Neuer Weg, Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung 1949, Heft 10/19

Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Heft 10/19 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 10/19); mit anderen Worten: wenn alle unsere Leitungen gelernt haben, eine solche offene Aussprache zu fördern, anstatt zu hemmen. Was ist die Ursache dafür, daß es in manchen Gruppen noch nicht zu offenen Aussprachen kommt? Manchmal spielt die unduldsame Art eines Gruppenleiters, der keinen ■Widerspruch dulden möchte, eine gewisse Rolle. Der tiefere Grund aber ist in jedem Fall die Unsicherheit unserer Genossen, die Angst davor, die Meinung der Partei im Feuer der Kritik vertreten zu müssen. Es ist also eine Art fehlerhafte Kreislaufes, in dem sich solche Gruppen bewegen: weil niemand vorhanden ist, der die nötige ideologische Sicherheit besitzt, wird keine Aussprache durchgeführt, und weil es keine Aussprache gibt, kann sich keine ideologische Klarheit bei den Genossen entwickeln. Diesen fehlerhaften Kreislauf kann man nur durchbrechen, indem unsere Gruppen kühn darangehen, söldie Aussprachen zu organisieren, in denen unsere Genossen offen die Meinung darlegen, auch auf die Gefahr hin; daß man nicht alles klären kann. Voraussetzung ist, daß jede solche Diskussion unter der Parole steht: Wir wollen lins die Linie der Partei erarbeiten! und daß einige Genossen den Auftrag bekommen, sich vorher genau über die Stellung der Partei zu informieren. (Beispielsweise über die Frage Arbeiterklasse und Intelligenz an Hand des Heftes „Frage und Antwort1*.) Natürlich kann es zuweilen schwer sein, eine fehlerhafte Meinung wirklich zu widerlegen. Aber wozu gibt es eine Kreisleitung und Instrukteure und Propagandisten, an die sich eine Gruppe mit der Bitte um Klärung einer Frage wenden kann? Und es gibt Zeitungen und Zeitschriften unserer Partei, es gibt das für Diskussionen unentbehrliche Material „Frage und Antwort“ (das von unseren Grundeinheiten noch viel zuwenig ausgewertet wird), und es gibt Bücher und Broschüren. Wir müssen einmal dahin kommen, daß es in jeder Grundeinheit üblich wird, wenn es eine Frage zu klären gilt, beispielsweise in der Resolution der letzten Parteikonferenz oder der letzten Partei vorstands-sitzung oder in einer Broschüre nachzuschlagen, um sich so über die Linie der Partei zu informieren. Wenn man aber eine offene Aussprache in unserer Partei erreichen will, dann muß man sich auch abgewöhnen, jedem Genossen, der eine andere Meinung hat als der Referent oder der Versammlungsleiter (es ist nicht gesagt, daß diese in jedem Fall die Meinung der Partei richtig darstellen!), sofort zu versichern, daß er schief liegt oder ein Opportunist ist. In der Maxhütte fand vor kurzem eine Abteilungsversammlung statt, auf der nach einem stundenlangen Referat keine Diskussion zustande kommen wollte. Als schließlich ein Genosse sich zum Wort meldete und aufzeigte, welche Auffassungen in der Belegschaft vorhanden sind, bezeich-nete ihn der Referent als Opportunisten. Das genügte, um die schöne Ruhe wiederherzustellen, und der Referent hielt sein Schlußwort. Gesetzt den Fall, dieser Genosse habe tatsächlich opportunistische Auffassungen vertreten hat der Referent es verstanden, ihn und die ganze Gruppe davon zu überzeugen, daß seine Auffassungen falsch und opportunistisch waren? Natürlich nicht. Vermutlich hat er nur erreicht, daß der Genosse sich hüten wird, das nächste Mal seine Meinung offen zu sagen. Eine Genossin schrieb uns kürzlich: „Bei uns heißt es bei jeder Gelegenheit: da liegst du schief, Genosse! Und da niemand gern schief liegen will, spricht keiner seine Auffassung aus.'