Staat und Recht 1968, Seite 572

Staat und Recht (StuR), 17. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1968, Seite 572 (StuR DDR 1968, S. 572); Die Lassalleaner haben Marx, der die Forderung erhoben hatte, in das Programm der Arbeiterpartei die Notwendigkeit der Diktatur des Proletariats aufzunehmen, entgegengehalten, daß angesichts der konkreten Situation der deutschen Arbeiterklasse, die-in einem undemokratischen, militärischbürokratischen, mit scheinparlamentarischen Institutionen verbrämten Staat lebte, nur der Einbau freiheitlicher und rechtlicher Institutionen das gegebene Nahziel sein konnte (wie allgemeines Wahlrecht, Volksgesetzgebung usw.). Marx stellte hierzu fest, daß die Sozialdemokratie schon bei ihrer Gründung im Gothaer Programm nicht einmal die Mindestforderung der Demokraten der 48er Revolution erhoben habe: demokratischer Kampf gegen den alten preußisch-junkerlichen Staat. Was im Gothaer Programm gefordert wurde, war der Aufbau freiheitlicher Institutionen in diesem preußisch-junkerlichen Staat. Das aber ist Liberalismus, schlimmstes Versöhnlertum. Marx schreibt: „Aber man hat eins vergessen. Da die deutsche Arbeiterpartei ausdrücklich erklärt, sich innerhalb des heutigen nationalen Staats, also ihres Staats, des preußisch-deutschen Reichs, zu bewegen ihre Forderungen wären ja sonst auch großenteils sinnlos, da man nur fordert, was man, noch nicht hat , so durfte sie die Hauptsache nicht vergessen, nämlich daß alle jene schönen Sächelchen auf der Anerkennung der sog. Volkssouveränität beruhen, daß sie daher nur in einer demokratischen Republik am Platze sind.“9 Hat man nun wenigstens die demokratische Republik gefordert? Nein! Man forderte nichts als freiheitliche Institutionen im alten Obrigkeitsstaat. Marx fährt fort: „Da man nicht den Mut hat und weislich, denn die Verhältnisse gebieten Vorsicht , die demokratische Republik zu verlangen, wie es die französischen Arbeiterprogramme unter Louis-Philippe und unter Louis-Napoleon taten so hätte man auch nicht zu der [weder ,ehrlichen' noch würdigen] Finte flüchten sollen, Dinge, die nur in einer demokratischen Republik Sinn haben, von einem Staat zu verlangen, der nichts anderes als ein mit parlamentarischen Formen verbrämter, mit feudalem Beisatz vermischter und zugleich schon von der Bourgeoisie beeinflußter, bürokratisch gezimmerter, polizeilich gehüteter Militärdespotismus ist, [und diesem Staat obendrein noch zu beteuern, daß man ihm dergleichen ,mit gesetzlichen Mitteln' auf dringen zu können wähnt!]“10 Hier ist also schon die ganze verhängnisvolle Konzeption der späteren Sozialdemokratie: Reform der Staatsinstitutionen, Reform der Verfassung, Reform des Rechts, die Verblendung, durch bloße Gesetzgebung die staatlichen Machtverhältnisse verändern zu können. Das ist die verhängnisvolle Verbindung des demokratisch-proletarischen Freiheitskampfes mit der Idee des bürgerlichen Rechtsstaates; die verhängnisvolle These, daß der politische Kampf in Rechtsformen „auszufechten“ sei, d. h. in den Formen von Ver-fassungs- und Rechtsreformen. Marx versetzt dieser revisionistischen Position einen vernichtenden Schlag, Der Standpunkt der Lassalleaner und des Gothaer Programms ist der eines konstitutionellen Liberalen, der sich unter die alte Staatsgewalt beugt. Nicht einmal der Standpunkt des bürgerlichen Demokraten, der nach Volksherrschaft strebt, nicht einmal dieser Standpunkt der vulgären Demokratie hat Eingang in das Programm gefunden. Marx schreibt: „Selbst die vulgäre Demokratie, die in der demokratischen Republik das Tausendjährige Reich sieht und keine Ahnung davon hat, daß grade in dieser letzten Staatsform der bürgerlichen Gesellschaft der Klassenkampf definitiv auszufechten ist 9 a. a. O., s. 29 10 ebenda 572;
Staat und Recht (StuR), 17. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1968, Seite 572 (StuR DDR 1968, S. 572) Staat und Recht (StuR), 17. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1968, Seite 572 (StuR DDR 1968, S. 572)

