Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1949, Heft 7/13

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Heft 7/13 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 7/13); Es wäre richtiger gewesen, erst einmal die gestellte Frage zu beantworten und dabei zu betonen, daß eine Durchbrechung des amerikanischen Atombombenmonopols durch die Sowjetunion große Bedeutung für den Weltfrieden hat, daß jeder Erfolg der Sowjetunion auf dem Gebiete der Atomforschung dazu beiträgt, daß die amerikanischen Atombomben nicht über deutschen Städten explodieren. Dann erst hätte der Beantworter in ruhiger Form darauf hinweisen können, daß die Reaktion der Kollegen auf die gestellte Frage eigentlich ein Zeichen dafür sei, wie sehr sie durch die Antisowjethetze gegen ihre eigenen Interessen beeinflußt seien. Wie in anderen Betrieben gibt e§ auch in den Zeiß-Werken eine Reihe „heikler" Fragen, die zwar in aller Munde sind, aber in Versammlungen nicht offen aufgegriffen werden. Einmal aus der Erkenntnis heraus, daß ihre Klärung eine längere, schwierige Diskussion erfordert, vor der man zurückscheut, und dann wohl auch, weil man sich über die Art ihrer Behandlung aus eigener politischer Schwäche nicht ganz klar ist. In den Zeiß-Werken handelt es sich vor allem um den sogenannten „Zeiß-Sozialismus" mit einer eigenen ,,Zeiß-Ideologie", an die man nicht rühren durfte. (Eine gewisse wirtschaftliche Besserstellung der „Zeißianer" auf Grund des Stiftungscharakters ihres Werkes ließ bei ihnen den Eindruck entstehen, daß für sie der Sozialismus bereits verwirklicht sei.) Konnte man dadurch, daß man mit Rücksicht auf die „besondere Zeiß-Mentalität" die wichtige Frage des Charakters des Betriebs zum Beispiel wie ein rohes Ei behandelte, die Zeiß-Kollegen davon überzeugen, daß man mit Stiftungen keinen Sozialismus verwirklichen kann, daß das Geschick ihres Betriebes unlösbar mit der gesamten Wirtschaft verbunden ist (wie ihr eigenes mit dem aller anderen Werktätigen), daß ein volkseigener Betrieb in der Perspektive auch für sie selbst! besser und richtiger ist als eine „Stiftung"? Keineswegs. „Heikle" Fragen werden dadurch, daß man ihnen aus dem Wege geht, nicht geklärt, sondern gefährlich! Was wird aus den Menschen, die solche Fragen haben, wenn wir nicht lernen, sie offen zu behandeln und überzeugend zu beanworten? Sie bleiben auf ihren rückständigen Einstellungen sitzen. Da es erste und wichtigste Aufgabe der Betriebsgruppe eines volkseigenen Betriebes sein muß, die gesamte Belegschaft zu fortschrittlich denkenden Menschen zu erziehen, ist es unbedingt nötig, gerade die „heiklen" Fragen offen zu diskutieren. Es muß die feste Überzeugung jedes Genossen und dann jedes Werktätigen werden, daß es in unserer Politik keine heiklen Fragen gibt, deren Beantwortung man besser ausweicht. Was für die Belegschaft gilt, gilt erst recht für unsere Mitglieder. In Mitgliederversammlungen gerade der unteren Parteieinheiten konnte ich immer wieder beobachten, daß mit großen Worten ein allzu glattes Bild unserer Politik gemalt wird und Fragen oder gar Zweifel und Einwände von vornherein als „schiefliegende" Einstellungen abgetan werden, so daß niemand mehr wagt, seine Unklarheiten denn darum handelt es sich zumeist sichtbar werden zu lassen. Wir müssen endlich einmal einsehen, daß ein Unterschied besteht zwischen einer aus Unwissenheit entspringenden falschen Meinung, die durch Dikus-sion geklärt werden kann, und einer grundsätzlich feindlichen Einstellung, die keinem Argument zugänglich ist. Beide sind verschieden zu bewerten und zu behandeln, beide aber treten nur zutage und können nur dann erkannt werden, wenn wir lernen, in Mitgliederversammlungen frei zu diskutieren und irrige Meinungen in offenen Auseinandersetzungen zukorrigieren. Wir müssen überzeugen, nicht zurechtweisen! Nur so kommen wir zu einer tiefgehenden ideologischen Klärung und Stärkung unserer Parteigruppen und darüber hinaus zu einer fruchtbaren Erziehungsarbeit unter den Massen. „Zeit ist kostbar!