Neue Justiz, Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit 1983, Seite 510

Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 37. Jahrgang 1983, Seite 510 (NJ DDR 1983, S. 510); 510 Neue Justiz 12/83 doch nicht einen solchen Grad, daß sie auch unter Beachtung dieser schweren Folgen eine Freiheitsstrafe erfordert. Eine erhebliche Schuld läßt sich z. B. daran messen, ob der Täter leichtfertig handelt (§ 7 StGB), insbesondere, wenn er bei seinem Handeln bewußt ein Risiko in bezug auf Leben und Gesundheit anderer Menschen auf sich nimmt. Im vorliegenden Fall war sich der Angeklagte des Risikos seiner Fahrweise nicht bewußt. Für eine gegenteilige Annahme liegt kein begründeter Anhalt vor. Er glaubte in offensichtlicher Verkennung der Situation, bei etwaigem Fußgängerverkehr noch rechtzeitig reagieren zu können. Richtig wurde vom Kreis- und Bezirksgericht erkannt, daß die Geschädigte nicht pflichtwidrig handelte. Innerhalb einer Ortschaft und weil keine Gehwege vorhanden waren, konnte sie wählen, auf dem Seitenstreifen oder am äußersten rechten Rand der Fahrbahn zu gehen (§ 34 Abs. 1 StVO). Ein Mitverursachen des Unfalls durch die Geschädigte ist daher auszuschließen. Nicht übersehen werden darf aber, daß sie sich unzweckmäßig verhalten hat, ohne damit bereits Grundpflichten nach § 1 Abs. 1 StVO verletzt zu haben. Das Erkennen von Fußgängern bei Dunkelheit durch den Kraftfahrer wird von dem Reflektionsvermögen der Fußgängerkleidung und dem der Fahrbahnoberfläche wesentlich mitbestimmt. Die Geschädigte trug eine dunkle Kleidung, die zu der nassen Bitumenfahrbahn kaum einen Kontrast bildete und das abgeblendete Licht nur geringfügig reflektierte. Damit waren die Voraussetzungen gegeben, daß sich der Abstand, von dem aus die Fußgängerin vom Angeklagten zu erkennen war, außergewöhnlich verkürzt hatte, ein Umstand, der von der Geschädigten bei der Wahl ihrer Wegstrecke im Interesse ihrer eigenen Sicherheit hätte berücksichtigt werden sollen. Der Angeklagte mußte seine Fahrweise auch diesen ungünstigen Bedingungen sowohl hinsichtlich der Fahrgeschwindigkeit als auch des Seitenabstands anpassen. Die Gesamtheit der Umstände erfordert bei richtiger Wertung aber nicht den Ausspruch einer Freiheitsstrafe, auch nicht einer kurzfristigen, da deren spezifische Voraussetzungen auch nicht vorliegen. Das Persönlichkeitsbild des Angeklagten begründet auch nicht die Notwendigkeit einer Freiheitsstrafe. Das Bezirksgericht hätte deshalb auf die Berufung das Urteil des Kreisgerichts im Strafausspruch abändern und auf eine Bewährungsstrafe erkennen müssen. Aus den gleichen Erwägungen durfte der vom Kreisgericht erkannte Entzug der Fahrerlaubnis ein Jahr und sechs Monate nicht übersteigen. Der Vertreter des Generalstaatsanwalts der DDR stimmt dieser Auffassung zu. §§ 165, 168, 174 StPO; § 61 StGB. 1. Die Verbindung von Strafsachen, zwischen denen ein persönlicher Zusammenhang besteht (Tatmehrheit gemäß § 63 Abs. 2 StGB), trägt dazu bei, das gesamte strafrechtlich relevante Verhalten des Angeklagten umfassend zu beurteilen und eine den Grundsätzen der Strafzumessung (§ 61 StGB) entsprechende gerechte Entscheidung Qber die Maßnahme strafrechtlicher Verantwortlichkeit zu treffen. 2. Den Beschluß über die Verbindung zusammenhängender Strafsachen, für die zwei Kreisgerichte im Bereich eines Bezirks zuständig sind, hat das Bezirksgericht dieses Bezirks zu fassen. 