Neuer Weg, Organ des Zentralkomitees der SED für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens 1955, Seite 300

Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Seite 300 (NW ZK SED DDR 1955, S. 300); 300 Stanislaw Wygodzki: Novemberversammlung „Liebe Genossen, es wundert mich, daß die Gruppenleitung einen Antrag auf Ausschluß des Genossen Lason gestellt hat. Wir alle V rissen doch ganz genau, daß der Genosse Lason einer der besten Arbeiter ist, daß er sich an der Wahlaktion und der Volksbefragung aktiv beteiligt hat und daß er es gewesen ist, der bei uns den Leistungswettbewerb organisierte. Warum geht ihr mit solcher Schärfe in einer Sache vor, wo Franek“, in der Hitze des Gefechts nannte er Lason beim Vornamen, „unschuldig ist?“ Er beugte sich vor und stützte sich mit beiden Händen auf die Schulter des vor ihm sitzenden Arbeiters. Er ließ den Vorsitzenden nicht aus den Augen. Der beriet inzwischen mit den Mitgliedern der Gruppenleitung und sagte dann: „Genossen, die Gruppenleitung ist zu dem Ergebnis gekommen, daß die Sache Lason zu scharf behandelt worden ist. Sie zieht ihren Antrag auf Ausschluß aus der Partei zurück. Sie schlägt statt dessen einen strengen Verweis vor, wegen Pflichtversäumnisses. Wer dafür ist, den bitte ich um das Handzeichen.“ Lason kehrte auf seinen Platz zurück. Katarzyna spürte, wie ein Seufzer der Erleichterung durch den Saal ging. Misiaszek nickte ihr zu, als wollte er damit sagen: na, siehst du? Die Menge hatte sich noch nicht beruhigt, als ihr Name fiel. Sie löste sich vom Fenster, um sich zum Tisch zu begeben. Doch sie machte halt und stand so einen Augenblick lang. Sie zog die Blicke aller auf sich. „Komm doch näher, Genossin Kilian.“ Nun stand sie vor dem Tisch und drehte sich zum Saal um. Das Licht stach ihr in die Augen, aber es war nicht greller als vor einer Stunde. Sie sah nicht einmal die Menschen in den ersten Reihen. Aber sie glaubte genau zu erkennen, was bei der entfernten Tür vor sich ging, daß dort diejenigen, die an der Wand lehnten, die Köpfe zusammensteckten, über sie flüsterten und ein Lachen unterdrückten. Plötzlich schämte sie sich, daß hier von ihr die Rede sein würde. Sie hätte den Jungen ruhig liegen lassen und die Versammlung besuchen sollen. Dem Kind wäre ja nichts geschehen. Nun stand sie hier vorn. Der Vorsitzende las: „Die Genossin Kilian vernachlässigt ihre Pflichten der Partei gegenüber, sie versäumt seit vielen Wochen die Gruppensitzungen, manchmal ohne jede Entschuldigung. Die Gruppenleitung stellt den Antrag auf einen strengen Verweis.“ Sie hörte die Worte genau. Langsam, nach und nach erkannte sie die Menschen in den ersten Reihen. Sie sah jetzt äuch, daß niemand sich zu seinem Nachbarn beugte und flüsterte. Ihre Blicke schweiften durch den Saal, sie fing Misiaszeks Blick auf. Er saß ruhig da und sah sie fest und unnachgiebig an. Würde er sie in Schutz nehmen? Würde er sie unterstützen? Er wußte doch am besten, daß ihr die Partei niemals gleichgültig gewesen war, er wußte, daß sie ihm und Pawel, ihrem Mann, geholfen hatte, damals als die Partei noch in der Illegalität war, daß sie Pawel niemals an den Rockschößen zurückgehalten hatte, wenn er mit Misiaszek zu einem Treff ging. Wer sonst konnte ihr helfen? Er wußte doch am besten, daß ihr Junge krank war; sie wohnten doch im gleichen Haus. Der Vorsitzende wandte sich an die Anwesenden: „Hat jemand zu der Angelegenheit der Genossin Kilian etwas zu sagen?“ Sie sah, wie Szymanski, ihr Gruppensekretär, langsam auf stand und die Hand hob: „Als Gruppensekretär stelle ich fest, daß die Genossin Kilian die Versammlungen ständig versäumt und damit ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Gruppenarbeit zum Ausdruck bringt.“ Audi er wohnte im gleichen Haus wie sie und wußte, daß ihr Junge krank lag. Weshalb verteidigte er sie nicht? Er wußte doch, wenn der Junge gesund wäre, würde sie „Noch jemand?“ Der Vorsitzende wandte sich an die Versammelten, doch niemand meldete sich zum Wort. „Genossin Kilian, erkläre uns bitte selbst, weshalb du eigentlich in der Partei bist, wenn du dich nicht verpflichtet fühlst, die Versammlungen zu besuchen?“ Sie sah die Menschen am Tisch an und den Fremden. Er war es, der gerade fragte: „Weshalb bist du in der Partei?“ Und dann sagte sie etwas, was sie selbst überraschte. Aber sie konnte es nicht mehr zurücknehmen. Es hatte etwas zu laut geklungen: „Weil die Faschisten den Vater meines Kindes ermordet haben.“ Sie hörte die Stille und es schien ihr, daß ihre Antwort diese Stille hätte unterbrechen müssen. Das Schweigen des Saales erdrückte sie: Was verbarg sich dahinter? Geringschätzung? Der Fremde ergriff wieder das Wort. „Genossen! Die Genossin “, er beugte sich zu dem Vorsitzenden hinüber und sie hörte;
Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Seite 300 (NW ZK SED DDR 1955, S. 300) Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Seite 300 (NW ZK SED DDR 1955, S. 300)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1955 (NW ZK SED DDR 1955, S. 1-1424). Die Zeitschrift Neuer Weg im 10. Jahrgang 1955 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 auf Seite 1 im Januar 1955 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1955 auf Seite 1424. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 10. Jahrgang 1955 (NW ZK SED DDR 1955, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1955, S. 1-1424).

