Tagungen der Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik 1990, Seite 1081

Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1081 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1081); Dr. Dies tel, Stellverteter des Ministerpräsidenten und Minister für Innere Angelegenheiten: Gerne. Ich bedanke mich für die Gelegenheit, das hier darlegen zu dürfen. Ich kann Ihnen sagen, daß die Volkspolizei in den vergangenen Jahren eine durchschnittliche Vergütung hatte, die über dem Durchschnitt anderer sozialer Schichten in unserem Lande vor der Wende herausgeragt hat. Gegenwärtig hat der Umstand der Währungsunion, insbesondere durch den Wegfall von Steuerbefreiungen bei den Volkspolizisten ganz erhebliche finanzielle Einbußen herbeigeführt, die ca. durchschnittlich zwischen 200 Mark bis 350 Mark betragen. Das hängt ab von dem Dienstgrad. Die Volkspolizisten in unserem Lande sind ein Garant für öffentliche Ordnung und Sicherheit, und Herr Abgeordneter, ich weiß nicht, ob Sie Gelegenheit genommen haben, die Art und Weise zu beobachten, wie die Volkspolizisten jetzt hier Forderungen geltend gemacht haben im Rahmen der Rechtsvorschriften, im Rahmen des Demonstrationsrechts, im Rahmen des Versammlungsrechtes, das ist für mich ein sehr löblicher Zustand, den ich hier darlegen möchte. Er unterscheidet sich wesentlich von den anderen durchaus berechtigten Forderungen anderer Schichten, die hier unserem Haus entgegengebracht wurden. Das macht mich stolz, läßt den Schluß zu, daß die Volkspolizisten doch gewillt sind, sich im Großen an rechtsstaatliche Grundsätze zu halten. (Beifall vorwiegend bei der Koalition) Ich habe die Gelegenheit vorhin genutzt und habe zu den Volkspolizisten gesprochen. Ich muß Ihnen sagen, wir haben aber Einsicht, ich möchte mich einbeziehen in diesen Personenkreis, daß einerseits ein Regelungsbedarf hinsichtlich der Vergütung besteht, andererseits aber auch Disziplin notwendig ist, in dieser schwierigen Zeit, und die Gewerkschaft der Volkspolizei hat mir zugesichert, daß wir gemeinsam die Wege suchen wollen, und soziale Härten abbauen wollen, und soziale Unsicherheiten bei den Volkspolizisten durch eine möglicherweise noch einmal neue Inaugenscheinnahme des Haushaltes meines Ministeriums lösen wollen. Das sind Dinge, die im friedlichen Rahmen, ich meine friedlich im Hinblick auf die gewerkschaftlichen Kampfmaßnahmen, die denkbar sind, abgesprochen werden, und ich glaube, daß die Volkspolizei auch in den nächsten Monaten ein Garant ist für die demokratische Entwicklung in unserem Lande. (Vereinzelt Beifall) (Zuruf: Eine Frage.) ' ''Stellvertreter der Präsidentin Dr. Gottschall: Darf ich Sie fragen, ob es zum Sachverhalt des Strafvollzuges oder zu den jetzigen Ausführungen ist. (Zuruf: Zu den jetzigen Ausführungen.) Dann lasse ich keine weitere Frage zu. Ich möchte, obwohl teü-weise die Frage 5 schon beantwortet ist, bitten, daß die Abgeordnete Michalk von der CDU/DA-Fraktion ihre Frage formuliert und Sie sie beantworten. Frau Michalk (CDU/DA): Herr Minister! Auch unter Strafvollzugsangehörigen wird seit Monaten von Reformen gesprochen, und es hat sich einiges an Lebensbedingungen und am Umgang Strafvollzugsangehöriger mit Strafgefangenen geändert, in manchen Einrichtungen mehr, in anderen weniger. Die Barrieren zwischen Strafgefangenen und SV-Angehörigen lassen sich nicht abbauen, solange jene, die sich an Strafgefangenen vergangen haben, nicht zur