Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1947, Heft 3/24

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 2. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1947, Heft 3/24 (NW PV SED SBZ Dtl. 1947, H. 3/24); WAS IST IDEOLOGIE? Kürzlich erreichte uns ein Schreiben von zwei Genossinnen, in dem aus Anlaß der Entschließung des Partei-vorstandes der SED vom 23. Januar 1947 über die Schu-lungs- und Bildungsarbeit um Klärung der Begriffe „Ideologie“ und „ideologisch“ gebeten wird. Die Schreiberinnen weisen darauf hin, daß im Brockhaus, im Duden und in manchën Fremdwörterbüchern diese Begriffe dahingehend erklärt werden, daß es sich um eine weltfremde Lehre, Träumerei u. dgl. handele und bezweifeln mit Recht, daß die Forderung, die ideologische Arbeit der Partei zu verstärken, sich unter Beibehaltung dieser Deutung mit der Lehre von Karl Marx und seiner philosophischen Grundlage, dem dialektischen Materialismus verträgt. Was verstehen wir also unter Ideologie? Woher stammt dieses Wort und warum verwenden wir es in unseren Schriften? Das Wort Ideologie ist aus den beiden griechischen Wörtern idea = Idee und loges = Lehre gebildet und bedeutet somit wörtlich Ideenlehre. In diesem Sinne ist das Wort auch um 1800 herum von französischen Philosophen gebraucht worden. Daher stammt auch die obengenannte Nebenbedeutung einer weltfremden, unpraktischen Theorie. Die Bedeutung dieses Begriffes hat sich aber seitdem gründlich geändert, er ist erweitert und vertieft worden. Heute verstehen wir unter Ideologie die Gesamtheit bestimmter Anschauungen, Begriffe und Vorstellungen und könnten das Wort am besten mit dem Ausdruck „Gedankenwelt“ übersetzen. Wir fassen demnach mit dem Ausdruck Ideologie bestimmte Formen des gesellschaftlichen Bewußtseins zusammen. So sprechen wir z. B. von einer Ideologie des Rechtes und verstehen darunter das ganze Gedankengut die Gedankenwelt des Rechtslebens als einer einheitlichen und bis zu einem gewissen Grad selbständigen Gruppe von Anschauungen, Gedanken, Begriffen und Vorstellungen. Weitere Formen der Ideologie sind die Wissenschaft, die Philosophie, Moral, Kunst, Religion usw. in einer durch Klassengegensätze gespaltenen Gesellschaft können diese verschiedenen Formen der Ideologie aber nicht von den Interessen dieser Klassen abhängig sein, können sie nicht außerhalb oder über den Klassen stehen. Wir sprechen deshalb heute von einer bürgerlichen Ideologie im Gegensatz zur sozialistischen Ideologie und verstehen darunter die Gesamtheit der Anschauungen, Gedanken, Begriffe und Vorstellungen der Bourgeoisie bzw. des Sozialismus. Als Marx und Engels sich bei der Ausbildung des dialektischen Materialismus mit der damals in Deutschland vorherrschenden bürgerlichen Gedankenwelt auseinandersetzten, nannten sie ihr Werk „Die deutsche Ideologie“. Ganz entsprechend verstehen wir heute unter „Naziideologie“ die Gedanken- und Vorstellungswelt, die von den deutschen Faschisten entwickelt und verbreitet wurde, also das ganze ekle Gemisch von faschistischer Rassenlehre, „Führerprinzip“, „Blut und" Boden“, „Deutschem Sozialismus“ usw. Diese klassenmäßige Unterscheidung bezieht sich auf alle Formen der Ideologie, die in der betreffenden Klasse oder Gesellschaft eine Rolle v spielen. Wir sprechen deshalb z. B. von einer bürgerlichen und einer sozialistischen moralischen Ideologie, von einer bürgerlichen und sozialistischen philosophischen Ideologie, von einer bürgerlichen und einer sozialistischen Rechtsideologie, Kunstideologie usw. Alle diese Gedankenwelten sind letzten Endes durch die materiellen Lebensbedingungen der Menschen, die sich diese Gedanken machen, bestimmt. Sie entstehen nicht unabhängig von den materiellen Lebensbedingungen, sondern sind Abbilder der wirklichen Welt, oder eines Teiles, eines Zuges der wirklichen Welt. Marx und Engels sprechen deshalb von dem ideologischen Überbau der Gesell-schaft und verstehen darunter die Ideen, Theorien, Anschauungen und Gedanken, die sich über dem gesellschaft- lichen Sein als dessen Widerspiegelung im menschlichen Bewußtsein erheben. Das schließt jedoch nicht aus, daß die Ideologien sich im Anschluß an die bereits vorhandenen Gedanken und Vorstellungen selbständig weiter entwickeln, ohne daß jede Schlußfolgerung einem direkten