Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1984, Seite 364

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 38. Jahrgang 1984, Seite 364 (NJ DDR 1984, S. 364); 364 Neue Justiz 9/84 Entwicklung wesentlicher Straftatengruppen (Tabelle 2) Jahr 1954 1982 1983 Prozent 1983 (1954 = 100) Diebstahl insg. 534 507 2 775 777 2 784 931 521,0 - davon: einfacher Diebstahl 406 234 1 227 027 1 189 760 292,9 schwerer Diebstahl 128 273 1 548 750 1 595 171 1 243,6 Mord, Totschlag 918 3 044 2 768 301,5 Raub, räuberische Erpressung 3 540 30 465 29 561 835,1 schwere und gefähr- liehe Körperverletzung 30 239* 67 474 66 057 218,4 vorsätzliche Brandstiftung 1 413** 9 409 10 019 709,1 Rauschgiftdelikte 852** * 63 002 63 742 7 481,5 * 1963 ** 1953 *** 1962 Während z. B. beim einfachen Diebstahl eine gewisse Abnahme zu verzeichnen ist, findet die jahrelange zunehmende Tendenz beim schweren Diebstahl ihre deutliche Fortsetzung. Aber auch dort, wo sich für 1983 gegenüber 1982 eine geringere Zahl findet, ändert dies durchaus nichts am bisherigen Trendverlauf und bedeutet schon gar nicht etwa eine Trendumkehr. Daran läßt selbst die im „Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung“ vorgenommene Analyse keinen Zweifel. Hier sind z. B. statistisch ausgewiesen:5 6 Jahr Raub/ räuberische Erpressung Betrug einfacher Diebstahl 1963 6 721 180 914 675 288 1973 18 274 179 331 778 324 1982 30 465 323 675 1 227 027 1983 29 561 341 334 1 189 760 Allein der Diebstahl machte 1983 rund 64 Prozent der Gesamtkriminalität der BRD aus. Dabei setzte sich die Tendenz des beschleunigten Wachstums des Diebstahls unter erschwerenden Umständen fort. Während im Verlauf von 30 Jahren sich beim einfachen Diebstahl ein Anstieg auf etwa das Dreifache vollzog, war das bei schwerem Diebstahl nahezu das Zwölfeinhalbfache. Der Diebstahl unter erschwerenden Umständen stieg etwa viermal schneller an als der Diebstahl ohne erschwerende Umstände. Und während früher noch der einfache Diebstahl dominierte jeweils vier einfachen Diebstählen stand ein schwerer Diebstahl gegenüber hat der Diebstahl unter erschwerenden Umständen heute längst schon das Übergewicht. Das heißt: diejenigen Diebstahlsdelikte, die durch besondere Rücksichtslosigkeit, Gewalttätigkeit und Raffinesse gekennzeichnet sind, die zum Teil bandenmäßig begangen werden und bei denen nicht selten auch Waffen benutzt werden, steigen beschleunigt an. Erneut wird auch ein beträchtlicher Anstieg der Konkursstraftaten konstatiert, diesmal mit 18,2 Prozent auf 2 009 Fälle, nachdem bereits in den Vorjahren beträchtliche Steigerungsraten zu verzeichnen waren (1982: +21,6 Prozent; 1981: +15,6 Prozent).6 Diese Entwicklung hängt zweifellos mit der krisenbedingten Hochkonjunktur an neu eröffneten Konkursverfahren in der BRD zusammen und natürlich damit, daß Bankrotteure versuchen, im Interesse des eigenen Vorteils Gläubiger, nicht zuletzt frühere Arbeiter und Angestellte des Betriebes, zu prellen. Abgerundet wird das Bild durch die jüngste Entwicklung folgender Fälle: Jahr Unter- Urkunden- Geld- und Straf- schlagung fälschung Wert- taten Zeichen- im Amt fälschung 1978 33 474 30 443 786 1 756 1982 42 365 43 078 795 2 279 1983 45 353 39 608 882 3 473 Wachsende Rauschgiftkriminalität Angesichts der im Jahre 1983 festgestellten 63 742 Rauschgiftdelikte spricht das „Bulletin des Presse- und Informations- amtes der Bundesregierung“ mit Recht von einer „insgesamt bedrohlichen Rauschgiftsituation “.7 Von 1980 bis 1983 mußten insgesamt rund 250 000 Fälle von Rauschgiftkriminalität verfolgt werden. In der gleichen Zeit wurden von der Polizei 822 kg Heroin, 185 kg Kokain und 17 675 kg Cannabis sichergestellt. Das hängt offenbar damit zusammen, daß in den letzten Jahren die Fälle des illegalen Handels und Schmuggels von Rauschgiften gegenüber dem Ende der 70er Jahre deutlich zugenommen haben (1978 = 14 770; 1981 = 21 970; 1982 = 23 165; 1983 = 23 670). Nach zunächst erheblichen Rückgängen in den Jahren 1980 und 1981 weist nunmehr auch wieder die Zahl der Drogentoten eine deutlich ansteigende