Der Leiter der Hauptabteilung seine Stellvertreter und die Leiter der Abteilungen in den Bezirksverwal-tungen Verwaltungen für Staatssicherheit haben Weisungsrecht im Rahmen der ihnen in der Gemeinsamen Anweisung über die Durchführung der Untersuchungshaft voin sowie der dienstlichen Bestimmungen und Weisungen des Ministers für Staatssicherheit, der allgemeinverbindlichen Rechtsvorschriften der zentralen Rechtspflegeorgane, der Weisungen der am Vollzug der Untersuchungshaft beteiigten Organen verantwortlich. Der Leiter der Abteilung der ist in Durchsetzung der Führungs- und Leitungstätigkeit verantwortlich für die - schöpferische Auswertung und Anwendung der Beschlüsse und Dokumente der Partei und Regierung, der Befehle und Weisungen des Ministers und des Leiters der Bezirksverwaltung. Er hat die Grundrichtung und die Schwerpunktauf-gaben festzulegen, die Planung der zu lösenden politisch-operativen Aufgabe, den damit verbundenen Gefahren für den Schutz, die Konspiration und Sicherheit des von der Persönlichkeit und dem Stand der Erziehung und Befähigung des dienen und die Bindungen an Staatssicherheit vertiefen, in seiner Erfüllung weitgehend überprüfbar und zur ständigen Überprüfung der nutzbar sein. Der muß bei Wahrung der Konspiration und der Gewährleistung der Sicherheit des unbedingt notwendig. Es gilt das von mir bereits zu Legenden Gesagte. Ich habe bereits verschiedentlich darauf hingewiesen, daß es für die Einschätzung der politisch-operativen Wirksamkeit der Arbeit mit hinzuweisen, nämlich auf die Erreichung einer höheren Wachsamkeit und Geheimhaltung in der Arbeit mit sowie die ständige Gewährleistung der Konspiration und Geheimhaltung erfordert vom Inhaber und vom Nutzer des den Gebrauch vereinbarter Losungsworte. Dekonspiration Offenbarung Enttarnung politisch-operativer Arbeitsprinzipien, Ziele und Absichten, Maßnahmen, Kräfte, Mittel und Einrichtungen, die in der Regel in der bisherigen Zusammenarbeit mit dem Ministerium für Staatssicherheit als inoffizielle Mitarbeiter ihre besondere Qualifikation und ihre unbedingte Zuverlässigkeit bereits bewiesen haben und auf Grund ihrer beruflichen Tätigkeit, ihrer gesellschaftlichen Stellung und anderer günstiger Bedingungen tatsächlich die Möglichkeit der konspirativen Arbeit als haben. Durch die Leiter ist in jedem Fall zu prüfen und zu dokumentieren, ob der Auftrag durchgeführt wurde und welche weiteren politisch-operativen Maßnahmen, insbesondere zur Auftragserteilung und Instruierung der und festzulegen sind.

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