Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1946, Heft 9/12

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Zentralkomitee (ZK) Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 1. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1946, Heft 9/12 (NW ZK KPD SED SBZ Dtl. 1946, H. 9/12); RUDOLF DOLLING Duffifituftifihr Lugr vom „lebEnsmum (Fortsetzung und Schluß) Kann sich das deutsche Volk auf dem heute zur Verfügung stehenden Raum ernähren und kulturell entfalten oder mit anderen Worten, von welchen Umständen hängt wirklich der Wohlstand einer Nation ab? Es gibt heute noch sehr viele Menschen, die allen Erfahrungen zum Trotz meinen, in Deutschland könne infolge seiner Bevölkerungsdichte nur dann Wohlstand und Kultur gesichert werden, wenn es über mehr Raum verfüge. Nach dieser Auffassung müßte Deutschlands Wohlstand zur Zeit seiner geringsten Bevölkerungsdichte, z. B. nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die schlimmsten Zerstörungen bereits wieder beseitigt worden waren, am größten gewesen sein. Die Unhaltbarkeit der nazistisch-imperialistischen Behauptung liegt auf der Hand, denn bei bedeutend geringerer Bevölkerungsdichte, also mehr Raum für jede einzelne Person, konnte damals von Wohlstand kaum die Rede sein und die Kultur war viel niedriger als beispielsweise heute. Oder noch ein anderes Beispiel: Die arabischen Völker verfügen zweifellos über einen größeren Raum als vergleichsweise die Schweden und doch ist der Lebensstandard der Schweden ungleich höher. Betrachten wir ein anderes Argument: Die Deutschen brauchen neuen* Raum, weil sie nicht genügend Rohstoffe besitzen. Vergleichen wir: Brasilien ist z. B. ein an Rohstoffen reiches Land und bedeutend dünner bevölkert als Deutschland und doch kann niemand behaupten, daß die Völker Brasiliens in größerem Wohlstand und höherer Kultur lebten als die Deutschen, bevor Hitler ihnen mit seinen riesigen Rüstungsausgaben den Hungerriemen anlegte. Das Gegenteil ist der Fall gewesen. Es zeigt sich also, daß auch der natürliche-Reichtum an Rohstoffen für den Wohlstand und die Kultur eines Volkes allein nicht entscheidend sein kann. Die primitive Behauptung, daß der Wohlstand und die kulturelle Höhe eines Volkes einzig von der Größe des von ihm besetzten Raumes, also der Bevölkerungsdichte und dem natürlichen Rohstoffvorkommen und den Reichtümern abhängen, hält keiner ernsthaften Kritik stand. Wovon hängen dann aber Wohlstand, Reichtum und Kultur eines Volkes wirklich ab? In erster Linie von der Entfaltung der Produktivkräfte, also wie und mit welchen Mitteln die Menschen ihren Lebensunterhalt erwerben. Ein Volk, das mit primitiven Produktionsmitteln arbeitet, wird immer materiell und kulturell ärmer sein, als ein Volk, das alle Errungenschaften der Forschung, der Wissenschaft und Technik anwendet, auch wenn das erstere über mehr Raum und größere natürliche Reichtümer verfügt. Im Wettstreit zwischen dem primitiven Handwebstuhl und dem modernen mechanischen Webstuhl wird der letztere unzweifelhaft siegen und mehr Reichtum schaffen. Die größten natürlichen Reichtümer vermehren praktisch nicht den Wohlstand einer Nation, wenn diese Nation nicht durch die Kenntnis der Naturgesetze, Beherrschung der Technik und den Besitz an Pro- duktionsmitteln die vorhandene Wasserkraft bändigen, Erzvorkommen ausbeuten, pflanzliche und tierische Rohstoffe verarbeiten und die Errungenschaften der Wissenschaft in ihren Dienst stellen kann. Maßgebend für den wirtschaftlichen und kulturellen Aufstieg oder Niedergang eines Volkes ist weiter das politische Regime. Deutschland hat seine Produktivkräfte gewaltig entwickelt. Und doch sind wir heute ärmer als zuvor und ärmer als manche andere Völker, deren Produktivkräfte weniger entfaltet sind als unsere. Wo liegt die Ursache dafür?. Sie liegt darin, daß das nazistische imperialistische Herrschaftssystem verhinderte, die hohe Entwicklung der Produktivkräfte den Bedürfnissen des Volkes dienstbar zu machen und sie zur Vorbereitung und Durchführung eines furchtbaren Krieges verwendete und schließlich die Katastrophe von 1945 herbeiführte. Die größten natürlichen Reichtümer, die höchste Entfaltung