Tendenz auf: 1978 = 430; 1979 = 623; 1980 = 494; 1981 = 360; 1982 = 383; 1983 = 472. Dazu heißt es im „Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung“: „Die Zahl der Drogentoten ist allerdings kein sicherer Maßstab für die Entwicklung des Rauschgiftmißbrauchs. Sie hängt nicht .zuletzt mit dem Wirkstoffgehalt der illegal gehandelten Drogen zusammen. Das 1979 und nun wieder 1983 im Drogenhandel erhältliche Heroin mit hohem Reinheitsgehalt führt leicht zu ungewollten Überdosierungen. Auffällig ist auch das höhere Lebensalter der Drogentoten des Jahres 1983. Es verstärkt sich der Eindruck, daß bei älteren Abhängigen regional mit unterschiedlichen Tendenzen Resignation zu mangelnder Sorgfalt führt und deshalb ungewollt Todesfälle Vorkommen, aber auch Todesfälle mit suizidaler Absicht sich häufen. Abhängige mit einer Drogenkarriere von 10 und mehr Jahren, mit wiederholten und erfolglosen Therapieversuchen, mit Gefängnisstrafen und einer mehr und mehr als trostlos empfundenen Lebenssituation gehören hierzu .“8 * Genau besehen bringt die Kriminalstatistik der BRD für 1983 nichts wesentlich Neues, sondern hauptsächlich die Bekräftigung dessen, daß der Prozeß der „Durchkriminalisierung“ dieser Gesellschaft sich permanent fortsetzt. Der bekannte Satz von Karl Marx, daß im kapitalistischen Gesellschaftssystem „die Verbrechen sogar rascher zunehmen als seine Bevölkerungszahl“6 9, ist im heutigen monopolistischen Stadium noch dahin zuzuspitzen, daß selbst bei einem Schrumpfen der Bevölkerungszahl die Kriminalität beschleunigt anwächst. In der BRD ist in den letzten zehn Jahren die Bevölkerungszahl um 546 500 gesunken, während in derselben Zeit die festgestellte Kriminalität um 1 785 100 Fälle also um 70 Prozent zugenommen hat. Einer vorurteilslosen Suche nach den gesellschaftlichen Ursachen einer solchen Kriminalitätsflut wird in der BRD im allgemeinen aus dem Weg gegangen. Selbst seriöse bürgerliche Wissenschaftler bleiben meist nur an der Oberfläche, mögen sie auch teilweise auf einzelne relevante Symptome stoßen. So hat der Bremer Arbeitspsychologe Th. Kieselbach im Ergebnis wissenschaftlicher Untersuchungen z. B. festgestellt: Arbeitslosigkeit, verbunden mit z. T. erheblichem sozialem Abstieg, führe „zur Zunahme der Kriminalität, Drogenabhängigkeit, depressiver Symptome, Alkoholismus, alkoholabhängiger Krankheiten“.10 11 Vornehmlich die etablierte Kriminologie vermeidet es, der Grundursache des Übels, der zunehmenden Menschenfeindlichkeit des imperialistischen Profitsystems im Prozeß seiner fortschreitenden allgemeinen Krise, auch nur nahezukommen. Dazu wäre es u. a. notwendig, die von der Monopolbourgeoisie als Klasse begangenen Verbrechen unter die Lupe zu nehmen.11 Ein solches Unterfangen ist aber unter den dort obwaltenden gesellschaftlichen Umständen nicht denkbar. Außerdem ist durch das System selbst weitgehend abgesichert, daß die Kriminalität der Mächtigen im dunkeln bleibt. H. H. 5 Vgl.: Bulletin , a. a. O., S. 444 ff. 6 Vgl.: Bulletin , a. a. O., S. 446. 7 Vgl.: Bulletin , a. a. O., S. 448. 8 Vgl.: Bulletin a. a O, S. 448. 9 K. Marx, „Bevölkerung, Verbrechen und Pauperismus“, in: Marx/ Engels, Werke, Bd. 13, Berlin 1961, S. 492. 10 Zitiert nach: ND vom 6./7. August 1983, S. 6. 11 Vgl. dazu J. Lekschas/H. Harrland/R. Hartmann/G. Lehmann, a. a. O., S. 88 ff.;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 38. Jahrgang 1984, Seite 364 (NJ DDR 1984, S. 364) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 38. Jahrgang 1984, Seite 364 (NJ DDR 1984, S. 364)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 38. Jahrgang 1984, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1984. Die Zeitschrift Neue Justiz im 38. Jahrgang 1984 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1984 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1984 auf Seite 512. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 38. Jahrgang 1984 (NJ DDR 1984, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1984, S. 1-512).

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