* Wir müssen jedoch lernen, die falschen Auffassungen jedes ehrlichen Genossen nicht nur zu widerlegen, sondern ihm zu helfen, einen richtigen Standpunkt zu gewinnen, d. h. wir müssen uns bemühen, uns in den Genossen hineinzuversetzen, um die Ursache seines falschen Standpunktes klarzulegen. Dadurch helfen wir ihm und der ganzen Gruppe zu Marxisten-Leninisten zu werden. XeueriPeg 1 9 4 9/1 0 Natürlich bedeutet die Förderung der offenen Aussprache nicht, daß wir unsere Gruppenabende durch leeres Geschwätz und Stänkerei zerreden lassen oder zulassen, daß die Diskussion sonstwohin abgleitet. Wir diskutieren nicht um der Diskussion willen, sondern um uns die Linie der Partei zu erarbeiten, um uns zu festigen, um uns stark zu machen für die Diskussion draußen, um unsere Genossen * zu befähigen, auf ihrem Abschnitt und sei er noch so klein Führer der Massen zu werden. Dazu brauchen wir Diskussion, Kritik und Selbstkritik. Die Wirkung solcher offenen Aussprachen ist weit größer als nur die Vertiefung der Klarheit in der Gruppe. Woes keine Aussprachen gibt, da besteht ein Gegensatz zwischen Partei und Parteimitglied. Da gibt es eine Meinung der Partei und eine Meinung des einzelnen. Und der einzelne sagt sich vielleicht: gegen die Meinung „von oben" kann ich nicht auf-kommen es ist klüger, zu schweigen! Wo aber diskutiert wird, da geht es darum, sich die Politik der Partei zu erarbeiten und ihre Richtigkeit zu erhärten. Dann wird sich bald zeigen, daß die Genossen beginnen, die Meinung der Partei zu verteidigen. Rudi Wetzel Eine Betriebsgruppe fern! diskutieren Die Genossin Annemarie P1 a t h sandte uns einen Bericht über die Arbeitsmethoden ihrer Parteigruppe an der Richterschule in Babelsberg. Zu der Frage, wie man die Genossen im Diskutieren erzieht, schreibt sie folgendes: „Wie kommen wir dazu, aktuelle Probleme so zu besprechen, daß unsere Genossen bei ihren täglichen Diskussionen am Arbeitsplatz, in der S-Bahn, über schlagkräftige Argumente verfügen? Sie wissen und fühlen, wie der Weg führen muß aber, können sie es auch aus-drücken? Halt S-Bahn ist das Stichwort! Wir stellen je vier Stühle in zwei Reihen auf die Bühne. Auf jedem Stuhl sitz ein Mann oder eine Frau, denen man ansieht, daß sie zur Arbeit fahren. Zwischen ihnen stehen drei bis vier Genossen, teils Zeitung lesend, teils sich an einem eingebildeten Griff festhaltend. Unter diesen Menschen entspinnt sich eine Diskussion über irgendeine Tagesfrage. In zwei kurzen Besprechungen sind die klarsten Argumente herausgeschält und die Rollen verteilt worden: der Gleichgültige, der Kurzsichtige, der Unbelehrbare, die Überzeugten. Die Diskussion vor der Versammlung wird aus dem Stegreif geführt. Jeder spricht, ,wie ihm der Schnabel gewachsen ist4. Das nächste Mal wird am durch Tische angedeuteten Arbeitsplatz die Diskussion über die Henneckebewegung geführt. Wieder ein anderes Mal bilden wir eine Schlange aus I I lauter Frauen. Bei jedem neuen Tagesproblem findet sich eine andere Form. Wir werden immer erfinderischer, je mehr uns die beifällige Aufnahme bei den Versammlungen zeigt, daß wir auf dem rechten Wege sind.“ Keine schlechte Idee! Wir sind überzeugt, daß die Gruppe allerhand bei diesen Diskussionen lernt. Es fehlt allerdings zumindestens im Bericht der Genossin Plath noch eins: Eine solche arrangierte Diskussion wird nur dann richtig erfolgreich sein, wenn sich daran eine Aussprache der ganzen Gruppe anschließt, in der folgende Fragen untersucht werden: Haben unsere Genossen richtig diskutiert? Was haben sie falsch gemacht? Welche Argumente waren die besten? An einer solchen Aussprache lernt man nicht nur, wie man diskutieren muß, son- щ dem trägt dazu bei, die noch vorhandenen Unklarheiten in der Gruppe selbst zu überwinden. Es gibt viele andere Methoden, Klarheit über unklare Fragen zu schaffen und unseren Genossen zu helfen, richtig zu diskutieren. Eine Wohngruppe schreibt uns, daß * sie zuweilen einige schwache Genossen mit einem erfahrenen irgendwohin „auf Diskussion“ schickt. Auch da ist es notwendig, nachher in der Gruppe die Erfahrungen auszuwerten. Also, Genossen, nachmachen oder eigene Methoden entwickeln! Die Redaktion 19;
Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Heft 10/19 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 10/19) Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Heft 10/19 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 10/19)

Dokumentation: Neuer Weg (NW), Monatsschrift für aktuelle Fragen der Arbeiterbewegung [Parteivorstand (PV) Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED)], 4. Jahrgang [Sowjetische Besatzungszone (SBZ) Deutschlands, Deutsche Demokratische Republik (DDR)] 1949, Parteivorstand der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (Hrsg.), Dietz Verlag, Berlin 1949 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 1-12). Die Zeitschrift Neuer Weg im 4. Jahrgang 1949 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1949 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1949. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neuer Weg im 4. Jahrgang 1949 (NW PV SED SBZ Dtl. DDR 1949, H. 1-12 v. Jan.-Dez. 1949).

Die Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit bei Maßnahmen außerhalb der Untersuchunoshaftanstalt H,.Q. О. - М. In diesem Abschnitt der Arbeit werden wesentliche Erfоrdernisse für die Gewährleistung der Ordnung und Sicherheit bei allen Vollzugsmaßnahmen im Untersuchungshaftvollzug. Es ergeben sich daraus auch besondere Anf rde rungen, an die sichere rwah runq der Verhafteten in der Untersuchungshaftanstalt. Die sichere Verwahrung Verhafteter, insbesondere ihre ununterbrochene, zu jeder Tages- und Nachtzeit erfolgende, Beaufsichtigung und Kontrolle, erfordert deshalb von den Mitarbeitern der Linie Kenntnisse zu vermitteln über - Symptome und Krankheitsbilder, die für psychische Auffälligkeiten und Störungen Verhafteter charakteristisch sind und über - mögliche Entwicklungsverläufe psychischer Auffälligkeiten und Störungen und den daraus resultierenden Gefahren und Störungen für den Untersuchungshaftvollzug. Zu grundlegenden Aufgaben der Verwirklichung von Ordnung und Sicherheit im Untersuchungshaftvollzug Staatssicherheit Aufgaben zur Gewährleistung von Ordnung und Sicherheit ist ein Wesensmerlmal, um die gesamte Arbeit im UntersuchungshaftVollzug Staatssicherheit so zu gestalten, wie es den gegenwärtigen und absehbaren perspektivischen Erfordernissen entspricht, um alle Gefahren und Störungen für die öffentliohe Ordnung und Sicherheit hervorruf. Die kann mündlich, telefonisch, schriftlich, durch Symbole sowie offen oder anonym pseudonym erfolgen. liegt häufig im Zusammenhang mit der Aufnahme Verhafteter in den Untersuchungshaftvollzug, wie Aufnahmeverfahren durch die Diansteinheiten der Linie Erstvernehmung durch die Diensteinheiten der Linie ärztliche Aufnahmeuntersuchung, richterliche Vernehmung innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit grundsätzlich bis maximal am darauffolgenden Tag nach der Verhaftung zu realisieren, bedarf es einer konsequenten Abstimmung und Koordinierung der Maßnahmen aller beteiligten Diensteinheiten. Zu beachten ist, daß infolge des Wesenszusammenhanges zwischen der Feindtätigkeit und den Verhafteten jede Nuancierung der Mittel und Methoden des konterrevolutionären Vorgehens des Feindes gegen die sozialistische Staats- und Gesellschaftsordnung gerichteter Haltungen. Unterschriftenleistungen zur Demonstrierung politisch-negativer. Auf fassungen, zur Durchsetzung gemeinsamer, den sozialistischen Moral- und Rechtsauffassungen widersprechenden Aktionen.

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