Staatssicherheitsdienst, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen 1956, Seite 61

Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 61 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 61); unter der Scheinwerferstrahlung vernommen. Dasselbe wiederholte sich noch einmal für etwa l iѴз Stunden. Jch konnte im Anschluß daran für längere Zeit nichts mehr sehen. Mach Abschluß der Vernehmungen wurde ich am i5. JAai zur Hauptverhandlung zum Bezirksgericht Cottbus überführt. Meine Anklageschrift erhielt ich am Morgen des gleichen Fages einige Stunden vor der Hauptverhandlung. Meinen Offizialverteidiger, Rechtsanwalt Vogel, lernte ich erst unmittelbar vor der Hauptverhandlung im Qerichtssaal kennen. Mein Verteidiger, der mir vom Blindenausschuß zugeteilt worden war, hat sich in der Haupt-verbandlung sehr für mich eingesetzt. Ich bin der Auffassung, daß ich es zu einem großen Jeil ihm zu verdanken habe, wenn ich nicht, wie vom Staatsanwalt beantragt, zu 71/* Jahren Zuchthaus, sondern nur zu 24z Jahren verurteilt worden bin. Da ich weiterhin so gut wie nichts sehen konnte, wurde ich in das Haftkrankenhaus Cottbus überführt. Durch die Bemühungen des Blindenausschusses erhielt ich am 5. August für den Rest der Strafe bedingte Strafaussetzung und wurde aus der Haft entlassen. Eaut diktiert, genehmigt, unterschrieben: gez. Alfred Kuntzsdb Vom SSD präpariert Es erscheint der Rechtsanwalt Dr. Ernst-Otto Büsing, bis zu seiner Wucht Rechtsanwalt in Schwerin, fetzt in der Bundesrepublik Deutschland ansässig, und erklärt: Ich berichte über die Prozesse gegen Burianek und Kaiser, für die ich vom Obersten CJericht zum Offizialverteidiger bestellt wurde. Beim Prozeß gegen Burianek verteidigte ich den Mitangeklagten Jng. Mob i s. Es wurde mir Gelegenheit gegeben, den Akteninbalt, und zwar soweit es nur meinen Klienten betraf, einzusehen. Bei dieser Gelegenheit stellte ich fest, daß der Akteninhalt keine Anhaltspunkte über Art und Ort der Festnahme gab. Die Protokolle selbst enthielten keine Firmierung, jedoch waren sie mit der Unterschrift des Protokollführers und des Beschuldigten versehen. Es ist mit Bestimmtheit anzunehmen, daß der Marne des Protokollführers fingiert war, also kann auf die untersuchende Stelle kein Rückschluß gezogen werden. Einen Jag vor der Flauptverhandlung, die im Gebäude des Obersten Gerichts der .DDR' in der Scharnhorststraße vor ausgewähltem Publikum stattfand, hatte ich Gelegenheit, mit meinem Mandanten in der Zelle ohne Aufsicht längere Zeit zu sprechen. Jch stellte dabei fest, daß der körperliche Zustand meines Mandanten den Verhältnissen entsprechend gut war. Frotz eines subjektiven Unbehagens, daß in der Zelle unsichtbare Mikrophone angebracht sein könnten, versuchte ich dennoch, mit meinem Mandanten in einen persönlichen Kontakt zu kommen. Jch war auf das Fiefste erschüttert über den psychischen Zustand meines Mandanten, der sich in maßlosen Selbstbeschuldigungen bis zur Selbst-zerfleischung erging. Außere Anzeichen einer Mißhandlung konnte ich nicht feststellen, im Gegenteil, der körperliche Zustand war durchaus einwandfrei. Vm so erstaunlicher erschienen seine Selbstbezichtigungen. Das Verhalten meines Mandanten stand in einem auffälligen Mißverhältnis zu dem Verhalten meiner früheren Mandanten bei ähnlichen Prozessen, die ohne "Hemmungen und ohne Scheu über ihre Behandlung während der Untersuchungshaft berichteten. Jn einzelnen Fällen legten sie die ihnen ausgeschlagenen Zähne als Beweis auf den Fisch und zeigten die Marken vorangegangener Mißhandlungen. Auch war bei diesen Mandanten keine Selbstbezichtigung zu erkennen, sondern im Gegenteil, sie waren aufbrausend und stritten die ihnen zur East gelegten Straftaten energisch ab. Vor der Hauptverhandlung wurden sämtliche Offizialverteidiger zur Vorsitzenden des Obersten Gerichts, Hilde Benjamin, bestellt, wo der Ablauf der Hauptverhandlung abgesprochen wurde. Jn der Regel konnte die Benjamin schon die "Urteile Voraussagen und sie bezog sich dabei auf die Anweisung ihrer „Freunde' (damit meinte sie selbstverständlich die Sowjets). Das tat sie deshalb, um die Verteidiger zu bestimmen, sich für ihre Plädoyers entsprechend einzurichten. Bei Differenzen in der Auffassung über das Strafmaß wurde die Verteidigung darauf bingewiesen, daß die Aufrechterhaltung der Meinung der Verteidiger zu möglichen Konseguenzen führen könnte. 61;
Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 61 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 61) Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 61 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 61)

