Neuer Weg, Organ des Zentralkomitees der SED für alle Parteiarbeiter 1954, Heft 4/4

Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Heft 4/4 (NW ZK SED DDR 1954, H. 4/4); nicht so schwer, den Bauern in unserer Republik zu erklären, was freie Wirtschaft wirklich heißt. Es gibt doch wohl in jedem deutschen Dorf noch Augenzeugen der großen Krise von 1929 bis 1932. Da haben die Bauern persönlich die freie Wirtschaft erlebt. Freie Wirtschaft heißt nämlich Arbeitslosigkeit in der Stadt, Unabsetzbarkeit der landwirtschaftlichen Produkte, sie bedeutet, der Gerichtsvollzieher ist ein ständiger Gast im Dorf, freie Wirtschaft heißt Zwangsversteigerung usw. Warum gehen wir jetzt nicht dazu über, in den einzelnen Kreisen alte Bauern zu suchen, die das damals miterlebt haben, die sich noch gut erinnern können, wie ihr Nachbar Schulze oder Meier seinen Hof zwangsversteigern lassen mußte und welchen Aufruhr das damals im Dorf gegeben hat. Solchen Bauern sollten wir helfen, ihre alten Erinnerungen aufzufrischen und sie dann zur Agitation in die Versammlungen mitnehmen. Sie werden erzählen: Ja, damals hatten wir eine freie Wirtschaft! Das heißt, wir konnten anbauen, was wir wollten; aber losgeworden sind wir es nicht! Die Kuh und das Pferd und alles andere hat man uns weggenommen, das war die freie Wirtschaft! Ausgehend von diesen eigenen Erfahrungen der Bauernschaft, die überall vorhanden sind, sollte man dann sagen, daß unsere Aufgabe darin besteht, eine solche Wirtschaft zu betreiben, die nicht Freiheit des Finanzkapitals, Arbeitslosigkeit, Krise und Zwangsversteigerungen bedeutet, sondern die den Bauern einen gesicherten Absatz garantiert, die wirklich dazu dient, seinen Wohlstand zu heben. Dann kann man den Bauern auch auseinandersetzen, daß eine solche Wirtschaft, die ihnen gesicherten Absatz und Wohlstand garantiert, auch eine bestimmte Plandisziplin verlangt. Das versteht der Bauer dann auch ganz gut, daß man, wenn man nicht wieder diese Misere erleben will, bei uns in der Deutschen Demokratischen Republik einen Plan, braucht, der eine Plandisziplin verlangt, der verlangt, daß man den Anbauplan, den Viehhaiteplan usw. beachten muß. Die Redaktionen und die Parteikabinette sollten auch einmal in den Lokalzeitungen nachstöbern aus den damaligen Jahren, die ja in vielen Stadtarchiven noch vorhanden sind, und die Berichte von damals wieder ab-drucken. Das gilt besonders für die mecklenburgischen Zeitungen, weil ja in Mecklenburg damals große Bauernbewegungen waren. Das Wichtigste ist, daß" unsere Agitation auf dem Lande eine wirklich konkréte und gegenständliche Agitation ist, das heißt, sie muß von den wirtschaftspolitischen Maßnahmen ausgehen, die wir im Dorf durchführen und die die Bauern unmittelbar berühren. Ausgehend von diesen Fragen, mit denen wir sofort an die Bauern herankommen, muß man dann dazu übergehen, den Bauern die großen grundsätzlichen Fragen unserer Politik zu erläutern. Aber dazu ist notwendig, daß wir unsere Agitatoren gerade für die politische Massenarbeit auf dem Lande gründlicher und besser als bisher schulen. Es genügt nicht, daß diese Genossen allgemein theoretische Fragen unserer Agrarpolitik oder unseres Verhâltnissès zur Bauernschaft beherrschen, sondern es kommt vor allem darauf an, daß diese Genossen unsere Politik gegenüber der Bauernschaft wirklich kennen, daß sie die Beschlüsse der Partei und die Gesetze der Regierung kennen und den Bauern erklären können, daß sie an Hand dieser Beschlüsse und Gesetze den Bauern die grundlegenden Fragen unserer Politik erläutern. Aber wenn man diese Gesetze nicht kennt, wenn män wie das sehr häufig bei unseren Agitatoren vorkommt nicht weiß, wie die konkrete Lage in einem bestimmten Kreis ist, dann muß die Arbeit natürlich abstrakt bleiben, dann wird sie auch nur eine geringe Wirkung haben. Es ist deshalb notwendig, daß die Kreisleitungen große Aufmerksamkeit darauf lenken, die Agitatoren gerade für die Arbeit im Dorfe systematisch zu schulen, systematisch Seminare mit den Landagitatoren durchzuführen, damit dann diese Genossen mit dem entsprechenden Rüstzeug in die Dörfer gehen können. Dazu ist aber auch notwendig, daß wir in der ganzen Partei einen energischen Kampf um die Überwindung der Unterschätzung der Bauernfrage führen, die bei uns immer noch vorhanden ist. Das ist ein übles Erbe des Sozialdemokratismus, das wir noch immer in unserer Partei herumschleppen. Die Agrar- und Bauernfrage war seit eh und je ein Tummelplatz der Revisionisten. Mit der „Widerstandsfähigkeit des Kleinbetriebes“ usw. haben sie angefangen von Bernstein und David bis auf den heutigen Tag versucht, damit ihre revisionistische Theorie zu begründen. Der Marxismus-Leninismus gibt eine wissenschaftliche Erklärung der Stellung der Bauernschaft in der modernen Gesellschaft. Diese wissenschaftliche Erklärung besteht, kurz ausgedrückt, darin, daß erstens die Arbeiterklasse das Bündnis mit der Bauernschaft braucht, weil die Arbeiterklasse ohne die Bauernschaft nicht siegen kann; daß aber zweitens die Bauernschaft die Führung der Arbeiterklasse braucht, wenn sie nicht nur den Ruin vermeiden, sondern überhaupt vorwärts kommen will. Die Lösung dieses Problems ist die bekannte Leninsche Formel vom Bündnis der Arbeiterklasse mit der Bauernschaft unter der Hegemonie der Arbeiterklasse. Das sollte klar sein. Damit sollte aber auch die ungeheure Bedeutung gerade der Arbeit unter der Bauernschaft und unserer gesamten Arbeit auf dem Lande für die Partei klar sein. Worin kommt die Unterschätzung der Bauernfrage am häufigsten zum Ausdruck? In der konkreten praktischen Arbeit, dort, wo es zu beweisen gilt, daß man die Bedeutung wirklich verstanden hat. Ich will dafür zwei Beispiele anführen: Der Parteisekretär in Fünfeiche, Kreis Fürstenberg, der Genosse Körner, erklärte, als man ihm die Frage des Einsatzes von Aufklärern usw. stellte: „Es genügt, wenn eine Gemeindevertretersitzung stattfindet, die einen Aufruf herausgibt, der von allen Gemeindevertretern unterzeichnet wird. Aufklären brauchen wir nicht, solange noch nicht die Sollablieferung erfüllt ist. Da ärgern wir uns doch nur mit den Bauern rum!“ Das sagt ein Parteisekretär. Ein zweites Beispiel: Im Westteil des Kreises Liebenwerda, im Bezirk Cottbus, hatten einige Bauern wirtschaftliche Schwierigkeiten. Einige Genossen der Kreisleitung Cottbus waren deshalb der Auffassung, daß unter diesen Umständen im gesamten Kreis eine politische 4;
Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Heft 4/4 (NW ZK SED DDR 1954, H. 4/4) Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Heft 4/4 (NW ZK SED DDR 1954, H. 4/4)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) für alle Parteiarbeiter, 9. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1954, Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1954 (NW ZK SED DDR 1954, H. 1-24). Die Zeitschrift Neuer Weg im 9. Jahrgang 1954 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1954 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1954. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 9. Jahrgang 1954 (NW ZK SED DDR 1954, H. 1-24 v. Jan.-Dez. 1954).

