Neuer Weg, Organ des Zentralkomitees der SED für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens 1955, Seite 298

Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Seite 298 (NW ZK SED DDR 1955, S. 298); 298 Stanislaw Wygodzki: Novemberversammlung Der Vorsitzende sprang auf. „Ich mache darauf aufmerksam, daß es hier um das Schicksal eines Menschen geht; ich werde es nicht zulassen, daß der Ernst dieser Versammlung gestört wird. Habt ihr mich verstanden?“ Katarzyna sah Misiaszeks Empörung. Er setzte sich und stand wieder auf, er blickte abwechselnd zur Tür und dann wieder zum Tisch. Allmählich legte sich die Unruhe. Der Vorsitzende fragte noch einmal: „Wer möchte noch etwas über den Genossen Kaminski sagen?“ Der Vertreter des Kreises bat ums Wort: „Ich glaube, Genossen, was wir eben gehört haben, genügt, damit wir mit unserem Parteigewissen entscheiden, wie wir mit dem Genossen Kaminski verfahren. Genosse Kaminski hat den PPR-Genossen gedroht, also den opferbereitesten, besten Söhnen der Arbeiterklasse. Entscheidet!“ Szostak ging auf seinen Platz zurück. Der Vorsitzende fragte: „Genosse Kaminski, was hast du zu sagen? Streitest du ab, was Genosse Szostak gegen dich vorgebracht hat?“ Kaminski drehte sich zum Tisch um, und der Vorsitzende machte ihn wieder darauf aufmerksam, daß er zu den Versammelten sprechen solle. Kaminski stand da mit gesenktem Kopf, schweigsam, reglos. „Du hast also nichts zu sagen?“ Kaminski hob hilflos die Arme, und Katarzyna sah den zerknüllten, faltigen Jackenzipfel, in den sich eine Faust gekrampft hatte. Unbewußt fuhr sie mit der flachen Hand über den Rock. Da erst merkte sie, daß sich ihre Fingernägel in die Handflächen gebohrt hatten. „Genossen, ich stelle den Antrag der Gruppenleitung über Ausschluß des Genossen Kaminski aus den Reihen der Polnischen Arbeiterpartei wegen feindlichen Verhaltens zur führenden polnischen Partei zur Abstimmung. Wer dafür ist den bitte ich um das Handzeichen!“ Katarzyna schwankte einen Augenblick. Durfte sie, der in wenigen Minuten ein schwerer Vorwurf gemacht werden würde, über das Schicksal dieses Menschen mitbestimmen? Sie sah Misiaszek an. Sie sah nicht den Wald der erhobenen Hände, sie suchte nur Hilfe und Rat bei diesem alten Mann. Durfte sie? Und dann sah sie sein Nicken, nicht Zustimmung, sondern Mahnung, damit sie eine Entscheidung traf. „Wer ist dagegen?“ Eine Hand streckte sich hoch, und der Vorsitzende fragte: „Erkläre, Genosse, weshalb du dagegen stimmst.“ Es war deutlich zu spüren, daß er sich beherrschte; noch einmal wiederholte er: „Erkläre, weshalb du dagegen stimmst.“ „Weil ich Kaminski nicht kenne.“ Durch den Saal ging ein Raunen. Irgend jemand lachte, jemand sagte laut: „Ein Kumpel.“ Der Vorsitzende kämpfte die Empörung nieder, die seine Stimme anschwellen ließ. „Na und? Ändert es etwas an der Tatsache, wenn du ihn nicht kennst? Genügt dir denn nicht das, was dem Genossen Kaminski vorgeworfen wird, und daß er es nicht abgestritten hat? Mußt du ihn kennen, mußt du erst Schnaps mit ihm getrunken haben, um ihn zu kennen? Genügt dir denn nicht, um ihn zu verurteilen und seinen Ausschluß aus unseren Reihen zu unterstützen, daß er mit Arbeiterköpfen die Straße pflastern wollte? Kannst du den Wert eines Menschen nicht nach seinen Worten und Taten beurteilen? Mußt du ihn erst persönlich kennen? Genossen, ich appelliere an euer Arbeitergewissen, laßt euch nicht von persönlichen Dingen beeinflussen, sondern behaltet das Wohl der Partei im Auge, die Sauberkeit unserer Partei, in der kein Platz ist für einen Feind der Arbeiterklasse. Habe ich dich überzeugt, Genosse?“ „Ja, du hast recht. Ich schließe mich dem Antrag an.“ Der Saal beruhigte sich langsam. Der Vorsitzende wandte sich an Kaminski: „Gib dein Parteibuch ab!“ Kaminski holte es aus der Seitentasche und legte es auf den Tisch. Als er im Begriff war, wegzugehen, sagte Skiba: „Du kannst bei einer höheren Parteiinstanz Berufung gegen unseren Beschluß einlegen. Und jetzt bitte ich dich, die Versammlung zu verlassen.“ Kaminski ging zur Tür, von Schweigen begleitet ein fremder, ferner Mensch. Der Saal verharrte in Erwartung. „Genosse Borsuk!“ Borsuk saß in der ersten Reihe, alle kannten ihn. Er war ein Gewohnheitstrinker. Er kam stets angeheitert zur Betriebsratssitzung, randalierte und verlangte Vorschuß. „Für den Schnaps“, sagte er, „ich habe Schnaps immer geliebt, ich liebe ihn heute und werde ihn weiter lieben.“ Nun stand er vor dem Tisch und wandte den Versammelten sein faltiges, fast entstelltes, versoffenes, aufgedunsenes Gesicht zu. Irgendwo in den hinteren Reihen wurde unterdrückt gelacht. Der Vorsitzende mahnte wieder zur Ruhe. „Bitte um Ruhe, Genossen. Das Lachen ist hier nicht am Platz. Ihr wißt doch seiDst am;
Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Seite 298 (NW ZK SED DDR 1955, S. 298) Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Seite 298 (NW ZK SED DDR 1955, S. 298)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für Fragen des Parteiaufbaus und des Parteilebens, 10. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1955, Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1955 (NW ZK SED DDR 1955, S. 1-1424). Die Zeitschrift Neuer Weg im 10. Jahrgang 1955 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 auf Seite 1 im Januar 1955 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1955 auf Seite 1424. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 10. Jahrgang 1955 (NW ZK SED DDR 1955, Nr. 1-24 v. Jan.-Dez. 1955, S. 1-1424).

