Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1985, Seite 172

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 39. Jahrgang 1985, Seite 172 (NJ DDR 1985, S. 172); 172 Neue Justiz 5/85 den, präzisierte die KPD ihre Vorstellungen über den Aufbau der angestrebten revolutionär-demokratischen Staatsmacht. Das findet deutlichen Ausdruck in den „Richtlinien des Politbüros des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Deutschlands für die Arbeit der deutschen Antifaschisten in dem von der Roten Armee besetzten deutschen Gebiet“ vom 5. April 1945.5 Es war jetzt nicht mehr vorgesehen, daß z. B. lokale Volksausschüsse, hervorgegangen aus den Widerstandsorganisationen, als leitende politische Organisationen die Basis der neuen staatlichen Macht bilden sollten, sondern herkömmliche, in ihrer Struktur bürgerlichdemokratische Verwaltungsorgane in den Städten und Gemeinden sowie eine Gerichtsorganisation analog der in der Weimarer Republik, allerdings ohne Reichsgericht und mit unabhängigen, jedoch nicht unabsetzbaren Richtern. Diese Linie nimmt der programmatische Aufruf vom 11. Juni 1945 auf und entwickelt daraus ein komplexes strategisches Programm. Klassencharakter der neuen Macht: Hegemonie der Arbeiterklasse und breitestes Bündnis Der im Aufruf vom 11. Juni 1945 konzipierte antifaschistischdemokratische Staat war eine politisch-staatliche Organisation aller Klassen, Schichten und Gruppen des Volkes, die antiimperialistische und antifaschistische Interessen und Ziele hatten und diese wenn auch in der unterschiedlichsten Weise artikulierten. Das waren die Arbeiterklasse, die werktätigen Bauern, die nichtimperialistische Intelligenz, die städtischen Mittelschichten, die Handwerker sowie Teile der kleinen und mittleren Bourgeoisie. Sie alle waren an der Überwindung des Imperialismus, Faschismus und Militarismus in Deutschland objektiv und subjektiv interessiert, allerdings in sehr differenzierter Weise befähigt, dies in der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu vollziehen. Klassenstellung und historische Aufgabe machten die Arbeiterklasse zur konsequentesten antiimperialistischen Kraft. Daraus resultierte die Notwendigkeit, für die Arbeiterklasse und deren proletarische Partei, im antifaschistisch-demokratischen Staat und in dem ihn tragenden Bündnis aller antiimperialistischen Klassen, Schichten und Gruppen eine hegemoniale Rolle einzunehmen. Die Arbeiterklasse war zudem die bei weitem zahlenmäßig größte Klasse und hatte auch im Kampf gegen das faschistische System an erster Stelle gestanden und die meisten Opfer gebracht. Die gemeinsamen antifaschistischen und antiimperialistischen Interessen der Arbeiterklasse, der Bauern sowie der anderen Schichten und Gruppen des Volkes prägten das Wesen des antifaschistisch-demokratischen Staates als revolutionär-demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern unter Beteiligung anderer Schichten des Volkes. Dies widerspiegelte sich z. B. in den konkreten Aufgaben, die der Aufruf vom II. Juni 1945 für die neue Macht formulierte. Die Breite des Bündnisses gewährleistete, daß die antifaschistische Demokratie in weiten Teilen des Volkes verankert und die antifaschistisch-demokratische Staatlichkeit ihrer Verantwortung mit Konsequenz gerecht werden konnte, Imperialismus und Faschismus in der sowjetischen Besatzungszone mit den Wurzeln und für immer zu beseitigen. Zugleich existierten zwischen den Bündnispartnern letztlich sozialökonomisch determinierte Interessenunterschiede, teilweise sogar antagonistischer Natur. Dies hatte zur Folge, daß die heue Staatlichkeit durch Einheit und Kampf von Gegensätzen bestimmt war eine Dialektik, die, weil in ihr die Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer Partei verwirklicht wurde, den Fortschritt der revolutionär-demokratischen Macht bewirkte. Hegemonie der Arbeiterklasse wurde im antifaschistisch-demokratischen Staat realisiert, weil und indem die Arbeiterklasse ihre strategische Zielstellung des Aufbaus einer ausbeutungsfreien, sozialistischen Gesellschaft mit der Fähigkeit verband, die notwendigen und möglichen Schritte in diese Richtung zu konzipieren. Das bedeutete, als erstes Faschismus und Imperialismus zu beseitigen und in diesen Klassenkampf alle antiimperialistischen Klassen und Schichten einzubeziehen, d. h. die Verwirklichung der Klasseninteressen der Arbeiterklasse mit den sozialen und politischen Interessen dieser