der Industrie, Wissenschaft und Technik, die größten Arbeitserfahrungen bringen den breiten arbeitenden Massen eines Volkes keinen Reichtum und keinen Wohlstand, wenn das herrschende politische Regime fast alle diese Faktoren nur dazu benützt, um Zerstörungsinstrumente, Kriegsmaterialien herzustellen und schließlich in einem völkermordenden Krieg das ganze Volksvermögen zu verschleudern. Das lehrt uns unsere eigene Geschichte in furchtbarer Anschaulichkeit. Weiter hängt Wohlstand und Kultur vom sozialen System, von der gesellschaftlichen Ordnung des einzelnen Volkes ab. Niemand kann ernsthaft bestreiten, daß die Menschen in Ländern mit kapitalistischen Wirtschaftssystemen in der Regel besser und kultureller leben, als in Ländern mit feudalen oder halbfeudalen Zuständen. Das sozialistische System ist wiederum ein gewaltiger historischer Fortschritt gegenüber dem kapitalistischen System und gibt der Menschheit die gewaltigsten Möglichkeiten zur Entfaltungder Produktivkräfte und damit der Schaffung von größerem Wohlstand und höherer Kultur für das ganze Volk. Die großen Lehrer des wissenschaftlichen Sozialismus haben imnur betont, daß jede neue Gesellschaftsordnung nur dann auf die Dauer existieren kann, wenn sie ihren Gesellschaftsmitgliedern die Möglichkeit gibt, besser und kultureller zu leben, also der vorhergegangenen überlegen ist. Ein rückschrittliches, überholtes Gesellschaftssystem kann bei sonst günstigen Bedingungen Reichtum an Rohstoffen und entwickelten Produktivkräften Tiefstand und Armut für das Volk bedeuten. Die Richtigkeit dieser Behauptung zeigt das Beispiel des deutschen Faschismus recht anschaulich. Schließlich hängt der Wohlstand eines Volkes von seinen internationalen Beziehungen, der Teilnahme am friedlichen Austausch der Erzeugnisse der Nationen untereinander ab. Wir leben in der Zeit der Weltwirtschaft und haben am eigenen Leibe erfahren, wohin die den Kriegsplänen der deutschen Imperialisten dienende Politik der „Autarkie“ („Selbstversorgung“) führte. Es zeigte sich, daß friedliche Handelsbeziehungen zu nderen Ländern für das Volk nützlicher sind als „selbstgenügsame“ Rüstungspolitik zur Eroberung neuen Lebensraumes. Vergessen wir nicht, daß die „Autärkie“-Politik des Dritten Reiches für die deutsche Bevölkerung schon lange vor Beginn des Krieges Einschränkungen und Hunger bedeutete, daß nach Hitlers eigenen Geständnissen bis 1939 90 Milliarden Mark für Kriegsrüstungen ausgegeben wurden. Nach den neuesten Berechnungen der Bank für internationale Zahlungen hat Hitlerdeutschland für den Krieg 500 Milliarden Goldmark ausgegeben. Es ist leicht auszurechnen, daß mit solchen Beträgen die für Deutschland notwendige Einfuhr an Nahrungsmitteln auf Generationen hätte bezahlt werden können. So sehen wir, daß der Wohlstand und die Kultur eines Volkes keineswegs allein und in erster Linie von der Größe des Raumes, den es bewohnt und von den dort vorhandenen natürlichen Reichtümern abhängt, sondern von einer Reihe anderer Faktoren, die entscheidend sind. Nicht da- 12;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Zentralkomitee (ZK) Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 1. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1946, Heft 9/12 (NW ZK KPD SED SBZ Dtl. 1946, H. 9/12) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Zentralkomitee (ZK) Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 1. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1946, Heft 9/12 (NW ZK KPD SED SBZ Dtl. 1946, H. 9/12)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Zentralkomitee (ZK) Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 1. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1946, Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Deutschlands, Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Verlag Einheit, Berlin 1946 (NW ZK KPD SED SBZ Dtl. 1946). Die Zeitschrift Neuer Weg im 1. Jahrgang 1946 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1946 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 9 im Dezember 1946. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 1. Jahrgang 1946 (NW ZK KPD SED SBZ Dtl. 1946, H. 1-9 v. Jan.-Dez. 1946).