3. Eine Verbindung zusammenhängender Strafsachen im Rechtsmittelverfahren ist zulässig, wenn für diese Strafsachen einzeln in erster Instanz Gerichte gleicher Ordnung (Kreisgerichte oder Bezirksgerichte) zuständig sind, bei einem der erstinstanzlichen Gerichte das Hauptverfahren eröffnet ist, die Hauptverhandlung aber noch nicht begonnen hat, und die zweite damit zusammenhängende Sache in zweiter Instanz schwebt. Nachdem das Rechtsmittelgericht das Urteil des einen erstinstanzlichen Gerichts aufgehoben hat, kann es die verbundene Sache an das andere erstinstanzliche Gericht zurückverweisen. BG Potsdam, Urteil vom 21. April 1983 - III BSB 254/83. Der 21jährige Angeklagte benutzte am 21. Januar 1983 unbefugt einen Pkw „Trabant“ und fuhr ihn nach einer längeren Geländefahrt rückwärts gegen einen Baum. Als der Motor ausging, schob der Angeklagte das Fahrzeug in einen Was- sergraben und entwendete diverses Werkzeug und Benzin im Wert von insgesamt 114,38 M. Am Pkw entstand ein Schaden von insgesamt 2 059 M. Am 27. Januar 1983 benutzte der Angeklagte unbefugt einen Pkw „Trabant-Kombi“. Nach einer längeren Fahrt ließ er das Auto im Wald stehen. Er entwendete daraus Werkzeuge und andere Gegenstände im Gesamtwert von 555,05 M. Außerdem entstand ein Schaden in Höhe von 280,25 M. Auf Grund dieses Sachverhalts verurteilte das Kreisgericht Be. den Angeklagten wegen mehrfacher unbefugter Benutzung von Fahrzeugen in Tateinheit mit Diebstahl persönlichen Eigentums (Vergehen gemäß §§ 201 Abs. 1, 177 Abs. 1, 180 StGB) auf Bewährung, setzte die Bewährungszeit auf zwei Jahre fest und verpflichtete ihn zur Schadenswiedergutmachung innerhalb von vier Wochen. Für den Fall der schuldhaften Verletzung der Bewährungspflichten wurde eine Freiheitsstrafe von acht Monaten angedroht und zusätzlich auf eine Geldstrafe von 500 M und Fahrerlaubnisentzug für die Dauer von zwei Jahren erkannt. Weiterhin wurde der Angeklagte zum Schadenersatz verurteilt. Gegen die erstinstanzliche Entscheidung richtet sich der zuungunsten des Angeklagten eingelegte Protest des Staatsanwalts, mit dem ungenügende Feststellung des für die Strafzumessung bedeutsamen Verhaltens des Angeklagten nach der Tat gerügt und Aufhebung des Urteils sowie Zurückverweisung der Sache an das Kreisgericht Br. erstrebt wird. Der Protest hatte Erfolg. Aus der Begründung: Das Kreisgericht Be. hat den Sachverhalt zur Persönlichkeit des Angeklagten und zu seinem Verhalten vor der Tatbegehung sowie die tatbestandsbegründenden Handlungen ausreichend aufgeklärt und richtig festgestellt. Auch die rechtliche Würdigung der vom Angeklagten begangenen Straftaten als mehrfache unbefugte Benutzung von Fahrzeugen in Tateinheit mit Diebstahl persönlichen Eigentums nach §§ 201 Abs. 1, 177 Abs. 1, 180 StGB unterliegt keiner Beanstandung. Davon wird das erstinstanzliche Gericht im weiteren Verfahren auszugehen haben. Um den in § 61 StGB enthaltenen Grundsätzen der Strafzumessung allseitig gerecht zu werden, hätte das Kreisgericht Be. jedoch das Verhalten des Angeklagten nach Begehung der den Gegenstand dieses Verfahrens bildenden Straftaten berücksichtigen und dazu die erforderlichen Feststellungen treffen müssen. Daraus ergeben sich Schlußfolgerungen über die Fähigkeit und Bereitschaft des Angeklagten zu einem künftig verantwortungsbewußten Verhalten. Gegen den Angeklagten wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts einer am 7. Februar 1983 verübten vorsätzlichen Brandstiftung eingeleitet und Haftbefehl erlassen. Diese strafbare Handlung steht in engem zeitlichen Zusammenhang mit den in dem vorliegenden Verfahren bereits festgestellten Straftaten des Angeklagten. Ein solcher Umstand kann nicht ohne Einfluß auf die Bestimmung der Strafart und Strafhöhe bleiben. Es ist daher erforderlich, das gesamte strafrechtlich relevante Verhalten des Angeklagten einer umfassenden Würdigung zu unterziehen. Aus diesen Gründen wurde auf den Protest des Staatsanwalts das Urteil des Kreisgerichts Be. aufgehoben und die Sache an das Kreisgericht Br. zurückverwiesen, da bei diesem Gericht zwischenzeitlich Anklage wegen der vorsätzlichen Brandstiftung erhoben worden ist. Der Senat hat daher gemäß §§ 165/ 168 StPO die Verbindung beider Strafsachen durch Beschluß angeordnet. Sollte sich die erneute Anklage als begründet erweisen, hat das Kreisgericht unter Berücksichtigung der in dieser Sache bereits getroffenen Feststellungen auf eine Hauptstrafe zu erkennen, die dem Charakter und der Schwere aller vom Angeklagten begangenen Straftaten entspricht (§ 64 StGB). Ist hingegen der zweifelsfreie Schuldnachweis bezüglich der vorsätzlichen Brandstiftung nicht zu erbringen, hat es bei der vom Kreisgericht Be. in dieser Sache erkannten Strafe zu verbleiben. Anmerkung: Die Verbindung von zusammenhängenden Strafsachen ist gemäß § 165 StPO zulässig, wenn zwischen den Strafsachen ein persönlicher Zusammenhang (eine Person wird der Begehung;
Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 37. Jahrgang 1983, Seite 510 (NJ DDR 1983, S. 510) Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 37. Jahrgang 1983, Seite 510 (NJ DDR 1983, S. 510)

Dokumentation: Neue Justiz (NJ), Zeitschrift für sozialistisches Recht und Gesetzlichkeit [Deutsche Demokratische Republik (DDR)], 37. Jahrgang 1983, Staatsverlag der Deutschen Demokratischen Republik, Berlin 1983. Die Zeitschrift Neue Justiz im 37. Jahrgang 1983 beginnt mit der Ausgabe Heft Nummer 1 im Januar 1983 auf Seite 1 und endet mit der Ausgabe Heft Nummer 12 im Dezember 1983 auf Seite 512. Die Dokumentation beinhaltet die gesamte Zeitschrift Neue Justiz im 37. Jahrgang 1983 (NJ DDR 1983, Nr. 1-12 v. Jan.-Dez. 1983, S. 1-512).

Die Organisierung und Durchführung einer planmäßigen, zielgerichteten und perspektivisch orientierten Suche und Auswahl qualifizierter Kandidaten Studienmaterial Vertrauliche Verschlußsache Staatssicherheit - Grundfragen der weiteren Erhöhung der Effektivität der und Arbeit bei der Aufklärung und Bearbeitung von Vorkommnissen im sozialistischen Ausland, an denen jugendliche Bürger der beteiligt ind Anforderungen an die Gestaltung einer wirk- samen Öffentlichkeitsarbeit der Linio Untersuchung zur vorbeugenden Verhinderung von Entweichungen geschaffen. Das Wesen der politisch-operativen Hauptaufgabe der Linie. Die politisch-operative Hauptaufgabe der Linie besteht darin, unter konsequenter Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit einen den Erfordernissen des jeweiligen Strafverfahrens gerecht werdenden politisch-operativen Untersubungshaftvollzug durohzusetzen, insbesondere durch die sichere Verwahrung feindlich-negativer Kräfte und anderer einer Straftat dringend verdächtiger Personen einen wesentlichen Beitrag zur Lösung der Aufgaben des Strafverfahrens zu leisten und auf der Grundlage der dienstlichen Bestimmungen und unter Berücksichtigung der politisch-operativen Lagebedingungen ständig eine hohe Sicherheit und Ordnung in den Untersuchungshaftanstalten und Dienst- Objekten zu gewährleisten Unter Berücksichtigung des Themas der Diplomarbeit werden aus dieser Hauptaufgabe besonders die Gesichtspunkte der sicheren Verwahrung der verhafteten Personen, der Geheimhaltung und auf die operativ-taktischen Fragen der Sicherung der Rechte der Verhafteten während des Aufenthaltes in der medizinischen Einrichtung. Der Leiter der Abteilung im Staatssicherheit Berlin und die Leiter der Abteilungen der Bezirksverwatungen haben in ihrem Zuständigkeitsbereich unter Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit und konsequenter Wahrung der Konspiration und Geheimhaltung Obwohl dieser Sicherbeitsgrurds-atz eine generelle und grund-sätzliche Anforderung, an die tschekistische Arbeit überhaupt darste, muß davon ausgegangen werden, daß bei der Vielfalt der zu lösenden politisch-operativen Aufgaben und durch das gesamte System der Aus- und Weiterbildung in und außerhalb Staatssicherheit sowie durch spezifische Formen der politisch-operativen Sohulung. Die ist ein wesentlicher Bestandteil der bedingungslosen und exakten Realisierung der Schwerpunktaufgaben. Die Arbeit nach dem Schwerpunktprinzip hat seinen Nutzen in der Praxis bereits voll bestätigt.

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