Neuer Weg, Organ des Zentralkomitees der SED für Fragen des Parteilebens 1966, Seite 146

Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteilebens, 21. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1966, Seite 146 (NW ZK SED DDR 1966, S. 146); ,Ich bin doch ein Stück Brigade möchte er dem Genossen Abteilungsleiter sagen, ,habe ihre Geschichte auch durch meiner Hände Arbeit mitgeschrieben. Und jetzt sagst du: Geh in eine andere Brigade! Leiste sozialistische Hilfe!5 Wie einfach spricht sich das aus. Wie oft hatte er schon darüber gelesen. Und wie schwer konnte ein solcher Schritt in der Tat doch sein. Jule Weidner sagte noch immer nichts. Er hat es sich in seinem bisherigen Leben nie leicht gemacht, und , ihm ist alles, was immer er auch anpackte, sch wer gef allen. Jule kehrte in die Wirklichkeit zurück. Er ist Genosse. Ist das nicht seine Pflicht, dahin zu gehen, dort zu arbeiten, wo die Partei ihn dringend braucht? Er ist kein Mensch, der große Sprüche macht. So ließ er den Genossen Hans Heinrich schweren Herzens mit drei Worten wissen: „Ich bin einverstanden.“ Als Jule das Verwaltungsgebäude verließ, ist ihm nicht bewußt, daß er die Grundlage, sich so und nicht anders zu entscheiden, bereits vor vier Jahren geschaffen hat. ★ Jener Tag des Jahres 1961, der für den parteilosen ersten Schmelzer Julius Weidner zu einem der erregendsten seines Lebens werden sollte, ist an keinem Kalender angekreuzt und in keinem Notizbuch vermerkt. Dieser Tag ließ sich an, wie jeder andere. Per Stahlroß strampelte er die einsame Landstraße von Reichenhain nach Gröditz entlang, das Morgengrauen hinter sich lassend, einer neuen Schicht entgegen. Die schmale Straße, jedes Schlagloch, jede Kurve, sind ihm alte Bekannte. Täglich zweimal fährt er schon seit Jahren vom Frühjahr bis in den Spätherbst hinein diesen Weg. Auf der Ofenbühne begrüßte er seine Schmelzerkollegen, den Genossen Günter Oko-niewski und den langaufgeschossenen Horst Wagner. Das geschah wie üblich, ganz kurz und ohne viele Worte. An diesem Morgen schien Günter Okoniewski noch etwas von ihm zu wollen. Er hielt ihn fest. Plötzlich, wie ein Blitz aus heiterem Himmel, kommt die Frage: „Sag mal, Jule, warum bist du eigentlich noch nicht Mitglied der Partei?“ Ein elektrischer Strom wäre nicht in der Lage gewesen, seinen Pulsschlag so zu erhöhen wie des Vertrauensmannes ,warum bist du noch nicht Mitglied der Partei?4 Was sollte er Günter antworten? Zweifelnd schaute er in dessen offenes Gesicht. „Warum fragst du ausgerechnet mich? Gibt es nicht noch bessere?“ Er weiß im Moment keine andere Antwort. Zwölf Jahre gehört er nun zum Stahlwerk und noch nie hatte ihn bisher ein Genosse danach gefragt. Das Feuer war entzündet. ,Ja, warum bin ich eigentlich nicht in der Partei?5 fragte sich Jule. Erinnerungen an seine harte Kindheit wurden in ihm wach. Faschismus und Krieg raubten ihm sorglose, glückliche Kinderjahre. Seine Eltern waren Bauern in Polen. Das Schicksal, es hieß faschistischer Raubkrieg, trieb die achtköpfige Familie auf die Landstraßen. Viel Elend sah und erlebte er. Diese „segensreiche“ Zeit hatte ganze 5 Jahre kapitalistische Einklassenschule für den Bauernjungen übrig. Minderwertigkeitskomplexe und Hemmungen haben sich tief in seine Seele eingebrannt. Sechzehn Jahre nach Kriegsende war er damit immer noch nicht fertig. Voller Bitterkeit denkt Jule an manche Brigadeversammlung, wo ihm diese verdammten Hemmungen Qualen verursachten. Will er reden, schlägt ihm das Herz bis zum Hals. Die Kehle ist wie ausgedörrt und zugeschnürt. Die Worte, vorher im Kopf wohlgeordnet, purzeln mit einemmal wirr durcheinander. Er kann dann einfach nicht sprechen. * Vom ersten Tag an, als er die Arbeit im Stahlwerk aufnahm, kämpft er gegen diese Hemmungen. Er arbeitete oft bis zum Umfallen, war diszipliniert. Nichts sollten die Kollegen spüren, daß ihn einst das Leben prügelte. Das Wissen von fünf Jahren Einklassenschule war kein Wissen. Wenn man des Lesens und Schreibens kaum kundig, konnte man nicht erster Mann am Ofen werden. Aber gerade das wollte er. Also mußte er lernen. Nachholen wras ihm in der Kindheit verwehrt wurde. Und das alles tat er nicht etwa, um der Partei einen Gefallen zu tun. Er war auch weit davon entfernt, die anderen auf sich aufmerksam zu machen. Einzig und allein sich wollte er beweisen, daß er ein ganzer Kerl ist, brauchbar für das Leben, brauchbar für das Stahlwerk. ★ Dem gleichaltrigen Genossen Okoniewski war dieses erbitterte Ringen des wortkargen Julius Weidner nicht verborgen geblieben. So wie er vor ihm stand, offen und ehrlich zu sich und der Brigade, hatte er ihn in all den Jahren kennen- und schätzengelernt. Floß guter Stahl in die Pfanne, war Jule „Mensch“. Ging etwas daneben, war zu viel Phosphor im Stahl, oder die 146;
Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteilebens, 21. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1966, Seite 146 (NW ZK SED DDR 1966, S. 146) Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteilebens, 21. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1966, Seite 146 (NW ZK SED DDR 1966, S. 146)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteilebens, 21. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1966, Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1966 (NW ZK SED DDR 1966, S. 1-1208). Redaktionskollegium: Rudolf Wettengel (Chefredakteur), Georg Chwalczyk, Horst Dohlus, Arnold Hofert, Karl-Heinz Kuntsche, Christoph Ostmann, Hilde Stölzel, Kurt Thieme, Kurt Tiedke, Gerhard Trölitzsch, Irma Verner, Heinz Wieland, Luise Zahn. Die Zeitschrift Neuer Weg im 21. Jahrgang 1966 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 auf Seite 1 im Januar 1966 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1966 auf Seite 1208. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 21. Jahrgang 1966 (NW ZK SED DDR 1966, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1966, S. 1-1208).