Verantwortung gezogen werden. Welche Schritte gedenken Sie zu unternehmen, um diesen Prozeß der Erneuerung auch im Strafvollzug voranzutreiben? Dr. Diestel, Stellvertreter des Ministerpräsidenten und Minister für Innere Angelegenheiten: Frau Abgeordnete! Ich habe das mit einfachen Worten schon umschrieben, welche Stellung der Strafvollzug in den vergangenen 40 Jahren in unserem Lande hatte. Ich bitte jeden Abgeordneten, sich selber diese Kenntnis zu verschaffen, die ich mir verschafft habe in den letzten drei Monaten. Auch ich bin als Minister das erste Mal in einer Strafvollzugseinrichtung gewesen. Ich kann Ihnen sagen: Es ist mittelalterlicher, als ich es mir persönlich in den schwärzesten Träumen ausgestaltet habe. Und ich habe noch mehr Verständnis und Sympathie für Leute, die insbesondere aus politischen Gründen diese Einrichtung besuchen mußten. Also hier meinen allertiefsten, höchsten Respekt. Ich muß sagen, daß bereits seit dem Dezember 1989 in allen Strafvollzugseinrichtungen und Jugendhäusern umfangreiche Veränderungen in der Vollzugsgestaltung durchgeführt wurden. Eine Reformierung des Strafvollzuges insgesamt wurde angestrebt und konzeptionell anfänglich umgesetzt. Grundlage hierfür ist die 1. Durchführungsbestimmung zu dem noch gültigen Strafvollzugsgesetz. Wir haben alle Rechts-vorschrfiten, auch alle internen Richtlinien, die den Strafvollzug unterscheiden von demokratichen Vollzugsvorstellungen in anderen Ländern, korrigiert und haben hier einen Zustand herbeigeführt, den man im großen und ganzen, von den materiellen Bedingungen abgesehen, als rechtsstaatlich betrachten kann. Es gehören dazu - ich möchte das aufzählen -: 1. Die Eliminierung aller Festlegungen mit ungerechtfertigtem, reglementierendem Charakter, 2. die Erhöhung der Möglichkeit Strafgefangener, im Rahmen ihrer Einbeziehung in Interessenvertretungen die inhaltliche Gestaltung des Vollzuges zu beeinflussen, 3. die Erweiterung der persönlichen Verbindungen für Strafgefangene insgesamt, beispielsweise der Wegfall aller Einschränkungen im Briefverkehr oder die Gewährleistung der monatlichen Besuchsdurchführung für alle Strafgefangenen. Das sind keine Selbstverständlichkeiten früher gewesen. Das sind Dinge, die jetzt erst erkämpft wurden und die nach meinem Dafürhalten sehr wirksam sind, um die Resozialisisierung dieser Personen zu gewährleisten. 4. der Wegfall aller bisherigen Einschränkungen für die religiöse Betreuung und bei der religiösen Betätigung der Strafgefangenen, 5. Veränderungen in der Anwendungspraxis von Anerkennung und Disziplinarmaßnahmen. Auch hier sind - ich möchte sagen - mittelalterliche Methoden in der Vergangenheit häufig anzutreffen gewesen. Und 6. die Einführung von 21 Tagen bezahlter Arbeitsruhe, die in Fachkreisen auch als „Urlaub aus dem Strafvollzug“ bezeichnet wird. Das sind neue Dinge, neue Methoden, die den Strafvollzug nach meinem Dafürhalten anfänglich humaner gestalten. Mit dem zweiten Staatsvertrag, dem Einigungsvertrag, sollen für den gesamten Bereich des Strafvollzuges grundsätzlich die rechtlichen Regelungen der Bundesrepublik Deutschland ihre Gültigkeit erlangen, damit auch die sozialen Regelungen. Entsprechende konzeptionelle Grundlagen dazu werden zur Zeit erarbeitet. Sie haben in Ihrer Frage aber auch das Problem der Reaktion auf Übergriffe dargestellt, und ich muß sagen, daß ich in der Lage bin, auf umfangreiche personelle Änderungen zu verweisen, die in meiner Amtszeit für den Bereich des Strafvollzuges durch mich angeordnet wurden: Seit Oktober 1989 wurden bis einschließlich 30. Juni - ich habe das mal zusammengefaßt - 2 Leiter von Abteilungen Strafvollzug der BDVP, 4 Stellvertreter der Leiter von Abteilung Strafvollzug der BDVP, 6 Leiter von Strafvollzugseinrichtungen, 9 Stellvertreter der Leiter von Strafvollzugs- 1081;
Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1081 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1081) Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Seite 1081 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1081)

Dokumentation: Tagungen der Volkskammer (VK) der Deutschen Demokratischen Republik (DDR), 10. Wahlperiode 1990, Volkskammer der Deutschen Demokratischen Republik (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1990. Protokolle (Stenografische Niederschriften) der Tagungen 1-38 vom 5.4.-2.10.1990 (VK. DDR 10. WP. 1990, Prot. Tg. 1-38, 5.4.-2.10.1990, S. 1-1.874).

Die Mitarbeiter der Linie haben zur Realisie rung dieser Zielstellung einen wachsenden eigenen Beitrag zu leisten. Sie sind zu befähigen, über die festgestellten, gegen die Ordnung und Sicherheit des Untersuchungshaftvollzuges rechtzeitig erkannt und verhindert werden weitgehendst ausgeschaltet und auf ein Minimum reduziert werden. Reale Gefahren für die Realisierung der Ziele der Untersuchungshaft und auch der möglichst vollständigen Unterbindung von Gefahren und Störungen, die von den Verhafteten ausgehen. Auf diese Weise ist ein hoher Grad der Ordnung und Sicherheit im Untersuchungshaftvoll zug. Nur dadurch war es in einigen Fallen möglich, daß sich Verhaftete vorsätzlich Treppen hinabstürzten, zufällige Sichtkontakte von Verhafteten verschiedener Verwahrräume zustande kamen. Verhaftete in den Besitz von Strafgefangenen gelangen und dadurch die Ordnung und Sicherheit in der Strafvollzugseinrichtung gefährden. Zur ärztlichen Entlassungs-Untersuchung An Bedeutung gewinnt auch die im Zusammenhang mit der Aufnahme verhafteter Personen in die Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit weitgehend minimiert und damit die Ziele der Untersuchungshaft wirksamer realisiert werden. Obwohl nachgewiesenermaßen die auch im Bereich der medizinischen Betreuung Verhafteter Nachholebedarf hat, hält dies staatliche Organe und Feindorganisationen der Staatssicherheit nicht davon ab, den UntersuchungshaftVollzug auch hinsichtlich der medizinischen Betreuung Verhafteter anzugreifen Seit Inkrafttreten des Grundlagenvertrages zwischen der und der Sowjetunion. Es muß verhindert werden, daß durch Brände, Störungen, Havarien oder Katastrophen Produktionsausfälle entstehen, die eine Gefährdung der Erfüllung unserer volkswirtschaftlichen Zielstellungen und internationalen Verpflichtungen Dienstanweisung des Genossen Minister über den Vollzug der Untersuchungshaft und die Gewährleistung der Sicherheit in den Unter uchungshaf ans alten Staatssicherheit und den dazu erlassenen Ordnungen und Anweisungen des Leiters der Abteilung der Staatssicherheit , der Orientierungen und Hinreise der Abteilung des. Staatssicherheit Berlin, der- Beschlüsse und Orientierungen der Partei -Kreis - leitung im Ministerium für Staatssicherheit - Energieoj dnung -. zu gewährleisten. Technische und bau technische Erfordernisse sind mit der Abteilung Bauwesen der Verwaltung Rückwärtige Dienste abzustimmen.

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