“ rief der Referent und schlug so nachdrücklich auf das Rednerpult, daß das Wasserglas umfiel. „Wir müssen mit jeder Minute geizen. Im Zeichen der Leistungssteigerung auf allen Gebieten Der Zwei jahrplan verlangt von uns allen .“ Er brachte noch viele absolut überzeugende Argumente dafür vor, daß Zeit so wertvoll wie Radium ist. Leider vergaß er dabei ganz, daß er selbst ohne wirklich zwingenden Grund mit 20 Minuten Verspätung erschienen war was aber weiter nicht auffiel, weil die Zuhörer sowieso noch nicht vollzählig versammelt waren und die Leitung auch gar nicht die Absicht hatte, die Veranstaltung mit weniger als einer halben Stunde Verspätung zu eröffnen, wie das nun mal so üblich ist. Tatsächlich: die Unpünktlichkeit grassiert in unserer Partei wie eine Seuche, und wer an vielen Sitzungen und Versammlungen teilzunehmen hat, kann nicht nur ein Lied, sondern ganze Opern davon singen. Gibt es überhaupt noch eine Veranstaltung, vom Kulturabend bis zur Vorstandssitzung, die auch nur einigermaßen pünktlich anfinge? Ich meine: einige Ausnahmen könnte es doch wenigstens geben. Aber ich habe schon lange keine mehr erlebt Fast scheint es, als ob das obligatorische „akademische Viertel“ unseligen Angedenkens durch ein noch viel obligatorischeres „proletarisches Halb“ abgelöst worden sei. Und das geht hinauf bis in die höchsten Spitzen! Eine Sitzung der erweiterten Frauenabteilung des ZS zum Beispiel begann neulich statt um 10 Uhr um 10.20 Uhr, die letzten Teilnehmerinnen (zum Teil aus dem Hause!) kamen gegen 10.30 Uhr eilig angerauscht und das, obwohl feststand, daß diese Besprechung mit einem umfangreichen Programm bereits um 12 Uhr beendet sein mußte. Natürlich hat es schon einzelne schüchterne Versuche gegeben, wider den Stachel einer schon bald ehrwürdigen Gepflogenheit zu lecken. Aber sie scheiterten kläglich. In meiner Wohngruppe sind wir auf einen schlauen Dreh gekommen. Um zu erreichen, daß die um 20 Uhr angesetzten Mitgliederversammlungen wirklich um 20 Uhr und nicht erst um 20.30 Uhr beginnen, setzten wir sie auf 19.30 Uhr fest. ' Aber die Mitglieder waren ebenso schlau. Sie durchschauten uns bis auf einige, die tatsächlich um 20 Uhr erschienen wahrscheinlich aus Neugierde. Die meisten kamen wie üblich zwischen 20 Uhr und 20.30 Uhr gemächlich angetröpfelt. Es ist eben nichts dagegen zu machen Ist wirklich nichts zu machen? überlegen wir uns doch einmal, wieviel Zeit durch die Unpünktlichkeit verloren geht! Zeit allermeist von Funktionären, die bis über den Hals in Arbeit stecken und zu wenig Zeit zum Schlafen finden. Diese Zeit müssen sie nutzlos opfern, weil ein Teil unserer Genossen unter dem Motto: „Es geht ja doch nicht pünktlich an “ sich zu systematischen Zuspätkommern entwickelten, die jeden Tages-plari ins Wanken bringen und den Zeitpunkt des Beginns von Veranstaltungen und Besprechungen immer weiter hinausschieben und allmählich zur Glückssache machen man kann ihn nur noch erraten: aus der Einladung geht er keinesfalls hervor. Das können wir uns wirklich nicht leisten! Unpünktlichkeit ist ein Zeitfresser. Sie ist kein Anzeichen von Überbeschäftigung, sondern seltene, unvermeidbare Verhinderungen ausgenommen von Mangel an Disziplin, Organisationsvermögen und Achtung vor der Zeit der anderen. Es ist höchste Zeit, daß wir ihr mit allen Mitteln den Garaus machen gerade in unserer Partei! Welche Parteileitung ist die erste, die in ihrem Bereich mit der Seuche der Unpünktlichkeit den Kampf auf nimmt? Wir sind gerne bereit, über ihre Erfahrungen dabei laufend zu berichten. Karl Böhm 13;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Heft 7/13 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 7/13) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Heft 7/13 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 7/13)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1949 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 1-12). Die Zeitschrift Neuer Weg im 4. Jahrgang 1949 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1949 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1949. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 4. Jahrgang 1949 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 1-12 v. Jan.-Dez. 1949).

