Staatssicherheitsdienst, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen 1956, Seite 94

Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 94 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 94); Von einer Gruppe von drei unbekannten Männern wurde am 11. August 1951, gegen 6 Uhr, in der Nähe des S-Bahnhofes Sonnenallee in Neukölln der 54 Jahre alte Arbeiter Stanislaw Kiner angesprochen. K. ahnte nichts Böses und wandte sich der Gruppe zu. Die Unbekannten schlugen K. bewußtlos, zerrten ihn in einen bereitstehenden Personenkraftwagen und entführten ihn. Am 24. Februar 1950 wurde der Westberliner Einwohner Günter Michel von Unbekannten aufgefordert, einen Personenkraftwagen zu besteigen, in dem man ihn angeblich in ein Krankenhaus bringen wollte, in das seine kurz vorher verunglückte Freundin eingeliefert worden sein sollte. Michel wurde in den Sowjetsektor entführt. Später stellte sich heraus, daß eine Verwechselung vorlag. Der 26 Jahre alte Angestellte Günter Valdix nahm in der Nacht vom 6. zum 7. Juli 1951 an einer Feier im Bekanntenkreise teil. In den frühen Morgenstunden wollte V. mit der S-Bahn nach Wannsee in seinfe Wohnung fahren. Auf dem S-Bahnhof Wannsee wurde V. von drei unbekannten Männern, die ihn dort erwarteten, überfallen, niedergeschlagen und in den S-Bahnzug nach Potsdam gezerrt. Später wurde bekannt, daß V. von einem sowjetzonalen Gericht aus politischen Gründen verurteilt wurde. Für die gute Vorbereitung der wahllos genannten Fälle spricht die Tatsache, daß sie erst längere Zeit später zuverlässig aufgeklärt werden konnten. Jedoch nicht immer waren die Entführungskolonnen des Staatssicherheitsdienstes vom Glück begleitet. Bei der Entführung des Rechtsanwalts Dr. Linse gab es Augenzeugen, ja sogar Verfolger, so daß die wichtigsten Einzelheiten des Falles noch am selben Tag bekannt wurden und in der ganzen Welt ein ungewöhnlich großes Aufsehen erregten. Die im Hinblick auf die in der freien Welt herrschende Vielfalt der Meinungen erfreulich einheitliche Empörung über diese Gewalttat hat nicht nur* den deutschen Kommu-1 nisten, sondern auch den Sowjets in der Folgezeit schwer zu schaffen gemacht. Lange Zeit mußte der Staatssicherheitsdienst seine Aktivität zügeln, bis er aufs neue mit anderen Methoden auf den Plan trat. Die Form des brutalen Überfalls, ausgeführt von kriminellen Elementen, galten fortan als unzweckmäßig. Der Anschlag auf die Mitarbeiterin des in Westberlin, stationierten Rundfunksenders RIAS, Frau Lisa Stein, zeigte, daß der Staatssicherheitsdienst seine Entführungsmethoden inzwischen bedeutend verfeinert hatte. Der am 17. Mai 1955 vor einem Westberliner Gericht gegen den 29 Jahre alten SSD-Agenten Gerhard Beck (s. Bild Seite 95) aus Teltow bei Berlin durchgeführte Prozeß wegen versuchter Verschleppung und Giftbeibringung stellt ein für diese neue Methode typisches Anschauungsbeispiel dar. Beck hatte, ehe er zum Agenten des Staatssicherheitsdienstes wurde, verschiedene Stationen innerhalb der SED und ihrer Nebenorganisationen hinter sich. 1946 trat er in die SED ein, wurde Mitglied des FDGB und der „Gesellschaft für deutsch-sowjetische Freundschaft". Kurze Zeit spielte er auch in der FDJ eine Rolle. Im Herbst 1953 nahm Beck Verbindung zum RIAS auf, um diesem Informationen für die Landfunk-Sendung anzubieten. Kurz zuvor war Beck nämlich zum Leiter einer landwirtschaftlichen Erfassungsstelle ernannt worden. Die Zusammenarbeit mit dem Sender RIAS verlief ungestört bis zum November 1954, als Beck überraschend vom Staatssicherheitsdienst verhaftet wurde. Wie Beck vor Gericht aussagte, habe er dem SSD gegenüber lange jede Verbindung mit dem RIAS abgestritten, bis er, aus Furcht vor Repressalien gegen seine Frau und seine fünf Kinder, ein Geständnis ablegte. 94;
Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 94 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 94) Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 94 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 94)

Dokumentation: Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Terror als System, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] (Hrsg.), Berlin 1956 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 1-108).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedingung: ergebende Notwendigkeit der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit führten zur Einleitung von Ermittlungsverfahren gegen Personen. Das bedeutet gegenüber dem Vorjahr, wo auf dieser Grundlage gegen Personen Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden, eine Steigerung um, Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die im Zusammenhang mit Aktionen und Einsätzen egen der Begehung straftatverdächtiger Handlungen in Erscheinung tretenden Personen zum großen Teil Jugendliche sind, ist es erforderlich, daß vor allem die Befugnisse der Untersuchungsorgane Staatssicherheit mit hohem politischen und politisch-operativen Nutzeffekt zur Anwendung gelangen. Die rechtlichen Grundlagen und Möglichkeiten der Dienst einheiten der Linie Untersuchung im Staatssicherheit zur Vorbeugung und Bekämpfung des subversiven Mißbrauchs Ougendlicher durch den Gegner, den er zunehmend raffinierter zur Verwirklichung seiner Bestrebungen zur Schaffung einer inneren Opposition sowie zur Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit. Zur Organisierung des staatsfeindlichen Menschenhandels Feststellungen zu weiteren Angriffen gegen die Staatsgrenze Angriffe gegen die Volkswirtschaft Angriffe gegen die Landesverteidigung Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie zur Aufklärung anderer politischioperativ bedeutsamer Sachverhalte aus der Zeit des Faschismus, die zielgerichtete Nutzbarmachung von Archivmaterialien aus der Zeit des Faschismus und des antifaschistischen Widerstandskampfes. Die Ergebnisse dieser Arbeit umfassen insbesondere - die Erarbeitung und Bereitstellung beweiskräftiger Materialien und Informationen zur Entlarvung der Begünstigung von Naziund Kriegsverbrechern in der und Westberlin und zur Durchsetzung von Maßnahmen zu deren strafrechtlichen Verfolgung sowie zur Auseinandersetzung mit dem von der ausgehenden Revanchismus, die Unterstützung operativer Diensteinheiten Staatssicherheit und das Zusammenwirken mit ihnen, die Unterstützung dieser Kräfte mit Geld und eingeschleuster antisozialistischer Literatur, der Publizierung von ihnen verfaßter diskriminierender Schriften und deckte die Verbindung durch konspirative Mittel.

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