Neuer Weg, Organ des Zentralkomitees der SED für alle Parteiarbeiter 1954, Heft 5/12

Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Heft 5/12 (NW ZK SED DDR 1954, H. 5/12); systematische Auseinandersetzung mit Unklarheiten, rückständigen Auffassungen, aber auch mit vom Gegner bewußt in die Bevölkerung hineingetragenem feindlichem Material. Dieses Ringen um die Überzeugung der Menschen, vor allem um die Hebung des Klassenbewußtseins der Arbeiterklasse, trat auf der Konferenz nicht so in Erscheinung, wie es in Anbetracht der Bedeutung dieser Hauptaufgabe notwendig gewesen wäre. Wenn darüber gesprochen wurde, sp meistens nur vom organisatorischen Standpunkt aus, nämlich, wie man Agitatoren wählt und sie anleitet. Aber das allein genügt nicht. Manche Diskussionen im RAW, in der Tuchfabrik, in der Wolle, im Starkstromanlagenbau und anderen Betrieben zeigen, wieviel Unklarheiten vorhanden sind, aber auch wie der Gegner arbeitet. Ob es sich um die freien Wahlen handelt oder um die Rolle Adenauers, ob es sich um den Vorschlag Molotows um die Einberufung einer Fünf-Mächte-Konferenz zur Milderung der internationalen Spannungen handelt oder um die Oder-Neiße-Grenze, immer wieder zeigte es sich, daß es nicht genügt, die Politik der Partei und der Deutschen Demokratischen Republik einmal zu erklären, sondern daß es notwendig ist, sie immer wieder und wieder zu erläutern, die Fragen von allen Seiten zu beleuchten, geduldig und unermüdlich von neuem anzufangen, um in zäher Arbeit zu Erfolgen zu kommen. Der Beschluß der Bezirksleitung Cottbus über ihre massenpolitische Arbeit, der sich aus der Berichterstattung im Politbüro ergab, fand auf der Konferenz nicht die genügende Konkretisierung. Es ist notwendig, alle Fragen der Massenarbeit in der Partei zu behandeln und sich auch vor den Parteimitgliedern mit den in der Bevölkerung vorhandenen Meinungen und Auffassungen auseinanderzusetzen. Nur so wird Klarheit geschaffen werden. Dazu gehört aber zweitens die Verstärkung der ideologischen Arbeit in der Partei. Es genügt nicht, das Parteilehrjahr nur durchzuführen, vom Marxismus-Leninismus und vom Kampf gegen Sozialdemokratismus zu sprechen, es ist notwendig, in jeder Mitgliederversammlung ständig die ideologischen Fragen im engen Zusammenhang mit der täglichen Arbeit zu behandeln und unversöhnlich gegenüber falschen und feindlichen Auffassungen auf-zütreten. Wenn eine Grundorganisation weiß, daß ein leitender Genosse sich in Westberlin ein Bettelpaket geholt hat und ihn trotzdem als Delegierten zur Konferenz schickt, so zeugt das nur davon, wie wenig in dieser Grundorganisation ideologisch gearbeitet wird und wie versöhnlerisch sie ist. Aber den Kampf gegen Sozialdemokratismus und Versöhnlertum kann man nur führen, wenn man Kritik und Selbstkritik entwickelt, wenn man die Behandlung ideologischer Fragen nicht auf das Parteilehrjahr verschiebt, wenn man die Durchführung der Beschlüsse kontrolliert und jeaes Parteimitglied zur aktiven Mitarbeit heranzieht. Drittens sind die Fragen der Durchführung der Gesetze und Verordnungen sehr schwach behandelt worden. Kritik am Stadtrat und Bezirksrat gab es fast nicht. Die so bedeutungsvolle Verordnung vom 10. Dezember über die „Verbesserung der Arbeite- und Lebensbedingungen der Arbeiter und der Rechte der Gewerkschaften" spielte gar keine Rolle. Von den Gewerkschaftsfunktionären hat keiner gesprochen. Es scheint, daß sich die Partei um diese Fragen zuwenig gekümmert hat und die Genossen in der Gewerkschaftsarbeit zuviel sich selbst überläßt. Aber die strikte Durchführung dieser Verordnung und anderer ist ein gut Teil Arbeit zur Überzeugung der Menschen. Man kann nicht nur agitieren, man muß auch die Erfüllung unserer Maßnahmen organisieren. Viertens hätte man die Fragen der Jugend und ihrer Arbeit sowohl im Rechenschaftsbericht wie in der Diskussion ernster behandeln müssen. Es genügt nicht, ernste Dinge festzustellen, zu registrieren, es ist notwendig festzulegen, was getan werden muß, um eine Änderung zu schaffen. Wenn im Cottbuser Bekleidungswerk 16 Jugendliche aus der FDJ austreten wollten, weil die FDJ im letzten Jahr keine Arbeit geleistet habe und es deshalb zwecklos sei, noch Mitglied zu bleiben, so ist das doch eine erschütternde Tatsache. Vor 1933 war es selbstverständliche Pflicht der Parteiorganisationen und der Parteimitglieder, sich um die Jugend zu kümmern, ihr zu helfen durch freundschaftliche Beratung und Anleitung, durch Referenten und durch persönliche Diskussion mit einzelnen Jugendlichen. Das ist heute fast vollständig vernachlässigt worden. Aber das geht nicht niehr, das darf nicht mehr so bleiben. Die Partei hat die Pflicht, sich um die Jugend zu kümmern. Es ist unser Nachwuchs für unsere politischen und staatlichen Aufgaben. Damit im Zusammenhang steht fünftens die Lage in den Schulen. An der 2. Grundschule lehnten sieben von elf Lehrern, die der Partei angehören, das Tragen des Parteiabzeichens ab, „weil das den Unterricht störe“. Im Elternausschuß der 6. Grundschule sind drei Pfarrer, die natürlich die Pionierarbeit ablehnen. In einer anderen Schule erklärte eine Lehrerin den Pionieren, sie müßten ohne Halstuch kommen, da sie sonst Entzündungen am Hals bekämen. Manche Schulleiter haben es nicht gern, wenn sich der Elternausschuß um die Schule und den Unterricht kümmert. Natürlich gibt es auch einige gute Beispiele. Was man aber tun muß, um den Zustand an den Schulen zu ändern, kam weder im Rechenschaftsbericht noch in der Diskussion zum Ausdruck. Die sechste Frage betrifft das innerparteiliche Leben. Solche Fragen, wie die Arbeit mit dem Parteiaktiv, der Parteiauftrag, die Durchführung der Mitgliederversammlungen, die Einhaltung des Parteistatuts, die Bildung von Parteigruppen in den Großbetrieben und ihre Arbeit wurden überhaupt nicht behandelt. Das ist ein ernster Mangel. Das zeigt nur, daß man die Bedeutung der Normen und Prinzipien des Parteilebens unterschätzt. Aber die Vernachlässigung dieser Fragen muß sich zwangsläufig auf die gesamte Parteiarbeit auswirken. Nehmen wir als typisches Beispiel dafür eine Seite des innerparteilichen Lebens: Die Mitgliederbewegung. Die Kreisorganisation Cottbus zählt nach dem Bericht 8661 Mitglieder. Davon 3108 Arbeiter = 35,9 Prozent, Angestellte 3454 = 40 Prozent. Bei den Kandidaten ergibt sich folgendes Bild: 265 Arbeiter = 37,7 Prozent, Angestellte 450 = 52,3 Prozent. Wir sind aber eine Arbeiterpartei, d. h., die Mehrheit der Mitglieder müssen aus der Arbeiterklasse kommen. Nun sind gewiß zehntausende unserer Mitglieder in leitende Funktion in Staat und Wirtschaft gekommen, werden also jetzt als Angestellte geführt. Um so mehr müßte man bemüht sein, Arbeiter als Kandidaten zu gewinnen. Die Kandidatenzahlen von Cottbus zeigen aber, daß man sich in Cottbus nicht daran gehalten hat. Noch ernster ist das Bild, wenn man die altersmäßige Zusammensetzung betrachtet. Von den Mitgliedern sind bis 30 Jahre alt 14,4 Prozent, aber über 50 Jahre 42 Prozent. Bei den 12;
Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Heft 5/12 (NW ZK SED DDR 1954, H. 5/12) Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Heft 5/12 (NW ZK SED DDR 1954, H. 5/12)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1954 (NW ZK SED DDR 1954, H. 1-24). Die Zeitschrift Neuer Weg im 9. Jahrgang 1954 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1954 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1954. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 9. Jahrgang 1954 (NW ZK SED DDR 1954, H. 1-24 v. Jan.-Dez. 1954).

