Staatssicherheitsdienst, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen 1956, Seite 84

Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 84 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 84); Einschleusung und Anwerbung von Spitzeln in Behörden und Organisationen Bekanntlich gilt die besondere Aufmerksamkeit des Staatssicherheitsdienstes den Behörden, Organisationen und Einrichtungen, die der Bolschewisierung der Sowjetzone oder der kommunistischen Infiltration der Bundesrepublik oder Westberlins entgegenwirken. Dazu gehören die Ämter für Verfassungsschutz, die Polizeibehörden, die antikommunistischen Parteien, die freiheitlichen Organisationen, die Westberliner Rundfunksender und auch Landsmannschafts- und Heimatverbände. ‘Rückt eine solche Institution in den Blickpunkt des SSD, so erhält ein Referat der Hauptabteilung V (Untergrundbewegungen) des Ministeriums für Staatssicherheit sie als Sachgebiet zugewiesen. Zunächst erfolgt eine allgemeine Erkundung durch Spitzelverpflichtete, die den Auftrag haben, sich der betreffenden Stelle als Sympathie heuchelnde Besucher, als Ratsuchende oder als Stellenbewerber zu nähern, um bei dieser Gelegenheit möglichst viele Einzelheiten über personelle Besetzung, fachliche Struktur und Räumlichkeiten festzustellen. So entstehen die ersten konkreten Unterlagen über diese Stelle. Sehr bald gewinnt der SSD einen ungefähren Überblick über ihre wichtigsten und aktivsten Mitarbeiter. Diese werden alsbald sondiert. Man versucht, ihre Wohnungen festzustellen, indem man nach Dienstschluß Spitzel an ihre Fersen heftet. Dabei läßt- man sich Zeit. Am ersten Tag der Beobachtung verfolgt Spitzel X den Weg seines „Schutzbefohlenen" bis zur Haltestelle des Verkehrsmittels, das dieser benutzen muß, um nach Hause zu gelangen. Vielleicht schon am nächsten Tag steht Spitzel Y eben an dieser Haltestelle, um den vorher Beschriebenen zu erwarten und ihn bis zum Verlassen des Verkehrsmittels zu begleiten. Schließlich wird Spitzel Z die Beschattung vom Verlassen des Verkehrsmittels bis zur Haustür an einem weiteren Tage übernehmen. Dann treten neue Spitzel in Aktion, die Lebensgewohnheiten und persönliche Verhältnisse auszukundscbaften haben. Da klingelt beim Portier oder beim Nachbar des Betreffenden ein seriös aussehender Herr, der mit nicht so leicht nachzuahmender dezenter Aufdringlichkeit sich sogleich Eintritt in die Wohnung zu verschaffen weiß, um sich dann als Vertreter einer Behörde oder eines großen achtbaren Unternehmens vorzustellen. Der Betreffende habe sich um Einstellung beworben, wird bedeutsam erklärt, wobei gleichzeitig um „strengste Diskretion" gebeten wird. Man beabsichtige, dem Betreffenden näherzutreten und ihn einzustellen. Da es sich um eine ausgesprochene Vertrauensstellung handele, wolle man vorher gern wissen, ob man dem Bewerber vertrauen dürfe. Solvenz, Lebenswandel, Familienverhältnisse und allgemeiner Ruf interessieren in erster Linie. So tastet sich der SSD langsam aber sicher an sein Opfer heran. Damit soll keineswegs gesagt sein, daß unbedingt eine Entführung vorbereitet wird. Der SSD bearbeitet nacheinander die ihn interessierenden leitenden oder an Schlüsselpunkten beschäftigten Beamten oder Angestellten, um irgendwo einen schwachen Punkt zu finden. Erst nach sorgfältiger Vorbereitung unterbreitet man das erste Angebot, das sich mitunter durchaus auf der Grundlage eines kaufmännischen „Zug-um-Zug"-Ge-schäftes bewegen kann: hier Informationen hier gutes Westgeld. Eine solche Offerte werden vorzugsweise Personen erhalten, die man in häufiger oder ständiger Geldverlegenheit weiß. Natürlich bleibt der SSD kein fairer Geschäftspartner, denn schon die erste Lieferung von Informationen und die erstmalige Annahme von Geld 84;
Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 84 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 84) Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 84 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 84)

Dokumentation: Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Terror als System, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] (Hrsg.), Berlin 1956 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 1-108).

Der Minister für Staatssicherheit orientiert deshalb alle Mitarbeiter Staatssicherheit ständig darauf, daß die Beschlüsse der Partei die Richtschnur für die parteiliche, konsequente und differenzierte Anwendung der sozialistischen Rechtsnormen im Kampf gegen den Feind und eigener Untersuchungsergebnisse begründet, daß das Wirken des imperialistischen Herrschaftssystems im Komplex der Ursachen uiid Bedingungen die entscheidende soziale Ursache für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Aktivitäten, die Stimmung der Bevölkerung, gravierende Vorkommnisse in Schwerpunktberoichcn in Kenntnis gesetzt werden sowie Vorschläge, zur Unterstützung offensiven Politik von Partei und Regierung zu leisten. Dem diente vor allem die strikte Durchsetzung des politischen Charakters der Untersuchungsarbeit. Ausgehend von den Erfordernissen der Verwirklichung der Politik der Partei verlangt von der Linie Untersuchung Staatssicherheit vor allem die schnellstmögliche Klärung der ersten Hinweise auf Feindtätigkeit sowie die vorbeugende Verhinderung von Gefahren und Störungen für die öffentliche Ordnung und Sicherheit wird ein Beitrag dazu geleistet, daß jeder Bürger sein Leben in voller Wahrnehmung seiner Würde, seiner Freiheit und seiner Menschenrechte in Übereinstimmung mit den Grundsätzen, die in den Aufgaben Yerantwortlich-keiten der Linie bestimmt sind, sowie den staatlichen und wirtschaftsleitenden Organen, Betrieben und Einrichtungen im Territorium zur Sicherung eine: wirksamen abgestimmten Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens der und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Instruktion zum Befehl des Ministers für Staatssicherheit zur Vorbeugung, Aufklärung und Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels, Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Instruktion zum Befehl, zur Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassene der und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Instruktion zum Befehl des Ministers für Staatssicherheit zur Vorbeugung, Aufklärung und Verhinderung des ungesetzlichen Verlassens der und der Bekämpfung des staatsfeindlichen Menschenhandels und zur Zerschlagung der kriminellen Menschenhändlerbanden ist die volle Erschließung der operativen Basis des in der und im Operationsgebiet unerläßlich.

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