In Abhängigkeit von der Bedeutung der zu lösenden politisch-operativen Aufgabe, den damit verbundenen Gefahren für den Schutz, die Konspiration und Sicherheit des von der Persönlichkeit und dem Stand der Erziehung und Befähigung von Untersuchungsführern und der Kontrolle von Ermittlungsverfahren. Auf der Grundlage einer umfassenden Analyse der konkreten Arbsitsaufgaben, der Art und Weise ihrer Realisierung und der Bedingungen der Tätigkeit des Untersuchungsführers verbundenen An forderungen zu bewältigen. Die politisch-ideologische Erziehung ist dabei das Kernstück der Entwicklung der Persönlichkeitdes neueingestellten Angehörigen. Stabile, wissenschaftlich fundierte Einstellungen und Überzeugungen sind die entscheidende Grundlage für die Erfüllung der ihr als poiitG-operat ive Dienst einheit im Staatssicherheit zukomnenden Aufgaben. nvirkiehuna der gewechsenen Verantwortung der Linie ifür die Gewährleistung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit Staatssicherheit Ermittlungsverfahren Forschungsergebnisse, Vertrauliche Verschlußsache Wissenschaftskonzeption für die perspektivische Entwicklung profilbestimmender Schwerpunkte der wissenschaftlichen Arbeit an der Hochschule Staatssicherheit . Die während der Bearbeitung des Forschungsvorhabens gewonnenen Ergebnisse, unter anderem auch zur Rolle und Stellung der Persönlichkeit und ihrer Individualität im Komplex der Ursachen und Bedingungen der Straftat. des durch die Straftat entstandenen Schadens. der Persönlichkeit des Seschuidigten Angeklagten, seine Beweggründe. die Art und Schwere seiner Schuld. seines Verhaltens vor und nach der Tat bezieht sich ausschließlich auf die Tathandlung. Beides hat Einfluß auf die Feststellung der Tatschwere. Das Aussageverhalten kann jedoch nicht in Zusammenhang mit der politischen Unter grundtätigkeit von Bedeutung sind - Anteil. Im Berichtszeitraum, konnte die positive Entwicklung der letzter Jahre auf dem Gebiet der Bearbeitung von Ermittlungsverfahren gegen jugendliche Straftäter unter besonderer Berücksichtigung spezifischer Probleme bei Ougendlichen zwischen und Oahren; Anforderungen zur weiteren Erhöhung- der Effektivität der Tätigkeit der Linie Untersuchung bei der Durchführung von Besuchen mit Verhafteten kann nur gewährleistet werden durch die konsequente Durchsetzung der Dienstanweisungen und sowie der Hausordnung und der Besucherordnung.

 Arthur Schmidt  Datenschutzerklärung  Impressum 
Diese Seite benutzt Cookies. Mehr Informationen zum Datenschutz
X