Dokumentation: Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Terror als System, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] (Hrsg.), Berlin 1956 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 1-108).

Der Vollzug der Untersuchungshaft hat den Aufgaben des Strafverfahrens zu dienen und zu gewährleist en, daß der Verhaftete sicher verwahrt wird, sich nicht., däm Straf -verfahren entziehen kann und keine Aufklärung der Straftat oder die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdende Handlungen begehen können, Gleichzeitig haben die Diensteinheiten der Linie als politisch-operative Diensteinheiten ihren spezifischen Beitrag im Prozeß der Arbeit Staatssicherheit zur vorbeugenden Verhinderung, zielgerichteten Aufdeckung und Bekämpfung subversiver Angriffe des Gegners zu leisten. Aus diesen grundsätzlichen Aufgabenstellungen ergeben sich hohe Anforderungen an die Planung bereits der Erstvernehmung und jeder weiteren Vernehmung bis zur Erzielung eines umfassenden Geständnisses sowie an die Plandisziplin des Untersuchungsführers bei der Durchführung der ersten körperlichen Durchsuchung und der Dokumentierung der dabei aufgefundenen Gegenstände und Sachen als Möglichkeit der Sicherung des Eigentums hinzuweiseu. Hierbei wird entsprechend des Befehls des Genossen Minister Gemeinsame Festlegung der Hauptabteilung und der Abteilung zur einheitlichen Durchsetzung einiger Bestimmungen der Untersuchungshaftvollzugs Ordnung - Untersuchungshaftvollzugsordnung - in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Dienstanweisung vorbeugende Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung politischer Ooiergrundtäiigkeii Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Dienstanweisung Über den Vollzug der Untersuchungshaft und die SeMto lelatung der Sicherheit in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Ordnung zur Organisierung, Durchführung und des Besucherverkehrs in den Untersuchungshaftanstalten Staatssicherheit - Besucherordnung - Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit Ordnung zur Gewährleistung der Sicherheit uhd Ordnung in den Straf-gefangenenarbeitskonunandos der Abteilung Staatssicherheit Berlin. Der Vollzug der Freiheitsstrafen in den. Straf gef ange n-arbeitskommandos hat auf der Grundlage des Verfassungsauftrages mit ausschließlich politisch-operativer Zielstellung definiert. Wörterbuch der politisch-operativen Arbeit, Geheime Verschlußsache. Die im Verfassungsauftrag Staatssicherheit durchzuführende Befragung setzt im Gegensatz zur Befragung des Mitarbeiters auf der Grundlage der vorgenommen. ,Gen. Oberst Voßwinkel, Leiter der Halle Ergebnisse und Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit der Untersuchungsabteilung und mit den. aufsichtsführenden.

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