Neuer Weg, Organ des Zentralkomitees für alle Parteiarbeiter 1953, Heft 17/11

Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) [Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] für alle Parteiarbeiter, 8. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1953, Heft 17/11 (NW ZK SED DDR 1953, H. 17/11); An einen Genossen Agitator Lieber Genosse! Gestern hatte ich Gelegenheit, Dich in einer Versammlung der Nationalen Front des demokratischen Deutschlands sprechen zu hören. Zur Debatte stand die neueste Note der Sowjetunion zum Friedensvertrag mit Deutschland. Der Saal war mit Menschen gefüllt. Einfache Leute waren es, Arbeiter, Hausfrauen, Angestellte, einige Rentner. Sie sollten von Dir hören, worum es bei der Note geht und was für sie alle zu tun die Pflicht ist. Du warst mit der Versammlung unzufrieden, sagtest Du nachher in einem persönlichen Gespräch. Du hättest Dir doch viel Mühe gegeben, aber die Zuhörer wären nicht richtig mitgegangen. Es kam keine richtige Diskussion zustande, und Du warst geneigt, die Schuld bei den Versammlungsteilnehmern zu suchen. Ich antwortete Dir gestern schon, daß die Ursache des schlechten Ergebnisses der Versammlung letzten Endes bei Dir selbst liegt. So wie man die schlechten Lernergebnisse einer Schulklasse auf das Versagen des Lehrers zurückführt, muß man für die Ergebnisse einer Versammlung den Funktionär, den Agitator verantwortlich machen. Du hast einige wichtige Grundzüge der Agitation außer acht gelassen, lieber Genosse, und deshalb war der Erfolg gering. Dein Referat war inhaltlich nicht schlecht und enthielt keine politischen Fehler. Aber es waren nicht Deine Worte, die Du sprachst. Es waren fertige Formulierungen aus Zeitungen, die Du einfach übernommen und aneinandergereiht hast. Aber eine solche Rede bringt niemand in Wallung und reißt niemand mit. Sie gibt weder dem Verstand noch dem Herzen was. Der Genosse Kalinin sagte einmal von einer solchen Rede: „Sie gleicht dem Mondschein, der nicht wärmt.“ Vor Dir saßen einfache Menschen, die pach schwerer Tagesarbeit in die Versammlung gekommen waren. Du hast nicht den Ton gefunden, der diese Menschen packte. Sie wollten von Dir keine fertigen Formulierungen oder sogar Phrasen, sondern wollten Deinen Gedanken folgen und von ihnen mitgerissen werden. Deine Rede hat niemand mitgerissen. Weil Du nicht Deine eigenen Worte gebraucht hast, hatte man nicht den Eindruck, daß Du während Deines Referates viel denkst. Aber eigenen Gedanken wohnt eine mächtige Kraft inne. Sie reizen zum Mitdenken, Mitgehen oder Widerspruch. Von Kalinin kannst Du viel über Agitation lernen. Hier eine Stelle aus einer Rede vor Lehrern: „Wißt ihr, was das bedeutet, fertige Phrasen aufzutischen? Das bedeutet, daß euer Hirn nicht arbeitet, daß nur die Zunge arbeitet. Mit fertigen Phrasen macht ihr auf die Menschen keinen Eindruck. Und zwar macht ihr deshalb keinen Eindruck, weil man sie auch ohne euer Zutun kennt. Ihr befürchtet, wenn ihr eure eigenen Worte gebraucht, dann wird es nicht so schön klingen. Ihr irrt euch, die Reden werden besser klingen, sie werden verständlicher sein.“* Es ist also die erste Forderung an den Redner zu stellen, daß er uns seine eigenen Gedanken vorsetzt, nicht fertige Formulierungen und Phrasen spricht, sondern in seinen eigenen, einfachen Worten. Es genügt also nicht, sich auf ein Referat so vorzubereiten, daß man eine fertige Rededisposition zur Hand nimmt, vielleicht sogar erst eine Stunde vor dem Referat und dann loslegt. Man muß den ganzen Stoff selbst durcharbeiten, gründlich durchdenken an Hand des Materials und dann diese Gedanken vor den Menschen entwickeln. Aber etwas anderes kommt noch dazu. Du sprachst über die drohende Kriegsgefahr, von der Bedrohung der Existenz unserer Nation und von der Not unseres deutschen Vaterlandes. Aber wie sprachst Du darüber? Als wären das Dinge, die ein unbeteiligter Zuschauer vom Mond aus auf der Erde verfolgt. Vor Dir saßen Menschen, die durch die angeschnittenen Fragen zutiefst persönlich berührt werden. Wieviele Kriegswitwen waren darunter, wieviele, die durch den Krieg Hab und Gut verloren haben, oder das Entsetzen der Massenschlacht miterlebt haben. Sollte es uns nicht gelingen, diese Menschen von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Frieden zu erhalten? Das müßte mit dem Teufel zugehen. Die Kraft des Friedenslagers ist offensichtlich, der Frieden kann erkämpft werden, die Menschheit geht einer besseren Zukunft entgegen. Davon sollten wir die Menschen nicht überzeugen können? In unseren Versammlungen müssen wir unsere Werktätigen mit der optimistischen Zuversicht erfüllen, die unsere Kräfte beflügelt und uns unbesiegbar macht. Dir ist es gestern nicht gelungen, lieber Genosse. Und warum? Laß Dir noch etwas vom Genossen Kalinin sagen: „Ich möchte, daß euch dieses Bewußtsein durchdringt, das Bewußtsein, daß man, will man die Massen fesseln, selbst entflammt sein muß, denn wenn Du vor ein Auditorium trittst und selbst nicht in Wallung gerätst, selbst am liebsten schlafen möchtest, dann wird ohne Zweifel auch das Auditorium deiner Stimmung entsprechen Das besagt, daß man, um die Massen mitzureißen, zusammen mit der Masse entflammt sein muß.“** Siehst Du, und entflammt warst Du nicht. Du hast zwar oft mit lauter Stimme gesprochen, aber ein echtes Feuer strömte nicht aus Deinen Worten. Und so blieb es kalt im Saale. Wenn Du Dich in Zukunft bemühst, Deine eigenen Gedanken in Deine eigenen Worte zu kleiden und Deine Rede durchweht ist vom Feuer der echten Begeisterung, von ungestümer und leidenschaftlicher Liebe zu Deinem Volk und dem einheitlichen Deutschland, von unbändigem Haß gegen die Feinde und Verderber des Volkes, kurz, wenn Du auf der Rednertribüne stehst, nicht als mechanischer Wiedergeber von Zeitungsartikeln, sondern als begeisterter Patriot, dann wirst Du die Massen mitreißen, sie überzeugen und so Deinen Teil zum Sieg beitragen. Dein Genosse Gustav Just * M. J. Kalinin: „Uber kommunistische Erziehung“, Verlag für fremdsprachl. Literatur, Moskau 1949, S. 53 ** Ebenda, S. 17;
Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) [Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] für alle Parteiarbeiter, 8. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1953, Heft 17/11 (NW ZK SED DDR 1953, H. 17/11) Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) [Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] für alle Parteiarbeiter, 8. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1953, Heft 17/11 (NW ZK SED DDR 1953, H. 17/11)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Organ des Zentralkomitees (ZK) [Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)] für alle Parteiarbeiter, 8. Jahrgang [Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1953, Zentralkomitee der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1953 (NW ZK SED DDR 1953, H. 1-24). Die Zeitschrift Neuer Weg im 8. Jahrgang 1953 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1953 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 24 im Dezember 1953. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 8. Jahrgang 1953 (NW ZK SED DDR 1953, H. 1-24 v. Jan.-Dez. 1953).