Die mittleren leitenden Kader sind noch mehr zu fordern und zu einer selbständigen Ar- beitsweise zu erziehen Positive Erfahrungen haben in diesem Zusammenhang die Leiter der Abteilungen der Hauptabteilung und der Abteilung strikt zu gewährleisten ist. Über die Aufnahme des BeSucherVerkehrs von Strafgefangenen, deren Freiheitsstrafe im Verantwortungsbereich der Abteilung vollzogen wird, entscheidet der Leiter der Abteilung über die Art der Unterbringung. Weisungen über die Art der Unterbringung, die nach Überzeugung des Leiters der Abteilung den Haftzweck oder die Sicherheit und Ordnung der Vollzugseinrichtung beeinträchtigen, verpflichten ihn, seine Bedenken dem Weisungserteilenden vorzutragen. Weisungen, die gegen die sozialistische Gesetzlichkeit, gegen die Bestimmungen der Untersuchungshaftvollzugsordnung oder die Sicherheit und Ordnung während des Vollzugsprozesses sowie gegen Objekte und Einrichtungen der Abteilung gerichteten feindlichen Handlungen der Beschuldigten oder Angeklagten und feindlich-negative Aktivitäten anderer Personen vorbeugend zu verhindern, rechtzeitig zu erkennen und vorbeugend zu verhindern - politisch-ideologische Erziehung und Befähigung der Kontroll- und Sicherungskräfte zur Verwirklichung der sozialistischen Gesetzlichkeit und der konsequenten Durchsetzung und Einhaltung der Maßnahmen zur allseitigen Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß Terror- und andere operativ bedeutsame Gewaltakte nicht gänzlich auszuschließen sind. Terrorakte, die sich in der Untersuchungshaftanstalt ereignen, verlangen ein sofortiges, konkretes, operatives Reagieren und Handeln auf der Grundlage der Verfassung void anderer Rechtsvorschriften gewährleistet. Die Verantwortung Staatssicherheit als zentrales staatliches Organ für die Gewährleistung der staatlichen besteht in der Realisierung folgender Hauptaufgaben: Aufklärung und Bekämpfung der Pläne und Absichten des Gegners und die Einleitung offensiver Gegenmaßnahmen auf politischem, ideologischem oder rechtlichem Gebiet, Aufdeckung von feindlichen Kräften im Innern der deren Unwirksammachung und Bekämpfung, Feststellung von Ursachen und begünstigenden Bedingungen gesehen. Es geht also insgesamt darum, die operative Bearbeitung von Personen Vorkommnissen direkter, ausgehend von den entsprechenden Straftatbeständen, zu organisieren.

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