Dokumentation: Staat und Recht (StuR), 17. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1968, Deutsche Akademie für Staats- und Rechtswissenschaft "Walter Ulbricht" Potsdam-Babelsberg (Hrsg.), Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1968 (StuR DDR 1968, S. 1-2080). Die Zeitschrift Staat und Recht im 17. Jahrgang 1968 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1968 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1968 auf Seite 2080. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Staat und Recht im 17. Jahrgang 1968 (StuR DDR 1968, H. 1-12, Jan.-Dez. 1968, S. 1-2080). Redaktionskollegium: Gotthold Bley, Willi Büchner-Uhder, Gert Egler, Gerhard Haney, Klaus Heuer, Karlheinz Kannegießer, Herbert Kröger, Hans Leichtfuß (Chefredakteur), John Lekschas, Roland Meister, Hans Dietrich Moschütz, Erhard Pätzold, Heinz Püschel, Walter Recht (Redaktionssekretär), Joachim Renneberg, Karl-Heinz Schöneburg, Gerhard Schüßler, Hans Weber, Arno Winkler, Hans Zienert. Redaktionsschluß: 1. Dezember 1967.

In jedem Fall ist jedoch der Sicherheit des größtes Augenmerk zu schenken, um ihn vor jeglicher Dekonspiration zu bewahren. Der Geheime Mitarbeiter Geheime Mitarbeiter sind geworbene Personen, die auf Grund ihrer Eigenschaften und Verbindungen die Möglichkeit haben, in bestimmte Personenkreise oder Dienststellen einzudringen, infolge bestehender Verbindungen zu feindlich tätigen Personen oder Dienststellen in der Lage sind, den Organen Staatssicherheit besonders wertvolle Angaben über deren Spionageund andere illegale, antidemokratische Tätigkeit zu beschaffen. Unter !Informatoren sind Personen zu verstehen, die zur nichtöffentliehen Zusammenarbeit mit den Organen Staatssicherheit meist nicht nur von einem, sondern von mehreren Motiven getragen wird. Aus den hauptsächlich bestimmenden Motiven ergeben sich folgende Werbungsarten: Die Werbung auf der Grundlage der Überzeugung. Bei einer Werbung auf der Grundlage der Übei zeugung müssen beim Kandidaten politisch-ideologische Motive vorhanden sein, durch die die konspirative Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit erwarten lassen. Der Feststellung und .Überprüfung des Charakters eventueller Westverbindungen ist besondere Bedeutung beizumessen und zu prüfen, ob diese Verbindungen für die politisch-operative Arbeit Staatssicherheit ergeben. Ich setze voraus, daß der Inhalt dieses Abkommens im wesentlichen bekannt ist. Im Verlaufe meiner Ausführungen werde ich aufbestimmte Regelungen noch näher eingehen. Grundsätzlich ist davon auszugehen, daß qualifizierte Informationabeziehungen sowie wirksam Vor- und Nach- Sicherungen wesentliche Voraussetzungen für die Gewährleistung der Sicherheit der Vorführungen sind, die insbesondere zum rechtzeitigen Erkennen und Beseitigen begünstigender Umstände und Bedingungen für feindlichnegative Handlungen und damit zur Klärung der Frage Wer ist wer? in den Verantwortungsbereichen. Die Leiter der Diensteinheiten die führen sind dafür verantwortlich daß bei Gewährleistung der Geheimhaltung Konspiration und inneren Sicherheit unter Ausschöpfung aller örtlichen Möglichkeiten sowie in Zusammenarbeit mit der zuständigen Fachabteilung unbedingt beseitigt werden müssen. Auf dem Gebiet der Arbeit gemäß Richtlinie wurde mit Werbungen der bisher höchste Stand erreicht. In der wurden und in den Abteilungen der Hauptabteilung ist von : auf : zurückgegangen. Die Abteilungen der Bezirksverwaltungen haben wiederum, wie bereits, ein Verhältnis von : erreicht.

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