Staatssicherheitsdienst, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen 1956, Seite 49

Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 49 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 49); Vor der Freilassung-die Spitzelverpflichtung Es erscheint Herr Qeorg H о ß f e I d, z. Z. in Westberlin, und erklärt, zur Wahrheit ermahnt, folgendes: 7dh bin am 13. Dezember 1949 in Dresden verhaftet und am 11. März 1950 von einem sowjetischen Militärtribunal in Dresden wegen antisowjetischer Propaganda und antidemokratischer Einstellung zu 25 Jahren Arbeitslager verurteilt worden. Am 28. März 1950 wurde ich in die Haftanstalt Bautzen eingeliefert, in der ich bis zum 7age meiner Entlassung, dem 17. Januar 1954, inhaftiert war. 7n den ersten 3 Jahren der Haft hatte ich keinerlei Beschäftigung. Danach war ich als Buchbinder in der Gefängnisbücherei beschäftigt. Am 12. Januar 1954, gegen 22 Vhr, wurde ido aus meiner Zelle geholt und in eine leerstehende Zelle geführt, wo ich etwa У2 Stunde lang von einem Zivilisten verhört wurde. 7m taufe dieses Verhörs wurde ich gefragt, ob ich im 7alle meiner Entlassung Personen, von denen ich wüßte, daß sie etwas Gleiches täten, wie ich es damals getan hätte, zur Anzeige bringen würde. Als ich dies bejahte, wurde ich weiter gefragt, ob ich bereit sei, dieses auch dem Staatssicherheitsdienst anzuzeigen. Gleichzeitig teilte mir der Vernehmende mit, daß er Offizier des Staatssicherheitsdienstes sei. Er erklärte mir dann, daß man mir 21 Jahre der Strafe erlassen würde, wenn ich mich bereit erkläre, für den Staatssicherheitsdienst zu arbeiten. Da mir von der Amnestie bisher nichts bekannt geworden war, erklärte ich mich auch dazu bereit, ohne zu wissen bzw. zu begreifen, worum es eigentlich ging. Der SSD-Offizier verlangte nun von mir die Abgabe einer schriftlichen Erklärung, die er mir diktierte. Darin hieß es, daß ich mich verpflichte, alle 7einde des Weltfriedenslagers dem Staatssicherheitsdienst anzuzeigen, daß ich dem SSD darüber unter dem Decknamen „ Gutenberg" zu berichten habe, und daß ich den Anordnungen des SSD Folge zu leisten habe. Nachdem ich diese Erklärung unterschrieben hatte, teilte mir der SSD-Offizier mit, daß ich Ende der Woche aus der Haftanstalt entlassen werden würde. Falls ich keine Arbeit finden sollte, könnte ich ihn in ca. 14 lagen einmal anrufen, er würde mir dann behilflich sein. Ein 7reffen wurde an diesem 7age nicht vereinbart. Mir ist bekannt, daß außer mir noch sehr viele andere Häftlinge eine genaue Zahl kann ich nicht angeben zu Verhören in andere leerstehende Zellen geführt worden sind. Ich konnte dies von meiner Arbeitsstätte, der Bücherei in der Haftanstalt, aus beobachten. 7dh nehme an, daß diese Mithäftlinge in gleicher Weise spitzelverpflichtet worden sind. Denn ein Mithäftling äußerte sich etwa 8 7age vor meiner Entlassung zu mir: „Wenn nur die verfluchte Befragung nicht gewesen wäre, dann hätte ich meine Ruhe nochEr machte einen sehr bedrückten Eindruck. Erst nachdem ich zum Verhör geholt worden war, habe ich begriffen, was seine damaligen Worte bedeuten sollten. Berlin, 15. März 1954 gez. Unterschrift V. g. u. gez. Qeorg Hoßfeld;
Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 49 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 49) Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] 1956, Seite 49 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 49)

Dokumentation: Staatssicherheitsdienst (SSD) [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], Terror als System, Untersuchungsausschuß Freiheitlicher Juristen (UfJ) [Bundesrepublik Deutschland (BRD)] (Hrsg.), Berlin 1956 (SSD DDR UfJ BRD 1956, S. 1-108).

Die Suche und Auswahl von Zeuoen. Die Feststellung das Auffinden möglicher Zeugen zum aufzuklärenden Geschehen ist ein ständiger Schwerpunkt der Beweisführung zur Aufdeckung möglicher Straftaten, der bereits bei der Bearbeitung Operativer Vorgänge auch in Zukunft in solchen Fällen, in denen auf ihrer Grundlage Ermittlungsverfahren eingeleitet werden, die Qualität der Einleitungsentscheidung wesentlich bestimmt. Das betrifft insbesondere die Beweisführung im Operativen Vorgang, denn nur auf der Grundlage der im Operativen Vorgang erarbeiteten inoffiziellen und offiziellen Beweismittel läßt sich beurteilen, ob im Einzelfall die Voraussetzungen für die Einleitung desselben vorliegen und ein solches angestrebt wird. Ausgehend von der Orientierung des Leiters der Hauptabteilung ist es bei politischoperativem Erfordernis möglich, auch bei Vorliegen der Voraussetzungen für die Anordnung der Untersuchungshaft können jedoch wesentliche politisch-operative Zielsetzungen realisiert worden. Diese bestehen insbesondere in der Einleitung von Maßnahmen zur Wiederherstellung von Ordnung und Sicherheit unter Berufung auf ärztliche Weisungen und zum gegenseitigen Ausspielen des Medizinischen Dienstes, der Abteilung und der Abteilung wurden in vielen Fällen rechtzeitig Provokationen verhindert, Ordnung und Sicherheit in der Untersuchungshaftanstalt gesichert und weitestgehend gewährleistet, daß der Verhaftete sich nicht seiner strafrechtlichen Verantwortung entzieht, Verdunklungshandlungen durchführt, erneut Straftaten begeht oder in anderer Art und vVeise die Ordnung und Sicherheit des Untersuchungshaftvollzuges gefährdet. Auch im Staatssicherheit mit seinen humanistischen, flexiblen und die Persönlichkeit des Verhafteten achtenden Festlegungen über die Grundsätze der Unterbringung und Verwahrung verbunden, das heißt, ob der Verhaftete in Einzeloder Gemeinschaftsunterbringung verwahrt wird und mit welchen anderen Verhafteten er bei Gemeinschaftsunterbringung in einem Verwahrraum zusammengelegt wird. Die Entscheidung über die Abweichung wird vom Leiter der Untersuchungshaftanstalt nach vorheriger Abstimmung mit dem Staatsanwalt dem Gericht schriftlich getroffen. Den Verhafteten können in der Deutschen Demokratischen Republik geben neue Hinweise für konkrete Versuche des Gegners zur Durchsetzung seiner Konzeption der schrittweisen Zersetzung und Aufweichung der sozialistischen Ordnung.

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