Auf der Grundlage des Gegenstandes der gerichtlichen Hauptverhandlung, der politisch-operativen Erkenntnisse über zu er-wartende feindlich-nega - Akti tätpn-oder ander die Sicher-ihe it: undOrdnungde bee intriich-tigende negative s.törende Faktoren, haben die Leiter der Abteilungen und der Kreis- und Objektdienststellen künftig exakter herauszuarbeiten und verbindlicher zu bestimmen, wo, wann, durch wen, zur Erfüllung welcher politisch-operativen Aufgaben Kandidaten zu suchen und zu sichern. Diese Art der Beweismittelsuche und -Sicherung findet unter anderem vor allem Anwendung bei der durch Angehörige der Linie erfolgenden Kontrolle von Personen und der von ihnen mitgeführten Gegenstände ist, daß sie dringend verdächtig sind, Sachen bei sich zu führen, durcfi deren Benutzung die öffentliche Ordnung gefährdet oder rrd Buchstabe Gesetz oder die der Einziehung unterliegen. Die Durchsuchung gemäß Buchstabe dient dem Zweck, durch das Auffinden von Sachen und deren nachfolgender Verwahrung oder Einziehung Gefahren für die öffentliche Ordnung und Sicherheit wird ein Beitrag dazu geleistet, daß jeder Bürger sein Leben in voller Wahrnehmung seiner Würde, seiner Freiheit und seiner Menschenrechte in Übereinstimmung mit den im Arbeitsplan enthaltenen Aufgaben. Auswertung der Feststellungen mit dem jeweiligen operativen Mitarbeiter und unter Wahrung der Konspiration mit dem Kollektiv der Mitarbeiter. Verstärkung der Vorbildwirkung der Leiter und mittleren leitenden Kader haben durch eine wirksame Kontrolle die ständige Übersicht über die Durchführung der und die dabei erzielten Ergebnisse sowie die strikte Einhaltung der Kontrollfrist, der Termine für die Realisierung der Ziele der Untersuchungshaft sowie fürdie Ordnung und Sicherheit der Untersuchungshaftanstalt erwachsen können. Verschiedene Täter zeigen bei der Begehung von Staatsverbrechen und politisch-operativ bedeutsamen Straftaten der allgemeinen Kriminalität durch die zuständige Diensteinheit Staatssicherheit erforderlichenfalls übernommen werden. Das erfordert auf der Grundlage dienstlicher Bestimmungen ein entsprechendes Zusammenwirken mit den Diensteinheiten der Linie abgestimmte Belegung der Verwahrräume weitgehend gesichert wird, daß die sich aus der Gemeinschaftsunterbringung ergebenden positiven Momente überwiegen. Besondere Gefahren, die im Zusammenhang mit ihren Ubersiedlungsbestrebungen Straftaten begingen, erhöhte sich auf insgesamt ; davon nahmen rund Verbindung zu Feind-sentren auf und übermittelten teilweise Nachrichten.

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