nichtproletarischen Klassen, Schichten und Gruppen zu verbinden. Die Hegemonie der Arbeiterklasse zu realisieren, dies erforderte, ein Höchstmaß an Übereinstimmung im Kampf zur radikalen Beseitigung von Faschismus und Imperialismus mittels des antifaschistisch-demokratischen Staates und des politischen Systems der antifaschistisch-demokratischen Macht zu organisieren.6 Anwendung und Bereicherung der Leninschen Theorie über die revolutionär-demokratische Diktatur als Keimform der Diktatur des Proletariats Die Hegemonie der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Partei im antifaschistisch-demokratischen Staat gewährleistete, daß dieser Staat Ubergangsform zur späteren sozialistischen Staatsmacht war, also weder auf ein bürgerlich-demokratisches Niveau ä la Weimarer Republik zurückfallen noch einen „ruhigen“ Status quo zwischen Diktatur der Bourgeoisie und Diktatur des Proletariats verfestigen konnte; daß bürgerlich-demokratische staatliche und rechtliche Strukturformen in erheblicher Breite „ausgenutzt“, d. h. mit einem neuen, antifaschistisch-demokratischen Inhalt ausgefüllt werden konnten; daß dies zu einer spezifischen Form der revolutionären Beseitigung des überkommenen Ausbeuterstaatsapparats und Ausbeuterrechts wurde; daß sich in der antifaschistisch-demokratischen Staatlichkeit Elemente der Diktatur des Proletariats herauszubilden begannen: führende Rolle der Partei der Arbeiterklasse im Staat, Entwicklung der revolutionär-demokratischen Volksvertretungen in Richtung arbeitende Körperschaften, Herausbildung des Volkseigentums zur ökonomischen Basis der neuen Macht und dessen staatliche Planung und Leitung zum zentralen Problem ihres funktionellen Wirkens; daß die revolutionär-demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern unter Beteiligung anderer Volksschichten kontinuierlich, ohne Bruch und ohne Sprünge in die Diktatur des Proletariats hinüberwachsen konnte. In diesen und anderen Punkten wird sichtbar, daß dem Aufruf vom 11. Juni 1945 die Anwendung der von Lenin 1905 in seinen „Zwei Taktiken der Sozialdemokratie in der demokratischen Revolution“ entwickelten Revolutionstheorie des Herankommens an die Diktatur des Proletariats über eine revolutionär-demokratische Diktatur der Arbeiter und Bauern als Keimform der Diktatur des Proletariats zugrunde lag.7 Diese Anwendung war höchst schöpferischer Natur und bereicherte daher die Erfahrungen der internationalen Arbeiterbewegung über Wesen, Formen und Entwicklungsetappen einer revolutionär-demokratischen Macht. Dies mußte notwendig so sein, weil 1945 in Deutschland sehr spezifische und in vielem anders geartete historische Bedingungen als in Rußland 1905 von der KPD staatskonzeptionell verarbeitet werden mußten: die radikale Überwindung des faschistischen deutschen Imperialismus; die Spezifik der Klassenstruktur (Umfang sowie konkreter Grad der Bewußtheit und Organisiertheit der Arbeiterklasse; Möglichkeit und Notwendigkeit ihres Bündnisses mit der werktätigen Bauernschaft, der Intelligenz, den städtischen Mittelschichten sowie Teilen der nichtimperialistischen Bourgeoisie); die ökonomischen Bedingungen in Deutschland als fortgeschrittenes Industrieland; die Tatsache, daß mit der bedingungslosen Kapitulation des Hitlerstaates die herrschende Monopolbourgeoisie zwar in eine tiefe Krise gestürzt war, aber nicht im Ergebnis einer umfassenden revolutionären Massenaktion. Vor allem aber ist eines hervorzuheben: Im Unterschied zu 1905 und 1917 in Rußland konzipierte die KPD den antifaschistisch-demokratischen Staat in Deutschland in Kennt- 5 Vgl. ebenda, S. 43 ff. 6 Zur aktuellen marxistischen Auseinandersetzung mit dieser Problematik in der BRD vgl. F. Deppe, ln: Marxismus - Ideologie -Politik, Frankfurt am Main 1984, S. 97 ff. 7 Vgl. dazu: Marxistisch-leninistische Staats- und Rechtstheorie, 3. Aufl., Berlin 1980, S. 226 f.;
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Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 39. Jahrgang 1985, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1985. Die Zeitschrift Neue Justiz im 39. Jahrgang 1985 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1985 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1985 auf Seite 516. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 39. Jahrgang 1985 (NJ DDR 1985, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1985, S. 1-516).

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