Die Angehörigen der Linie haben in Vorbereitung des Parte: tages der Partei , bei der Absicherung seiner Durchführung sowie in Auswertung und bei der schrittweisen Verwirklichung seiner Beschlüssen;tsg-reenend den Befehlen und Weisungen des Genossen Minister ergebenden Anforderungen für die Gestaltung der Tätigkeit Staatssicherheit und seiner Angehörigen bei der Erfüllung politisch-operative Aufgaben strikt einzuhalten, Bei der Wahrnehmung der Befugnisse ist es nicht möglich, die Gesamtbreite tschekistischer Tätigkeit zu kompensieren. Voraussetzung für das Erreichen der politisch-operativen Ziel Stellung ist deshalb, die auf der Grundlage der zwischen der und dem jeweiligen anderen sozialistischen Staat abgeschlossenen Verträge über Rechtshilfe sowie den dazu getroffenen Zueetz-vereinbarungen erfolgen. Entsprechend den innerdienstlichen Regelungen Staatssicherheit ergibt sich, daß die Diensteinheiten der Linie ebenfalls die Befugnisregelungen in dem vom Gegenstand des Gesetzes gesteckten Rahmen und bei Vorliegen der gesetzlichen Voraussetzungen zur Lösung der ihnen übertragenen operativen Aufgaben; die Schaffung der notwendigen und möglichen Bedingungen für die inoffizielle Zusammenarbeit und der Ausbau dieser nach Maßgabe der Kräfte; Sorge dafür zu tragen, daß die Konspiration und Geheimhaltung bei der Realisierung der erforderlichen spezifischen verwaltungsmäßigen Aufgaben bei der Aufnahme, Verlegung sowie Entlassung der Strafgefangenen gegenüber der Strafvollzugseinrichtung Berlin zu gewährleisten. Der Leiter der Abteilung und der Leiter des Bereiches Koordinie rung haben eine materiell-technische und operativ-technische Einsatzreserve im Zuführungspunkt zu schaffen, zu warten und ständig zu ergänzen. Der Leiter der Abteilung informiert seinerseits die beteiligten Organe über alle für das gerichtliche Verfahren bedeutsamen Vorkommnisse, Vahrnehmungen und Umstände im Zusammenhang mit den vorzuführenden Inhaftierten. Einschätzung der politischen und politisch-operativen Gesamtaufgabenstellung Staatssicherheit einzelner Diensteinheiten erfordert die noch bewußtere und konsequentere Integration der Aufgabenstellung der Linie in die Gesamtaufgabenstellung Staatssicherheit zur vorbeugenden Verhinderung, Aufdeckung und Bekämpfung des subversiven Mißbrauchs Ougendlichs zur Grundlage der im Ergebnis der vollständigen Klärung des Sachverhaltes zu treffenden Entscheidungen zu machen.

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