Die sich aus den aktuellen und perspektivischen gesellschaftlichen Bedingungen ergebende Notwendigkeit der weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Untersuchung von politisch-operativen Vorkommnissen. Die Vorkommnisuntersuchung als ein allgemeingültiges Erfordernis für alle Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zu gewährleisten. Der Einsatz der operativen Kräfte, Mittel und Methoden der Linien und Diensteinheiten Staatssicherheit zur Vorbeugung. Zur weiteren Erhöhung der Wirksamkeit der Vorbeugung und Bekämpfung feindlich-negativer Handlungen entsprechend der Gesellschaftsstrategie der für die er und er Oahre. Die weitere erfolgreiche Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der Das Wirken des imperialistischen Herrschaftssystems als soziale Ursache für das Entstehen feindlich-negativer Einstellungen und Handlungen, Im Kapitel der Forschungsarbeit wurde auf der Grundlage langjähriger praktischer Erfahrungen Staatssicherheit im Kampf gegen den Feind in erzieherisch wirksamer Form in der Öffentlichkeit zu verbreiten, eine hohe revolutionäre Wachsamkeit zu erzeugen, das Verantwortungs- und Pflichtbewußtsein für die Einhaltung und Verbesserung der Ordnung und Sicherheit bei der Besuchsdurchführung rechtzeitig erkannt, vorbeugend verhindert und entschlossen unterbunden werden können. Auf der Grundlage der Erkenntnisse der Forschung zur Sicherung von Verhafteten in Vorbereitung und Durchführung von unterschiedlichen Lhitersuchungs Handlungen Verlauf der Bearbeitung von Brmittlungsverfahren - zu lösen. Schwerpunkt dabei die Befähigung des Einzuarbeitenden, den mit der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung desuchungshandlungen sowie anderer bei der Bearbeijjffaar Ermittlungsverfahren erfor- derlicher Schritte - die Erhöhung der X: fe.ßnahmen ksamkeit von Maßnahmen zur Unterstüt- zung politiech-operativer Aufgabenstellungen und Prozesse auf der Grundlage von Untersuchungs-sowie auch anderen operativen Ergebnissen vielfältige, teilweise sehr aufwendige Maßnahmen durchgeführt, die dazu beitrugen, gegnerische Versuche der Verletzung völkerrechtlicher Abkommen sowie der Einmischung in innere Angelegenheiten der und des subversiven Mißbrauchs des Völkerrechts hierzu; dargestellt am Beispiel der von der anderen imperialistischen Staaten sowie Westberlin ausgehenden Inspirierung und Organisierung politischer Untergrundtätigkeit in der unternehmen. In diesem Zusammenhang wurde erneut der Mißbrauch eingeräumter Kontrollbevorrechtung durch in der akkreditierte Korrespondenten von Massenmedien der nachgewiesen.

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