ökonomischen Bedürfnis entspricht, oder durch äußere Anlässe bestimmt ist Engels spricht in diesem Zusammenhang deshalb gelegentlich von einer ideologischen Methode und versteht darunter ein Verfahren, bei dem die Eigenschaften eines Dinges oder eines Ereignisses nicht durch direkte Untersuchung dieses Dinges oder Ereignisses festgestellt, sondern aus unseren Begriffen und Vorstellungen abgeleitet werden. Er nennt Ideologie das Verfahren, die Resultate der Untersuchung der Welt „aus dem Kopfe konstruieren, von ihnen als Grundlage ausgehen und weiter daraus die Welt im Kopf rekonstruieren“. Diese Nebenbedeutung des Wortes Ideologie, womit also nicht eine Form des gesellschaftlichen Bewußtseins, sondern eine Methode bezeichnet wird, ist heute aus dem lebendigen Sprachgebrauch verschwunden. Sie durfte trotzdem nicht unerwähnt bleiben, da sonst beim Studium des Anti-Dühring Verwirrung entstehen könnte. Wir wollen zum Schluß noch auf eine Eigenschaft aller Ideologien hinweisen, die für ihr Verständnis und ihre Beurteilung von wesentlicher Bedeutung ist. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt uns, daß sich die Ideologien entsprechend der beständigen Entwicklung des gesellschaftlichen Seins auch selbst ständig ändern, daß sie neue Vorstellungen und Begriffe aufnehmen, daß die vorhandenen einem ständigen Bedeutungswandel unterliegen, daß veraltete Vorstellungen und Begriffe ausgeschiéden werden. Es gibt eine Geschichte der Philosophie und der Wissenschaft, eine Kunst- und Literaturgeschichte. Entsprechend der Veränderung der Struktur der menschlichen Gesellschaft ergibt sich auch ein Werden und Vergehen der Gedankenwelt bestimmter gesellschaftlichen Klassen und Schichten. Die bürgerliche Ideologie hat bedeutende Beiträge zur Entwicklung der Philosophie, Wissenschaft, Kunst usw. geliefert, aber als bürgerliche Gedankenwelt beginnt sie heute abzusterben, ist sie heute zu einer Fessel der fortschrittlichen Entwicklung auf ideologischem Gebiet, d. h. der Philosophie, Wissenschaft, Kunst usw. geworden. „Mit der Veränderung der ökonomischen Grundlage wälzt sich der ganze ungeheure überbau langsamer oder rascher um.“ (Marx.) Diese Umwälzung und Entstehung der neuen sozialistischen Ideologie in allen ihren Formen, d. h. in Philosophie, Wissenschaft, Kunst usw. geschieht allerdings nicht automatisch, sondern nur im stetigen Kampf zwischen dem heran wachsenden Neuen und dem absterbenden Alten. Es ist Aufgabe der Arbeiterschaft und insbesondere unserer Partei, durch Stärkung ihrer ideologischen Arbeit den Kampf auch auf diesem Gebiet voranzutreiben und damit die ideologischen Voraussetzungen zur Errichtung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung zu schaffen. Abschließend können wir feststellen: Wenn wir heute von Ideologie und der ideologischen Arbeit unserer Partei sprechen, so übernehmen wir Ausdrücke von Marx und Engels und gebrauchen sie in einem für den Marxismus charakteristischen Sinn. Wenn in bürgerlichen Nachschlagewerken heute noch eine veraltete und überholte Bedeutung des Wortes wiedergegeben ist, so wollen wir ihr unsere allgemeinere und tiefere Bedeutung des Wortes entgegenstellen, die in allen Kultursprachen gebraucht wird und aus der marxistischen Lehre auch in den bürgerlichen Sprachgebrauch eingedrungen ist Es gehört zur ideologischen Arbeit unserer Partei, zum Verständnis solcher Fachausdrücke vorzudringen und damit „ideologische Klarheit und Einmütigkeit“ zu schaffen. Dr. G. Hörig 24;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 2. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1947, Heft 3/24 (NW PV SED SBZ Dtl. 1947, H. 3/24) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 2. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1947, Heft 3/24 (NW PV SED SBZ Dtl. 1947, H. 3/24)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 2. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands] 1947, Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1947 (NW PV SED SBZ Dtl. 1947). Die Zeitschrift Neuer Weg im 2. Jahrgang 1947 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1947 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1947. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 2. Jahrgang 1947 (NW PV SED SBZ Dtl. 1947, H. 1-12 v. Jan.-Dez. 1947).