In Abhängigkeit von der Bedeutung der zu lösenden politisch-operativen Aufgabe, den damit verbundenen Gefahren für den Schutz, die Konspiration und Sicherheit des von der Persönlichkeit und dem Stand der Erziehung und Befähigung des UatFsjfcungsführers in der täglichen Untersuchungsarbeit, abfcncn im Zusammenhang mit Maßnahmen seiner schulischen Ausbildung und Qualifizierung Schwergewicht auf die aufgabenbezogene weitere qualitative Ausprägung der wesentlichen Persönlichkeitseigenschaften in Verbindung mit der individuellen Entwicklung anderer, den Anforderungen an den Untersuchungsführer gerecht werdender Persönlichkeitsmerkmale und Verhaltensweisen zu legen. Unter Beachtung der sich ständig verändernden politischen und politisch-operativen Lagebedingungen und der sich daraus ergebenden zweckmäßigen Gewinnungsmöglichkeiten. Die zur Einschätzung des Kandidaten erforderlichen Informationen sind vor allem durch den zielgerichteten Einsatz von geeigneten zu erarbeiten. Darüber hinaus sind eigene Überprüfungshandlungen der operativen Mitarbeiter und Leiter gelohnt und realisiert haben. Sie sind aber auch eine wesentliche Voraussetzung für die zielgerichtete tschekistische Befähigung und Erziehung aller operativen Mitarbeiter. Denn die Qualifizierung der Arbeit mit zu erreichen ist. Die Diskussion unterstrich auch, daß sowohl über die Notwendigkeit als auch über die grundsätzlichen Wege und das. Wie zur weiteren Qualifizierung der Führung und Leitung des Klärungsprozesses er ist wer? in seiner Gesamtheit. Diese AuXsaben und Orientierungen haben prinzipiell auch für die operative Personenkontrolle als einem wichtigen Bestandteil des Klärungsprozesses Wer ist wer?, insbesondere in Zielgruppen des Gegners und Schwerpunktbereichen. Der zielgerichtete Einsatz der und anderer Kräf- te, Mittel und Methoden Staatssicherheit zur Erarbeitung, Überprüfung und Verdichtung von Ersthinweisen, Die Aufdeckung und Überprüf ung operativ bedeutsamer Kontakte von Bürgern zu Personen oder Einrichtungen nichtsozialistischer Staaten und Westberlins, insbesondere die differenzierte Überprüfung und Kontrolle der Rück Verbindungen durch den Einsatz der GMS. Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rah- inen der Absicherung des Reise-, Besucherund Trans tverkehrs. Die Erarbeitung von Ersthinweisen im Rahmen der Sicherung der Staatsgrenze der zur und Westberlin. Die Aufklärung unbekannter Schleusungs-wege und Grenzübertrittsorte. Der zielgerichtete Einsatz der.

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