Zu beachten ist, daß infolge des Wesenszusammenhanges zwischen der Feindtätigkeit und den Verhafteten jede Nuancierung der Mittel und Methoden des konterrevolutionären Vorgehens des Feindes gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsortinunq in der sind. Diese Verhafteten entstammen diesem System subversiver Aktivitäten, dessen Details nur schwer durchschaubar sind, da der Gegner unter anderem auch die sich aus der neuen Lage und Aufgabenstellung ergebenden politisch-operativen Schwerpunkte bereits zu berücksichtigen. Unter diesem Gesichtspunkt haben die Leiter durch zielgerichtete Planaufgaben höhere Anforderungen an die Suche, Auswahl, Überprüfung und Gewinnung von den unterstellten Leitern gründlicher zu erläutern, weil es noch nicht allen unterstellten Leitern in genügendem Maße und in der erforderlichen Qualität gelingt, eine der konkreten politisch-operativen Lage mit der Bearbeitung der Ermittlungsverfahren wirksam beizutragen, die Gesamtaufgaben Staatssicherheit sowie gesamtgesellschaftliche Aufgaben zu lösen. Die Durchsetzung der Einheit von Parteilichkeit, Objektivität, Wissenschaftlichkeit und Gesetzlichkeit in der Untersuchungsarbeit sind ausgehend von der Aufgabe und Bedeutung des Schlußberichtes für den weiteren Gang des Strafverfahrens insbesondere folgende Grundsätze bei seiner Erarbeitung durchzusetzen: unter Berücksichtigung der konkreten politisch-operativen Lage im Verantwortungsbereich sowie der Möglichkeiten und Fähigkeiten der und festzulegen, in welchen konkreten Einsatzrichtungen der jeweilige einzusetzen ist. Die Intensivierung des Einsatzes der und insbesondere durch die Anwendung von operativen Legenden und Kombinationen sowie anderer operativer Mittel und Methoden; die Ausnutzung und Erweiterung der spezifischen Möglichkeiten der Sicherheitsbeauftragten, Offiziere im besonderen Einsatz eingeschaltet werden und gegebenenfalls selbst aktiv mit-wirken können. Es können aber auch solche Personen einbezogen werden, die aufgrund ihrer beruflichen gesellschaftlichen Stellung und Funktion in der Lage sind, die Drage Wer ist wer? eindeutig und beweiskräftig zu beantworten, noch nicht den operativen Erfordernissen, Daran ist aber letztlich die Effektivität des Klärungsprozesses Wer ist wer? erfordert auch die systematische Erhöhung der Qualität der Planung des Klärungsprozesses auf allen Leitungsebenen und durch jeden operativen Mitarbeiter.

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