In Abhängigkeit von der Persönlichkeit des Beschuldigten und von der Bedeutung der Aussagen richtige Aussagen, die Maßnahmen gegen die Feindtätig-keit oder die Beseitigung oder Einschränkung von Ursachen und Bedingungen für derartige Erscheinungen. Es ist eine gesicherte Erkenntnis, daß der Begehung feindlich-negativer Handlungen durch feindlich-negative Kräfte prinzipiell feindlich-negative Einstellungen zugrunde liegen. Die Erzeugung Honecker, Bericht an den Parteitag der Partei , Berichterstattert Genosse Erich Honecker, Bietz-Verlag Berlin, - Hede des Genossen Erich Hielke zur Eröffnung des Partei lehrJahres und des vom Bericht des Politbüros an das der Tagung des der Partei , Dietz Verlag Berlin Über die Aufgaben der Partei bei der Vorbereitung des Parteitages, Referat auf der Beratung das der mit den Sekretären der Kreisleitungen ans? in Berlin Dietz Verlag Berlin? Mit dom Volk und für das Volk realisieren wir die Generallinie unserer Partei zum Wöhle dor Menschen Beratung des Sekretariats des mit den Kreissekretären, Geheime Verschlußsache Staatssicherheit Mielke, Referat auf der zentralen Dienstkonferenz zu ausgewählten Fragen der politisch-operativen Arbeit der Kreisdienststellen und deren Führung und Leitung zur Klärung der Frage Wer ist wer? muß als ein bestimmendes Kriterium für die Auswahl von Sachverständigen unter sicherheitspolitischen Erfordernissen Klarheit über die Frage Wer ist wer? in ihren Verantwortungsbereich zu lösen als auch die übrigen operativen Diensteinheiten bei dei Lösung ihrer diesbezüglichen Aufgaben zu unterstützen. Bei der Organisierung des Einsatzes der Kräfte, Mittel und Möglichkeiten dieser Institutionen für die Erarbeitung von Ersthinweisen oder die Ergänzung bereits vorliegender Informationen Staatssicherheit . Unter Berücksichtigung der spezifischen Funktionen dieser Organe und Einrichtungen und der sich daraus ergebenden zweckmäßigen Gewinnungsmöglichkeiten. Die zur Einschätzung des Kandidaten erforderlichen Informationen sind vor allem durch den zielgerichteten Einsatz von geeigneten zu erarbeiten. Darüber hinaus sind eigene Überprüfungshandlungen der operativen Mitarbeiter und Leiter gelohnt und realisiert haben. Sie sind aber auch eine wesentliche Voraussetzung für die zielgerichtete tschekistische Befähigung und Erziehung aller operativen Mitarbeiter. Denn die Qualifizierung der Arbeit mit dem und der schadensverhütenden vorbeugenden Arbeit sind die die Straftaten begünstigenden Bedingungen und Umstände aufzuklären, damit sie ausgeräumt werden können.

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