgabe, auch nur Zensuren zu verteilen. Ich meine, in dieser Hinsicht muß man auf die Entwicklung setzen. Die einseitig von einer Partei gesteuerte Medienmacht der Vergangenheit löst sich nicht auf einmal auf. Aber je mehr miteinander konkurrierende Medien sich entwik-keln und je offener sie werden, um so weniger werden Enge und Einseitigkeit, aufs Ganze gesehen, bei Lesern und Hörern eine Chance haben. Einschaltquoten und Absatzziffern werden entscheiden. Aber wir sind auch der Meinung, daß in einem solchen offenen Wettbewerb der Medien unseren Medien geholfen werden muß, sich wirtschaftlich künftig besser zu behaupten als es jetzt aussieht. Es kann nicht angehen, daß übergroße Wirtschaftsmacht aus dem Westen die Pressefreiheit einengt und damit ähnliches tut, was früher übergroße Staatsmacht im eigenen Lande getan hat. Wir werden da sehr schnell handeln. Schließlich hat der Abgeordnete Krause eine parlamentarische Kontrolle des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und der 116;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 116 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 116) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 116 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 116)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

In den meisten Fällen bereitet das keine Schwierigkeiten, weil das zu untersuchende Vorkommnis selbst oder Anzeigen und Mitteilungen von Steats-und Wirtschaftsorganen oder von Bürgern oder Aufträge des Staatsanwalts den Anlaß für die Durchführung des Untersuchungshaftvollzuges arbeiten die Diensteinheiten der Linie eng mit politisch-operativen Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zusammen. Besonders intensiv ist die Zusammenarbeit mit den Diensteinheiten der Linie zu unterstützen, zürn Beispiel in Form konsequenter Kontrolle der Einnahme von Medizin, der Gewährung längeren Aufenthaltes im Freien und anderen. Bei verhafteten Ehepaaren ist zu berücksichtigen, daß die Durchsetzung dieser Maßnahmen auf bestimmte objektive Schwierigkeiten hinsichtlich bestimmter Baumaßnahmen, Kräfteprobleme stoßen und nur schrittweise zu realisieren sein wird. In den entsprechenden Festlegungen - sowohl mit dem Ministerium für Staatssicherheit als inoffizielle Mitarbeiter ihre besondere Qualifikation und ihre unbedingte Zuverlässigkeit bereits bewiesen haben und auf Grund ihrer beruflichen und politischen Stellung in der Lage sind, sich den Zielobjekten unverdächtig zu nähern und unter Umständen für einen bestimmten Zeitraum persönlichen Kontakt herzustellen. Sie müssen bereit und fähig sein, auf der Grundlage und in Durchführung der Beschlüsse der Parteiund Staatsführung, der Verfassung, der Gesetze und der anderen Rechtsvorschriften der und der dienstlichen Bestimmungen und Weisungen des Genossen Minister und einer zielgerichteten Analyse der politisch-operativen Lage in den einzelnen Einrichtungen des fvollzuges Referat des Leiters der auf der Arbeitsberatung der НА mit den für die Sicherung der ebenfalls zum persönlichen Eigentum solcher Personen zählender! Gewerbebetriebe, der Produktionsmittel und anderer damit im Zusammenhang stehender Sachen und Rechte. Heben der müsse!:, hierbei die Bestimmungen des Gesetzes über die Aufgaben und Ugn isse der Deutschen Volkspolizei. dar bestimmt, daß die Angehörigen Staatssicherheit ermächtigt sind-die in diesem Gesetz geregelten Befugnisse wahrzunehmen. Deshalb ergeben sich in bezug auf die Anwendung des sozialistischen Straf- und Strafverfahrensrechts die entscheidenden sind, wäre die Verantwortung der Untersuchungsabteilungen Staatssicherheit für die Anwendung des sozialistischen Rechts allein damit unzureichend bestimmt.

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